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Die Maulbeerbaumallee

Die Maulbeerbaumallee

Der gewesene Schullehrer in Zinna (zwischen Jüterbog und Luckenwalde) hat nicht nur Kindern das lxl, das Schreiben und den Kleinen Katechismus beigebracht, sondern außerdem - um sein bescheidenes Lehrergehalt aufzubessern - über eine lange Reihe n Jahren Seidenproduktion betrieben. 280 Maulbeerbäume nannte der Schullehrer sein eigen. Mit den Blättern fütterte er die in einem besonderen Raum auf Hürden gehaltenen Seidenraupen. Diese haben sich, nach mehreren Lebensabschnitten und Häutungen, schließlich in Kokons eingesponnen. Das Gespinst dieser Kokons sind die Seidenfäden, die abgehaspelt wurden. Der Lehrer zu Zinna hat ordentlich Buch geführt und für das Seidenbau-Wirtschaftsjahr 1833 folgende Kosten und Erträge notiert:"'

»Ausgaben:
- An Tagelohn für das Pflücken der Blätter
25 Thaler, 15 Silbergroschen
- Für Holz zum Heizen bei kalter Witterung
6 Thaler
- Haspel lohn für 30 '/z Pfund Seide zu 20 Silbergroschen für das Pfund
20 Thaler, 10 Silbergroschen Summe der Ausgaben:
51 Thaler, 25 Silbergroschen Einnahmen:
- Für 29 Pfund Seide zu 6 Thaler das Pfund
174 Thaler
- Für IV2 Pfund Seide n Doppelcocons
zu 2 Thaler das Pfund



3 Thaler Summe der Einnahmen:
177 Thaler Mithin: Überschuß der Einnahme über die Ausgabe:
125 Thaler, 5 Silbergroschen.«

Seidenraupenzucht war insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert in Brandenburg weit verbreitet. Im großen Stil hat das auf seinem Gut Zernikow** Michael Gabriel Fredersdorff, der Kammerdiener Friedrich des Großen, betrieben. Fontane berichtet, schon 1747 standen auf dem Gutsgelände n Zernikow 8000 Maulbeerbäume.
Und manche stehen noch immer. Die Straße n Zernikow nach Zernikowmühle ist eine Maulbeerbaumallee, eine lebende Erinnerung an brandenburgische Seidenbauzeiten. Seidenraupen, die sich zu Kokons kunstll einspinnen, gibt es aber auch auf Zernikow schon lange nicht mehr.
* Veröffentlicht in: »Das Hauslexikon«, siebenter Band; (1837)
** Zernikow liegt einige Kilometer östlich n Rheinsberg bzw. nördlich n Gransee.







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