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Die Industrielle Revolution

Die Industrielle Revolution

Eine wesentliche raussetzung zur Vervielfachung der Steinkohlenförderung war im 19. Jh. der Einsatz der Dampfmaschine, diel 765 von James Watt bis zur technischen Brauchbarkeit gebracht worden war. 1798 wurde eine solche >Feuermaschine< erstmals im Ruhrgebiet aufgestellt, um in der Saline Königsborn bei Unna die Salzsohlc hochzu-pumpen. Ein Jahr später erfolgte der erste Einsatz einer Dampfmaschine im Kohlenbergbau des Ruhrtals, wo einströmendes Grundwasser bewältigt werden musste. Es sollte dann allerdings noch mehr als drei Jahrzehnte dauern, bis ausreichend leistungsfähige Dampfmaschinen entwickelt worden waren, die auch >Grubenwasscr< aus einer Tiefe von mehr als 100 m hochpumpen konnten. Mit Hilfe solcher Maschinen gelang nordwestlich von Essen in den 1830er Jahren die Durchteu-fung der Mergeldecke und die Erschließung der ungleich ergiebigeren Kohlevorkommen des Emschertals, die sich auch zur Verkokung eigneten. Durch die Köln-Mindener Eisenbahnlinie wurde dieses Gebiet 1847 verkehrsmäßig erschlossen, was den Abtransport der geförderten Kohle zu überregionalen Verbrauchern immens erleichterte.
Die Dampfmaschine, die damals als leistungsstarke Antriebsquelle das Verkehrswesen und die Warenproduktion revolutionierte, wurde auch zu einem gewichtigen Abnehmer von Steinkohle. Noch bedeutender war allerdings die Ablösung der Holzkohle durch den neuen Energieträger im Bereich der Eisen- und Stahlerzeugung. 1847/48 setzte die Fricdrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim erstmals im Ruhrrevier die heimische Steinkohle bei der Erzverhüttung ein. Bereits 1826 war der folgende Produktionsschritt, die Umwandlung von Roheisen in schmiedbaren Stahl, in den Mechanischen Werkstätten Harkort & Co. auf Burg Wetter von Holz- auf Steinkohle umgestellt worden. Ruhrstahl wurde im Laufe des 19. Jh. zum qualitativ hochwertigen Massenprodukt, das beim Bau von Lokomotiven, Schienen, Brücken, Industriehallen, Waffen etc. weltweit Verwendung fand. Bereits im Krieg von 1870/71 schössen Deutsche und Franzosen mit Kanonen aus Krupp-Stahl aufeinander.




Um 1850 rechnete man besonders im Ruhrtal mit idealen Standortvoraussetzungen für die Schwerindustrie, lagen hier doch Steinkohlen- und Eisensteinvorkommen dicht beieinander. Durch die Gründung von Hüttenwerken in Horde und Hattingen wollte man sich diese Standortvorteile zu Nutze machen. Diese Erzlagerstätten erwiesen sich allerdings bald als unzureichend. Eisenerz wurde fortan aus dem Siegerland, aus Lothringen, aus Schweden etc. ins Ruhrre-vicr transportiert. Der Duisburger Raum, wo in der zweiten Hälfte des 19. Jh. mehrere Hochofenwerke errichtet wurden, war durch seine verkehrsgünstige Lage am Rheinufer im rteil. Demzufolge forderte das östliche Ruhrgebiet als Kompensation eine Kanalverbindung zur Nordsee, die dann auch in den 1890er Jahren geschaffen wurde: 1899 weihte Kaiser Wilhelm II. persönlich den Dortmund-Ems-Kanal und den Dortmunder Hafen ein.

Malakofftürme
Beim Kohlenbergbau an Ruhr und Emschcr erforderte die Installation von Dampfmaschinen eine solide Konstruktion der Zechengebäude. So bestehen z. B. die erhaltenen Fördermaschinenhäuser der Schachtanlagen Friederika (ca. 1820) und Wallfisch (ca. 1850), die auf den Ruhrhöhen bei Wetter bzw. Witten errichtet wurden, nicht mehr aus Fachwerk, sondern aus Bruchsteinmauerwerk. Im Fall von Wallfisch lag der Schacht im Keller des Maschinenhauses, das somit gleichzeitig ein >Schachthaus< war. Bei Friederika lag er vor dem Maschinenhaus und war mit einem einfachen hölzernen Fördergerüst überbaut. Bei den Tiefbauzechen der Hellweg- und Emscherzonc wuchs sich das Schachthaus seit den 1850er Jahren zum >Schacht-turm< aus, der bald eine Höhe von mehreren Dutzend Metern erreichen konnte. Für eine solche Bauhöhe gab es mehrere Gründe: Um möglichst viel Kohle auf einmal nach oben zu transportieren, wollte man sehr hohe Förderkörbe einsetzen, d. h. Gestelle mit zwei oder mehreren übereinander liegenden Etagen für die Förderwagen. Die Entladungsstation des Korbes über Tage (>HängebankMalakofftürme< genannt. Im Innern der Bauten war eine Füh-rungs.konstruktion für die Förderkörbe montiert (>SpurlattcnStrebepfciler< verstärkt, wodurch die enormen Seilzugkräfte wirkungsvoller abgefangen werden konnten. Eck-türmchen von zumeist oktogonalem Zuschnitt nahmen Fluchttreppen auf, die hier von der anfangs noch aus Holz gefertigten, stark brandgefährdeten Führungskonstruktion für die Förderkörbe ausreichend abgeschirmt lagen.

»Mancher stolze, in reicherem Stile aufgeführter Schachtthurm ragt wie eine Ritterburg aus dem Wald oder Busch oder in lachendem Gefilde hervor«, assoziierte die Fachzeitschrift »Stahl und Eisen« im Jahr 1882.


Färdertürme und Fördergerüste des Bergbaus (von links): Fördermaschinenhaus mit hölzernem Fördergerüst
Schacht- und Maschinenhaus Schachtturm Malakollturm

Anders als beim frühen Bergbau handelte es sich bei den Zechen der industriellen Revolution um ausgedehnte Fabrikanlagen mit einer Fülle von Bauten unterschiedlicher Funktion. Neben den Fördertürmen und Maschincnhäusern gab es hier Kesselhäuser mit hohen Fabrikschornsteinen, Metall- und Holzwerkstätten, Verwaltungsgebäude, Kohleaufbercitungs- und Verladeeinrichtungen, gegebenenfalls auch eine Kokerei In der Regel wurden die einzelcn Gebäude nach einem einheitlichen Gesamt entworfen und funktional wie optisch einander zugeordnet. Beeindruckten solche Zechenanlagen zunächst durch ein geschlossenes, harmonisches Erscheinungsbild, so schufen doch Erweiterungs- und Modcrnisierungsmaßnahmen in der Regel bald optische Brüche. Nach relativ kurzer Zeit hatte sich die Zeche in ein unübersichtliches Konglomerat von Bauten verschiedener Stilrichtungen verwandelt, die unterschiedliche technische Entwicklungsstadien repräsentierten.
Heute bildet Bausubstanz aus den Jahrzehnten zwischen ca. 1850 und 1890 auf den Zechenarealen des Ruhrgebiets eher die Ausnahme. Immerhin existieren - von ehemals über hundert - noch insgesamt 13 Malakofftürme zwischen Duisburg und Dortmund. Altestes erhaltenes Zeugnis für die Verkokung von Steinkohle sind vermutlich die Relikte von Koksofenbatterien der Zechen Eintracht Tiefbau in Essen-Freisenbruch und Neu Iserlohn in Bochum-Som-born (ca. 1895). Erheblich dürftiger als beim Bergbau ist allerdings die denkmalwerte Überlieferung bei der Eisen- und Stahlindustrie, wo offenbar noch rigoroser Altes durch Neues ersetzt wurde. Im Gegensatz zu einem Förderturm, der schon mal ein Jahrhundert lang in Betrieb bleiben konnte, besaß ein Hochofen allenfalls eine Lebensdauer von vier Jahrzehnten. Auch die Nebenanlagen (Erz- und Koksbunker, Winderhitzer, Gebläse und Abstichhallen, Kühltürme und Kamine etc.) wurden häu erneuert. Als frühes Fabrikgebäude der Stahlbranche konnte vor wenigen Jahren immerhin ein Bessemerstahl werk auf dem Gelände der Hattinger Henrichshütte wieder entdeckt werden, das von ca. 1870 stammt.

Arbeiterkolonien
Die Expansion von Bergbau und Stahlindustrie erforderte den Zuzug einer großen Zahl von Arbeitskräften. Im Kernbereich des Ruhrgebiets lebten 1852 ca. 375 000 Menschen, 1925 aber fast 3,8 Millionen. Die ersten Zuwandercr stammten aus den umliegenden Regionen (Münsterland, Ostwcstfalcn, Hessen). Es handelte sich vorwiegend um Handwerker oder Kleinbauern, die ihre bisherige Existenzgrundlage durch wirtschaftliche Schwierigkeiten gefährdet sahen. Seit den 1870er Jahren lockten die Zechengesellschaften und Schlotbarone dann zunehmend Arbeitskräfte aus den landwirtschaftlich geprägten preußischen Ostprovinzen (Schlesien, Posen, Ost- und Westpreußen) ins Industrierevier. Diese Zuwanderer waren häu polnischer Nationalität und beherrschten die deutsche Sprache zunächst nur unvollkommen. Außer diesen >Polen< arbeiteten auch zahlreiche Menschen mit fremder Staatsbürgerschaft (Slowaken, Kroaten, Italiener usw.) im Ruhrgebiet.
Die erste Welle der Neuankömmlinge zog noch als >Einlieger< in die Kötterhäuser und Bauernhöfe in der ländlichen Region oder zur Untermiete in die bergischen Fachwerkhäuser und klassizistischen Stadthäuser der Hellweg-Städte, wo die Menschen nun enger zusammenrücken mussten. So wuchs allein in Essen zwischen 1840 und 1871 die Fersonenzahl pro Haus im Durchschnitt um mehr als das Doppelte. Jeder verfügbare Raum - auch Schuppen, Scheunen, Ställe - wurde zu Wohnquartieren umgebaut. Die hygienischen Verhältnisse waren unzureichend. Immer wieder keimten Epidemien auf.
Die größeren Kommunen reagierten mit der Ausweisung neuer Wohngebiete auf diese Probleme. Stadterweiterungsungen aus Mülheim (1829), Duisburg (1850), Dortmund (1850) und Essen (ca. 1860) wiesen zumeist ein simples, rechtwinklig sich kreuzendes Straßennetz auf. Baumbestandene Boulevards oder sternförmige Schmuckplätzc wurden nur selten einget. Die Reihenhäuser ^ besaßen in der Regel drei bis vier Geschosse und standen traufseitig zur Straße. Die rderfront war häu mit historisierendem Stuck-Dekor verziert. Die Hofseite zeigte nacktes, rußgeschwärztes Ziegelmauerwerk. Niedrige Schuppen beherbergten hier kleine Handwerksbetriebe. Häu lagen solche Neubauviertel, die keineswegs die Größe und Großzügigkeit der Berliner oder Kölner Stadterweiterung erreichten, zwischen Fabrikarealen eingeklemmt.
Noch heute findet man diesen Haustyp, nicht nur in den Randbe-rcichen der Stadtzentren, sondern auch auf dem 'flachen Land« zwischen den einzelnen Siedlungskernen. Dabei verblüffen immer wieder längere Hauszeilen, die ohne Bezug zu einer urbanen Anschlussbebauung in freier Landschaft errichtet worden sind. Gelegentlich stößt man dort sogar auf einzelne, völlig isoliert stehende Stadthäuser. Ein gutes Stück vom nächsten Ortskern entfernt schufen private Bauherrn auf billigem Baugrund weiteren Wohnraum für Arbeiterfamilien.
Insgesamt gesehen erreichte der private Mietwohnungsbau im Ruhrrevier, wo es nur in Ansätzen ein kapitalkräftiges Bürgertum gab, bei Weitem nicht die gleiche Bedeutung wie in anderen deutschen Städten. Demzufolge sahen sich die Unternehmer gefordert, das Wohnungsproblem durch eigenes Engagement in den Griff zu bekommen. Allein stehenden jungen Arbeitern bot man Unterkunft und Verpflegung in werkseigenen Kost- und Logierhäusern (> Menagen«) an. Für Arbeiterfamilien wurden >Kolonien< errichtet. Eine großzügig geschnittene Wohnung in einer solchen Wcrkssicdlung war damals ein beliebtes Lockmittel, um qualifizierte Arbeitskräfte aus entlegenen Regionen anzuwerben bzw. daran zu hindern, am Ort zur Konkurrenz abzuwandern.
1844 errichtete die Gutehoffnungshütte in >Eisenheim< bei Oberhausen die ersten Koloniehäuser des Ruhrgebiets. Danach folgten weitere Siedlungsbauprojekte zunächst noch eher vereinzelt. Erst um 1870 wurde der Werkswohnungsbau im Induslricrcvicr zur gängigen Praxis der Zechengesellschaftcn und Slahlkonzerne. Ein gewaltiger Bauboom setzte schließlich um 1890 ein. 1873 gab es im Ruhrrevier erst 5930 zecheneigene Wohnungen, 1893 dann gut 10000. Im Jahr 1914 lebten 34,9% der Bergarbeiterschaft in insgesamt 86801 Werkswohnungen. Dabei lagen die meisten Kolonien im nördlichen Ruhrgebiet, wo mancherorts mehr als 60% der Bergmannsfamilien in zecheneigenen Wohnungen untergebracht waren.
Die Tradition des Werkswohnungsbaus reicht in Deutschland vereinzelt bis ins 17. Jh. zurück. Aus dem frühen 19. Jh. blieben in Westfalen u. a. Arbeiterwohnungen der frühindustriellen Glasfabrik Gernheim bei Petershagen (nördlich von Minden) sowie der Saline Königsborn bei Unna erhalten. In beiden Fällen handelt es sich um einen Reihenhaustyp mit straffer Fassadengliederung und paarweise gekoppelten Eingangstüren. Vergleichbare Reihenhauszeilen (sog. >D-ZügeBcrgmannskuhi sprach.
In der zeitgenössischen Diskussion um die Wohnungsfrage wurde gelegentlich betont, dass die Bergleute im Ruhrrevier in ihren vergleichsweise großzügigen, ländlich gelegenen Werkswohnungen komforler leben könnten als die Arbeiterfamilien anderer Stadtregionen: Ein Koloniehaus böte erheblich mehr Wohnqualität als z. B. die Wohnung im vierten Hinterhaus einer Berliner Mietskaserne. In diesem Sinne haben manche Unternehmen im Ruhrgebiet ihre Wcrkssicdlungen in aufwändigen Prachtbänden als >Wohlfahrtsein-richtungen« würdigen lassen. Schaut man genauer hin, so fiel allerdings mancher Schatten auf die proierte Wohnidylle. Die meisten Werkswohungen boten zwar ausreichend Raum für kinderreiche Familien. Aber häu lebte die Bergmannsfamilie nicht alleinc in ihrer Wohnung. Vielmehr zwang der stark schwankende, bisweilen unzureichende Lohn des Vaters zum Zusammenrücken, da ledige Jungbergleute als >Schlafgänger< zur Untermiete aufgenommen werden mussten. Auch die Gartenarbeit war nicht ausschließlich eine angenehme Freizeitbeschäftigung an der frischen Luft für Bergleute, die zuvor lange Schichten unter Tage zugebracht hatten. Gartenbau und Viehhaltung lieferte vielmehr ein wichtiges, in Krisenzeiten kaum verzichtbares Zubrot für den Wochenspeise.

Der Vermieter, der gleichzeitig Arbeitgeber des Familienvaters war, reglementierte das Leben in den Kolonien durch zahlreiche rschriften und Auflagen. Seinen Inspektoren musstc jederzeit Zutritt zu den Wohnungen gewährt werden. Hingegen verbot z. B. die Gcl-senkirchener Bergwerks AG »sozialdemokratischen Agitatoren < ausdrücklich das Betreten ihrer Werkssiedlungen. In den meisten Kolonien bot eine Gruppe von Steigerhäusern den Zechenbeamten die Möglichkeit, die Bergleute auch über die Dienstzeit hinaus unter Kontrolle zu halten. Im Fall von Lohnkämpfen sahen sich die Kumpel dem doppelten Druck ausgesetzt, zugleich mit dem Arbeitsplatz auch ihre Wohnung zu verlieren.
1889 erschütterte erstmals ein großer Bergarbeiterstreik das Ruhrrevier. 1905 und 1912 eskalierten die Arbeitskämpfc erneut. Bei diesen Auseinandersetzungen ging es längst nicht nur um höhere Löhne, sondern auch um Schutz gegen die Willkür von rgesetzten (z. B. beim >Wagennullen







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