Erkundung der grünen Eilande im grauen Watt. Wer im Sommer als Tagesgast anreist, hat kaum Gelegenheit, die vielgepriesene Einsamkeit der Natur zu genießen, bekommt aber einen Einblick in die bewegte Geschichte. Winzige Kirchen sind mit Schätzen versunkener Gotteshäuser ausgestattet. Prächtige Kapitänsstuben zeugen m Wohlstand der Seefahrtsepoche.
»Wie Träume liegen die Inseln im Nebel auf dem Meer«, schrieb der nordfriesische Dichter Theodor Storm über die Halligen im Wattenmeer. Vor den verheerenden Fluten des Mittelalters soll es mehr als 100 gegeben haben, heute sind nur noch zehn, ganz unterschiedlich große übriggeblieben: l.an-geneß, Oland, Gröde, Habcl, Hooge, Norderoog, Hamburger Hallig, Nordstrandischmoor, Sii-deroog und Südfall. |ede hat ihren ganz eigenen Charakter: Die großen Halligen Langeneß und Hooge zählen jeweils über 100 Einwohner, die kleinsten sind allein das Reich der Scevögel und werden nur im Sommer n einem Vogelwart gehütet. Ein Großteil sind Neulandbildungen, die erst in den Jahrhunderten nach den großen Fluten durch Schlickablagcrungen auf dem flachen, überfluteten Land entstanden. Unter einigen der Halligen schlummern Spuren mittelalterlicher Siedlungen und ackerbaulicher Nutzung. »Sterbende Inseln« wurden sie noch bis weit in das 19. Jh. genannt. Denn kaum aufgewachsen, wurden die Halligen rundum n der Nordsee wieder abgebaut. Die heutigen Inselchen weisen nur noch ein Zehntel bis ein Drittel ihrer ursprünglichen Größe auf.
Das Leben auf den I lalligcn war über lahrhunderte ein Kampf um die bloße Existenz. 1807 veröffentlichte der Pastor Jes Sicmscn die Beschreibung der Insel Nordmarsch - heute ein Teil n Langeneß, die genauso auf die anderen Halligen zutrifft: »Wahrlich eine unfreundliche Gegend! Sind die Sommermonathe stürmisch, alsdann treibt viel Heu weg, und zuweilen ertrinken auch, durch eine kleine Unachtsamkeit auf Wind und Wasser, einige Kühe und Schafe , wodurch an einem Orte, wo kein Kornbau ist, großer Futtermangel verursacht wird. Klein ist der Ertrag des Landes, und da das Wenige theils oft m Meer weggespült wird, theils das, was übrig bleibt mit ungeheurer Arbeit und Mühe geborgen werden muß, so ist es natürlich, daß eine solche Commune immer in Armuth lebt Sic sagen es jedem Fremden, daß ihre Insel ein trauriges Land sey, versichern aber dabey, daß sie nirgends lieber seyn mögen. Die Gewohnheit, wie auch die Eigenheit des Landes, die dem Fremden unbequem und häßlich rkommen, verursachen es , daß sie ihre Insel lieben wie der Lappländer seine Steinklippen und Eisfelder.«
An den kargen Lebensumständen änderte sich bis weit in unser Jahrhundert kaum etwas. Auf einigen Halligen wurde noch bis zu Beginn der 60er Jahre mit sogenannten Dittcn - aus getrocknetem Kuhmist geformten Briketts - geheizt. Die Halligen sind bis heute unbedeicht, was sie n den Inseln unterscheidet. Bis zu 50mal im Jahr melden sie »Land unter«, dann ragen nur noch die Warften aus dem Meer, das dazwischenliegende Land ist verschwunden. Die Halligen sind n zahlreichen Rinnen und Prielen durchzogen, die bei anhaltendem Sturm als erstes llaufen und nach einer Überflutung dafür sorgen, daß das Salzwasser schnell wieder abfließt. Mit Sicherungsmaßnahmen für die Erhaltung der unbefestigten kleinen Eilande begann man erst Ende des 19. Jh. Einige der Halligen bekamen eine Dammverbindung zum Festland bzw. untereinander; durch Landgewinnung zu beiden Seiten des Dammes wurde die Hamburger Hallig ganz ans Festland angegliedert. Außer Norderoog, das sich in Privatbesitz befindet, wurden mittlerweile alle Halligen durch massive Steindeckwerke r allem im gefährdeten Westteil gegen weitere Landverluste abgesichert. Im Rahmen des 1953 aufgestellten »Programmes Nord« zur Förderung wirtschaftlich und strukturell unterentwickelter Regionen Schleswig-Holsteins sowie einer ab Anfang der 60er Jahre durchgeführten »Sonderaktion zum Schutze der Halligen« hielt der Fortschritt seinen Einzug auf den entlegenen Eilanden. Warften wurden erhöht und verstärkt, neue Anlegebrücken und Straßen gebaut, ein Großteil der alten, reetgedeck-ten Hallighäuser abgerissen und durch große Zweckbauten ersetzt. In allen neuen Gebäuden wurde im Obergeschoß ein Schutzraum eingebaut. Die aus Stahlbeton gemauerten, sturmflutsicheren »Kästen« sind nach dem alten Ständerprinzip auf hohen Pfeilern tief in der Warft verankert und liegen fast 4 m über dem bisher gemessenen höchsten Sturmflulniveau. 1954 erhielten die ersten Halligen einen Stromanschluß m Festland, an das Trinkwassernetz wurden sie erst ab Anfang der 60er )ahre angeschlossen.
Nach der Modernisierung war es erstmals möglich, Feriengäste in größerem Maßslab aufzunehmen. Heute leben die meisten Halligbewohner m Fremdenverkehr. Landwirtschaft -was r allem das Halten n Kühen und Schafen bedeutet - lohnt kaum noch (Ackerbau war auf den regelmäßig überspülten Fennen ohnehin nie möglich). Ein großes Problem für die Halligbauern sind die Wildgänse, die in jedem Frühjahr auf ihrem Flug gen Norden einfallen, die Wiesen kahlfressen und verkotet zurücklassen. Zwar erhalten die Bauern eine Entschädigung, doch bis das Gras nachgewachsen ist, muß das Vieh im Stall bleiben und mit gekauftem Heu gefüttert werden. Im Sommer stehen auf den Fennen auch Pensionstiere m Festland, sie werden im Frühjahr auf die Halligen gebracht und im Herbst wieder abgeholt. Ein wichtiger Arbeilgeber ist das Amt für ländliche Räume, viele Männer arbeiten als Küstenschützer auf ihrer Heimathallig. Da im Zuge der Sanicrungsmaßnahmen auf allen n mehreren Familien bewohnten Halligen Zwergschulen eingerichtet wurden, können die Kinder r Ort zur Schule gehen. Auf Gröde unterrichtet ein Lehrer zwei Schüler, auf Hooge besuchen 16 Kinder die Schule, auf Nordstrandischmoor zwei, aul Langeneß zehn (Stand Anfang 1998).
Auf Oland gab es 1997 erstmals seit vier Jahren wieder einen Schüler. Für ihn wurde die Schule renoviert, und eine Lehrerin zog auf die Hallig. Der Bürgermeister holte sie persönlich per Lore m Festland ab.
Langeneß
Vom Festland führt ein Schienendamm zur Hallig Oland und weiter durch das Watt nach Langeneß. Von 1945 70 rollte hier »Käptn« Magda Malthiessen per Segel lorc über den Damm - vollbeladen mit Lebensmitteln, Post und Feriengästen, die bei Windstille auch schon mal milschieben mußten, um das abenteuerliche Gefährt ans Ziel zu bringen. Heute tuckern die I lallig-bewohner mit Dieselloren durch das Watt. Die Beförderung von Post, Lebensmitteln und Feriengästen hat die Fähre übernommen. Mit 9,6 km2 ist Langeneß die größte der Halligen. Auf 18 Warften wohnen 111 Menschen (1998), es gibt noch sechs Bauernhöfe. Die Größe der Hallig erklärt sich aus der Tatsache, daß Langeneß noch zu Beginn dieses Jahrhunderts aus drei Halligen - Nordmarsch, Langeneß und Butwehl - bestand, die durch breite Wasserläufe voneinander getrennt waren. In den Jahren 1847 und 1869 durch Dammbauten miteinander verbunden, wuchsen sie langsam zusammen. Eine Autostraße führt der Länge nach über die vereinten Halligen und zweigt zu den einzelnen Warften ab. Die relativ großen Entfernungen verhindern, daß die »eiligen Gäste«, die nur wenige Stunden Aufenthalt haben, über die ganze Insel ausschwärmen. So kann man hier trotz sommerlichem Tagestourismus (1997 zählte man 18 Ü00 Tagesgäste) und Urlaubsgästen (zusammen mit Oland 16 500 Übernachtungen) auch in der Hochsaison noch Stille und Abgeschiedenheit finden.
Info: Bei Ankunft der Ausflugs-dampfer steht der »I lalligexpreß« bereit, der die Gäste über die Insel befördert, Wer seine Zeit lieber selbst einteilt, kann sich ein Fahrrad leihen und eine Tour auf eigene Taust unternehmen - allerdings muß man nicht selten auf dem Hin-, häufiger aber auf dem Rückweg zum Anleger mit Gegenwind rechnen. Die beschriebenen Sehenswürdigkeilen sind in der Regel während des Aufenthaltes der Tagesgäste geöffnet.
Unmittelbar oberhalb des Fähranlegers am abbruchgefährdeten Westufer der Hallig erhebt sich die Rixwarft, die durch Uferschutzmaßnahmen gerade noch rechtzeitig vorm Untergang bewahrt wurde. Außer einem Fahrradverleih und einem Kiosk findet man hier das Nationalpark-Informationszentrum. In der kleinen Ausstellung sind Informationen über den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer zusammengetragen.
Die nächstgclcgene Warft ist Hilligenley, Schauplatz des gleichnamigen Romans von Gustav Frenssen, der sich um die Jahrhundertwende großer Beliebtheil erfreute. Die malerische Ketelswarft bezaubert durch alte, rectgcdcckte Friesenhäuser aus der großen Epoche der Seefahrer. Im Kapitän-Tadsen-Museum wircl diese Zeit wieder lebendig. Der Nachbau der kleinen Halligbockmühlc wurde 1996 eingeweiht.
Sehr sehenswert ist die 1894 errichtete Langeneßer Kirche mit ihrer schön bemalten Balkendecke - auf der Kirchwarft, wo sonst? Das älteste Ausstattungsstück ist das aus der Nordmarscher Kirche stammende, im 13. Jh. gefertigte Taufbecken aus Muschelkalk. Den gemalten Flügelaltar stifteten 1670 zwei Langeneßer Schiffer. Die Kanzel stammt ebenso wie das Gestühl aus dem ausgehenden 17. |h.
Auf ein wahres Kleinod stößt man auf der benachbarten, idyllischen Honkenswarft: Eine Führung durch die »Friesenstube« - das Gegenstück zum Königspesel auf Hooge (s. S. 169 ff.) - bietet einen faszinierenden Einblick in die Kulturgeschichte der Halligen.
Einen Abstecher lohnt das Wattenmeerhaus auf der Peterswarft, das neben naturkundlichen Vorträgen auch Führungen durch Salz-wicsc und Watt veranstaltet. Von Mitte Juli bis Mitte August erstreckt sich hier ein lilafarbenes Blütenmeer von Halligflicdcr. Da viele Pflanzen der Salzwiese trittempfindlich sind, existieren sie auf beweideten Flächen nicht mehr. Daß hier salzresistente Pflanzen und Tiere zu finden sind - wie es sonst in dieser Vielfalt leider nur noch selten vorkommt -, ist dem WWF (World Wildlife Fund) zu verdanken. Beispielhaft führt er an der Peterswaft eine extensive Salz-wiesenbeweidune durch.
Oland
Die Hallig trägt ihren Beinamen »die Liebliche« zu Recht: Auf der einzigen Warft drängen sich die kleine Halligkirche und knapp 20 Häuser mit überwiegend blumenreichen, gepflegten Gärten. Um 1800 gab es auf Oland iUI-laun = »altes Land«), das bereits um 1231 im »Erdbuch« von Waldcmar II. genannt wird, noch drei Warften. Die fortschreitenden l.andvcrluste im Westteil der Insel wurden durch Landgewinn im Osten wieder ausgeglichen, vor allem seit 1860 der erste Damm zum Festland entstand. 25 Einwohner zählt die nur knapp 1,2 km2 große Hallig. Am Westrand der Großwarft liegt die kleine, um 1824 errichtete Halligkirche, die bereits ein Jahr nach ihrer Fertigstellung durch eine schwere Sturmflut massiv beschädigt wurde. Auch 1976 standen die Oländcr Kirche und das Pastorat (heute Gemeindehaus) wieder unter Wasser. Die Ausstattung des Gotteshauses stammt aus älteren Kirchen. Das in romanischem Stil gearbeitete schlichte Taufbecken aus Granit und das eindrucksvolle Kruzifix reichen in die Zeit um 1200 zurück. Die spätgotischen, in Eiche geschnitzten Apostelfiguren entstanden im 15. Jh. Um 1620 schnitzte Hinrich Ringcling die Renais-sancekanzcl in seiner Flensburger Werkstatt. Das große Epitaph an der Nordwand erinnert an die Familie des Oländer Kapitäns Ipke Paulsen. Neben biblischen Motiven schildert das Gemälde auch ein spannendes Stück Familiengeschichte: Das Schiff des Oländer Schiffers fiel im Mai 1687 in die Hände türkischer Piraten.
Die Besatzungsmitglieder sollten samt Kapitän in Algier als Sklaven verkauft werden, wurden aber von einem französisehen Kriegsschiff befreit. Auf dem Friedhof liegt der Schriftsteller Wilhelm Lobsien (1872-1947) begraben, der den Halligroman »Der Halligpastor« schrieb.
Auskunft: s. Hallig Langeneß S. 167, 0 46 84/2 17, Fax 2 89; üland hat die Telefonvorwahl 0 46 67.
überfahrt: Oland ist autofrei; es besteht keine regelmäßige Fährverbindung. Nach Absprache mit dem Vermieter können Gäste mit der Lore in Dagebüll abgeholt werden. Organisierte Wattwanderungen ab Dagebüll.
Gröde
Das knapp 275 ha große Gröde gehört mit seinen zwei Warften zu den Perlen des Hallig-Archipels. Am schönsten ist ein Ausflug zu dem kleinen Filand im Juli, wenn der Strandflieder die Salzwiesen in ein violettes Blütenmeer verwandelt. Genau betrachtet, besteht es eigentlich aus zwei Halligen; aus Gröde und dem durch Uferschutzmaßnahmen angeschlossenen Ap-pelland.
Mit 16 Einwohnern ist Gröde eine der kleinsten eigenständigen politischen Gemeinden der Bundesrepublik. Bei Bundestagswahlen kann sie - ohne I linweis auf abzuwartende Hochrechnungen -als erste ihr endgültiges Ergebnis verkünden. Auf der von einem Ringdeich umgebenen Knudts-warft gruppieren sich vier Wohnhäuser malerisch um den schilfbewachsenen Fething. In diesem Teich wurde Regenwasser gesammelt, das zum Tränken des Viehs diente. Auf der benachbarten Kirchwarft befindet sich ein langgestrecktes Gebäude, das Kirche, Schule und die Wohnung des Lehrers (das ehemalige Pastorat) unter einem Dach vereint. Die Kirche aus dem Jahre 1779 ist die siebte seit der großen Flut im Jahre 1362 erbaute, und auch sie wäre wohl mittlerweile in den Fluten verschwunden, wenn nicht der Staat im jähre 1899 eingegriffen und das gefährdete Halligufcr gegen weiteren Abbruch befestigt hätte. Das in Grün und Rot gehaltene Innere der Kirche birgt manche Kostbarkeit, so beispielsweise den aus Eichenholz geschnitzten Renaissancealtar von 1592. Die schlichte Kanzel stammt ebenfalls aus dem ausgehenden 16. Jh., während die Taufe ca. 50 Jahre früher entstand. Relikt einer früheren Kirche ist das Triumphkreuz aus der Zeit um 1500. Auf einen eigenen Geistlichen muß das Gotteshaus verzichten: Der Pastor kommt heute zu Gottesdiensten von Langeneß angereist - nicht regelmäßig und auch nicht bei schlechtem Wetter.
Unterkunft: Es gibt insgesamt fünf Ferienwohnungen: Momm-sen, 25/Fax 0 74/3 02, Petersen, 25/Fax 14 48.
Anreise: Die Hallig wird unregelmäßig von drei Reedereien angefahren: Ab Schlüttsiel von der MS Rung-holt, 0 46 67/3 67, und der Hauke Haien, 0 48 41/8 14 81, ab Struck-lahnungshörn/Nordstrand von der Reederei Paulsen, 0 48 42/2 68 oder 0 51/9 87 00.
Habel
Die mit 3 ha kleinste Hallig liegt zwischen der Hallig Gröde und dem Festland in der Schutzzone 1 des Nationalparks und darf nicht betreten werden. Um 1812 lebten auf der baumlosen Hallig noch fünf Familien auf drei Warften, am Ende des 19. Jh. war nur noch eine Warft mit einem Haus und Fething übrig. 1905 übernahm der Staat das baumlose Eiland für 6000 DM -die Nutzfläche ermöglichte kein wirtschaftliches Auskommen mehr. Erst ab 1934 wurde dem steten Abbruch mit der Befestigung der Halligkante ein Ende gesetzt. Die Vogelschutzinsel wird vom Verein »Jordsand« betreut. Im Sommer ist sie von einem Vogclwart bewohnt.
Hooge
Die »Königin der Halligen« ist bereits seit 1914 von einem rund 11 km langen, bis zu 1,80 m hohen Sommerdeich umgeben und muß nur noch durchschnittlich fünf- bis sechsmal pro Jahr »Land unter« melden. Die halligtypische Salz-wiesenvegelation hat sich zurückgebildet - Süßwasserpflanzen haben sie verdrängt. Eine Hallig sei das gar nicht mehr, sagen die Nachbarn, die zudem argwöhnisch auf die enorme Zahl von Tagesgasten schielen, die in den Sommermonaten über die Insel schwärmen. 200 000 sind es pro |ahr, die Zahl der Übernachtungen hat fast 40 000 erreicht. Auf der mit 5,6 kirr' zweitgrößten Hallig wohnen 107 Einwohner (1998) auf neun Großwarften. Die meisten Tagesgäste bewegen sich im Bereich der Backens-, Kirch- und Hanswarft. Doch erst, wer die ganze Hallig mit ihren breiten Prielen durchquert oder sie entlang der steinernen Befestigungskante umrundet hat, kann ihre Schönheit ermessen.
Auf der Hanswarft, die mit 15 Häusern, Gärten und drei Fcthingcn einem kleinen, idyllischen Dorf gleicht, findet man eine beeindruk-kende Fülle von Attraktionen auf engstem Raum: Königspesel, Naturschutzzentrum, Heimatmuseum und das Sturmflutkino. Die bekannteste Sehenswürdigkeit, der berühmte Königspesel, erhielt diesen wohlklingenden Namen, weil König Friedrich VI. von Dänemark -durch ungünstige Witterungsverhältnisse auf Hooge festgehalten -hier übernachten mußte, als er sich auf einer Heise durch die Uthlande befand, um die Schäden der Sturmflut von 1825 in Augenschein zu nehmen. Schmuckstück des 1760 von Kapitän Tade Hans Bandix erbauten, rectgedeckten Hauses ist die mit Kostbarkeiten aus der goldenen Seefahrerzeit prachtvoll ausgestattete Friesenstube. Die blauweiß-geflicsten Wände des Königspesels zieren Bibclverse und Motive aus der biblischen Geschichte. Die Deckenmalereien sind mit Naturfarben wie Ochsenblut, Eigelb usw. aufgetragen (tgl. geöffnet, Besichtigung nur im Rahmen von Führungen möglich, ab 6 Personen).
Nur ein paar Häuser weiter gewährt auch das sehenswerte Heimatmuseum Einblicke in die Geschichte und Alltagskultur der Halligen. Neben Zeugnissen aus der großen Seefahrer- und Walfängerepoche sind hier auch Wattfundc untergegangener Warften, Fotos von Sturmtluten, Trachten, ausgestopfte Vögel und vieles mehr zu besichtigen.
Gleich um die Ecke wird im Sturmflutkino täglich alle 20 Minuten ein 15minütiger Film über die Sturmfluten auf Hooge gezeigt (ab 10 Personen). Der Film über das »Vollaufen der Hallig« lohnt auch für Tagesgästc - am besten vor der Erkundung der Hallig angucken, der Wiedererkennungs-wert ist groß, und man betrachtet Hooge mit ganz anderen Augen.
Am Rand der Hanswarft liegt das Infozentrum der Schutzstation Wattenmeer. Verschiedene Wattenmeeraquarien und ein Lebendwattmodell veranschaulichen diesen einzigartigen Lebensraum. Außer naturkundlichen Diavorträgen bietet die Station zahlreiche naturkundliche Exkursionen an. Zu den meislbesuchten Zielen der Halligbesucher zählt die Kirchwarft. Bescheiden duckt sich die alte, 1636 erbaute Kirche mit dem freistehenden Glockenturm neben das 1907 errichtete Pastorat. Viele Jahrhunderte lang gehörten die Hooger der Pellwormer Kirchengemeinde an, nachdem sie in der großen Mandränke im Jahre 1 362 ihre alte, aus der Friesenmission stammende Holzkirche verloren hatten. Zum Gottesdienst wanderten sie bei Ebbe nach Pellworm hinüber. Als der Priel zwischen Insel und Hallig immer breiter und der Kirchgang immer beschwerlicher wurde, bekam Hooge um 1600 erstmals wieder einen eigenen Pfarrer. Den in den friesentypischen Farben Blau, Rot, Gelb bzw. Gold gehaltenen Innenraum des Gotteshauses prägen die 1624 gefertigten Bänke mit 26 schön geschnitzten Wangen sowie die reichverzierte Renaissancekanzcl des Flensburger Meisters Ringeling aus dem Anfang des 17. Jh. Bemerkenswert ist die 1734 von einem Grönlandfahrer auf hoher See geschnitzte Tür, die eine Walmutter mit ihrem Jungen zeigt. Das älteste Kunstwerk der Kirche ist das ins frühe 16. )h. datierte Kruzifix, das nach der Sturmflut von 1825 als Strandgut am Hooger Strand antrieb. Bei einer Überflutung der Kirche, wie zuletzt im Jahre 1976 geschehen, kann das eindringende Wasser durch den Sand- und Muschelgrund zwischen dem Kirchengestühl absickern (Mo geschlossen). Nördlich der Kirchwarft befindet sich ein kleiner Frci-zeithafen. Von hier führt ein schöner Weg entlang der Halligkantc zum einsamen Westende der Hallig. Die Westerwarft erhielt 1969 den Preis für die schönste Warft.
Auskunft: Information und Zimmervermittlung: Fremdenverkehrsbüro Hallig Hooge, Hanswarft, 3 0 48 49/91 00, Fax 2 01. Die »Hooger Flaschenpost« mit allen Veranstaltungslerminen und Öffnungszeiten erscheint wöchentlich.
Fähre: Von Mai-Okt. wird die Hallig zweimal tgl. im Linienverkehr zwischen Schlüttsiel, den Halligen Hooge und Langeneß und Amrum angesteuert; Fahrtdauer Schlüttsiel -Hooge 75 Min., Hooge-Langeneß ca. 30 Min.; Information: WDR Föhr-Amrum, 45 0 46 81/8 01 40, Fax 8 01 16.
Norderoog
Die einzige Warft auf der »Hallig der Seevögel« wurde während der Sturmflut des Jahres 1825 zerstört und von ihrem letzten Bewohner aufgegeben. Die Bemühungen verschiedener Pächter, die Hallig wieder dauerhaft bewohnbar zu machen, scheiterten an fehlenden finanziellen Mitteln. So wurde sie nur in den Sommermonaten von Hooge aus bewirtschaftet. Für die stattliche Summe von 12 000 Goldmark erwarb schließlich im lahre 1909 der erst zwei Jahre zuvor gegründete Verein »Jordsand« die Hallig als Vogelschutzgebiet. Von den 14 Vogelarten, die auf Norderoog brüten, stehen sechs auf der »Roten Liste Schleswig-Holsteins«. Der erste Vogelwart war der 1875 in Dänemark geborene Jens Sörensen Wand. Als Behausung diente ihm eine Hütte auf einem hohen Pfahlgerüst. 1950 fand der eigenbrötlerische »Vogelkönig von Norderoog«, über den noch heute viele Geschichten kursieren, den Tod im Watt. Im Herbst 1995 wurde seine alte, baufällige Hütte »verpflanzt« - die wohl älteste Vogelwärterhüfte Deutschlands steht heute im Wattenmeerhaus in Wilhelmshaven. Die neue, auf massive Eichenpfähle gesetzte Blockhütte wurde 1996 von einem Föhrer Tischlermeister gebaut, sie dient dem Vogelwart als Unterkunft.
Norderoog - die einzige Hallig in Privatbesitz - wurde nach der großen Flut von 1962 nicht mit in das Küstenschutzprogramm einbezogen. Sie ist als einzige Hallig im nordfriesischen Wattenmeer weder durch Deiche noch durch Sleinbö-schungen befestigt und muß bis in unsere Zeit schwere Landverluste hinnehmen. 1927 war sie noch 17 ha groß, heute nur noch neun. Durch Spenden und den freiwilligen Arbeitseinsatz von Jugendlichen aus 25 Nationen konnte Norderoog in den letzten lahren mittels kilometerlanger Lahnungen gesichert und sogar vergrößert werden. Die Hallig ist auf Wasserlieferungen per Schiff angewiesen. Das »Badezimmer« der im Zelt lebenden jungen Naturschützer besteht aus einigen Plastikschüsseln, die luftig auf einem Steg plaziert sind.
Hinkommen: Von l'ellworm aus gibt es unregelmäßige Fahrten mit den Gebrüdern Hellmann (Hooger Fähre) nach Norderoogsand und weiter nach Norderoog. Von Hallig Hooge werden nach dem Ende der Brutzeit Wartwanderungen nach Norderoog angeboten (1. Juli-Sept.).
Achtung: Auf der Hallig gibt es keine Versorgungsmöglichkeiten.
Hamburger Hallig
Sie trägt zwar den Titel »Hallig« im Namen, ist aber eigentlich schon lange keine mehr. Durch den 1875 vom Festland zur Hallig gebauten Damm, zu dessen beiden Seiten das Wattenmeer verlandete, hat sich die Hamburger Hallig zu einer Halbinsel entwickelt. Halliglypisch ist die Überl'lutungsgefahr - bei jeder über normal auflaufenden Flut werden die Wiesen überschwemmt. Da ein Teil der Salzwiesen nicht mehr beweidet wird, blühen hier Salzpflanzen wie Strandnelke, Beifuß und Halligflieder.
Die heute etwa 110 ha große Hamburger Hallig war einst ein Teil von Alt-Nordstrand. Die nordöstlich der Insel liegenden Vorländereien hatten zwei Hamburger Kaufleute, die Brüder Rudolph und Arnold Amsinck, bis 1628 eingedeicht und in fruchtbares Acker-und Weideland verwandelt. Nach der verheerenden Flut von 1634 blieb vom Amsinck-Koog nur noch ein Bruchteil übrig. Trotz großer Anstrengungen, die Deiche neu aufzubauen, ging der Deichschutz nach und nach verloren. Der Koog, der bis 1 760 im Besitz der angesehenen Hamburger Patrizierfamilie blieb, verwandelte sich in eine Hallig. Die mitten in den Nationalpark hineinragende Landzunge, seit 1878 im Besitz des Staates, ist heute als Rastplatz und Nahrungsstätte für Seevögel ein bedeutendes Natur- und Vogelschutzgebiet, das seit vielen Jahrzehnten ehrenamtlich vom Naturschutzbund Deutschland betreut wird. Während der Zugzeit im Frühjahr und Herbst halten sich bis zu 30 000 Weißwangengänse auf der Hallig auf.
Quer durch das Naturschutzgebiet führt ein einspuriger, rund 3 km langer, mit Ausweichbuchten ausgestatteter Plattenweg, der 1970 als Zufahrt zur Badestelle auf der Seeseite der Hallig ausgebaut wurde. Etwa auf halber Strecke befindet sich auf dem Schafberg die kleine Hütte des Vogelwarts, der bereitwillig über die Vogelwelt der Hallig Auskunft gibt. Hinter der Hütte des Vogelwarts informiert ein Lehrpfad über die Salzwiesen. Auf der einzigen, nach der Zerstörung des Amsinck-Kooges 16.34 errichteten Warft am Ende der Landzunge liegt das gemütliche Ausflugslokal »Halligkrug«. Von hier sind es nur ein paar Meter zum grünen Badestrand.
Nordstrandischmoor
Die auch »Lütt-Moor« genannte Hallig isl ein kleiner Überrest der großen Insel Alt-Nordstrand. »Dat wüste Moor«, ein unbesiedeltes, unwirtliches Hochmoor, bot in der Orkannachl im Oktober 1634 vielen Alt-Nordstrandern die letzte rettende Zuflucht. Einige Überlebende blieben - mangels Alternative - auf dem nun von allen Seiten vom Meer umspülten, rund 500 ha großen Inselrest. 16 Warften entstanden - aus den ehemals wohlhabenden Ackerbauern wurden einfache Halligbauern.
1656 errichteten sie die erste Kirche, die in der Weihnachtsflut anno 1717 allerdings vom Meer zerstört wurde. Von den 20 Hallighäusern blieben nur eins oder zwei stehen, die anderen waren laut Bericht des Pastors »sehr übel verwüstet, ganz durchlöchert und auf Stendern öde stehen« geblieben. In der Sturmflut des lahres 1825 verloren die Moorleute ihre letzte Kirche - dreimal hatten sie bereits ein neues Gotteshaus errichtet, nun gaben sie aul. Nordstrandischmoor gehört seither zur Kirchengemeinde Odenbüll auf Nordstrand.
Heute wohnen auf der etwa 170 ha großen Hallig fünf Familien auf vier Warften. 19.3.3 erhielten die Halligbewohner eine 3,5 km lange Dammverbindung nach Nordstrand. Über die Lorenschiene wird Material für die Küstenschutzarbeiten transportiert.
Halligerkundung
Vom Fähranleger im Südosten von Nordstrandischmoor geht es auf der einzigen Straße mitten durch die im Juli und August lilablühcn-den Salzwiesen immer geradeaus zur Osterwarft. Hier liegt der Halligkrug samt Halligpostamt - Treffpunkt für Einheimische und Gäste. Weiter führt der Weg zur Schule auf der »Warft zum halben Wege«. Das jetzige Schulgcbäude, in dem auch Gottesdienste abgehalten werden, steht seil 1970; der Vorgängerbau war bei der Sturmflut von 1962 so stark beschädigt worden, daß er abgerissen werden mußte. Heißt es »Land unler«, lallt der Schulunterricht aus, die Hausaufgaben gibt der Lehrer telefonisch durch. Der Glockenturm wurde 19Ö4 zur Erinnerung an den Untergang des Alten Strands aufgestellt, die Glocke läutet zu allen Festen und bei besonderen Anlässen.
Unmittelbar vor der Schulwarft geht linker Hand ein schmaler Pfad zum einzigartigen Insclfriedhof ab. Gräben durchschneiden die Wiesen, durch die sich der Weg über mehrere kleine Brücken schlängelt. Der Friedhof liegt - von einem Wassergraben eingeschlossen -mitten in der offenen, weilen Landschaft. Die Grabsteine aus Carrara-Marmor sind anders als sonst üblich flach auf den Boden gelegt, damit die Flut sie nicht mit sich reißen kann. Vom Friedhof, auf dem von 1881-1925 20 Halligbewohner bestattet wurden, kann man zur steinernen Halligkante queren und zum Schiff zurücklaufen.
Süderoog
Vom Pellwormer Deich aus ist das Wanderziel Süderoog am Horizont schon auszumachen - eine einsame Warft, 7 km südwestlich von Pellworm. Dorthin ist der berühmte Halligpostbote Heinrich Liermann sommers wie winters 45 Jahre lang mit seinem gelben Postrucksack gelaufen. Auch heute noch wird die Post zu Fuß auf die Hallig gebracht. Postbote Jens Jensen nimmt im Sommer Gäste mit auf den Weg.
Dank seiner exponierten Lage zur offenen See ist die Hallig Süder Oyc schon in den ältesten Seekarten der nordfriesischen Küste verzeichnet. Die anbrandende Nordsee raubte so manches Stück Halligland - besaß Süderoog im Jahre 1711 noch über 200 ha Fläche, so mißt es heute nur noch rund 60. Vor der volligen Abtragung hat Süderoog der vorgelagerte Süderoog-Sand bewahrt, der die Hallig zur offenen Nordsee hin abschirmt. Bis 1867 eine 22 m hohe Reltungsbake errichtet wurde, verloren viele Seefahrer auf der Sandbank ihr Schill, ein Großteil auch das Leben. Die Bake war von Anfang an mit einem Rettungsraum ausgestattet, in dem Decken, Trinkwasser und Notproviant deponiert waren. Als Weihnachten 1870 die spanische Bark (Segelschiff) »Ulpi-ano« vor Süderoog-Sand strandete, konnte sich die Besatzung retten und die Rettungsbake erreichen. Zehn Wochen lang versorgte die Strandvogt-Familie Paulsen die Besatzung auf dem vom Eis eingeschlossenen Süderoog, bevor die Eisschollen die kleine Hallig wieder freigaben und die Schiffbrüchigen in ihre Heimat zurückkehren konnten. In einem Dankesschreiben betont Kapitän Pietro: »Nicht als Schiffbrüchige, sondern als Söhne« seien er und seine Mannschaft behandelt worden. Das aus Dankbarkeit zurückgelassene, kunstvoll gearbeitete Heckbild der »Ulpiano« hängt noch heute über der Tür des reetgedeckten Hallighauses auf Süderoog.
Die Aufnahme von Schiffbrüchigen vieler Nationen hatte auf Süderoog bereits eine lange Tradition, als Hermann Neuton Paulsen (1898-1951) den kleinen Vorposten im Wattenmeer über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte. Der engagierte Pädagoge richtete hier 1927 eine internationale Begegnungsstätte ein. Bis 1966 trafen sich auf der »Hallig der Jungs« in den Sommermonaten bis zu 150 Jungen aus Skandinavien, Island, Holland, Österreich, der Schweiz, Ungarn und Deutschland. 1970 wurde Süderoog für 400 000 DM an das Land Schleswig-Holstein verkauft. Heute steht die Hallig unter Naturschutz und wird gemeinsam vom Verein »Jord-sand« und dem »Bund für Vogelschutz« betreut. Das Pellwormer Ehepaar Matthiesen wohnt ganzjährig auf der Insel. Sie versorgen ihre Schafe, Kühe und Hühner, sind Vogelwart, Küstenschutzarbeiter, Halligwirt und Führer für die im Sommer täglich nach Süderoog kommenden Gruppen.
Die Hallig hat bis heute keinen Stromanschluß. Elektrizität wird mit einem kleinen Windrad bzw. einem Dieselaggregat erzeugt.
Anreise: Da Süderoog in der Zone 1 des Nationalparks liegt, öari die Warft nur unter Leitung von Watt-und Naturführern besucht werden. Im Sommer unregelmäßige Schiffsverbindungen mit Ausflugsdampfern von Husum, Nordslrand oder Pellworm, Mehrmals wöchentlich Wattführungen von Pellworm aus.
Südfall
Mit der Kutsche oder zu Fuß gelangt man übers Wall zur 5 km westlich von Nordstrand gelegenen Hallig Südfall. Bis zur »Croten Mandränke« im Jahre 1362 lag im Bereich des heutigen Südfall noch die Edomsharde mit dem sagenumwobenen Rungholt. Südlich des »Falls«, der heutigen Norderhever, wuchs ein Restchen Land durch regelmäßige Überflutungen langsam an und begrub die Spuren menschlicher Siedlungen schließlich vollständig unter sich. Wann das neu aufgeschlickte Halligland wieder besiedelt wurde, ist nicht genau bekannt. Anno 1597 steht auf »Suutfahl« ein Haus, heißt es, aber zu Beginn des 17. Jh. muß die Hallig wieder relativ dicht bevölkert gewesen sein, denn in der Sturmflut von 1634 ertrinken 46 Menschen. In der Jahrhundertflut des lahres 1825 kommen alle Bewohner Südfalls ums Leben. Nach einer langen Reihe wechselnder Besitzer kaufte die legendäre Gräfin Diana von Rcventlow-Criminil die Hallig schließlich zu Beginn dieses Jahrhunderts. Die damals 46jährige eigensinnige Komtesse brachte eine Köchin, ein Hausmädchen, einen Kutscher und eine Gouvernante sowie Pferde, Hunde und Hühner mit nach Südfall. Sie lebte von ihrem Vermögen, und als sie 19.53 im Alter von 91 Jahren starb, suchten ihre Erben vergeblich nach großen Schätzen. Nur die Hallig war von ihrem Besitz geblieben, und die erwarb das Land Schleswig-Holstein für 20 000 DM und verpachtete es 1954 an einen Nordstrander Landwirt. 1959 ließ dieser die baufällige gräfliche Villa abreißen und durch ein Hallighaus mit einem sturmflutsicheren Fluchtraum ersetzen.
Bereits seit 1957 wird die nur noch 56 ha große, unter Naturschutz stehende Hallig wegen ihrer immensen Bedeutung für Brutvögel und Durchzügler vom Verein »lordsand« betreut. Robert Brauer ist Vogelwart, Küstenschützer und »Bürgermeister« in einer Person, außerdem informiert er die Halligbesucher über Natur und Geschichte Südfalls. Die F.rkundungs-möglichkeiten für Halliggäste sind allerdings beschränkt. Nur wenige Minuten dauert die Umrundung der einstigen Warft inklusive des von hohen Büschen umgebenen Fethings. Dann steht man wieder am Anleger und stößt auf folgendes Schild: »Hallig Südfall. Betreten verboten.«
Anreise: Südfall kann nur im Rahmen genehmigter Führungen besucht werden, von Nordstrand zu Hufs oder mit Pferd und Wagen. Auskunft üler die Kulschfahrlen bei Andre-sen, 3 00.
Versorgung: Im kleinen Informa-ionszentrum bekommt man Kaffee, Kuchen und kleine Snacks. Außerdem liegt hier das Buch »Südfall - die Geschichte einer Hallig« von Robert Brauer und Georg Kullik aus.