Mit rund 1165 Kilometern Länge zählt die Elbe zu den größten Flüssen Mitteleuropas. 728 Kilometer der Wegstrecke entfallen auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, 437 Kilometer auf die Tschechische Republik, wo der Fluss auch seine Quelle hat; genauer: im Riesengebirge auf fast 1386 Metern Höhe. Von dort stürzt die Elbe förmlich in südöstlicher Richtung hinunter in das nordböhmische Flachland, wo sie sich dann nach Westen und schließlich nach Nordwesten wendet - und damit ihre Hauptfließrichtung gefunden hat. In kurzer Zeit überwindet die Elbe dabei einen Höhenunterschied von fast 1000 Metern. Entsprechend groß ist der Kontrast zwischen der Skiregion um das Kleinstädtchen Spindlermühle (Spind-lerüv Mlyn) und den ersten Weinreben an den Eibhängen in Melnik, rund 30 Kilometer nördlich von Prag. Größte Sehenswürdigkeit der Stadt ist das über Weinbergen direkt an der Elbe gelegene Schloss Lobkowitz. Etwas weiter nördlich, in Velke Zernoseky, gedeiht ein beachtlicher Riesling.
In Aussig (Üsti nad Labern) befindet man sich noch immer im einstigen Herrschaftsgebiet der Lobkowitz. Auf einem hundert Meter hohen Felsen auf dem linken Eibufer thront die Burg Schreckenstein (Stfekov). Tetschen (Dean) ist die letzte Stadt, durch die die Elbe auf tschechischem Gebiet fließt. Auch hier ist es ein Schloss hoch über dem Fluss, das die Blicke auf sich zieht. Das Schloss Tetschen geht auf eine im 13. Jahrhundert zur Kontrolle der Eibschifffahrt angelegte Burg König Ottokars IL von Böhmen zurück.
Von Tetschen fließt die Elbe durch die Böhmische in die Sächsische Schweiz. Beide Landschaften bezaubern durch ihre bizarren Felsformationen, wie den Basteifelsen zwischen Bad Schandau und Pirna. In Bad Schandau, von wo aus man mit den Schiffen der "Weißen Flotte die Elbe erkunden kann, liegt mit 556 Metern die höchste Erhebung der Sächsischen Schweiz. Wenn auch Dresden schon nahe ist, sollten Kulturreisende doch noch mindestens zwei Zwischenhalte einlegen, um den Barockgarten von Großsedlitz mit seinen Wasserspielen und die Schlossanlage von Pillnitz zu besichtigen. Von dem 1721 bis 1723 erbauten Wasserpalais führt eine Treppe direkt an den Fluss.
Das weltberühmte Eibpanorama von Dresden erschließt sich am besten von der Elbe aus. Wie Perlen an einer Kette sind die Sehenswürdigkeiten aufgereiht: die Brühische Terrasse, die Kuppel der wieder aufgebauten Frauenkirche, die katholische Hofkirche, das Residenzschloss, Zwinger und Semperoper Von Dresden fließt die Elbe in nordwestlicher Richtung weiter durch Radebeul (Karl-May-Museum) nach Meißen, das durch seine Porzellanmanufaktur Weltruhm erlangt hat. Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört neben der Albrechtsburg vor allem der direkt daneben hoch über der Stadt aufragende gotische Dom. Schloss Hartenfels in Torgau ist einer der bedeutendsten Bauten der Frührenaissance in Deutschland.
Auf den Spuren der Reformation kann man in Wittenberg wandeln, dessen Luther-Gedenkstätten ebenso zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören, wie das Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau rwirklichte hier in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an den Uferbereichen eines alten Eibarms seine Vorstellungen vom Paradies, mit dem ersten Landschaftsgarten auf dem europäischen Kontinent, mit klassizistischen Schlössern und Kleinarchitekturen. Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich ist Teil des Biosphärenreservats Mittlere Elbe mit seiner weitgehend naturbelassenen Auenlandschaft. Vor allem kunsthistorisch interessant wird es dann wieder in Magdeburg mit seinem gotischen Dom. Der seit seiner Restaurierung wieder goldglänzende Magdeburger Reiter (um 1240) vor dem Rathaus ist das erste freistehende Reiterstandbild seit der Antike.
Die heute zu Sachsen-Anhalt gehörende Altmark gilt als "Wiege Brandenburgs; bis 1945 gehörte die Region zu Preußen. Die an einem Altarm der Elbe gelegene spätromanische Prämon-stratenser-Klosterkirche von Jerichow erinnert daran, dass die Christianisierung nicht nur mit dem Schwert geschah und die Kultivierung des Landes vielerorts dem Fleiß der Mönche zu rdanken ist. In Tangermünde mündet-wie der Name sagt-der Tanger in die Elbe. Kaiser Karl IV, der zugleich Markgraf von Brandenburg war, ließ sich hier ein Schloss erbauen; der heutige Bau stammt allerdings aus der Zeit um 1700. Viel Mittelalter bietet die sehenswerte Altstadt mit zahlreichen Fachwerkhäusern, Stadtmauer und -toren sowie dem Rathaus, einem Musterbau der norddeutschen Backsteingotik. Wer sich für die jüngere (Wirt-schafts-)Geschichte dieser Region interessiert, dem sei an dieser Stelle ein Abstecher auf die andere Seite der Elbe empfohlen: Bei Arneburg in der Nähe von Stendal (mit sehenswerter Altstadt) sind direkt an der Elbe die Überreste eines nie ans Netz gegangenen Kernkraftwerks zu sehen. Auf dem für das AKW vorgesehenen Gelände haben sich inzwischen eine Zellulose- und eine Papierfabrik angesiedelt.
Wittenberge in Brandenburg, Hitzacker in Niedersachsen und Boitzenburg in Mecklenburg erinnern daran, dass die Elbe über weite Strecken Grenzfluss zwischen den beiden deutschen Staaten war. Die landschaftlich reizvolle Region zwischen Schnackenburg und Lauenburg, lockt mit saftig grünen Talauen, in denen zahlreiche Zugvögel rasten und Wasservögel zu Hause sind. Die Auenlandschaft liegt teilweise unter dem Meeresspiegel und ist dadurch extrem hochwassergefährdet. Das Städtchen Hitzacker bietet ein unrfälschtes mittelalterliches Stadtbild und das Archäologische Zentrum, ein Freilichtmuseum zur Bronzezeit. In Lauenburg kann man von Ende Mai bis Anfang Oktober mit dem kohlebefeuerten historischen Raddampfer "Kaiser Wilhelm bis nach Hitzacker fahren; das Elbeschifffahrtsmuseum und ein altes Kaufmannshaus von 1652 mit original erhaltener Inneneinrichtung sind zusätzliche Anziehungspunkte.
Hamburg ist die mit weitem Abstand größte Stadt an der Elbe. Auch wenn der Krieg viele Wunden gerissen hat, reichen die Sehenswürdigkeiten für mehrere Tage: Unrzichtbar ist eine Hafenrundfahrt (Beginn bei den St. Pauli-Landungsbrücken). Hamburgs Wahrzeichen ist die Kirche St. Michaelis (von den Hamburgern schlicht "Michel genannt) mit ihrem 132 Meter hohen Turm; das mächtige Rathaus im Stil der Neore-naissance stammt aus dem 19. Jahrhundert. Dass Hamburg eine Stadt am Wasser ist, liegt nicht nur an der Elbe, sondern auch und vor allem an der zum Teil aufgestauten Alster. An der Binnenalster befindet sich der Jungfernstieg, eine der besten Einkaufsadressen der Stadt.
Die Speicherstadt mit ihren bis zu siebenstöckigen Ziegelhäusern ist eine Welt für sich. An der Eibchaussee nach Blankenese reihen sich prächtige Villen mit ausgedehnten Gärten.
Hat man die geschäftige Großstadt hinter sich gelassen, gelangt man schon bald in eine ganz andere, stille Welt: das Alte Land mit seinen Obsttagen. Vor allem im Frühjahr, wenn Millionen von Bäumen blühen, lohnt der Besuch. Die Elbe ist in diesem Bereich zum breiten Strom geworden, Inseln wie Neßsand oder Lühesand sind Rückzugsgebiete für Seevögel.
Das am rechten Eibufer gelegene Glückstadt in Schleswig-Holstein ist vor allem durch die Fähre bekannt, die die Stadt mit dem niedersächsischen Wischhafen rbindet. Glückstadt ist eine mäßige Gründung König Christians IV. von Dänemark, der zugleich Herzog von Schleswig und Holstein war. Von Wischhafen ist es nicht mehr weit zur Mündung der Elbe in die Nordsee bei Otterndorf und Cuxhan. Der Fluss ist hier schon kaum mehr als solcher erkennbar - bis zu 15 Kilometer breit ist der Bereich der Mündung.
über Berlin nach Breslau gelangen. 1784 wurde der Eiderkanal, der Vorläufer des heutigen Nord-Ostsee-Kanals und 1938 der Mittellandkanal in Betrieb genommen.
Ein Hemmnis für den Handel auf der Elbe waren die zahlreichen Zölle. Bei einem Transport von Hamburg nach Sachsen betrug die Belastung mehr als die Hälfte der Gesamtkosten. Um 1670 lag die Anzahl der Zollstätten zwischen Tetschen und Stade etwa bei 34. Abhilfe sollte schließlich die Wiener Kongressakte von 1815 schaffen, welche die Freiheit der Elussschifffahrt postulierte. Ehe dieser allgemein gehaltene Beschluss tatsächlich umgesetzt wurde, floss allerdings noch reichlich Wasser die Elbe hinunter: Erst 1821 bestätigten die Eibuferstaaten die Zollfreiheit als Ziel, rwirklichten sie aber dennoch erst 1870 vollständig. Vor allem das Königreich Hannor rzichtete ungern auf seine Einnahmequellen. Als vorletzte Zollstation wurde 1861 Stade aufgehoben, wofür die anderen Eibanlieger jeweils eine Entschädigung von über 3,8 Millionen Talern an das Königreich Hannor bezahlten.
Im Zuge der Zollfreiheit wurde auch über die Regulierung des Flusses rhandelt, der bei jedem Niedrigwasserstand eine Tauchtiefe von 0,84 m garantieren sollte. Mit Dampfbaggern und Taucherglocken gingen über 1000 Arbeiter zwischen 1860 und 1915 ans Werk, die Elbe zu rtiefen, Baumstämme zu entfernen oder das Flussbett einengende Deiche und Buhnen zu bauen. In den 1930er Jahren wurde die Fahrwassertiefe durch weitere Begradigungen, Durchstiche und Verlängerungen von Buhnen nochmals um einen halben Meter erhöht. Ein getes Stauwerk bei Magdeburg kam wegen des Zweiten Weltkriegs nie zur Ausführung.
Parallel zur Flussregulierung entwickelten sich auch die Schiffe immer weiter. Bis zur Einführung der Dampfschifffahrt waren es Segelschiffe, die auf der Elbe fuhren, was sich vor allem flussauf-wärts höchst beschwerlich gestaltete. Ein Schiff von Hamburg nach Dresden benötigte etwa vier bis sechs Wochen. Bei starkem Gegenwind, bei Flussschiingen oder Flussengen mussten die Schiffe von Menschen oder/und Zugtieren getreidelt (gezogen) werden. Ersetzt wurde das Bomätschen, wie das Treideln auch genannt wurde, durch die Kettenschifffahrt. Dabei wurden in der Mitte des Flusses Ketten ausgelegt, über die ein mit Dampf-kraft betriebener Schleppkahn die motorlosen Frachtkähne ziehen konnte. Die 1866 zur Probe ausgelegte Kette bei Magdeburg erwies sich als so einsatzfähig, dass sie von Melink bis nach Hamburg ausgelegt wurde - eine 730 Kilometer lange Kette mit über zwei Millionen Gliedern. 36 Kettenraddampfer waren auf der Elbe schließlich im Einsatz. Erst 1945 wurde das letzte Kettenstück in Böhmen entfernt. Ein Teil dieser faustdicken Kette kann man heute noch im Schifffahrtsmuseum in Lauenburg - direkt an der Elbe - betrachten.
In Geesthacht bei Lauenburg beginnt die Unterelbe, auf der sich der Tideneinfluss bemerkbar macht. Hier trifft nicht nur Süß- auf Salzwasser, sondern ab Hamburg auch Binnen- auf Seeschifffahrt. Seit dem Aufkommen der Containerschiffe gibt es eine eindeutige Zäsur der Schiffstypen auf der Elbe, da die Containerschiffe ausschließlich auf der Unterelbe - bis Hamburg - rkehren. Hamburg hat sich durch seine Lage schon früh in der Geschichte zum zentralen Umschlagplatz der Binnen- und Seeschifffahrt entwickelt. Einen rasanten Aufschwung als größte Hafenstadt im Deutschen Reich erfuhr es jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts, als zum einen mithilfe des Dampfbaggers die modernen Hafenanlagen entstehen konnten und als zum anderen Bismarck 1888 den Hafen zum Freihafen erhob, in dem ausländische Waren unrzollt gelagert und weiter rschifft werden konnten. Die Fabriken im Bereich des Freihafens konnten unrzollte Rohstoffe direkt vor Ort rarbeiten.
Die Zäsur bei Hamburg zwischen Binnen-und Seeschifffahrt ist nicht nur anhand der Schiffstypen zu bemerken. Sie ist auch daran ersichtlich, dass nach Hamburg auf dem Weg zur Nordsee keine einzige Brücke mehr die immer breiter werdende Elbe überspannt, um die Fahrt der großen Schiffe nicht zu behindern. Die Unterelbe zwischen Hamburg und Nordseemündung ist der meist befahrene Teil der Elbe, durch den sie den Status einer der größten Wasserstraßen der Welt erhält.
Lebensader für Menschen, Tiere und Pflanzen
Wenn man in Hamburg von der Elbe als "Lebensader der Region spricht, dann ist das in erster Linie wirtschaftlich gemeint. Diese wirtschaftliche Bedeutung der Elbe steht ihrer Bedeutung für die Natur oftmals diametral gegenüber. Wie bei dem jüngsten Projekt der Eibvertiefung von 2007, bei dem die Elbe um weitere 1,5 Meter vertieft werden soll, damit auch die ganz großen Containerschiffe-mit bis zu 12 000 Containern und 14,5 Metern Tiefgang Hamburg ansteuern können. Umweltschützer laufen dagegen Sturm, weil sie fürchten, dass die Elbe "dann endgültig zum Schifffahrtskanal verkommen würde. Gerade in der Unterelbe, wo sich Süß- und Salzwasser treffen, herrscht eine enorme Artenvielfalt: Einmalig ist beispielsweise der Schierlings-Wasserfenchel, eine vom Aussterben bedrohte Pflanze, die nur in dem extrem seltenen Lebensraum des tidebeeinflussten Süßwasserwatts vorkommt. Aber auch die Fischarten sind vor allem in der Unterelbe beachtlich, da hier sowohl die Süßwasserfische -wie Hecht, Zander, Karpfen, Wels, Stint, der elbetypische Aal, der wieder eingebürgerte Lachs oder der seltene Nordseeschnäpel - als auch Meeresfische - Kabeljau, Hering, Makrele, Scholle - leben.
Während der Fischfang auf der Elbe, dem fischartenreichsten Fluss Europas, stark zurückgegangen ist, bildet der Gemüse- und Obstanbau auf den fruchtbaren Marschenböden links und rechts der Unterelbe schon seit Jahrhunderten die Existenzgrundlage der dort lebenden Bevölkerung. Das bereits im 12. Jahrhundert von Mönchen angelegte Obstanbaugebiet im Alten Land - gegenüber von Hamburg-Blankenese, also links der Unterelbe -gehört mit drei Millionen Obstbäumen auf 15 000 Hektar Anbaufläche zum nördlichsten zusammenhängenden Obstanbaugebiet der Welt- Die guten Erträge führten schon früh zu beträchtlichem Wohlstand unter den Bauern, ersichtlich an den stattlichen Bauernhäusern hinter den Eibdeichen.
So wie an der Unterelbe die Obstbäume und Gewächshäuser das Landschaftsbild prägen, sind es an der Oberelbe, im Elbtal bei Dresden, die Weinberge des nördlichsten Weinanbaugebiets Europas. Auch der Weinbau wurde - wie der Obstanbau an der Unterelbe-von Mönchen im 12. Jahrhundert eingeführt. So soll der Legende nach schon Bischof Benno (um 1010-1107) den ersten Rebstock bei Meißen gepflanzt haben, um seinen eigenen Wein trinken zu können. Von Meißen aus brachten Zisterziensermönche den Wein auch nach Böhmen, wo zwischen Melni'k und Üstf nad Labern (Aussig) Weingärten die Eibuferhänge bestimmen. Der "Garten Böhmens wird diese Landschaft auch genannt.
Zwischen Ober- und Unterelbe, an der sogenannten Mittelelbe, erstreckt sich eine für die Elbe charakteristische, vom Menschen noch nahezu unberührte Landschaft: die Auenwälder, die mit einer Fläche von 117 Quadratkilometern im Dessauer Elbtal - zwischen Saale- und Muldemündung - zu den größten zusammenhängenden Auenwäldern Mitteleuropas gehören und seit 1979 als Biosphärenreservat "Mittlere Elbe in die Liste der UNESCO aufgenommen sowie unter Schutz gestellt wurden. Auenwälder sind eine Art Gütesiegel für intakte Natur. Wo sich Auenwälder befinden, kann der Fluss noch frei fließen. Außerdem sind die Auenwälder wahre Oasen für Pflanzen und Tiere. Charakteristisch für die Auenwälder an der Elbe sind die Schwarzpappel und die Weide. Im Frühsommer schimmern die Auenwiesen ganz rosa durch die Blüten der Kuckuckslichtnelke - im Wetteifer mit dem Gelb der verschiedenen Hahnenfußarten. Gesellschaft bekommen die zum Teil sehr seltenen Pflanzenarten von ebenso selten gewordenen Tieren wie dem Fischotter, dem Biber oder dem Schwarz- und Weißstorch, der in zahlreichen Dörfern entlang der Mittelelbe brütet, weil er dort noch ausreichend Nahrung findet: zahlreiche Insekten sowie eine große Dichte von verschiedenen Froscharten.
Trotz ausgewiesenem Schutz durch das UNESCO-Biosphärenreservat sowie zahlreichen Natur- und Landschaftschutzgebieten treffen auch an der Mittel- und Oberelbe umweltschützerische auf wirtschaftliche Interessen, die seit Anbeginn den Fluss und seine Umgebung bestimmt haben. So hinterließ der Holz-, Erz-, Silber- und vor allem der Steinabbau seine deutlichen Spuren. Denn der Eibsandstein wurde nicht nur für den Bau zahlreicher berühmter Gebäude verwendet wie dem Schloss Sanssouci in Potsdam, Schloss Christiansborg in Kopenhagen oder dem Hamburger Rathaus, sondern auch als Pflastermaterial im Straßenbau. Die natürliche Umgebung wurde durch den Steinabbau schon früh verändert - mit der Folge, dass gerade hier besonders früh der Gedanke des Naturschutzes gefördert wurde. Bereits 1920 wurden Hangabschnitte des Ketzerbachtals zum Flächennaturdenkmal erklärt, und seit 1974 besteht das Landschaftsschutzgebiet "Elbtal nördlich von Meißen.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden viele Fabriken in unmittelbarer Nähe des Flusses angesiedelt. So wurde in Usti nad Labern (Aussig) 1856 die seinerzeit größte chemische Produktionsstätte auf dem Kontinent in Betrieb genommen, im Oberen Elbtal bei Dresden entstanden Zellulose-, Papier- und Kunstseidefabriken, in Dessau wurden 1896 die Junkerswerke gegründet, und in den heutigen Hamburger Stadtteilen Harburg und Barmbek etablierten sich im ^.Jahrhundert mehrere Gummiwarenfabriken. Nicht zu vergessen Hamburg-Finkenwerder, wo seit den 1930er Jahren Flugzeuge gebaut werden. Heute ist Finkenwerder einer der größten Produktionsstandorte des Airbus-Produzenten EADS. Auch der A380, "das größte Passagierflugzeug der Welt soll hier montiert werden.
Die starke industrielle Belastung hatte für den Fluss verheerende Folgen. So galt die Elbe bis in die 1990er Jahre - neben der Saale - als einer der am meisten mit Schadstoffen belasteten Flüsse Mitteleuropas.
Heute sind die Bemühungen verschiedener Organisationen-wie der 1977 gegründeten "Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe (ARGE Eibe) oder das Projekt "Lebendige Elbe der Deutschen Umwelthilfe um die Verbesserung der Wasserqualität- immerhin so weit erfolgreich, dass am 14. Juli 2002 im Rahmen des "Internationalen Elbbadetages dazu aufgefordert wurde, wieder im Fluss zu baden und damit an eine lange Tradition anzuknüpfen.
Umstritten ist daher der Ausbau der Oberen und Mittleren Elbe zur internationalen Wasserstraße Europas, wie es sich der Verein zur Förderung des Eibstromgebietes e.V. wünscht, dem zahlreiche Unternehmen sowie Landes- und Kommunalbehörden sowohl auf tschechischer wie auch auf deutscher Seite angehören. Dabei soll die Elbe vor allem vertieft werden, ist sie doch ein ausgeprägter "Niedrigwasserfluss, dessen Wasserpegel im Sommer manchmal bis unter einen Meter fällt, sodass bei Magdeburg sogenannte "Hungersteine sichtbar werden. Die Schifffahrt kommt dann häufig zum Erliegen. Für die bessere Beschiffung sollen unter anderem Stauwerke sorgen. Diese werden von Umweltschützern jedoch stark kritisiert, weil sie eine Gefahr für Fische, aber auch einen Eingriff in den natürlichen Verlauf des Flusses darstellen. Umweltschützer befürchten durch eine Regulierung des Flusses auch eine Erhöhung der Hochwassergefahr. Bisher gibt es solche Stauwerke, 24 an der Zahl, nur auf tschechischer Seite.
In Deutschland gibt es an der Elbe lediglich die beiden Pumpspeicherwerke Niederwertha bei Dresden, das als eines der ersten seiner Art 1929 in Betrieb genommen wurde, und das 1958 fertig gestellte Geesthacht, das die Stabilität der Hamburger Stromversorgung garantiert. Wasserkraftwerke gibt es aufgrund des schwachen Gefälles keine, jedoch drei Kernkraftwerke an der Unterelbe - Krümel, Brokdorf und das mittlerweile stillgelegte Stade. Eine natürlichere und wohl weit ungefährlichere Energieerzeugung an der Elbe stellten die Schiffmühlen dar, die vor allem in der oberen Elbe häufig anzutreffen waren und bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts "zum charakteristischen Erscheinungsbild der Eiblandschaft (Czaya) gehörten. Mit der Fallenergie wurde Korn gemahlen und Holz gesägt. Verschwunden sind diese Schiffmühlen, weil sie der zunehmenden Schifffahrt im Weg waren.
In Hamburg, der größten Stadt an der Elbe, rückt die einstige "Lebensader erst seit einigen Jahren wieder ins Bewusstsein der Menschen -jenseits der rein wirtschaftlichen Interessen. Mit dem ambitionierten städtebaulichen Projekt "Hafencity will die Stadt nach ihren eigenen Worten wieder "zurück an die Elbe-in unmittelbare Nachbarschaft der denkmalgeschützten Speicherstadt, für deren Bau 1883 rund 20000 Bewohner ihre an der Elbe gelegenen Häuser verlassen mus-sten. Auch die lange vernachlässigten Gebiete südlich der Norderelbe geraten in den Fokus der Stadtverantwortlichen. Hier befindet sich nicht nur die größte Flussinsel Europas - im Stromspaltungsgebiet der Elbe, zwischen Süder- und Norderelbe -, sondern auch der größte Stadtteil Hamburgs, Wilhelmsburg, der vor allem 1962 Schlagzeilen machte, als bei der verheerenden Sturmflut 315 Menschen ums Leben kamen.
Die Elbe als Inspiration
Ob industriell gesäumt oder völlig naturbelassen -die Elbe hat die Menschen schon immer in den Bann gezogen. Zwar ist es um sie im Vergleich zu manchen anderen Flüssen, wie beispielsweise den Rhein oder die Donau, sprichwörtlich ruhig-wird sie doch kaum besungen. Nichtsdestotrotz kommt ihr eine tragende Rolle als Inspiration zu, vor allem was die Künstler der Romantik angeht. So bedeutende Maler wie Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge oder Ludwig Richter lebten nicht nur in Dresden, sie haben auch Elbland-schaften und Eindrücke der Sächsischen Schweiz in Szene gesetzt. Die Werke trugen wesentlich zur Popularität des Gebirges bei, das von den Schweizer Malern Anton Graff (1736-1813) und Adrian Zingg (1734-1816) Ende des 18. Jahrhunderts so genannt worden ist.
Anregungen für ihre romantischen Opern fanden Richard Wagner und Carl Maria von Weber durch die Elbe und ihre legendenumrankte Landschaft. Beide waren in Dresden Hofkapellmeister. Auch an Sagengestalten gibt es keinen Mangel, angefangen mit Rübezahl im Riesengebirge, über Eulenspiegel und Münchhausen an der mittleren Elbe oder Störtebeker in Hamburg. Und schließlich begleitet der kleine Ecke Nekkepen die Elbe, wenn sie als eine der größten Wasserstraßen der Welt in die Nordsee mündet.