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Die Donau - Ein europäischer Fluss

Die Donau - Ein europäischer Fluss

In der Mitte der Piazza Nana in Rom erhebt sich der "Vier-Ströme-Brunnen. Er wurde n Papst Innozenz X. in Auftrag gegeben, um den Allmachtsanspruch des Papsttums über das weltweite Christentum bildhaft darzustellen. Das 1651 fertig gestellte Meisterwerk des Bildhauers Lorenz Bernini beeindruckt allein als großartige Brunneninszenierung: Aus einem großen Becken wachsen Felsen empor, die einen Obelisken tragen. Auf den vier Ecken sitzen die Allegorien n vier Flüssen. die symbolisch für die damals bekannten vier Kontinente stehen: der Nil für Afrika, der Rio del Plata für Amerika, der Ganges für Asien und die Donau für Europa. Die Symbolisierung Europas durch die Donau reiht sich in eine lange Tradition ein, die bereits in der Antike ihren Anfang nahm. Und auch heute kann man die Donau ohne Übertreibung als den europäischen Fluss schlechthin bezeichnen. Nur die Minderheit seiner Anwohner nennt ihn jedoch auch so. In der Slowakei und der Ukraine heißt er Dunaj, in Ungarn Duna, die Kroaten, Serben und Bulgaren sprechen n dem Diinav, die Rumänen n der Dunarea.

Nur ein kleiner Teil verläuft auf deutschem Gebiet, etwa 660 n insgesamt 2888 Kilometern. Von den insgesamt 2412 für die internationale Schifffahrt nutzbaren Kilometern liegen lediglich 200 auf alemannischem und bayerischem Gebiet. Neben Deutschland hat die Donau noch neun weitere Anrainerstaaten, an ihren Ufern wohnen Christen verschiedener Glaubensrichtungen und Muslime, teils benutzen die Menschen entlang des Stroms das lateinische, teils das kyrillische Alphabet. Kurzum: Unter den europäischen Flüssen nimmt die Donau eine Sonderstellung ein, unter den deutschen allemal.



Diese Darstellung nimmt r allem den Abschnitt im deutschsprachigen Raum in den Blick, greift aber, wo immer es zur Darlegung der wichtigsten Charakteristika und Entwicklungen notwendig ist, darüber hinaus.

Frühe Besiedlung und politische Rahmenbedingungen

Allein aufgrund ihrer Länge war die Donau, modern gesprochen, immer schon international und multikulturell geprägt. Daher lassen sich die stetigen Veränderungen, denen die vielen Regionen zwischen Quelle und Mündung seit der Frühgeschichte unterworfen waren, kaum generalisieren. Einige wenige wichtige Zäsuren, Wendepunkte und Entwicklungen betrafen zumindest größere Teile des Stroms, die im Mittelpunkt des folgenden Abrisses stehen.
Im oberen Donauraum sind die ersten Besiedlungen für die Zeit um 8000 vor unserer Zeitrechnung nachweisbar. Man ist sich bis heute allerdings nicht einig darüber, aus welchen Regionen die Menschen einwanderten und was sie zu ihrer Wanderungsbewegung trieb. Eine zweite Zuwanderungswelle erfolgte um 4000 v. Chr. aus dem Osten. Den Kelten, die etwas später aus dem Westen zuwanderten, wird die sogenannte Hallstattkultur zugesprochen, die sich im 1. Jahrtausend herausbildete. Bekannt ist aus zahlreichen Ausgrabungsfunden, dass diese Siedlungen entlang des Flussesbereits über Möglichkeiten zur Glasherstellung und Metallverhüttung verfügten. Die Kelten ließen sich beispielsweise an der Stelle des heutigen Regensburg nieder.
Etwa in dieser Epoche gründeten die griechischen Stadtstaaten rund um Mittelmeer und Schwarzes Meer Tochterstädte, auch an der Mündung der Donau und von dort stromaufwärts. Die nach Norden drängenden Römer schlugen um 58 v. Chr. entscheidend die Sueben, die zu diesem Zeitpunkt bereits die Kelten verdrängt hatten. Für die nächsten Jahrhunderte bestimmten nun die Römer das Geschehen an der Donau. Bis 29 v. Chr. eroberten die Römer das Gebiet des heutigen Bulgarien und richteten dort die Provinzen Moesia und Moesia Superior ein. Bis 15 v. Chr. folgten die Provinzen Raetia und Noricum - etwa zwischen der Einmündung des Inn und dem Wienerwald -; bis 10 n.Chr. wurde in weiteren Feldzügen das Gebiet um Save und Drau bis etwa zum heutigen Wien erobert und als Provinz Pannonia dem Imperium Romanum eingegliedert. Die Donau war damit auf fast ihrer gesamten Länge Teil des Limes, der sich einmal quer durch Europa zog.
Nach jahrelangen Kämpfen besiegten die Römer auf dem Territorium des heutigen Rumänien die Daker und richteten die Provinz Dacia ein. Dieses Gebiet ist das einzige an der nördlichen Seite der Donau, das für längere Zeit dem Römischen Reich angehörte. Es musste allerdings um das Jahr 250 wieder aufgegeben werden.

Die Donau war nicht von vornherein als Nordgrenze Roms vorgesehen. Erst nach der Niederlage ihrer Truppen im Teutoburger Wald rückten die Römer von ihren ursprünglichen Plänen ab, über Rhein und Donau bis zur Elbe und zur March vorzudringen. Zwar fanden immer wieder militärische Operationen in dieses Gebiet statt, die aber -bis auf den erwähnten Feldzug gegen die Daker -nicht zur Eroberung weiterer Gebiete führten, sondern der Sicherung des Limes dienten. Und erst nach dieser Niederlage begann der Ausbau der Sicherungsanlagen, ein gewaltiges Vorhaben, das wohl erst im 2. Jahrhundert abgeschlossen werden konnte. Es entstand ein System von kleineren und größeren Kastellen und Flottenstützpunkten, die über Fernstraßen miteinander verbunden waren. In den von den Römern eroberten Gebieten kam es dank des Ausbaus der Femwege und eines einheitlichen Währungssystems zu einem nachhaltigen Aufschwung; gleichzeitig fand eine gewisse Romanisierung in den eroberten Gebieten statt.

Wichtige Einschnitte markieren die Jahre 391 und 395. Im Jahr 391 wurde das Christentum als Staatsreligion im Römischen Reich eingeführt, und vier Jahre später teilte sich der Staat in einen westlichen und einen östlichen Teil. Die Provinzen Moesia und Macedonia sowie alle östlich davon liegenden Gebiete gehörten nun zum Oströmischen Reich, alle anderen zum Weströmischen. Diese Teilung hatte weit reichende Konsequenzen, denn der westliche Teil orientierte sich seitdem nach Rom, der östliche nach Konstantinopel. Letztlich mündete diese Teilung in die bis heute bestehende Trennung der Kirche in Katholizismus und Orthodoxie und die Unterscheidung zwischen lateinischem und kyrillischem Alphabet.

Instabile Verhältnisse seit der Völkerwanderung

Im Verlauf der sogenannten Völkerwanderung ab dem 5. Jahrhundert ging das Weströmische Reich unter. Gleichzeitig begann damals die Staatenbildung germanischer Stämme an der Oberen Donau. Im Osten, an der Unteren Donau, wanderten slawische Stämme vornehmlich aus dem heutigen weißrussischen und ukrainischen Gebiet zu sowie Protobulgaren, die ein erstes Staatswesen ausbildeten. Bis zum 9. Jahrhundert haben wir es entlang der Donau jedoch insgesamt mit relativ instabilen Verhältnissen zu tun.
In Westeuropa etablierte sich seit dem S.Jahrhundert das Frankenreich als bestimmende Macht; es umfasste um 550 weite Teile des heutigen Frankreich und Belgien und reichte bis etwa zur Mündung der Lech in die Donau. Bis zum 8. Jahrhundert wurden ihm weitere bajuwarische und schwäbische Gebiete eingegliedert. Im 9. Jahrhundert entstand ein Großmährisches Reich zwischen Donau, Waag und March. Es existierte zwar nur wenige Jahrzehnte - bis zur Eroberung durch die Magyaren um 906 -, war aber für die Slowaken über Jahrhunderte der ideelle Fixpunkt in ihrem Streben nach einem eigenen unabhängigen Staat, das sich erst 1993 erfüllte.

Die Magyaren waren im 9. Jahrhundert aus dem vorderindischen Raum in das pannonische Becken zugewandert. Das Reitervolk unternahm von dort immer wieder kriegerische Unternehmungen nach Westen und bedrohte somit auch die deutschsprachigen Gebiete. Diese Eroberungsgelüste fanden 955 ein Ende. Kaiser Otto 1. besiegte in der Schlacht auf dem Lechfeld die Magyaren, die seitdem ihre Beutezüge nach Westen einstellten und kurz darauf, auch um ihre Herrschaft zu sichern, zum Christentum übertraten. In den folgenden Jahrhunderten festigte sich das ungarische Königreich und dehnte sich nach Süden und Südosten aus. Es umfasste zu Beginn des 16. Jahrhunderts das heutige Ungarn und die heutige Slowakei, dazu die Gebiete bis zur Save und zum Eisernen Tor und im Osten Siebenbürgen. Im Westen reichte es bis zur March und schloss das heute österreichische Burgenland ein.


Babenberger, Habsburger und Osmanen

Um 1000 hatten sich am Oberlauf zwei Herzogtümer herausgebildet: Schwaben und Bayern. Die Grenze zwischen ihnen verlief am Lech und entlang der Altmühl. Die damaligen Grenzen stimmen mit den heutigen nur sehr bedingt überein -Schwaben etwa umfasste auch Teile der heutigen Schweiz und das Elsass -, bemerkenswert aber ist, dass diese räumliche und herrschaftliche Struktur Süddeutschlands seitdem im wesentlichen Bestand hatte.
Prägend am Oberlauf waren in den nächsten Jahrhunderten aber vor allem die Babenberger. 976 verlieh der römisch-deutsche Kaiser Otto II. dem Grafengeschlecht der Babenberger die Herrschaft über die "Ostmark, Mittelpunkt ihrer Herrschaft war Melk. Das Gebiet umfasste anfangs im Wesentlichen das heutige Niederösterreich; die Babenberger dehnten in den folgenden Jahrhunderten ihre Herrschaft entlang der Donau aber stetig aus und erlangten 1156 auch die vollständige Unabhängigkeit von Bayern. Das Geschlecht starb 1245 aus, und nach einigen Wirren wurde Rudolf I. 1278 zum Herrscher Österreichs - das Datum markiert den Beginn der Habsburgerherrschaft, die bis 1918 andauerte. Die Habsburger setzten die Aus-senpolitik ihrer Vorgänger fort und dehnten ihren Herrschaftsbereich stetig aus.

An der Unteren Donau blieben die Herrschaftsverhältnisse bis in das 15./16. Jahrhundert hinein instabil. Es gab ein erstes serbisches und ein erstes bulgarisches Reich, die aber beide im 11. Jahrhundert wieder an Byzanz fielen; später verwüsteten die Hunnen weite Gebiete beidseits der Donau, und im 14. Jahrhundert begann im südeuropäischen Raum die Expansion des Osmanischen Reiches.
Die Konfrontation zwischen Habsburgerkrone und Osmanischem Reich bestimmte für Jahrhunderte das Leben an der Mittleren und Unteren Donau. Drei wichtige Daten sind in diesem Zusammenhang zu nennen: 1453, 1526 und 1683.
Im Jahr 1453 eroberten die Osmanen die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel. Die Länder an der Unteren Donau wurden in der Folgezeit dem Osmanischen Reich eingegliedert bzw. ihm tributpflichtig. Im Jahr 1526 besiegten die Osmanen in einer entscheidenden Schlacht das ungarische Heer. Der ungarische Adel floh nach Pozso-ny, dem heutigen Bratislava, die Osmanen hielten für rund 150 Jahre das Land besetzt. Sie standen 1529 erstmals und 1683/84 erneut vor Wien. Beim zweiten Versuch, die österreichische Hauptstadt zu erobern, wurden sie in der Schlacht am Kahlen-berg besiegt. Diese Niederlage leitete die allmähliche und schrittweise Eroberung der Mittleren Donau durch die Habsburger ein. Die Auseinandersetzung, in die zwischenzeitlich auch Russland involviert war, fand letztlich erst mit dem Ende der Balkankriege 1912/13, dem Ende des Ersten Weltkriegs und den darauf folgenden Bestimmungen der Pariser Vorortverträge sowie dem Friedensvertrag zwischen Griechenland und der Türkei (Lausanne 1923) seinen Abschluss.
Im Ergebnis dieses langen Prozesses verlor das Osmanische Reich sämtliche eroberten Gebiete in Europa, und die Völker entlang der Donau befreiten sich nacheinander von der osmanischen Herrschaft: 1862 erhielt Rumänien seine volle, 1878 Bulgarien eine teilweise Unabhängigkeit, 1882 schließlich auch Serbien.
Während Bayern in seinem Kern über die Jahrhunderte stabil blieb und dabei nur seine Bezeichnung änderte - vom Herzogtum zum Königreich -waren die Verhältnisse im heutigen Baden-Württemberg vielschichtiger. Neben den Reichsstädten und kleineren lokalen Herrschaften gab es an der Donau das Herzogtum - später Königreich - Württemberg und die Grafschaft-später das Fürstentum-Hohenzollem. Erst 1952 fusionierten Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzol-lern zum Bundesland Baden-Württemberg.

Neue Staatsbildung und Teilung Europas

Österreich-Ungarn umfasste vor dem Ersten Weltkrieg neben den jeweiligen Kernlanden, Galizien, Böhmen und Mähren auch die Gebiete der heute selbstständigen Staaten Slowakei, Slowenien und Kroatien sowie die Vojvodina und Siebenbürgen. Knapp 1200 Flusskilometer lagen auf dem Gebiet der k u. k. Monarchie, sodass dieser Vielvölkerstaat oft als "Donaumonarchie bezeichnet worden ist.

Durch die Pariser Vorortverträge wurde der mittel- und südosteuropäische Raum völlig neu geordnet. Aus der Konkursmasse des abgedankten Habsburger Reichs entstanden nun neue Staaten, darunter das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen sowie die Tschechoslowakei. Rumänien verleibte sich Siebenbürgen, Bessarabien und Teile Galiziens ein. Abgesehen von derTatsache, dass in Deutschland alle Monarchen zugunsten einer republikanischen Staatsform abzudanken hatten, blieb der deutsche Raum weitgehend territorial unverändert.

Der von den Nationalsozialisten angezettelte Zweite Weltkrieg brachte Millionen von Menschen Tod und Leid, auch im Donauraum verursachte er dramatische Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung. Das einschneidendste Resultat in territorialgeschichtlicher Hinsicht war die Trennung Europas in einen westchen und einen östlichen Teil.


Dörfer und Städte, Klöster und Burgen

Eine zweite größere Phase der Städtegründungen fand erst im 12. und 13. Jahrhundert statt, wobei sich der alemannische und der bayerische Raum voneinander unterscheiden. Die Orte zwischen den beiden Quellflüssen und Ulm waren ausschließlich Gründungen lokaler Herrscher; sie hatten auch in späteren Epochen zumeist nur regionale Bedeutung. Zu nennen sind etwa die Orte Fürstenberg, Sigmaringen und Ehingen. Weiter östlich entstanden einige Orte als bewusste Gründungen der Staufer, darunter Ulm, Lauingen und Donauwörth. Östlich davon gehen wichtige Orte auf eine übergreifende landesherrliche Konzeption zurück, darunter Ingolstadt und Vilshofen. Eine Sonderstellung nimmt die Donau auch ein, weil an ihr mit Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad gleich vier Hauptstädte liegen.
In das Spätmittelalter fällt darüber hinaus eine Welle von Klostergründungen, besonders auf österreichischem und alemannischem Gebiet. In vielen Anlagen blüht das klösterliche Leben nach wie vor, einige, wie die Erzabtei Beuron im Tal der jungen Donau oder das Stift Melk in der Wachau gelten als kulturhistorisch besonders wertvoll und haben sich in der jüngsten Zeit zu Touristenmagneten entwickelt.

"Wo irgend ein Fels sein Haupt empor hebt, blickt graues verfallenes Gemäuer herab, und fast an jeder Stelle des Stromes, wo derselbe sich im scharfen Winkel krümmt, steht eine verfallene Raubfeste. Und so gleicht die Dampfschiffreise auf dieser Donaustrecke der flüchtigen Zeit. Diese Beobachtung, die der Reisende Norbert Klein 1846 niederschrieb, gilt auch heute noch. Die Landschaften der deutschsprachigen Donau werden durch die vielen Burganlagen geprägt. Sie entstanden parallel zu den Klöstern, Antrieb waren Schutz- und Repräsentationsbedürfnis des lokalen Adels. Sie erlangten, abhängig von derJvlacht ihrer Besitzer, zuweilen auch Bedeutung als Warenumschlagsplätze, als Zoll- und Mautstationen. Trotz aller Verluste finden sie sich auch heute noch- erhalten und ganz unterschiedlich genutzt oder als malerische Ruinen - in großer Anzahl, am dichtesten im Abschnitt zwischen Passau und Linz.

Der Fluss als Handelsweg

Obwohl die Donau nach der Wolga der längste europäische Fluss ist, spielt sie als Handelsweg für fast alle Anrainer heute eine relativ unbedeutende Rolle. Auf dem Rhein etwa wird ein Vielfaches an Gütern transportiert. Eine Ausnahme bildet allein Osterreich, dessen Industrie zu rund zwei Dritteln im Einzugsgebiet des Stroms liegt und seinen Handel in einer nennenswerten Größenordnung über ihn abwickelt.
Fünf Faktoren sind für diesen Befund ausschlaggebend: Die Grenzsituation, die an den Donauufem vielfach bestand und heute noch besteht, die teils schwierigen Bedingungen für die Schifffahrt-vor allem im Strudengau und im äußerst gefahrvollen, fast 100 Kilometer langen Eisernen Tor -, die traditionelle wirtschaftliche Rückständigkeit Süd- und Südosteuropas gegenüber Mittel-und Westeuropa sowie die Verteilung der Industrie- und Handelszentren in Europa. Seit dem Spätmittelalter dominieren die Orte, die entlang einer in etwa sichelförmigen Achse von London über den flämischen und rheinischen Raum bis nach Oberitalien reichen. Die Donau war, und dies ist der fünfte wichtige Faktor, nicht an das Mittelmeer und bis 1993 auch nicht an das europäische Wasserstraßensystem mit den wichtigen Flüssen Rhein und Elbe angeschlossen. Erst mit der Einweihung des Main-Donau-Kanals konnte dieser Traum, dem schon Karl der Große angehangen hatte, realisiert werden. Die Hoffnungen, die mit ihm verbunden waren, wurden jedoch nicht in Ansätzen erfüllt.
Die Geschichte des Handels auf der Donau reicht bis zu den Römern zurück, die diesen sehr rege betrieben. Von den Zeiten davor und auch danach wissen wir relativ wenig, sicher ist, dass die Donau im österreichischen Raum im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung ein Handelsweg war, auf dem vor allem Metallwaren, Salz, Bernstein und Felle transportiert wurden. Im Frühmittelalter war die Donau ein wichtiger Handelsweg. Gehandelt wurde vor allem mit Salz und Wachs, aber auch mit Rindern und Sklaven. Die Beziehungen reichten vom Orient bis an die Obere Donau. Im 10. Jahrhundert verunsicherten kurzzeitig die Einfälle der Ungarn das Leben an der Donau und beeinträchtigten auch die Schifffahrt.

Dem Handel an der Donau erwuchsen jedoch mit der Hanse, die die Ostsee kontrollierte und damit verursachte, dass sich die Anrainer zu diesem Meer orientierten, und mit den norditalienischen Hafenstädten, vor allem Genua und Venedig, zwei starke Konkurrenten. Donauaufwärts wurden vor allem Häute und Pelze, Wachs und Honig transportiert, umgekehrt Textilien. Auch Tuche und Stoffe aus Flandern und den rheinischen Gebieten fanden ihren Weg in das südöstliche Europa vor allem über die Donau. Haupthandelsplätze waren Regensburg und Wien, später stiegen Augsburg und Nürnberg zu den führenden Handelsstädten auf. Passau war ein wichtiger Umschlagplatz für das Salz aus verschiedenen österreichischen Stätten, namentlich dem Salzburger Land, das von hier über Landrouten in das salzarme Böhmen und Mähren gebracht wurde, blieb aber in seiner Bedeutung hinter den anderen genannten Handelszentren zurück.
Zahlreiche Städte an der Donau verdankten ihren Aufschwung in dieser Zeit ausschließlich ihrer Lage am Schnittpunkt von internationalen Handelsstraßen. Andere profitierten vom Privileg des Maut- oder Stapelrechts. Der erste Begriff bezeichnet den zu leistenden Wegezoll, der zweite eine Verpflichtung für die passierenden Schiffer. Sie mussten ihre Waren über einen festgelegten Zeitraum im Ort auslegen und zum Verkauf anbieten und durften erst nach Ablauf der Zeitspanne weiterfahren. Im 12. Jahrhundert gab es allein zwischen Linz und Wien 77 Mautstellen. Dieses überaus großzügig vergebene Recht-es wurde erst 1515 aufgehoben - und die damit verbundene erhebliche Belastung für die Schiffer war ein Grund für den Niedergang des internationalen Donauhandels ab dem 13. Jahrhundert; ein weiterer war das verstärkt auftretende Raubrittertum. Dazu kam die Verlagerung des Handels in den Mittelmeerraum durch die oberitalienischen Stadtstaaten, die "Entdeckungen neuer Seefahrtswege nach Indien und, ebenfalls seit dem späten 15. Jahrhundert, das Vordringen der Osmanen.

Ulmer Schachteln und Treidelpfade

Wegen der starken Strömung wurden auf deutschsprachigem Gebiet Jahrhunderte lang über 90 Prozent der Waren stromabwärts gebracht: der Transport stromaufwärts lohnte sich oft nicht. Bewegt wurden die Waren stromabwärts daher oft mit Einwegschiffen. Sie wurden am Zielort auseinander gebrochen und das Holz verkauft. Berühmt waren im 16. Jahrhundert etwa die "Ulmer Schachteln, sogenannt wegen ihrer flachen und eckigen Bauweise. Später wurden viele Schiffe getreidelt, also mit Muskelkraft stromaufwärts bewegt, erst von Menschen, dann ging man zu Pferdegespannen über. Das Treideln der Schiffsverbände war überaus mühevoll, kostspielig und langsam. Die Geschwindigkeit lag bei höchstens 20 Kilometern am Tag, im Durchschnitt wurden nur acht bis zwölf Kilometer erreicht. Eine Passage von Wien nach Regensburg dauerte beispielsweise rund zwei Monate.
Das wichtigste Transportgut in dieser Zeit war das Holz, das oft geflößt wurde. Es wurde vor allem in den Bergwerken und der Eisen verarbeitenden Industrie (Holzkohle) verwendet, ein erheblicher Teil wurde aber auch beim Ausbau der Stadt Wien nach der Überwindung der Türkengefahr benötigt: zum Hausbau und zum Heizen der vielen neu entstandenen Gebäude. Das begehrte Holz kam aus dem Wienerwald und dem Mühlviertel, aber auch aus dem bayerischen und alemannischen Raum.

Von der Dampfmaschine zum Schubverband
Die Entwicklung der Dampfmaschine veränderte den Handel auf der Donau gravierend. Nun konnten auch Güter, an deren Transport vorher nicht zu denken gewesen war, stromaufwärts bewegt werden. So begann man im großen Stil, Getreide aus den ungarischen Gebieten stromaufwärts zu transportieren; Linz avancierte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Zentrum des mitteleuropäischen Getreidehandels. Zum anderen entstand in ganz Mitteleuropa innerhalb weniger Jahrzehnte ein ausgedehntes und teils engmaschiges Netz an Bahnstrecken. Auf ihnen konnten viele Güter sehr viel schneller und einfacher transportiert werden als auf den Flüssen. Auf der Donau dominiert seitdem der Handel mit Schüttgut und Industrieerzeugnissen. Mittels der Dampfschiffe ließ sich auch das Eiserne Tor überwinden, und schon im 19. Jahrhundert waren viele zuvor gefährliche Flussabschnitte durch Sprengungen und andere Regulierungen entschärft worden. Dennoch wurden um die Wende zum 20. Jahrhundert zehnmal mehr Waren auf dem Rhein als auf der Donau-gerechnet von Ulm bis zur Mündung -transportiert; der Anteil der deutschenGebiete am Gesamtvolumen betrug nicht einmal fünf Prozent.
Zwischen den Weltkriegen waren Getreide und Öl die wichtigsten Transportgüter, seit 1945 sind es Erze und Vorprodukte für die Industrie. Landwirtschaftliche Produkte spielen kaum noch eine Rolle, Kohle und Holz ebenso wenig.
Im Jahr 1927 wurde in der Werft von Obuda (Budapest) das letzte Dampfschiff gebaut, seitdem sind Motorschlepper vorherrschend. Sie fahren heute sowohl als Selbstfahrer wie auch als Schubverband. Die Donau ist trotz aller Regulierungsmaßnahmen als Teilstück eines Handelswegs von der Nordsee zum Schwarzen Meer nur bedingt attraktiv. Insbesondere wegen der zahlreichen und zudem kostenpflichtigen Schleusen sind die Frachtschiffe auf dieser Strecke dreimal so lange unterwegs wie auf der Route über Ärmelkanal, Straße von Gibraltar und Bosporus.


Internationale Politik und Handel

Der Handel entlang des Stroms war neben anderen Faktoren immer schon von den politischen Verhältnissen abhängig, wie sich nicht zuletzt im Kalten Krieg gezeigt hat.

Bereits Adam Smith formulierte in seinem Hauptwerk The Wealih ofnalions (1776), dass der Handel auf einem Fluss mit mehreren souveränen Anrainern nur dann bedeutend werden könne, wenn diese Mächte sich nicht mehr gegenseitig blockieren und den grenzüberschreitenden Handel verhindern könnten. Eine einheitliche Verwaltung dieser Flüsse sei für einen freien Warenaustausch daher unabdingbar. Dieser Gedanke setzte sich auf dem Kontinent allmählich durch. Bereits auf dem Wiener Kongress 1814/15 wurden "Allgemeine Grundsätze über die Schifffahrt auf den Strömen festgeschrieben. Diese beinhalteten vor allem die Forderung, dass die Schifffahrt auf internationalen Strömen völlig frei sein sollte und niemand davon ausgeschlossen werden dürfe. Der Pariser Frieden von 1856 schließlich transformierte diese allgemeinen Forderungen in handfeste Vereinbarungen der Anrainer. Nun wurden zwei wichtige Institutionen gegründet: Die "Europäische Donaukommission verwaltete die Donau zwischen Schwarzmeermündung und Isaccea, die "Uferstaatenkommission die restliche Strecke. Die Europäische Donaukommission mit Sitz in Sulina (Donaudelta) initiierte unter anderem die Kanalisierung des mittleren Arms im Donaudelta, um die Frachtschifffahrt zu erleichtern. Erst seitdem kann man von einer modernen Verwaltung des Flusses in wirtschaftlicher Hinsicht sprechen. Zwar wurde die erstrebte und auch noch im W.Jahrhundert teilweise erreichte Liberalisierung immer wieder unterbrochen, nicht zuletzt durch die beiden Weltkriege sowie die Folgen des Jugoslawienkriegs, die Donaukommission gibt es aber nach wie vor, und alle Anrainer sind in dieser Institution vertreten. Womöglich erfüllt sich die Idee Adam Smiths erst in einigen Jahren: Kroatien und selbst Serbien gelten als Anwärter auf eine EU-Mitgliedschaft.

Kraftwerke und Industrieanlagen
In wirtschaftlicher Hinsicht sind für den Fluss auf deutschsprachigem Gebiet die Kraftwerke, in Österreich auch die Schwerindustrie charakteristisch. Ersteres verdankt sich in erster Linie dem starken Gefälle des Stroms in seinem oberen Teil, letzteres nicht zuletzt staatlichen Anstrengungen.
Die Einrichtung von Staustufen diente dazu, den Wasserpegel zu regulieren und den Erfordernissen der Schifffahrt anzupassen. Auffällig ist, dass nicht einfache Staustufen mit Schleusen errichtet, sondern diese sehr oft mit Wasserkraftwerken zur Stromgewinnung kombiniert wurden.

Das Kraftwerk Kachlet unmittelbar westlich von Passau ging als erste Anlage dieser Art an der Donau 1927 in Betrieb, Ybbs-Persenbeug 1959 als vorerst letzte. Zwischen Ulm und Jochenstein an der deutsch-österreichischen Grenze liegen 22 Schleusen und Staustufen, von denen einige der Energiegewinnung dienen. In Österreich erfüllen alle Anlagen beide Zwecke. Insgesamt decken sie rund ein Viertel des österreichischen Strombedarfs. Neun traditionelle Kraftwerke, darunter das Kernkraftwerk bei Grundremmingen, sind be-wusst an den Strom gesetzt worden, um sein Wasser zur Kühlung nutzen zu können. Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke finden sich entlang der Ufer auch in den anderen Anrainerstaaten. Die größten Wasserkraftwerke sind Gabcikovo in der Slowakei und die 1972 in Betrieb genommenen Derdap I und II am Eisernen Tor.
Im Gegensatz zu den großen Industrieanlagen, die in den sozialistischen Staaten nach 1945 an der Donau errichtet wurden und bis heute eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft der jeweiligen Länder spielen, ist und war die Industrie auf deutschem Gebiet von minderer Bedeutung. Dennoch gibt es in Deggendorf und Regensburg Werften, in Vohburg eine Raffinerie, in Ingolstadt eine weitere und hier auch das Stammwerk von Audi. Der Hafen in Regensburg hat die Erwartungen, die mit der Inbetriebnahme des Main-Donau-Kanals verbunden waren, nicht erfüllen können, und auch der moderne Containerhafen in Passau stellt nicht den wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt dar. Das ist nach wie vor der Tourismus. Im schwäbischen Teil der Donau gibt es keine Wechselwirkung von Industrie und Fluss: Dieser ist hier schlicht zu flach und zu schmal.
Ganz anders stellt sich die Situation in Österreich dar. Hier erfuhr die Industrialisierung an der Donau nach dem "Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 einen deutlichen Schub. Man plante im Rahmen des Vierjahresplans, der ab 1938 galt, die Donau über Kanäle mit Oder und Main zu verbinden und den österreichischen Raum zu einem Schwerpunkt der Stahlindustrie auszubauen. Die Kohle sollte aus dem Ruhrgebiet und aus Oberschlesien kommen, die Erze vornehmlich aus der Steiermark und auch aus der Ukraine, die Arbeitskräfte schließlich aus dem rückständigen, agrarisch geprägten österreichischen Hinterland. Die Kanäle wurden nie realisiert, viele Werke schon. So wie im niedersächsischen Salzgitter auch, entstand in Linz quasi aus dem Nichts ein riesiges "Hermann-Göring-Werk.







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