Der Neckar ist n zahlreichen, rnehmlich schwäbischen Dichtern, besungen worden. Und tatsächlich bietet er mit seinen Weinbergen, Burgen und historischen Städten vielerorts noch ein romantisches Bild. Doch zugleich fließt der Neckar in weiten Teilen auch durch eine gewerbereiche Region und der Fluss selbst ist zwischen Stuttgart und seiner Mündung in Mannheim eine viel befahrene Wasserstraße. Heute werden nur noch zwei Prozent des gesamten Flusslaufs als naturnah eingestuft.
Im Schatten des Limes
Am 21. Oktober 1907 wurde bei Grabarbeiten in Mauer bei Heidelberg ein skelettierter menschlicher Unterkiefer gefunden. Doch die Arbeiter waren nicht etwa auf die Spur eines Verbrechens gekommen. Was sie zufällig zutage befördert hatten, erwies sich als das älteste menschliche Zeugnis, das bislang in Europa gefunden wurde: 600000 Jahre alt. In der Kiesgrube, in der der Unterkiefer gefunden wurde, floss im Eiszeitalter der Ur-Ne-ckar. So ist dieser Fund zugleich auch ein Beleg für die frühe Besiedlung des Neckarraums.
Doch machen wir einen Sprung: Der erste, namentlich fassbare Volksstamm, der am Neckar lebte, waren die Kelten, die im 8. Jahrhundert v. Chr. in das heutige Südwestdeutschland kamen. Und n ihnen hat der Fluss auch seinen Namen: Sie nannten ihn, abgeleitet n der indogermanischen Wurzel nik (= losstürmen) "Wilder Geselle. Ein Name, der zum Fluss n heute nicht mehr recht passen mag, doch konnte der Neckar r seinem neuzeitlichen Ausbau zur Wasserstraße durchaus ein "wilder Geselle sein. So waren allein auf der kurzen Strecke n Esslingen nach Plochingen drei Schleusen notwendig, um das Gefälle des Flusses aufzufangen. Zahlreiche Krümmungen mussten begradigt werden, um den Fluss zu zähmen.
Keltische Spuren wurden in zahlreichen Städten am Neckar gefunden. So wurde beispielsweise in Rottenburg eine frühkeltische Siedlung mit Nekropole (Begräbnisstätte) archäologisch nachgewiesen. Auch geht der römische Name Rotenburgs - Summelocenna- auf eine keltische Bezeichnung zurück. In Oberesslingen, Heilbronn und Bad Wimpfen, dessen Name ebenfalls keltischen Ursprungs ist, wurden für die Kelten typische Viereckschanzen entdeckt, rechteckige Anlagen mit Wall und Graben, die wohl in erster Linie der Verteidigung gedient haben.
Auf die Kelten folgten die Römer, doch schlug ihr erster Versuch einer Expansion in die Weiten Germaniens fehl. Kaiser Tiberius zog daraus im Jahr 16n.Chr. die Konsequenz und verzichtete fortan auf die Gebiete rechts des Rheins und nördlich der Donau. Erst unter Kaiser Vespasian (69-79) wurde ein neuer Versuch unternommen, über die Donau rzustoßen, aus ganz praktischen Erwägungen: um den Weg n der Donau an den Rhein abzukürzen. Kaiser Trajan ließ dann im Jahr 98 den sogenannten Neckar-Odenwald-Limes anlegen, um diese Trasse und die dahinter gelegene neue Provinz Germania Superior zu sichern. Entlang des Neckars entstanden damals eine ganze Reihe n Kastellen und Siedlungen, die erste schon wenige Kilometer nach der Neckarquelle: Rottweil, das in römischer Zeit Arne Flaviae hieß, und als einziger Ort zwischen dem Rhein und Augsburg römisches Stadtrecht besaß. Eine weitere wichtige römische Ansiedlung am Neckar war das heutige Rottenburg. Die Römer machten den Ort im 2. Jahrhundert zum Zentrum eines Verwaltungsbezirks und versahen ihn mit einer Stadtmauer. Ebenfalls ummauert und ausgestattet mit Forum, Tempel, Theater und Thermen war Ladenburg, das römische Lopodunum. Römische Kastelle am Neckar gab es in Köngen südöstlich n Esslingen, in Bad Cannstatt, in Benningen und Walheim bei Ludwigsburg, in Böckingen bei Heilbronn und in Bad Wimpfen, wo auch eine römische Brücke über den Neckar archäologisch nachgewiesen werden konnte. Unter Kaiser Antoninus Pius wurde die römische Grenze ein letztes Mal weiter nach Norden verschoben und zu deren Sicherung der obergermanisch-rätische Limes erbaut. Dadurch wurde der Neckar zum Hinterland. Die Bevölkerung der Provinz bestand r allem aus romanisierten Kelten, dazu kamen n den Römern angesiedelte Germanen.
Nachfolger der Römer am Neckar wurden die Aiamannen, ein Volk, dessen Ursprünge r allem im eibgermanischen Raum liegen, die aber erst im Verlauf ihrer Wanderung nach Süden zu einer stammesmäßigen Einheit wurden. Allerdings haben die Aiamannen den Limes nicht "überrannt, sondern profitierten n innerrömischen Schwierigkeiten. Die Römer zogen ihre Truppen im Verlauf des 3. Jahrhunderts hinter Rhein und Donau zurück, sodass die Alamannen langsam in das zunehmend schutzlose Gebiet einsickern konnten. Die Alamannen ihrerseits wurden Ende des 5. Jahrhunderts n einer anderen germanischen Völkerschaft, den Franken, unterworfen. Ein letzter Versuch, sich aus der fränkischen Umklammerung zu lösen, endete 746 im "Blutgericht n Cannstatt am Neckar, bei dem zahlreiche Mitglieder der ala-mannischen Führungsschicht getötet wurden. Erst 829 wurde das Herzogtum Schwaben als Teil des ostfränkischen Reiches neu errichtet. Allerdings reichte dieses Herzogtum im Norden nur bis auf die Höhe n Baden-Baden, Cannstatt und Ellwangen; nördlich dan erstreckte sich das Herzogtum Franken.
Staufer und Württemberger
Als Machtbasis der Staufer erlangte das Herzogtum Schwaben im 11./12. Jahrhundert neuerlich politische Bedeutung. Stein gewordener Ausdruck staufischer Herrschaft am Neckar ist die von Friedrich I. Barbarossa erbaute Kaiserpfalz in Bad Wimpfen. Städte wie Rottweil und Esslingen wurden von den Staufern ausgebaut und mit Privilegien versehen.
Nach dem Untergang der Staufer wurden die Grafen und späteren Herzöge von Württemberg zu den größten Territorialherren am Neckar.