Wir teilen aus kristaünem Haus den Völkern ihre Wasser aus heißt es in einem Bündner Lied. Tatsächlich entspringen in den Schweizer Alpen einige bedeutende Flüsse. Mehr als andere behält der Inn über weite Strecken den Charakter eines Gebirgsflusses bei. Vom Engadin aus macht er sich auf den Weg durch drei Länder- Schweiz, Österreich und Deutschland -, bis seine Wasser in Passau n der Donau aufgenommen werden und schließlich das Schwarze Meer erreichen.
Am und über den Inn, Spuren frühen Lebens
Die Tischofer Höhle im Kaisertal bei Kufstein im Tiroler Unterinntal weist darauf hin, dass in diesem Gebiet schon etwa 30000 Jahre r unserer Zeitrechnung Menschen gelebt haben. Spätestens seit der Bronzezeit ist die Benutzung der Alpenübergänge durch Funde nachweisbar. Wohlstand zeigt sich auch in den Grabbeigaben der "Urnen-felderkultur aus der späten Bronzezeit. Im Tiroler Inntal zwischen Volders und Kolsass liegt das sogenannte "Wattener Himmelreich, wo eine urgeschichtliche Siedlung ausgegraben wurde. Noch um Christi Geburt war der Ort bewohnt, und als die Römer um 15 v. Chr. gen Norden rstießen, entwickelte sich dieses Gebiet zu einem Zentrum römischer Kolonisation. Die Romanisierung hatte schon begonnen, als Kaiser Claudius (41-5in. Chr.) aus dem besetzten Königreich Noricum und den westlich angrenzenden Gebieten zwei neue Provinzen des Reiches gründete: Noricum und Raetien, die Grenze bildete in etwa der Innverlauf.
Als Durchzugsgebiet für diese Provinzen war der Oberlauf des Inns wichtig, weshalb die Nord-Süd-Verbindungen ausgebaut wurden. Als römische Heerstraße verband etwa die Via Claudia Au-gusta den Mittelmeerraum mit dem Voralpengebiet. Bei Landeck querte sie den Inn, um über den Fernpass und Füssen zur Provinzhauptstadt Rae-tiens, Augusta Vitulelicorum (Augsburg), zu führen. Die Brennerroute kreuzte bei Zirl den Inn. Auch ihr Ziel war Augsburg. Straßenkreuzungen und Flussübergänge boten aufgrund ihrer strategischen Lage gute Voraussetzungen für den Aufbau und Fortbestand größerer Siedlungen.
Bei Rosenheim kreuzten sich zwei wichtige Straßen, eine führte n Augsburg nach Salzburg, die andere n Regensburg nach Innsbruck. Der Schnittpunkt lag auf der Brücke Pons Oeni, die über den Inn führt. Zum Schutz dieser wichtigen Brücke wurde im frühen Mittelalter eine Burg auf dem östlichen Steilufer errichtet.
Von "Fastnachtshühnern und anderen Kriegsgründen
Im Laufe des Mittelalters wurden die Besitzverhältnisse im Unterengadin immer komplizierter. Die österreichischen Herzöge hatten die Grafschaft Tirol, damit auch das Münstertal und Unterengadin, erworben und suchten, die Gebiete des Bistums Chur an sich zu ziehen. Schließlich mündeten die ständigen Konfrontationen in einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen bischöflichen Untertanen, die sich zur Verhinderung einer schleichenden Übernahme durch das Haus Habsbürg im "Gotteshausbund zusammengeschlossen hatten, und den Österreichern. Als Ursache gilt die angebliche Verweigerung des "Fastnachtshuhns. Damit ist eine alljährliche Abgabe an die Österreicher gemeint. Die Streitigkeiten von 1475 gingen als "Hennenkrieg in die Geschichte ein.
Im Jahr 1499 versuchte der Habsburger Maxi-milianl., König des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, mit 12 000 Mann das Oberen-gadin zu besetzen. Die Bürger brannten jedoch ihre Dörfer nieder, sodass das hungernde Heer zum Rückzug gezwungen wurde.
Auch im Dreißigjährigen Krieg waren die Inn-Iandschaften immer wieder Schauplatz von Kampfhandlungen. 1622 legte ein habsburgisches Heer im Unterengadin Dörfer in Schutt und Asche. Das Unterengadin kaufte sich im Jahr 1652 von der Herrschaft frei, Tarasp wurde erst 1803 eidgenössisch. Dennoch wird im hauptsächlich katholischen Tarasp wie in den reformierten Nachbargemeinden noch heute von einem Teil der Bevölkerung Rätoromanisch gesprochen.
Die gemeinsame rätische Vergangenheit gibt heute Anlass für eine kulturelle Kooperation der drei Regionen Graubünden (Schweiz), Oberes Gericht (Österreich) und Vinschgau (Italien) im sogenannten "Rätischen Dreieck. Auf Nordtiroler Seite liegt die Bezirkshauptstadt Landeck. Hier vereint sich die Sanna mit dem Inn, die Reschen-, Arlberg-und Fernpassstraße treffen hier zusammen. Die Errichtung der Arlbergstraße im Mittelalter ließ Landeck als Knotenpunkt immer wichtiger werden, besonders nachdem Tirol in die Hand der Habsburger gelangt war. Über der Stadt steht das Schloss Landeck. Im 13.Jahrhundert als landesfürstlicher Gerichtssitz der Grafen von Tirol errichtet, blieb die Burg über viele Jahrhunderte Sitz der Gerichtspfleger und Richter zu Landeck. Das Recht, einen Dreiervorschlag für die Bestellung des Pflegers zu machen, wurde den Bewohnern des Gerichts in Anerkennung ihrer kriegstüchtigen Haltung im "Boarischen Rummel eingeräumt. Damit sind die kriegerischen Ereignisse des Spanischen Erbfolgekriegs in Tirol gemeint: Zwischen 1701 und 1714 eroberten bayerische und französische Truppen unter schweren Verlusten Tirol, wurden aber schließlich vom Tiroler Landsturm geschlagen.
Von tirolisch-bayerischen Beziehungen anderer Natur zeugt die Geschichte des Stiftes Stams: Wo in einem großen Eichenwald, auf dem Murkegel des Stammerbachs, eine Wallfahrtskapelle zum heiligen Johannes dem Täufer stand, stiftete im Jahr 1273 Elisabeth, die Mutter des in Neapel enthaupteten letzten Hohenstaufers Konradin, und ihr (zweiter) Gemahl, Graf Meinhard II. von Tirol, das Zisterzienserstift Stams als Familiengrabstätte der Grafen von Görz-Tirol. Mutterkloster war die Zisterze Kaisheim bei Donauwörth in Bayern, Im 14. Jahrhundert wurden die Reichskleinodien vorübergehend in Stams aufbewahrt. Das Kloster wurde 1525 im Tiroler Bauernkrieg und 1551 im Schmalkaldischen Krieg geplündert und verwüstet. Ende des 16. Jahrhunderts vernichtete ein Großbrand weite Teile des Klosterkomplexes. Darauf folgte eine barocke Umgestaltungs- und Erweiterungsphase. Die reiche Bautätigkeit des 17. Jahrhunderts belegt den wirtschaftlichen Aufschwung. Stams nahm wirtschaftlich und kulturell eine führende Position unter den Tiroler Stiften ein. Der Streubesitz des Klosters dehnte sich über Nord- und Südtirol, das südliche Schwaben und Bayern aus.
Eine besondere Beziehung zu den Freiheitskämpfen von 1809 hat Inzing im Tiroler Oberland (etwa 20 Kilometer westlich von Innsbruck), das als Durchfahrtsort an der alten Salzstraße bereits im 14.Jahrhundert von Bedeutung war.