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Der Fürst und das Ewig-Weibliche

Der Fürst und das Ewig-Weibliche

Ihre Haltung ist anmutig, voller Grazie. Tief von der Taille an abwärts trägt die Dame lang, in einem einfarbigen leuchtenden Blau. Ansonsten ist sie top-less, wodurch die makellose Schönheit ihres Körpers insoweit bewundert werden kann.
Die Rede ist von der antiken Venus von Capua. Die Kopie ihrer Statue steht auf einer Kleinst insel in dem Weiher von Schloß Branitz. Fürst Pückler-Muskau hat sie an dieser Stelle, in dieser dafür geschaffenen Umgebung, in dieser Form aufstellen lassen. Dieses Bild allein würde ausreichen, um den überragenden Sinn des Fürsten für Form und Farbe, für Asthetik, für Schönheit eindrucksvoll zu beweisen.
Der Schönheit war der Herr auf Muskau und auf Branitz allerdings auch sehr praktisch zugetan. Die Anzahl seiner Liebesverhältnisse soll Legion gewesen sein. Er hat - wie eine Pückler-Biographie meint - sogar Don Juan in den Schatten gestellt. Standesdünkel, Standesunterschiede kannte Fürst Pückler-Muskau in Sachen freier Liebe nicht. Die Bandbreite seiner Eroberungen reichte von Prinzessinnen bis zu Dienstmägden. Eine aus der Schar der von ihm begehrten und eroberten schönen Frauen muß eine besonders nachhaltige Wirkung gehabt haben. n der zu damaliger Zeit berühmten Opernsängerin Henriette Sontag hat der Fürst eine Büste fertigen und in Muskau, später in Branitz, aufstellen lassen. Dort ist sie noch heute, in güldenem Glanz, zu sehen. Die Sängerin heiratete dann den italienischen Grafen Rossi.



Auch Fürst Pückler-Muskau war verheiratet. Als 32jähriger vermählte er sich im Jahre 1817 mit der neun Jahre älteren Reichsgräfin Lucie von Pappenheim, einer Tochter des Fürsten und Staatskanzlers von Hardenberg. Die Dame lebte zuvor schon einige Jahre von ihrem ersten Gemahl, besagtem Reichsgrafen von Pappenheim, getrennt. Pückler hatte sich anhaltend um Lucie bemüht, nach seinerzeitigem Berliner Gesellschaftsklatsch aber auch mit deren Tochter und Stieftochter ein mehr als platonisches Verhältnis gehabt.
Die Ehe nahm einen merkwürdigen Verlauf. In einem Lexiconbeitrag, der 1877 und somit bereits sechs Jahre nach Ableben des Fürsten erschien, heißt es:
« 1822 in den preußischen Fürstenstand erhoben, gerieth er bald darauf in eine sehr bedenkliche Finanzlage, zu deren Beseitigung ihm seine Gattin vorschlug, sich von ihr scheiden zu lassen, damit er zu einer Verbindung mit einer wohlhabenderen Frau freie Hand hätte. R ging darauf ein, unterhielt aber auch noch nach der am 20. März 1826 erfolgten Scheidung einen zärtlichen Brief Wechsel mit Lucie.«"'
Mehr noch, Lucie blieb auf Schloß Muskau wohnen, übersiedelte später mit ihrem geschiedenen Mann auch nach Branitz. Sie soll - so wird berichtet - offenbar an eine Ehe zu dritt gedacht haben. Aber Pücklers Bemühungen in Berlin und sodann in England um eine überaus reiche Heiratspartie blieben ohne Erfolg. Er hat nicht wieder geheiratet.
Erfolgreich war er weiterhin bezüglich zumeist kürzerer, aber heftiger Liebschaften. n einer seiner Orientreisen brachte er sogar eine freigekaufte blutjunge Sklavin mit auf das heimatliche Schloß. Sie starb im ungewohnt rauheren Klima bald.
Der Wappenspruch Pücklers lautete übrigens »Amor et virtus«, auf deutsch »Liebe und Tugend«. Den zweiten Teil dieses Mottos interpretierte der Fürst vermutlich eher freizügig, Tugend wohl nicht mit monogamer Lebensweise und anderweitiger Enthaltsamkeit gleichsetzend.

Wie auch immer: In ihrer ungewöhnlichen Lebensart scheint das geschiedene Fürstenehepaar Lucie und Hermann Pückler-Muskau insgesamt glücklich gewesen zu sein. Die Ehe blieb kinderlos, wodurch die fürstliche Linie des Hauses nach Ableben des Paares erlosch.
In der vom Fürsten geschaffenen Seepyramide im Park von Branitz, dem Tumulus, sind beide bestattet. Die Fürstin war vor Fertigstellung der Pyramide bereits 1854 verstorben und hatte ihre letzte Ruhestätte ursprünglich auf dem rpark-friedhof gefunden. 1884 folgte die Umbettung.







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