Die Mainlinie ist beileibe nicht so schnurgerade, wie es die Wetterberichte vermuten lassen. In Wahrheit gleicht sie einer Folge von geometrischen uren, in die hinein ein paar bunte Schleifen gebunden sind. Als eine der schönsten Teilstrecken des fränkischen Hauptflusses gilt das Maindreieck zwischen Schweinfurt und Gemünden, das Land des Bocksbeutels. Denn Mainfranken ist hier eigentlich Weinfranken. Gleich hinter Schweinfurt und den Kühltürmen des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld fängt's an; an der Mainschleife bei Volkach, wo auch das Nordheimer Vögelein wächst, kulminiert's. Es folgen entzückende Weinorte, Iphofen zum Beispiel oder Sulzfeld, wo man die fränkische Bratwurst nach Metern misst; Sommerhausen mit seinem Torturmtheater unter it Relin, Marktbreit oder Mainbernheim - allesamt fränkische Bilderbuchidyllen mit großen und schönen Rathäusern und Wehrmauern. Den Schlussakkord der weinseligen Reise entlang dem Maindreieck gibt Würzburg, Frankens zweitgrößte Metropole.
Schweinfurt
Die einstige Freie Reichsstadt (55 000 Einw.) wurde zweimal gründlich zerstört: 1554 im unseligen Markgrafenkrieg und - inzwischen im Stil der Renaissance wiedererstanden -im Zweiten Weltkrieg, als es wegen der ansässigen Industriebetriebe mehrmals bombardiert wurde. Zum Glück sind wichtige Zeugen aus der reichen Stadtgeschichte erhalten geblieben, so das schöne Renaissancerathaus, das Zeughaus, die Lateinschule, in der sich jetzt ein interessantes Stadtmuseum befindet, und St. Johannes. Ganz neu ist das Museum Georg Schäfer, eine bedeutende Privatsammlung mit Kunst des 19. Jhs. in einem ansprechenden modernen Gebäude; Brückenstr. 20, Tel. 51919. (Öffnungszeiten Di-So 10-17, Do bis 21 Uhr.)
Eine Spezialität ist in einigen Gasthäusern original Schwein-furter Schlachtschüssel (für Gruppen).
Tourist-Information, Brückenstr. 14,97421 Schweinfurt, Tel. o 97 21/514 98, Fax 51-05, www.schweinfurt.de
Volkach
Die Tour schwenkt auf die sogenannte Bocksbeutelstraße ein und führt über die Weinorte Wipfeld und Ober-Eisenheim am rechten Mainufer entlang. Wenn Sie auf der Staatsstraße Würzburg-Volkach die Vogelsburg passieren, sollten Sie die Aussicht auf die Volkacher Mainschleife genießen: Unten liegen die Weindörfer Eschern-dorf und - auf der anderen Mainseite - Nordheim, die Hallburg und die Wallfahrtskirche Maria im Weingarten.
Die kleine Stadt Volkach (9500 Einw.), 25 km, ist der Hauptort an der Mainschleife. Wie fast alle Städte auf dieser Tour hat Volkach ein sehr schönes Ortsbild. Herausragende Gebäude sind das Rathaus aus dem 16. Jh. mit seiner auffallenden Freitreppe, das barocke Schelfenhaus in einer Seitengasse, die Stadtpfarrkirche, die beiden Stadttürme und eine Reihe stattlicher Bürgerhäuser. Vor der Stadt liegt das Wallfahrtskirchlein Maria im Weingarten. Hier hängt im Chor das Schnitzwerk »Maria im Rosenkranz« von Tilman Riemenschneider, das 1962 gestohlen und unter spektakulären Umständen zurückerworben wurde. Der Kreuzweg durch die Weingärten hinauf zur Kirche ist ein fränkischer Weg, den man gegangen sein muss. Im nahen Gai-bach steht eine Schlosskirche von Balthasar Neumann mit einem Altarbild, das die bedeutendsten Köpfe derer von Schönborn zeigt. In Astheim präsentiert das Museum Kartause die christliche Bildwerdung (Öffnungszeiten: Fr-So 14-17 Uhr).
Im Burghof der Hallburg finden im Sommerhalbjahr zahlreiche Konzerte und Tanzabende statt -stimmungsvolles Feiern! (Auskunft: Tel. 09381/2340.) Stimmungsvoll sind auch das Weinrestaurant und der von Bäumen beschattete Biergarten.
Verkehrsamt im Rathaus, 97332 Volkach, Tel. o 93 81/ 4 0112, Fax 4 0116, www.volkach.de
Zur Schwane, Hauptstr. 12, Tel. 8 06 60, E-Mail: schwane@romantikhotels.com, www.romantik.de. Romantik-Hotel mit Feinschmeckerrestaurant; beide genügen hohen Ansprüchen.
Rose, Oberer Markt 7, Tel. 84 00. Mit ruhig gelegenem Gästehaus und bürgerlichem Restaurant.
Hotel Kreuzer, Hauptstr. 33, Tel. 8 07 20, Fax 80 7211, www.hotelkreuzer-volkach.de. In einem Anwesen aus dem 16. Jh.
Weinstube Torbäck, Haupt- str. 35, Tel. 80 35 06. Fränkische Schmankerln und ausgesuchte Weine im Gewölbekeller.
Wie der Main, so mäandert auch die am Fluss entlang in den Winzerort Nordheim führende Tour. Nordheimer Vögelein ist die größte Weinlage Frankens. In der Ortsmitte steht eine doppelgesichtige Madonnenfigur.
Die Zehnthof-Weinstube
befindet sich in den Gewölben des ehemaligen Benediktinerklosters; die Spargel- und Fischgerichte der Zehnthof-Weinstuben genießen frankenweiten Ruf; eine der bestbesuchten Adressen im Maindreieck.
Wer Wein direkt beim Winzer probieren und kaufen will, ist in
Nordheim richtig. In fast jedem dritten
Haus ist ein Weinverkauf.
Dettelbach
Dettelbach (6600 Einw.), 4 km, ist ein Weinstädtchen mit auffällig eng gestelltem Ortskern. Sein gotisches Rathaus ähnelt jenem von Volkach; die Türme der gotischen Pfarrkirche sind durch eine Brücke verbunden. Die Stadtmauer besitzt 36 Türme!
Am Stadtrand steht die Wallfahrtskirche *Maria im Sand. Ihre Fassade ist ein Musterbeispiel für den Echterstil, eine Spielart zwischen Renaissance und Barock, benannt nach dem Würzburger Bischof Echter. Sehenswert ist das Kircheninnere mit einer Kanzel, die vom Stamm Jesse getragen wird, und einem Barockaltar.
Vorzeigeweine der Lage sind I Dettelbacher Honigberg, Sonnenleite und Burg Rondell. Probieren kann man sie z. B. bei der Kirchweih am letzten Augustwochenende.
Kultur- u. Verkehrsamt, Rat-hausplatzi, 97337 Dettelbach, Tel. o 93 24/35 60, Fax 49 81, www.dettelbach.de
Zum Grünen Baum, Falterstr. 2, Tel. 9 72 30. Nette Hotelgaststube, fränkische Küche.
Münsterschwarzach
Die Tour holt nun ein wenig nach Osten in Richtung Bamberg aus und führt nach Münsterschwarzach, das eines der ältesten Benediktinerklöster Frankens ist und heute noch bewohnt wird. Zwar ist das von Balthasar Neumann gebaute »alte« Kloster nahezu spurlos untergegangen, doch strotzt die neue, in den dreißiger Jahren von Albert Bosslet errichtete Abtei vor be-nediktinischem Leben. Die Abteikirche zählt zu den seltenen Beispielen monumentaler Sakralbauten der Nazi-Zeit in Franken. Prichsenstadt, 50 km, war einst zweitkleinste Stadt Bayerns. Heute ist es durch Eingemeindungen größer geworden, doch blieb die Idylle. Besucher frappiert die architektonische Qualität der Häuser hinter Tor und Mauer. In einer Seitengasse illustriert der Freihof mittelalterliches Asylrecht: Wer hierher flüchtete, konnte nicht mehr verfolgt werden.
Das Prichsenstadter Weinfest
(2. Juni-Wochenende) ist eins der schönsten Feste Mainfrankens.
Stadtverwaltung, 97357 Prich-senstadt, Tel. 093 83/9 75 00.
Storch, Luitpoldstr. 7. Traditio- neller Weingasthof, Weine aus eigenem Anbau, gutes Essen.
Wiesentheid © ist »nur« ein Markt, zugleich aber die Residenz der Grafen von Schönborn, die ihr Schloss heute noch bewohnen. Den Residenzcharakter sieht man ihm immer noch an. Die noble St.-Mauritius-Pfarrkirche ist ein Werk von Balthasar Neumann.
Markt Wiesentheid, 97353 Wiesentheid, Tel. 0 93 83/97 35-0.
Castell
Der kleine Ort (850 Einw.) ist der Sitz des Fürstenhauses von Castell. Das fürstliche Weingut zählt zu den besten Adressen Frankens. Im Schlosspark finden am 3. und 4. |uli-Wochenende öffentliche Weinfeste statt; da sitzt dann der Fürst mit seiner Familie unter den Leuten. Sehenswert ist die schön gelegene Casteller Grafschaftskirche.
Der Stall der Casteller Reitpfer- de hat sich in ein Restaurant verwandelt, den Weinstall. Man sitzt in einer Box, in der früher ein edles Ross zu Hause war. Sein Name steht noch darüber. Tel. 093 52/4 63.
Iphofen
Unterwegs in diesen Weinort (4200 Einw.) ist man in ständigem Kontakt mit den Weinlagen. Die fränkische Vorzeigestadt par excellence ruht auf einer Gipsinsel, die dem Iphöfer Wein einen besonderen Charakter verleiht und außerdem den größten Arbeitgeber am Ort, einen Gips verarbeitenden Betrieb, in die Lage versetzt, Weltkunst in Gipsabdrücken auszustellen; viele interessante Abdrücke sind vor Ort im Knauf-Museum ausgestellt (Öffnungszeiten: April-Okt. Di-So 14-18, Di, Do auch 10-12 Uhr). Iphofen selbst hat ein reizendes Ortsbild; das Rödelseer Tor zum Beispiel ist ein fränkisches Parade-Fotomotiv.
Die Vinothek direkt an der Pfarrkirche präsentiert Spitzenerzeugnisse von 21 Iphöfer Winzern. Angeschlossen ein Bistro mit leckeren Kleinigkeiten (Öffnungszeiten: Di-Do, So 13-18, Fr, Sa 13 bis 21 Uhr).
Tourist-Information, Kirchplatz 7,97346 Iphofen, Tel. 09323/870306.
Romantikhotel und Weingut Zehntkeller, Bahnhofstr. 12, Tel. 84 40. www.zehntkeller.de. Altes Hotel mit einem der ganz großen fränkischen Lokale; hervorragende Küche und gute Auswahl an Iphöfer Weinen.
Zur Iphöfer Kammer, Markt- platz 24, Tel. 80 43 26. Mehrfach ausgezeichnetes Feinschmeckerrestaurant.
Kitzingen
Auf dem Weg in die 10 km entfernte Kreisstadt *Kitzingen (21000 Einw.), 80 km, tangiert die Route Mainbernheim, ein zum Verlieben schönes Gemeinwesen mit viel historischer Substanz und komplettem Mauerring. Kitzingen selbst wurde durch den Weinhandel reich. Von der Mainbrücke aus zeigt sich seine schöne Silhouette mit dem Renaissance-Rathaus (1561-1563), der St.-Johannes-Kirche (15. Jh.), der ev. Pfarrkirche (i7.|h.) und dem schiefen Falterturm mit dem Deutschen Fastnachtsmuseum (Öffnungszeiten: Sa/So 14-17 Uhr, Gruppen nach Voranmeldung). Kitzingen ist die Mitte eines der größten Gemüseanbaugebiete Bayerns.
Tourist-Information, Schran-nenstr. 1,97318 Kitzingen, Tel. o 93 21/920 00, www.kitzingen.de
Esbach-Hof, Reppendorfer Str. 3, 97318 Kitzingen, Tel. 22 09 00, Fax 2 20 90-91. Hotel mit gemütlicher Gastlichkeit; preiswerte Schoppenweine, gute Küche.
Sulzfeld
Die folgende Strecke pendelt von Mainufer zu Mainufer, zum Beispiel nach Sulzfeld (1300 Einw.) auf dem rechten Ufer, das ein für die Verhältnisse dieser winzigen Weinstadt geradezu riesiges Renaissance-Rathaus sein Eigen nennt. Zweite Eigenart des Dörfchens: Hier kommt die fränkische Bratwurst als Meterware auf den Tisch. Man bestellt hier einen halben Meter Bratwurst - oder mehr.
Gemeindeverwaltung, 97320 Sulzfeld, Tel. 093 21/9166-0.
Marktbreit
Über den Weinort Segnitz fahren Sie auf das linke Mainufer nach Marktbreit (3700 Einw.), 95 km, einem alten Handelsstädtchen, in dem um die Zeitenwende ein Römerlager bestand. An die guten (ahre Marktbreits erinnern der mächtige Kran (1784) am Mainufer, das Renaissance-Rathaus mit dem über einem Bach erbauten Maintor und zwei schöne Handelshäuser am Marktplatz, denen man ansieht, dass ihre Besitzer voneinander abgekup-fert haben oder sich gegenseitig zu übertreffen suchten. Hübsch ist auch der Malerwinkel (Nähe Rathaus).
Tourist-Information, Bachgasse 2,97340 Marktbreit, Tel./Fax o 93 32/4 05-44.
Im Löwen, Marktstr. 8, zechten schon Gustav Adolfs Offiziere im Dreißigjährigen Krieg. Es soll das Zweitälteste Gasthaus Bayerns sein (von 1450!). Fränkische Küche.
Ochsenfurt
Ochsenfurt (12 000 Einw.), 105 km, hat ein Janusgesicht: seine historische Altstadt und einen gewerblich-industriellen Schwerpunkt mit der mächtigen Zuckerfabrik an der Südspitze des Maindreiecks. Konzentrieren Sie sich auf die Altstadt auf dem linken Mainufer mit nahezu vollständig erhaltener mittelalterlicher Befestigung. Eine alte Brücke (16. |h.) führt hinüber.
Von ganz besonderer Eigenart ist das Ochsenfurter Rathaus (1496): Freitreppe und Uhrtürmchen machen es unverwechselbar. In der Pfarrkirche sollte man sich die ausdrucksstarke Figur des hl. Nikolaus von Riemenschneider näher ansehen. Im Ortsteil Tückelhausen ist in der ehemaligen Kartause ein sehenswertes Museum eingerichtet (Öffnungszeiten: Mai bis Okt. Sa/So 14-17 Uhr).
Tourist-Information, Hauptstr. 39,97199 Ochsenfurt, Tel. 093 31/58 55, Fax 7493,
www.ochsenfurt.de
Wald- und Sporthotel Polisina, Marktbreiter Str. 265, Tel. 844-0, www.polisina.de. Schöne Lage, leistungsfähige Küche.
Sommerhausen
Nun ist's nicht mehr weit nach Würzburg. Statt der üblichen Vororte in der Grauzone zwischen Land und Stadt passiert man am rechten Mainufer vier Weindörfer, von denen vor allem das erste bekannt ist: Sommerhausen mit seinem Torturmtheater, einem winzigen Musentempel am Ortsausgang; die Vorstellungen sind meist ausverkauft. Ebenfalls sehenswert: die Bühne für Musik und Kabarett »Art und Weise« in der Katharinengasse.
Verkehrsverein, 97286 Sommerhausen, Tel. 0 93 33/82 56.
Hotel Ritter Jörg, Maingasse 14, Tel. 9 73 00, Fax 9 73 02 30. Schöne Lage direkt an der Stadtmauer.
Diill, Maingasse 3-5, Tel. 220.
Fränkisches Weinhaus (16. Jh.) mit historischen Weinstuben und Spezialitäten-Restaurant.
In Winterhausen auf der anderen Mainseite steht ein originelles Lokal, das Schiff: direkt am Fluss gelegenes altes Haus mit exzellenter Küche.
Am Weg nach Würzburg gibt es in Eibelstadt und Randersacker: gute Einkehrmöglichkeiten, z.B. den urgemütlichen Bären in Randersacker, und bekannte Weinlagen.