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Das Klima - Europe

Das Klima - Europe

Klimarelevante Lagekategorien
Auf singulare Merkmale des europäischen Klimas wurde bereits in der Einleitung eingegangen.
(1) Europa ist ein westlicher Ausläufer der euroasiatischen Landmasse. An seiner Westseite werden Klima und Witterungsablauf überwiegend durch maritime Luftmassen gesteuert, deren Ein-fluss ostwärts sukzessi abnimmt. Allerdings liegen nur das nördliche und das zentrale Europa in der zyklonalen Westwinddrift, während im südlichen Europa der Wechsel zwischen sommertrockenen und winterfeuchten Jahresabschnitten das subtropische Klima beherrscht.
(2) Der Verlauf des Golfstroms im Westen von Großbritannien und längs der Küste Norwegens bedeutet, dass in Norwegen noch bis zu 6k° Nord kommerzieller Obst- und Gemüsebau in den Klimaoasen im Innern der Fjorde betrieben werden kann (Glässer 1993, S. 2t»-). Obstbaumkulturen reichen hier bis auf eine Höhe von 110 bis 120 m. Die enorme positi Temperaturanomalie im Sommer geht auf die geringe Bewölkung, den Windschutz und den größeren Strahlungsreichtum zurück.

Ungeachtet des Golfstroms sind jedoch die Effekte der bedeutenden Nord-Süd-Erstreckung von Europa von 71° Nord am Nordkap bis auf 36° Nord an der Straße von Gibraltar für die Ausbildung von strahlungsklimatischen Jahreszeiten rantwortlich. Die Tageslänge differiert im Sommer zwischen der Mitternachtssonne am Polarkreis und einem 14,5-Stunden-Tag im südlichsten Südeuropa, im Winter zwischen Polarnacht bzw. 9,5Stunden (Weischet2000,S.23).




Luftkörpermassen und Windsysteme

In einer Zeit, in welcher der Fernsehgesellschaft jederzeit aktuelle und prognostizierte Klimadaten in kartographischer Form zur Verfügung gestellt werden, sind die Effekte von Luftkörpermassen und Windsystemen in den Vordergrund des Interesses gerückt.
Zwei Aktionszentren der großen Luftkörpermassen, nämlich das Azorenhoch im Süden und das Islandtief im Norden, bestimmen das europäische Wettergeschehen, indem sie sich den Jahreszeiten entsprechend nach Norden bzw. Süden verlagern. Die Luftdruckverhältnisse im Winter werden durch die so genannte Woikoff'sche barometrische Achse bestimmt, d.h. durch eine Brücke von einzelnen Hochdruckgebieten, welche vom Azorenhoch bis zum großen russischen Hochdruckgebiet reicht (Abb. 2.23, 2.2^). Teile dieser Hochdruckzone lagern über der Iberischen Halbinsel, dem Alpenraum, dem Pannonischen Becken und in Teilen von Südosteuropa, wie im Vardar-Tal. In dem südlich davon gelegenen Tiefdruckgebiet des Mittelmeerraumes kommt es zu den bekannten Winterniederschlägen.
Im Sommer verlagert sich diese Kontinentalachse weiter nach Norden. Das Druckgefälle verringert sich, da das Islandtief im Sommer nicht so ausgeprägt ist wie im Winter. Der Winter Europas nördlich der Kontinentalachse ist ein Kampfgebiet zwischen den kalten und trockenen Luftmassen des russischen Hochdruckgebietes und den warmfeuchten maritimen Luftmassen, die aus dem nördlichen atlantischen Europa in Form von Zyklonen herangebracht werden. Eine mächtige Süd-West-Drift beherrscht West- und Mitteleuropa bis nach Polen hinein. Von den genannten lokalen Hochdruckzentren fallen jeweils kalte Winde in die benachbarten Becken hinab.
Die Nordwinde des Mittelmeergebietes treten vor allem im nördlichen Mittelmeerraum mit sehr großer Regelmäßigkeit auf und wurden schon in der Antike als Etesien (= Jahreszeitenwinde) bezeichnet. Die Ausgleichsströmungen zwischen den Gebirgen und den Niederungen haben als charakteristische Lokalwinde eine Vielzahl von Bezeichnungen erhalten. Darunter bildet der aus den Alpen bekannte, trockene und warme Fallwind des Föhns, der in den Nordalpentälern als "Schneefresser auftritt, nur eine Erscheinung unter anderen (Abb. 2.25). In Südfrankreich sind die Windsysteme aus den Westalpen und dem Französischen Zentralmassiv bestimmend. Bekannt ist der trockene kalte Fallwind, der Mistral in der Provence, der im Winter und Frühjahr Temperaturstürze und die Austrocknung des Bodens zur Folge hat. Mächtige Zypressenhecken schützen daher die frostempfindlichen Gemüse- und Obstkulturen.
Vergleichbar mit dem Mistral ist der Norte von Nord- und Mittelspanien, der im Winter von den Pyrenäen in die Meseta hineinstreicht und die Temperatur im Hochland auf 0°C absinken lässt, so dass frostempfindliche Kulturen nicht mehr gedeihen können. Eine ähnliche Wirkung hat die Tramontana in der Poebene, durch die gleichfalls Temperaturen bis zu 0°C auftreten können. Frostempfindliche Kulturen wie Zitrusfrüchte sind auf windgeschützte Gebirgsrandlagen, wie am Garda-see, beschränkt.
Viel gefürchteter als die Tramontana ist die Bora, ein kalter Fallwind an der dalmatinischen Küste, der sich von den Hochflächen des Dinarischen Gebirges mit Sturzböen herabsenkt. Vor einiger Zeit sah man längs mancher Passstraßen noch die Seile, die gespannt wurden, damit sich die Fußgänger festhalten konnten. Mit der Bora hängt auch das Fehlen der mediterranen Vegetation und mediterraner Kulturpflanzen in Nord-und Mitteldalmatien zusammen.
Der südosteuropäische Gebirgsraum weist infolge der Vielzahl von Hochregionen und Becken eine ganze Anzahl von Lokalwinden auf.

Als Parallelerscheinung zur Bora tritt in Serbien und damit in Belgrad der Kossava auf, ein Südostwind aus dem Hochland von Montenegro, der als winterlicher Fallwind extreme Kälte und meist viel Schnee bringt, ähnlich wie der Crivetz in der Walachei, der aus dem Balkangebirge kommt und gleichfalls mit Kälte und Schneefall verbunden ist. Aus dem Raum der Moldau stammende Ostwinde bringen dem Siebenbürgener Hochland im Winter ausgedehnte Schneefälle. In Nordgriechenland ist ein Nordwestwind, der Vardaraz, der dem Vardar-tal folgt, als kalter Fallwind ausgebildet, der sich bis in den Golf von Saloniki bemerkbar macht.
Zum Unterschied von diesen im Winter wehenden Fallwinden, welche schroffe Gegensätze zwischen klimabegünstigten Wärmeinseln und frostgefährdeten Ebenen bedingen, sind die sommerlichen Lokalwinde auf den mediterranen Raum beschränkt. Besonders bekannt ist der Schirokko in Italien, der an der Luvseite von Sizilien Niederschläge bringt, während er als trockenheißer Wind an der Leeseite, wie im Raum von Palermo, die Temperaturen bis 50°C ansteigen lässt. Als trockenheißer Wind tritt er noch im Osten des Apennin auf und reicht bis an das Dinarische Gebirge heran. Als sein spanisches Gegenstück kann der Leveche aufgefasst werden, der von Afrika zur spanischen Südostküste weht und die Temperaturen gleichfalls bis zu Extremen von k5 bis 50°C ansteigen lässt.


Die Frontenhäufigkeit

Aufgrund der prognostischen Bedeutung von Witterungsabläufen für die Freizeitgesellschaft hat sich die Forschung mit der Thematik der Fronten über Europa, deren Häufigkeit nach Jahreszeiten und den Zusammenhängen mit der regionalen klimatischen Differenzierung, welche im Wesentlichen auf den Parametern von Temperatur und Niederschlag beruht, eingehend beschäftigt. Damit gelang es, für klimatische Erscheinungen wie etwa die räumliche Differenzierung von Bewölkung und Sonnenscheindauer bzw. die auf engem Raum stark wechselnden Niederschläge eine Erklärung zu bieten.
Die Frontenhäufigkeit erweist sich in ihrem zeitlich-räumlichen Wechsel als überaus klimawirksam (Eriksen 1971, S.163-177). In Hinblick auf die Frontenhäufigkeit konnte nachgewiesen werden, dass eine mitteleuropäische Maximumzone im Raum der südlichen Nord- und Ostsee vorhanden ist. Von dieser Achse mit starkem Wechsel von Kalt- und Warmfronten und Okklusionen nimmt sowohl nach Norden als auch nach Süden die Frontenhäufigkeit ab, wobei einerseits im Mittelmeerraum im Sommer eine minimale Frontenhäufigkeit besteht und andererseits in Skandinavien im Winter der Frontenwechsel am geringsten ist. Der Zusammenhang zwischen Frontenhäufigkeit und Veränderlichkeit der Witterung in einem Klimagebiet ist einsichtig. Es liegt demnach die Maximumzone der Frontendurchgänge im Norden Mitteleuropas bei "Regen zu allen Jahreszeiten mit über 110 Frontdurchgängen. Sie zieht sich in einem Bogen von den nördlichen Britischen Inseln über Norddeutschland und Südschweden bis in die Ostseeregion. Die nur kurzfristigen Schönwetterlagen stellen gravierende Nachteile für den Reise- und Erholungsverkehr dar. Bereits in Deutschland nimmt die Frontenhäufigkeit von Norden nach Süden ab, was sich in den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes abbildet.


Die Niederschläge

In der Einleitung wurde Europa als eine grüne Insel bezeichnet. Reichen die Niederschläge doch - von kleinen Gebieten abgesehen - überall aus, um den Anbau zu gewährleisten. Nur wenige Gebiete liegen unter der 500-mm-lsohyete, unter welcher der Anbau prekär wird: In Mitteleuropa handelt es sich um kleine Teile des Pannonischen und des Böhmischen Beckens, knapp oberhalb dieser Grenze befinden sich die Bördenzone der Leipziger Bucht und das Wiener Becken. Die absolut trockensten Gebiete Europas liegen jedoch auf der Iberischen Halbinsel, wo der Großteil der Meseta weniger als 500 mm Niederschläge und der Südosten sogar weniger als 250 mm empfängt und damit halbwüstenhaften Charakter annimmt. Gleichfalls niedrige Werte verzeichnen einzelne Buchten im Regenschatten des Apennin an der italienischen Ostküste, ferner einzelne Becken von Mazedonien und Ostgriechenland sowie die Walachei und die Dobrudscha in Rumänien.
Umgekehrt erreichen die Niederschläge an der Luvseite des Kontinents, an der norwegischen Küste, in Schottland und in Nordwestirland, Werte über 2.000 mm. Moorbildung und Versauerung des Bodens sind die Folgen. Das absolute Maximum Europas erreicht jedoch das Dinarische Gebirge über der Bucht von Cataro mit ^.500 mm Jahresniederschlag.
Von großer Bedeutung für die Landwirtschaft ist die Verteilung der Niederschläge über das Jahr. Bekannt ist die Periodizität der Niederschläge im Mittelmeergebiet, das mit einer Linie von 120 Niederschlagstagen abgegrenzt werden kann. Interessanterweise fallen auch die östlichen kontinentalen Teile Mitteleuropas durch eine gewisse Periodizität der Niederschläge auf.
In Hinblick auf das jahreszeitliche Maximum der Niederschläge gehören der Raum des gemäßigten und des borealen Klimas dem Gebiet mit vorwiegendem Sommerregen an, während nicht nur der Mittelmeerraum, sondern auch der äußerste Nordwesten Europas, Irland und Schottland, Winterregengebiete sind, wobei im Unterschied zum mediterranen Gebiet auch Sommerniederschläge, wenngleich schwächer ausgebildet, auftreten.

Entsprechend der Verlagerung des Azorenhochs lassen sich im Osten Kontinentaleuropas von Süden nach Norden mehrere Zonen unterscheiden: Der Streifen mit Frühsommerregen, d. h. mit Junimaximum, umfasst das Wiener Becken, den Pan-nonischen Raum und den größeren Teil des Dinarischen Gebirges. Nach Norden schließt ein Streifen mit Julimaximum an, welcher Mitteleuropa einschließlich Polen umfasst. Im Baltikum und in Schweden fallen die meisten Niederschläge im August, in den norwegischen Hochgebirgen im September.

Auch im Winterregengebiet lässt sich eine gewisse Zonierung von Norden nach Süden hin feststellen. Die Oktoberregen umfassen Frankreich und Italien und einen Großteil der Britischen Inseln. In Spanien ist der November der Monat mit den stärksten Niederschlägen, in Südspanien sogar erst der Dezember. Im gesamten Raum der Äquinoktien spielen auch die Frühjahrsregen eine Rolle. So ist auf der Iberischen Halbinsel der Mai regenreicher als der November.

Die Temperatur

Wesentlich für die klimatische Einteilung von Europa sind die Unterschiede zwischen den Januar-und den Julitemperaturen. Während die Julitemperaturen im Großen und Ganzen mit den Breitengraden südwärts ansteigen, werden die Januartemperaturen von der Entfernung vom Atlantik bestimmt, d. h., sie folgen in West- und Mitteleuropa annähernd den Längengraden. Die 0-°C-lso-therme des Januar zieht längs des Rheingrabens von Süden nach Norden und trennt damit West-und Mitteleuropa. Mit der 20-°C-lsotherme des Juli wird der mediterrane Raum abgehoben.
Der Grad der Kontinentalität des Klimas ergibt sich aus dem Ausmaß der jährlichen Temperaturschwankungen. Es wird viel zu wenig beachtet, dass im Mediterrangebiet die größten Schwankungen auftreten. Sie betragen im Hochland der Me-seta 24°C zwischen den Mittelwerten des wärmsten und des kältesten Monats. Ähnliche Werte werden in Teilen der Poebene, im Pannonischen Becken, in der Walachei und im Norden der Skandinavischen Halbinsel erreicht. Ansonsten lässt sich im Großen und Ganzen in den mittleren Breiten des Kontinents ein Ansteigen der Jahresamplituden von West nach Ost, d.h. von 10°C in Irland bis auf 22 bis 2k°C in Polen, feststellen.


Die Klimagebiete Europas

Bezüglich des Nord-Süd-Wandels des Klimas sind von Norden nach Süden drei Zonen zu unterscheiden (Abb. 2.26):
1. die kühlgemäßigte,
2. die gemäßigte und
3. die mediterrane Zone.
Diese Zonen unterscheiden sich durch die absoluten bzw. maximalen und minimalen Temperaturen voneinander.
Die Nord-Süd-Zonierung wird durch eine West-Ost-Differenzierung entsprechend dem nach Osten hin abnehmenden Einfluss der atlantischen Störungen weiter gegliedert. Auch das Mediterrangebiet weist einen Wandel von Westen nach Osten auf, der sich weniger in den Temperaturen als vielmehr in der jährlichen Niederschlagsverteilung äußert (vgl. oben). Im Hinblick auf die Temperaturen ist die Entfernung vom Mittelmeer und damit die Relation Küste - Hinterland wichtig.
Anhand von Klimadiagrammen ausgewählter Stationen werden die Klimagebiete gekennzeichnet (Abb. 2.27/1-9).
Der ozeanische Subtyp der kühlgemäßigten Zone entspricht der stark beregneten Flanke von Norwegen (Station Bergen). Die hohen Niederschlage verteilen sich erstaunlich gleichmäßig über das ganze Jahr und verstärken sich etwas im Winter. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 0°C im Winter und 15°C im Sommer. Entsprechend den hohen Niederschlägen sind die Sommer sehr kühl und feucht, im Winter bleibt der Schnee kaum liegen, ebenso ist die Küste eisfrei. Geringe Sonnenscheindauer, starke Bewölkung, lange andauernde Nieselregen, Küstennebel und gelegentliche heftige Stürme verwehren eine landwirtschaftliche Nutzung, mit Ausnahme von einzelnen ökologischen Nischen, nahezu völlig. Bei einer Vegetationszeit von lediglich 120 bis 150 Tagen gründet sich die Existenz des Waldes auf Nadelhölzer.
Ein subkontinentaler Bereich der kühlgemäßigten Zone schließt nach Osten an (Station Kuopio). Er umfasst Schweden und Finnland. Die abschirmende Wirkung der skandinavischen Hochgebirge gegen die atlantischen Winde äußert sich in den verhältnismäßig geringen Niederschlägen (um 600 mm). Das Maximum verschiebt sich in den Sommer, wobei die Unterschiede zwischen den beiden Hauptjahreszeiten nicht bedeutend sind. Dagegen klafft die Schere der Temperaturen auseinander, einem Absinken der Wintertemperatur steht nur ein unbedeutender Zuwachs an Sommerwärme gegenüber. Die Vegetationszeit beträgt ähnlich wie an der atlantischen Front nur 100 bis 150 Tage. Die Temperaturschwankungen verstärken sich nach Osten hin, in Finnland dauert der Winter mehr als fünf Monate, ist jedoch aufgrund der hohen tufttrockenheit und Sonnenscheindauer keineswegs so ungünstig, wie man aufgrund der sehr niedrigen Temperatur erwarten würde.
Der hochozeanische Bereich der gemäßigten Zone umfasst die irische Küste, die geringere Niederschläge erhält als die norwegische (Station Dublin). Die Niederschläge fallen in Form von Nieselregen, Küstennebel sind häufig und die Sonnenscheindauer gering. Zum Unterschied von den nördlicheren Gestaden ist jedoch der Winter auffallend mild, und die Januartemperatur von Dublin entspricht jener von Madrid. Somit treten submediterrane Vegetationselemente auf, wie die Rhododendron-Wälder. An der Südwestküste Irlands sind unter dem Einfluss des Golfstroms die Winter so mild, dass immergrüne Wälder entstehen, mit torbeerbäumen, Stechpalmen, Feigenbäumen und Magnolien. Auf der anderen Seite fehlt die Sommerwärme; Früchte, die darauf angewiesen sind, kommen nicht zur Reife, wie Wein oder Aprikosen, und selbst die Kirsche reift nur mit Schwierigkeiten. Klimatische und vegetationsmäßige Gemeinsamkeiten bestehen im Süden mit Wales und Nordwestportugal.
Der ozeanische Bereich der gemäßigten Zone umfasst Teile Großbritanniens und Frankreichs (Station Paris). Die Temperaturamplituden bewegen sich zwischen 10 und 16°C, wobei auf dem Kontinent nicht nur die Temperaturschwankungen, sondern ebenso die Sommertemperaturen ansteigen. Gleichzeitig nehmen die Niederschläge ab. Mit einer Vegetationszeit bis zu 250 Tagen bietet der gesamte Raum breite Möglichkeiten für den Anbau von Getreide und in geschützten tagen von Obst und Wein.

Die Übergangszone zum subkontinentalen Bereich ist durch die Zunahme der Jahresschwankung bis auf 20°C gekennzeichnet. Dabei sinkt von West nach Ost die Wintertemperatur, und die Vegetationszeit wird durch das Auftreten von Früh- und Spätfrösten eingeengt. Entsprechend der Übergangssituation zwischen dem kontinentalen und dem ozeanischen Bereich kann, wie Wien belegt, der Witterungsablauf von einem Jahr zum anderen große Unterschiede aufweisen. Recht ausgeprägt ist bereits das Maximum der Niederschläge im Sommer, wie der Vergleich der Diagramme von Paris und Wien erkennen lässt.
Der subkontinentale Raum fällt durch die Verkürzung der Übergangsjahreszeiten auf. Dies geht vor allem auf das Konto des länger und kälter werdenden Winters, der in Warschau über drei Monate dauert. Die Dauer der Vegetationsperiode sinkt von 260 im Wiener Raum auf 210 Tage im Gebiet von Warschau ab. Die Jahresschwankung der Temperatur erreicht im subkontinentalen Bereich Amplituden bis zu 30 °C.
Aus dem Mediterrangebiet wurden drei Stationen ausgewählt, welche den Wandel von West nach Ost ä verdeutlichen sollen. Dieser äußert sich

■ in der Zunahme der Zahl der Trockenmonate von zwei Monaten in Madrid auf vier Monate in Palermo und sechs Monate in Athen und
■ in einer mäßigen Zunahme der Sommertemperaturen von knapp 2*°C in Palermo auf 27°C in Athen.

Im Raum des mediterranen Klimas nimmt die Iberische Halbinsel insofern eine gewisse Sonderstellung ein, als die ausgedehnten Hochflächen der Meseta ein subkontinentales Klima mit beachtlichen Tagesschwankungen und größeren Jahresschwankungen im Vergleich mit den meeroffenen Halbinseln Italien und Griechenland aufweisen. Im Raum von Madrid verteilen sich die Niederschlage mit Ausnahme der Monate Juli und August erstaunlich gleichmäßig über das ganze Jahr.
Palermo in Sizilien liegt im Aufprall der regenbringenden Winde und gibt damit eine Vorstellung von dem Unterschied zwischen Lee- und Luvlagen im Mediterrangebiet. Die Niederschläge konzentrieren sich auf das Winterhalbjahr von Oktober bis März, die Wintertemperaturen sind wesentlich milder als in Madrid und gestatten bei künstlicher Bewässerung eine Ausdehnung der Agrarwirtschaft über das ganze Jahr.
Im Windschatten der hellenischen Gebirge gelegen, erhält Athen wesentlich geringere Niederschläge als Palermo, ebenso sind die Jahreszeiten stärker akzentuiert. Da von April bis September die Monatsniederschläge unter 20mm sinken, kann man von einem wechselfeuchten Klima sprechen.
Insgesamt ist der mediterrane Klimabereich aufgrund des Gebirgsreliefs und unter dem Ein-fluss der erwähnten kalten Fallwinde nur in kleinen Teilen tatsächlich frostsicher. So wird die absolute Frostgrenze nur im Südosten von Spanien erreicht und hat hier zum starken Aufschwung der Orangenkulturen für den europäischen Markt geführt.
Die Küstenhöfe Griechenlands, in denen die Kultur von Zitrusfrüchten gleichfalls möglich ist, sind zu klein, als dass sie mit den südspanischen Becken und Küstenräumen konkurrieren könnten.

Höhendifferenzierung des Klimas

Neben der West-Ost- bzw. Nord-Süd-Differenzierung des Klimas weist Europa infolge des Gebirgs-charakters weiter Teile des Erdteils auch eine Höhendifferenzierung des Klimas auf. Grundsätzlich ist das Klima von Gebirgsräumen in den gemäßigten Breiten durch drei Hauptphänomene charakterisiert:
Die ausgeprägte Sonderung von Luv- und Leeseiten im Verhältnis zu den regenbringenden Winden. Dementsprechend sind die Gebirgsflanken meist stärker beregnet als die inneren Teile. Dort, wo Gebirge eine große Breite erreichen, wie in den Alpen, aber auch im Dinarischen Gebirge, treten im Inneren Trockeninseln auf, die im Extrem geradezu steppenhafte Züge tragen können, wie das Tessin und das Wallis in den Westalpen.
Die geläufige Abnahme der Temperatur mit der Höhe wird in Hinblick auf die Möglichkeiten des Anbaus insofern modifiziert, als mit steigenden Niederschlägen höhere Temperaturen vorhanden sein müssen, um bestimmte Kulturpflanzen überhaupt anbauen zu können. Anders ausgedrückt sinken bei gleichen Temperaturen und zunehmenden Niederschlägen die Höhengrenzen von Anbaupflanzen.
Zum Gegensatz der Luv- und Leeseite tritt in den Gebirgen der Unterschied zwischen Süd- und Nordhängen. Dieser ist besonders in den alpinen Längstälern modellhaft ausgebildet, wo an den südschauenden Hängen Siedlung und Nutzung hoch hinaufgreifen, während die nordschauenden Flanken ein Waldkleid tragen.
In den mediterranen Gebirgen ist die Situation etwas anders. Während nämlich in den Gebirgen der gemäßigten Breiten die intensive Besonnung an den Südhängen den Anbau überhaupt erst möglich macht, ist im Mediterrangebiet die starke Einstrahlung infolge der Austrocknung des Bodens bereits schädlich. Hier bieten die Nordflanken der Berge, dort wo die Feuchtigkeit längere Zeit im Boden zurückgehalten werden kann, günstigere Bedingungen für den Anbau von Getreide (ebenso für die Wiederaufforstung) als die sonnenverbrannten Südhänge. Die Trockenfeldbaugrenze des Weizens reicht an den Nordflanken daher auch höher hinauf, während die Südseiten in gleicher Höhe nur mehr von einer Macchie besetzt sind.








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