Trotz seiner Kunstschätze blieb das schon den Römern bekannte Bauland über lange Zeit eine arme, bäuerlich geprägte Region, aber die zur Erntezeit der Duft der Buchenholzfeuer zog.
Kastelle. Kirchen, Kunst und Karsthöhlen: Reise ins Madonnenländchen
Osterburken
In der kleinen Baulandstadt beginnt 2 m unter der Erdoberfläche die Antike. Hier im Schwemmland des Flüsschens Kirnau hatten römische Legionäre r 1800 Jahren einen ehemals militärisch bedeutenden Grenzort am äußeren Limes und gleichzeitig einen Außenposten der römischen Kultur im barbarischen Germanien errichtet. Vor rund 100 Jahren begann man, die antiken Schätze durch Grabungen wieder zu entdecken: Die Reste der umfangreichen Kastellanlage sind heute freigelegt und können leicht erwandert werden, wobei man im Informationspavillon nützliche Erklärungen rindet. Ganz in der Nähe überspannt das Dach des modern konzipierten Römermuseums die ehem.
Badeanlage der Grenztruppen. Eine archäologische Sensation war 1982 die Entdeckung des Benefiziarier-Weihebezir-kes. Benefiziarier waren Staatsbeamte mit Sonderaufgaben -möglicherweise frühe Geheimdienstler -, die für eine bestimmte Zeit an die Grenzen des Römischen Reiches abkommandiert waren. Sie stellten nach dem Ende ihres Grenzdienstes Weihesteine auf, die teilweise noch Reste einer Bemalung tragen. Außerdem zeigt das Museum ein sehr gut erhaltenes Mithras-Relief, auf dem das Stieropfer, die zentrale Kulthandlung dieser Mysterienreligion, abgebildet ist. Erst jüngst kam eine weitere Kostbarkeit hinzu: Bei Grabungen im Kastell entdeckten die Archäologen einen Münzschatz mit 327 Denaren, den wohl ein Legionär r dem Angriff der Germanen vergraben hatte. Gleich neben dem Kastell liegt ein Spielplatz, wo sich die Kinder nach dem Besuch des Museums austoben können.
Hemsbach
Mitten in dem beschaulichen Dörfchen Hemsbach liegt die Mauritiuskirche am Rinsch-bach. Sie zählt zu den ältesten Gotteshäusern im alten Bistum Würzburg und wurde kurz nach der ersten Jahrtausendwende errichtet. Ihr gedrungener Turm und die Schießscharten in den Wänden weisen darauf hin, dass sie einst als Wehrkirche diente. Trotz einiger Umbauten hat die Mauritiuskirche ihren Reiz als Zeuge eines frühen Zeitalters bewahrt. Drei Treppenstufen führen nach unten ins winzige Langhaus. Um auf die Empore zu kommen, muss der Besucher eine Holztreppe an der Außenseite erklimmen. Im Innern sind reiche Freskomalereien aus dem späten Mittelalter zu bewundern, darunter als ältester Teil eine Schöpfungsgeschichte n 1350. Von der Kirche sind es nur wenige Schritte zu einem ruhig gelegenen Grillplatz, der sich fürs Picknick anbietet.
Seckach
In einem Wäldchen am Ortseingang findet man einen Kunstpfad, der n dem Künstlerehepaar Wagner angelegt wurde. Durch die regelmäßig stattfindenden Bildhauertreffen in Seckach wird der Pfad durch immer neue Skulpturen bereichert. Den Eingang in diesen durch Menschenhand verzauberten Wald markiert ein Kunstwerk, das aus einer Vielzahl n Stühlen aufgetürmt wurde. Einige hundert Meter weiter, im Kinder- und Jugenddorf Klinge, kommen die Kinder auf ihre Kosten. Auf 1,5 ha wurde eine Spiellandschaft mit Wasserspielen, Klettergerüsten, einem Labyrinth und einer Seilbahn angelegt.
Eberstadt
Der Zufall spielte mit, als sich 1971 bei Sprengungen in Eberstadt ein Spalt im Muschelkalk auftat, hinter dem sich eine Tropfsteinhöhle n märchenhafter Schönheit verbarg. In rund 2 Mio. Jahren haben sich hier Stalagmiten und Stalaktiten gebildet, die phantasielle Namen tragen. Die Temperatur in der Höhle beträgt konstant 11 °C, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 95% - Bedingungen, die für die Bildung der Tropfsteine eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Eberstadter Tropfsteinhöhle ist auf einer Länge n 600 m begehbar und kann während einer rund einstündigen Führung besucht werden. Neben der Höhle informiert ein geologischer Lehrpfad über die hier anstehenden Gesteine.
Auf der Weiterfahrt lohnt sich ein kurzer Halt in Bödig-heim, das sich einer Burg und eines Wasserschlosses rühmt.
Buchen
Die ehem. mainzische Amtsstadt ist stolz auf ihren gut erhaltenen historischen Kern. Und dies mit Recht, denn aus der Zeit als reiches "Talerstädtchen sind als architektonische Kostbarkeiten das barocke Rathaus, das Beghinen-Klösterle und das Museumsareal mit der ehem. Sommerresidenz mehrerer Mainzer Erzbischöfe erhalten geblieben. Um Teile der Altstadt herum führt der Stadt-mauer-Rundweg an den teilweise wieder aufgebauten Befestigungsanlagen entlang. Danach geht es ins Bezirksmuseum, wo die Erinnerung an Joseph Martin Kraus, den "Odenwälder Mozart und schwedischen königlichen Hofkapellmeister, bewahrt wird. Und wer Buchen während der fünften Jahreszeit besucht, findet sich in einer Hochburg der fränkischen Fastnacht wieder. Bei den Umzügen begleiten über 1000 "Huddelbätze in bunten Fleckenkostümen den "Blecker, die Skulptur eines nackten Mannes, das Wahrzeichen der "Faschenacht.
Walldürn
Beherrschendes Gebäude in der Stadt an der Grenze zwischen Bauland und Odenwald ist die Wallfahrtsbasilika Zum Heiligen Blut. In den sechs Wochen nach Pfingsten pilgern alljährlich weit über 100 000 Gläubige zum Blutschrein in der Barockkirche. Im Jahr 1330 hatte ein junger Priester Messwein verschüttet, der das Korporaltuch befleckte. Auf dem weißen Leinen zeichnete sich der Leib des Gekreuzigten ab, umgeben n elf dornengekrönten Häuptern. Dieses "Blutwunder ist auch auf vielen Bildstöcken der Region festgehalten. Sehenswert in der Wallfahrtsstadt sind das Fachwerk-Rathaus, das kurmainzische Schloss und das Wallfahrtsmuseum. Als Geheimtipp gilt das Elfenbeinmuseum im Schatten der Basilika, in dem man religiöse Kunstwerke aus neun Jahrhunderten findet.
Gottersdorf
Ein kurzer Abstecher m Bauland in den Odenwald führt zum Odenwälder Freilandmuseum in Gottersdorf. Der Name trügt: Nicht nur Gebäude aus dem Odenwald sind hierher versetzt worden, sondern auch aus dem Bauland und m Unteren Neckar. Die mittlerweile 16 Gebäude bieten einen Einblick in die frühere ländliche und bäuerliche Arbeitswelt. Der Besucher erfährt, wie hart der Alltag der Bauern, Tagelöhner und Handwerker in den oft als "gute alte Zeit verklärten Jahrhunderten wirklich war. So lebte beispielsweise im Walldürner Tagelöhnerhaus mit seinen niedrigen Decken und winzigen Zimmern einst eine vielköpe Großfamilie - für uns heute kaum noch rstellbar. Auf spannende Weise wird dem Museumsbesucher ein umfassendes Bild n der Kulturgeschichte und der Handwerks- und Volkskunst in Odenwald, Bauland, Neckar- und Taubertal vermittelt. Geschichte zum Anfassen versprechen auch die Handwerkertage, die im Sommer stattfinden.
Hardheim
Über das malerische Erfatal führt die Route nach Hardheim. Die imposante spätgotische Kirche und das Schloss, in dem heute die Gemeindeverwaltung untergebracht ist, sind der Stolz der Hardheimer. Und auch einer zarten Romanze weiß man sich zu rühmen: Im Ochsen, einem prachtllen Fachwerkbau, soll Johann Wolfgang n Goethe sein Herz beinahe an das hübsche Wirtstöchterlein verloren haben. Wer sich lieber an verbriefte Tatsachen hält, findet im Heimatmuseum zahlreiche Erinnerungen an den Weltraumpionier Walter Hohmann, der aus Hardheim stammt.
Beckstein
Nach einer längeren Fahrt über die rauen Höhen des Baulandes grüßt der Weinbauort Beckstein den Besucher mit ausgedehnten Weingärten am Kirchberg und milden Temperaturen, die bereits die Nähe des Taubertals ahnen lassen. Die Winzerkellerei vermarktet die Weine der Dörfer im mittleren Taubertal. Hauptanbausorte ist der Müller-Thurgau, der in Tauberfranken sein typisches Muskataroma bekommt. Geheimtipps (und häu schon bald nach der Ernte ausverkauft) sind der Dittwarer Ölkuchen, ein Spätburgunder, oder ein Barrique-Wein aus der alten Taubertaler Traubensorte Domina. Wer ein wenig Zeit mitbringt, findet auf dem Natur- und Kulturpfad rund um Störenberg und Frauenberg interessante Wandermöglichkeiten. Neben alten Weinbergmauern begleiten Orchideenwiesen, Felsbänder, Obstwiesen und Hecken den 4 km langen Wanderweg, der ab und zu herrliche Ausblicke auf Beckstein und Königshofen bietet. Zehn großformatige Informationstafeln machen die Wanderung zu einer anschaulichen Reise durch die Natur- und Kulturgeschichte der Region.
Bad Mergentheim
Überall in dem Kurstädtchen an der Tauber trifft man auf die Spuren des Deutschen Ordens. Nahezu 800 Jahre lang bestimmten die Ordensbrüder die Geschicke der Stadt, 300 Jahre lang war sie Residenz des Hoch- und Deutschmeisters. Das Schloss in der Stadtmitte ist der Erinnerung an die Stadtherren gewidmet. Bad Mergentheim hat als bekannter Kurort aber nicht nur Geschichte, sondern auch gegenwärtige Annehmlichkeiten zu bieten, beispielsweise den Kurpark für Flaneure oder das Erlebnisbad Solymar für Wasserratten. Ein wenig abseits liegt der Wildpark, der deshalb aber nicht minder interessant ist. Hier können die Besucher Tiere inmitten der Natur erleben. Attraktionen sind die Braunbären und die Wölfe, die bei den täglichen Fütterungen aus der Nähe beobachtet werden können. Greif- und Rabenvögel werden in großen Volieren gehalten, und für die kleinen Besucher gibt es einen Spielbauernhof mit Zwergziegen, Eseln, Ferkeln, Kaninchen und Kälbern, die gestreichelt werden dürfen.
Stuppach
Die eher unscheinbare Dorfkirche n Stuppach birgt in einem kapellenartigen Anbau ein Kunstwerk n Weltrang: die Stuppacher Madonna des Malers Matthias Grünewald. Ursprünglich bildete das Tafelbild den Mittelteil des Maria-Schnee-Altars in Aschaffenburg. 1809 kam es nach der Auflösung des Deutschen Ordens nach Stuppach. Wer Grünewalds Meisterwerk betrachtet, sieht die Mutter Gottes inmitten eines Gartens. Sie hält das Jesuskind in der Rechten, die linke Hand umschließt einen Granatapfel, das Zeichen des Königs der Märtyrer. Das weltberühmte Bild Grunewalds steckt ller Motive, die auf biblisches Geschehen verweisen - ein gemaltes Evangelium, das hier in aller Ruhe betrachtet werden kann.
Auf der Fahrt n Stuppach nach Boxberg (Abfahrt am Ortsende Richtung Bad Mergentheim nach Lustbronn nicht verpassen) zeigt das Bauland sein typisches Gesicht: Von zurückhaltender herber Schönheit sind die Muschelkalkhügel und Hochebenen, lieblich und seit langem besiedelt die tief eingeschnittenen Täler. Der Reisende ist hier ein gern gesehener Gast, doch steht der Tourismus erfreulicherweise noch nicht im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens.
Boxberg
Boxberg war bis 180,3 Amtsstadt der weit entfernten Kurpfalz - aus dieser Zeit ist nicht nur die überwiegend protestantische Prägung, sondern auch eine Reihe historischer Gebäude geblieben. 1848 war Boxberg, mittlerweile badisch, eines der Zentren des Bauernaufstands, der der Relution rausging. Von jeher war Boxberg eine typische Ackerbürgerstadt, in der die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle spielte. Wie man früher lebte und arbeitete, wird im Heimatmuseum in der Nähe des Rathauses anschaulich dokumentiert. Ein kleiner Spaziergang in den Stadtteil Wölchingen führt zum Frankendom, einem eindrucksllen Gotteshaus aus dem 13. Jh. Die Krypta diente einst als Versammlungsort für die Johanniter. Das romanische Langschiff ist n imposanten Ausmaßen: Vermutlich hatten sich die Edelfreien n Boxberg hier ein Denkmal gesetzt, das die Jahrhunderte überstand.
Sindolsheim
In Sindolsheim stehen am Ortsausgang in Richtung Götzingen und Bofsheim noch intakte Grünkerndarren, die zur Erntezeit ebenso rauchen wie r 200 Jahren. Grünkern war lange Zeit das Getreide, n dem sich die Bewohner des Baulandes ernährten. Dabei handelt es sich um unreifen Dinkel - aufgrund der Klimaverschlechterung im 18. Jh. konnte der Dinkel nicht mehr ausreifen -, der über einem Buchenfeuer "gedarrt wurde. Der warme Rauch entzog dem Grünkern das Wasser und machte ihn haltbar. Heute ist Grünkern ein wichtiger Bestandteil der regionalen Küche, so etwa in der Suppe oder als "Küchle. Nur im handgedarrten Grünkern ist das Aroma des Buchenfeuers bewahrt - erkennbar ist diese Spezialität an den unterschiedlich stark gebräunten Körnern.
Info
Anfahrt
Nach Osterburken über die A 4, Ausfahrt Osterburken; n dort noch 4 km in nordwestlicher Richtung
Auskunft
Stadtverwaltung Marktplatz 3 74701 Osterburken
Telefon: 06291/4010 Fax 06291/40130
Winzergenossenschaft Beckstein
Weinstr. 30
97922 Louda-Königshofen
Telefon: 09343/5000
Touberfränkische Weine in Bocksbeuteln, Sekt und edle Weinbrände eignen sich herrragend als Souvenirs aus dem Bauland.
Talmühle 74749 Rosenberg
Telefon: 06295/219
Hier kann man typische Agrarerzeugnisse des Baulandes erwerben, darunter Dinkel und Grünkern.
Gasthaus zum Engel
Hotunderstr. 7 74722 Buchen-Holterbach
Telefon: 06281/8946
Die ehemalige Dorfgaststätte hat sich kulinarisch auf die leichte regionale Küche spezialisiert. Sehenswert ist das n Künstlern der Hollerbacher Malerkolonie um die Jahrhundertwende ausgemalte Nebenzimmer: eine originellere Art, für Speis und Trank zu zahlen, wird man kaum findenl.