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BAD KREUZNACH

BAD KREUZNACH

»Geburtsort! Wie selig bist du! Dir nach sich hebt im Fluge meine Seele, ich sehe dich, vor mir stehest du jetzt in deiner Feste! Deine bewachsnen Türme, verfallenen Mauern steigen neu vor mir empor. Ich hör' das Kauschen deines dich teilenden Stromes, das Wehen deiner Winde vom Berge herüber. Wolkentürmer: Kühner Rheingrafenstein! Ihr Wellen der Nahe! Gesänge des Hartwaldes!« (Maler Müller, 1778)

In der heimatkdl. Bücherei des Vereins für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad K. Werke über und von Autoren aus dem Naheraum.

Friedrich Müller (gen. Maler Müller),
'13.1.1749 Bad K., 23.4.1825 Rom, Doppelbegabung, Lyriker, Dramatiker des Sturm und Drang. Jugend in engen Verhältnissen. Lehre bei einem Hofmaler in - Zweibrücken (RP), 1774 nach -> Mannheim (BW), 77 dort kurfürstl. Kabinettsmaler. Ab 1778 in Rom: zeitw. Antiquar und Fremdenführer, 80 Konversion zum Katholizismus, 98 wegen antire-publikan. Tätigkeit kurze Zeit ausgewiesen, 1805 Pension von Ludwig I. von Bayern. -W.: Zunächst mytholog. und bibl., dann rea-list. pfälz. Idyllen (»Die Schaafschur«, 1775, »Das Nußkernen«, 76); »Soldatenabschied« (»Heute scheid' ich, heute wandr' ich«) wurde zum Volkslied; Fausts Leben dramatisiert (Fragm. 1778); Golo und Genoveva (Dr. 1811). Werke (Hrsg. M. Oeser, 1916-l8); Krit. Werkausg. in Vorbereitung (durch Arbeitsstelle M.-M.-Ausg., Kaiserslautern). -Gedenkstein in der Kurhausstraße gegenüber der Pauluskirche; Materialien aus der ehem. M.-M.-Stube im Karl-Geib-Museum; als to-pograph. Motive Eilerbach und Lohr. - Teilnachlaß FDH. Frankfurt a. M. - W. Mathern, »Maler Müller, der Bad Kreuznacher Maler und Dichter« (1974); Maler-Müller Almanach 1980.




Friedrich Christian Laukhard ( Alzey/ Wendelsheim/RP) verbrachte seine letzten Lebensjahre elend und wunderlich (»Wenn ich nur vergessen könnte!«) z. T. in Bad K., wo er am 28.4.1822 starb. Sterbehaus Holzmarkt 1.

Johann Philipp Kaufmann, 3.11.1802 Bad K., l3.10.1846 Paris, Shakespeare-Übersetzer. Sohn des als Lyriker dilettierenden Johann Heinrich K.
(1773-l834), dessen »Haus am Bächele« (1. Maus), Mannheimer Straße 38, Mittelpunkt des kulturellen Lebens von Bad K. war.

Eduard Mohr, »30.10.1808 Bad K. (auf der Saline Karlshalle), t24.2.1892 ebd., Dramatiker. - W.: Coligny (Tr. 1857); Germania bei der Schillerfeier (Fsp. 1859); Eveline (Tr. 1891). - Grab auf dem Friedhof.

Karl Hessel, 25.8.1844 Bad K., t30.5.1920 Koblenz. Schrieb den Lokalschwank »Kreiznach ist Trump« (1892), Mundartlyrik und »Sagen und Geschichten des Nahetals« (1894). - Grab auf dem Friedhof.

Johannes Mumbauer, 27.7.1867 Bad K., t22.12.1930 ebd., kath. Kulturphilosoph und Literaturkritiker, Übersetzer und Hrsg. - W.: Maler Müller in Rom (1913); Die dt. Dichtung der neuesten Zeit (1931-33). - Grab auf dem Friedhof.

Dr. Faustus ( Maulbronn/Knittlingen/ BW), von Franz von Sickingen, wie J. Tri-themius berichtet, als Rektor ans Gymnasium berufen, mußte 1507 die Stadt »wegen seiner Schwarzkünste« wieder verlassen; Dr.-F.Haus in der Magister-F.-Gasse 47, unterhalb der Neuen Nahebrücke; »Kreuznacher« F.Dichtungen von Maler Müller (auch F.-Porträt), G. Pfarrius und F. Blumberger. - Ende des 18. Jh.s Gäste des Kaufmanns, Mäzensund Diplomaten G. H. Schmerz, in dessen »vielen Kennern wohlbekanntem« Garten beim Binger Tor (an der heutigen Stromberger Straße) Gedichttafeln hingen und ein Freundschaftstempel mit den Namen dt. Dichter stand: Johann Nikolaus Götz {- Worms/RP) und Johann Heinrich Jung-Stilling (-> Siegen/Grund/ NRW); J.-St. heiratete hier (im August 1782), wie ein halbes Jh. später (Juni 1843 in der Pauluskirche) auch Karl Marx ( Trier/RP). -l820 kam zum erstenmal Johann Heinrich Voß (-> Eutin/SH), seinen Sohn Abraham besuchend, der 44 mit A. H. Hoffmann von - Fallersleben (Wolf sburg/NS) über die Herausgabe des Hainbundbuches verhandelte. Weiterhin: 1820 Friedrich Daniel Schleiermacher (- Berlin), 21 Ludwig Uhland (- Tübingen/BW), 43 Bettina von Arnim ( Frankfurt a. M./H), ihre Großmutter, Sophie von La Roche [- Kaufbeuren/B), war schon 1787 da; 1845 Joseph Victor von Scheffel (-> Karlsruhe/BW), 50 Ferdinand Freiligrath ( Detmold/NRW). - Häu in »Kaufmann's Haus«: W. O. von -> Hörn (Simmern/RP) und Karl Simrock ( Bonn/NRW). - Gymnasiast in Bad K. und später von Saarbrücken aus öfters durch das Nahetal herüberwandernd, dessen »Sänger« er wurde: Gustav Pfarrius (Heddesheim). - 1867 hier geb.: der Philosoph Hans Driesch (gest. 1941 in Leipzig). Und unter den illustren Besuchern in der 2. Hälfte des Jh.s: Carmen Sylva ( Neu-wied/RP), Friedrich von Bodenstedt ( Pei-ne/NS), Stefan George ( Bingen/RP), Wilhelm von Scholz (- Berlin) und 1889 - »nur Konversation keine Handlung« - Oscar Wilde, der Dandy. - Im neuen Jh. hat der Chronist mehr über die Militärs als die Musen zu berichten und findet dennoch, über das Jahr 1958 schreibend, zu einem guten Ende: »An der gleichen Stätte, an der einst Hindenburg und Ludendorff und später Wilhelm die Pläne für ihre großen Offensiven gegen Frankreich entwarfen, reichten der französische Staatspräsident de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Dr. Adenauer einander die Hand zur Versöhnung« (W. Mathern).

» mein ter war ein Ausländer aus Bremen meine Mutter nannte sich Robinson, und mich hieß man daher Robinson Kreutznaer; aber durch das gewöhnliche Verderben der Wörter in England nennt man uns jetzt Crusoe«; so beginnt Daniel Def oes »Robinson«. Was zunächst nur Vermutung, ist inzwischen verbürgt: der ter des mit dem Familiennamen seiner Mutter bedachten »Halb Mär- halb mehr«-Helden war ein über Bremen ins Land gekommener »Kreuznacher«. - Ihm halb und halb nach machte es Karl Eugen Schmidt, 1866 in K. geb., Seifensieder und 85 nach Australien ausgewandert, als er 89 als Matrose in der Südsee vom Schiff lief und sich vier Wochen im Innern der Samoainsel Upolu versteckt hielt. Später lebte Seh. in Paris und »die Hälfte des Jahres« auf Reisen »durch alle Länder der Welt«: »Ein Streifzug ins Goldland« (1890), Scham-bes Klappergässer. Humorist. Erlebnisse eines Kreuznachers im Paradies, im Fegfeuer und in der Hölle« (1895), »Vive Montmartre!« (1899). - Eduard Koel-wel (- Zweibrücken): »Der Maler in Flammen« (R. 1939).

Bad Münster am Stein-Ebernburg
»Der wahre Mittelpunkt des Nahetals ist die Ebernburg Denn diese Burg war einmal >die Herberge der Gerechtigkeit, sie war der Mittelpunkt jener Männer und Kräfte, die Deutschland zu einer neuen Einheit bringen wollten« (K. Edschmid). Franz von Sickin-gen (1481-l523) wurde auf der E. geb.; hier fanden Ulrich von Hütten (-> Schlüchtern/ Vollmerz/H) 1520-22, der in dieser Zeit das in seinem »Gesprächsbüchlein« berühmt gewordene »Ich habs gewagt« schrieb, und die Reformatoren Martin Butzer, Johannes Schwe-bel, Kaspar Aquila, der in der Wehrkirche am Sonntag nach Ostern 1522 zum erstenmal in der Messe dt. Lesungen brachte, und Johannes Oekolampadius (-> Heilbronn/BW) Zuflucht. Auch Götz von Berlichingen (- Jagsthausen/BW) kannte die E.; in seiner Lebensbeschreibung erzählt er von einem Besuch. - Als Mitte des 19. Jh.s auf der E. eine Spielbank eingerichtet werden sollte, trat Ferdinand Freiligrath auf den und veröffentlichte seinen poet. Protest »Ulrich der Würfler«. - Die Burg in ihrem heutigen Erscheinungsbild v. a. durch die Neubauten der ev. E.-Stiftung und des E-Vereins (seit 1936, 50, 79-81) bestimmt (Studientage, Bibliothek mit Werken zu Reformation und Humanismus); Hutten-Sickingen-Denkmal am Hang (1889). - »Wer Engländer liebt, kann hier täglich mehrere Exemplare treffen, besonders seit Kreuznach zu einem Badeorte avanciert ist«, schreibt 1838 Friedrich Blaul ( Speyer/ RP) über das Pendant der E., den Rheingrafenstein, damals wie heute von aller Welt besucht, bestaunt, beschrieben. Seine Sagen bei Gottfried August Bürger (-> Göttingen/ NS) und Gustav Pfarrius Balladen: »Der wilde Jäger«, »Der Trunk aus dem Stiefel«.

Franz von Sickingen: »Er war und fiel wie Brutus, - und nicht um ein Phantom politischer Freiheit fiel er, sondern um Wahrheit, Licht und Recht« (]. G. Herder). »Er begriff mit dem Instinkt eines Unternehmers sein Jahrhundert, und eine Zeitlang nahm er einen verblüffenden Aufstieg, bis ihm die Fürsten wie einer Schlange den Kopf zertraten« (O. Flake). - Schon frühzeitig Lieder über den volks-tüml. Landsknechtsführer. Über F. v. S. in Goethes »Götz« (1773) H. Simrock: »Mehr als einer seiner Freunde verdiente Sickingen als der Repräsentant des abscheidenden Mittelalters hingestellt zu werden. « Seit Ende des 18. Jh.s dann dramat. (J. v. Soden, 1808; E. Bauernfeld, 1850; F. Lassalle, 1859) und ep. Gestaltungen (J. J. Stammel, 1794; H. v. Königwald, 1934; M. Jelusich, 1937). - H.-H. Welchen: »Herberge der Gerechtigkeit«, in »Wanderungen zu den Burgen und Domen am Rhein« (1975).

Heddesheim

Gustav Pfarrius, 31.12.1800 H., tl5. 8.1884 Köln (NRW), war der harmlose, nicht unbegabte Dichter des Nahetals. Gymnasium in Bad Kreuznach, Studium in Halle und Bonn. Seit 1823 Lehrer in -> Saarbrücken (S), seit 34 in Köln. - W.: Das Nahetal in Liedern (1833); Zwischen Soonwald und Westrich (En. 1861); Natur- und Menschenleben (En. 1869). -Geburtshaus in der G.-P.-Straße (Gedenktafel) -Erinnerungen an gemeinsame Wanderungen in F. Blauls »Schäume und Träume vom Rhein«
(1838 f.).

Meisenheim
Ein Stück »Rothenburg am Glan« Die Residenz, »von reiner Biedermeierlichkeit«, hatte ihre Romanzen, die Schloßkirche die (verdienten) Superlative: als »Perle der Spätgotik« pries sie Wilhelm Heinrich Riehl ( Wiesbaden/H), als »Freiburger Münster en miniatu-re« August Becker ( Landau/Klingenmün-ster/RP). - Auf der Reise zum Marburger Religionsgespräch weilte im September 1529 Ulrich Zwingli in der Stadt (Gedenktafel in der Schloßkirche). Johann Nikolaus Götz war 1754-61 luther. Pfarrer; Wohnung im alten Pfarr- und Inspektionshaus der luther. Gemeinde, Obergasse 19 (Gedenktafel). -Obergasse 7: »Unserem Hellmut von Schweinitz, Pfarrer und Schriftsteller, 1901 bis 1960. Der Meisenheimer Freundeskreis«: »Am Baum des Lebens« (G. 1927), »Und das Leben geht weiter« (R. 1957). An den von Seh. ins Leben gerufenen Dichterwochen nahmen u.a. teil: Rudolf Alexander Schröder ( Bremen), Jakob Kneip ( Simmern/Morshausen), Ina Seidel (-> Starnberg/B), Fritz von Unruh ( Koblenz/RP), Georg von der Vring (-> Brake/NS).

Meisenheimer Novelle« (1953) von Ludwig Bäte ( Osnabrück/NS). - »als spur / für fährten-sucher / lasse ich / hinter mir / geknüllte bogen / mit bruch-stücken / poetischer bio-grafie«: 1976 Sigfrid Gauch, geb. in Offenbach am Glan; »terspuren« (E. 1979).







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