»Hier scheint ewiger Feiertag, hierher zogen schon auf der Hochzeitsreise die jungen Pärchen und kamen in Erinnerung die alten Pärchen, hierher zogen aus dem chikagohaften Babel der rheinisch-westfälischen Industrie alle die Glücklichen, die sich's leisten konnten, am Strom zu leben, bei günstigen Bahnen, in Nachbarschaft hoher Schulen und großer Städte« (Josef Winckler, 1933)
In der Pfarrkirche hat auch Albertus Magnus (-> Dillingen a. d. D./Lauingen/B) gepredigt. -Karl Simrock (-> Bonn/NRW) bewohnte 1840-50 »in einer sonnigen versteckten Bergschlucht« »Haus Parzival« im Ortsteil Menzenberg (S.-Straße; im Hof Büste). Hier entstand sein bekanntestes Lied: »An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein« Den Rotwein, den er anbaute, nannte er, das mhd. Heldenlied »Ecken Ausfahrt« falsch lokalisierend, »Eckenblut«. Unter den Gästen: die Brüder Grimm (-> Hanau/H), denen das Weingut Zickelburg gehörte; Alexander n Humboldt ( Berlin), der mit Superlativen nicht geizte: »das deutsche Nizza«, »die rhein. Riviera« und »goldene Muschel Deutschlands«; Ferdinand Freiligrath (-> Detmold/NRW): »Als ich neulich zu ihm kam, stand er mit seiner altdeutschen Ruhe mitten unter seinen Arbeitern, hatte den Wein in der Hand und ließ Kalk und Dünger in seine neuen Spargelbeete schütten« (1841). - Guillaume Apollinaire war 1901/02 Hauslehrer Frankenweg 22. Auf der Fahrt n Metz über Trier nach Waldbröl zu Verwandten schrieb im Frühjahr 1912 auf dem Bahnhof n H. David Herbert Lawrence das Gedicht »The little river«, ein Liebesgedicht für Frieda n Richthofen, das nach seiner eigenen Aussage den Wendepunkt in seinem Leben bezeichnet. - Nanny Lam-brecht (-> Simmern/Kirchberg/RP) lebte nach dem 1. Weltkrieg in Bad H. und gründete hier eine »Lit.-Musikal. Gesellschaft«. Auf dem Neuen Friedhof das Grab n Rudolf Herzog (- Wuppertal/NRW), seit 1908 »Burgherr« im nahen- Rheinbreitbach (Neuwied/RP). -Josef Winckler ( Steinfurt/Rheme/NRW) wohnte 1930-40 auf Gut Hagerhof, K. Sim-rocks Haus benachbart. In dem Roman »Der Großschieber«, erschienen »nach 14jähriger Verwilderung in der Stunde des Aufbruchs« (nämlich im März 1933), gab er bissige Beschreibungen der Stadt und ihrer Einwohner. Es kam darüber zu einem Prozeß. - Rhöndorf ist »eine deutsche Idylle. Germanische Heldensage verquickt sich mit der Erinnerung an den streitbaren ersten Bundeskanzler. .. Der Adenauer-Kult hebt das Geschäft« (F. Kassebeer). Das Haus Gedenkstätte, im Garten der Pavillon, wo die »Erinnerungen« (1965 ff.) entstanden; Grab auf dem Waldfriedhof.
Bad H. ist Schauplatz der Versdichtung »Rebenkranz zu Waldmeisters Silberner Hochzeit« (1876) n Otto Roquette (-> Darmstadt/H) sowie des Romans »Spiel am Ufer« (1927) n Rudolf Huch (-> Goslar/Bad Harzburg/NS). Farbige Beschreibungen n Stadt und Bewohnern liefert Julius R. Haarhaus (-> Wuppertal) in seinem Erinnerungsbuch »Ahnen und Enkel« (1927).
Heisterbacherrot
Außerhalb steht die spätroman. Ruine der ehem. berühmten Zisterzienserabtei Heisterbach. Archipoeta, 'um 1130 Köln (?), tum 1167, ritterbürtiger Kleriker, Vagant. (Aus einem Bericht des Priors Caesarius schließt man, daß A. in H. gewesen ist.) Die meisten seiner Gedichte, die klass. Metren mit mittellat. Rhythmen mischen, sind 1160-67 in Italien entstanden. Der »Erzpoet« war der wirkungsllste Proandist der Staufer, er pries v. a. Barbarossa. Schrieb auch selbstiron. Bettelgedichte. Seine »Vagantenbeichte« enthält die als Trinklied fortlebenden Verse: »Meum est pro-positum in erna mori« (Mir ist bestimmt, in der Kneipe zu sterben). - »Die Gedichte des A.« (krit. bearb. H. Watenphul, Hrsg. H. Krefeld, 1958).
Caesarius n Heisterbach, um 1180 Köln, tnach 1240 H., wo er seit 1199 Mönch war. Predigtschriftsteller und Geschichtsschreiber. Schrieb Homilien, Sermones, Viten (Engelbert n Köln, Elisabeth n Thüringen) und gab (kulturhist. bedeutsame) geistl. Anekdo-tenslgg., wie den um 1222 entstandenen »Dia-logus miraculorum«, heraus. - »Die Wundergeschichten des C. v. H.« (Hrsg. A. Hilka, 1931 ff.). - Gedenkstein nahe der Ruine.
Weitverbreitet und in vielen Bearbeitungen die Sage m »Mönch n H.«, der das Bibelwort »Tausend Jahre sind dem Herrn wie ein Tag« nicht fassen kann, in den Heisterwald geht und bei der Rückkehr feststellen muß, daß er 300 Jahre abwesend war (Brüder Grimm, W. Müller v. Königswinter, W. Schäfer / Schwalmstadt / Ottrau / H., W. Goetz / -> Berlin). - Aufzeichnungen über H. v.a. n den Rheinromantikern: Sulpiz Boisseree (- Köln/ NRW), Ernst Moritz Arndt ( Bonn), Karl Sim-rock, Alexander Kaufmann (-> Bonn) u.a.- Hans-Heinrich Welchert: »Im Tal des Petrus. Ruine H.« (Es. in »Wanderungen zu den Burgen und Domen am Rhein«, 1975).
Königswinter
»Der rege Verkehr, der sich am Ufer entfaltet, die Dampfer, die hier anhalten, die fliegende Brücke oder Pont, welche unablässig den Fluß kreuzt, die Kähne, die hin- und herschweben, die Wagen, die am Ufer stehen, die stattlichen Gasthöfe, deren Inschriften schier auf der anderen Rheinseite zu lesen sind, bekunden, daß hier der Hauptplatz des Siebengebirges zu suchen ist.« (Wolfgang Müller n Königswinter, 1867).
Siebengebirgsmuseum (u.a. Rheinansichten; Bibliothek; W. Müller n K.; »Dialogus miraculorum« des Caesarius v. Heisterbach). - Nibelungenhalle am Anstieg zum Drachenfels (größte Gemäldeslg. aus Opern R. Wagners).
Wolfgang Müller (gen. n Königswinter),
5. 3.1816 K., t29. 6.1873 -> Bad Neuenahr-Ahrweiler (RP), Erzähler, Lyriker, Lustspielautor. Seit 1840 Eskadronchirurgus, seit 42 auch Schriftsteller in Düsseldorf. Phase der Rheinromantik 1849-52, seit 53 reich verheiratet, 64-73 Literat in Köln (Grab dort, Mela-ten-Friedhof). Seine »Dichtungen« füllen 6 Bände (1871-76), seine »Dramat. Werke« gleichfalls (1872), seine Biographie (n P. Luchtenberg) nur zwei (1959). Sein Lied »Mein Herz ist am Rheine« wurde in W. Speyers Vertonung zum Schlager. - »Sommertage im Siebengebirge« (Aut. 1867). -Denkmal in der Rheinanlage. - Nachlaß Hist. A. Köln.
Siebengebirge, das »achte Weltwunder« (A. n Humboldt) und »Amendes Rheins« (J. G. Forster): In den Bergen gedeiht Rotwein, sog. »Drachenblut«, ein Name, der auf die Sagenhaftigkeit der Gegend hinweist. Sie wimmelt n Einsiedlern und Teufelspakten, auch n Ritterfräuleins, die ihre Verlobten aus dem Hl. Land zurückerwarten. Auch patriot. und hist. Erinnerungen sind zahlreich: die Ruinen stammen meist aus dem 12. Jh., die Schlösser meist n Kölner Erzbischöfen. Vor Zeiten seien Riesen gebeten worden, das Gebirge zu durchstechen, weil es den Rhein staue. Nach getaner Arbeit hätten die 7 Riesen ihre 7 Spaten abgeklopft, so seien die 7 Berge entstanden: Ölberg, Löwenburg, Lohrberg, Nonnenstrom-berg, Petersberg, Wolkenburg, Drachenfels (der meistbetretene Berg Europas). Texte in K. Simrocks »Rheinsagen aus dem Munde des Volkes und dt. Dichter« (1837), »Rheinsagen« (Hrsg. P. Zaunert, n. 1969) und »Sagen und Legenden m S.« n G. P. Gath (1957). - Im 3. Gesang n »Childe Herold« (1816), der-ein Meisterstück romant. Rheindichtung - die Rheinreise zur Mode machte, besingt G. G. Byron auch den Drachenfels; weiterhin seine Landsleute Th. Hood, W. M. Thackerey, G. Meredith. Gedichte n H. Heine, A. Kopisch, F. Freiligrath, E. Bertram, W. Schmidtbonn, K. Heynicke. -J. Ruland: »Echo tönt n sieben Bergen, Das Siebengebirge -ein Intermezzo europ. Geistesgeschichte in Dichtung und Prosa« (1970); »Sieben Berge, sieben Tag'« (Wanderlieder durchs Siebengebirge, Hrsg. Th. Berg, 1975); T. Dahlhoff: »Streifzüge durch das Siebengebirge« (1968).
Oberpleis
Guillaume Apollinaire (eig. W. A. n Ko-strowitzky), wurde mit 21 Jahren Hauslehrer bei der verw. Vicomtesse Elinor de Milhau, geb. Hölterhoff aus Köln. »Kostro« sollte das einzige Kind belehren, Comtesse Gabrielle. Er wollte eigentl. der Gouvernante Annie Playden näherkommen. Man weilte winters in der »Villa Hölterhoff« in Bad Honnef und sommers auf »Neu-Glück« in Bennerscheid bei O., einem Waldhaus (heute bewirtschaftet). »Neu-Glück« war Ausgangspunkt für Ausflüge im Rheinland (Bonn, Köln, Düsseldorf; Krayerhof b. Andernach, Maria Laach u.a.), die vielfache Spuren in A.s Werk hinterlassen haben, v. a. in den Slgg, »Der gemordete Dichter« (1916, dt. 67) und »Alkohol« (»Rhenanes«/Rheinlieder, 1913, dt. 69). Das Dienstverhältnis dauerte m 21.8.1901 bis 21. 8.02.
Bad Neuenahr-Ahrweiler (RP), Bonn (NRW), Neuwied, Unkel (RP), Siegburg (NRW).