In BAD BERGZABERN geb. Jacob Diether, gen. ernaemontanus (um 1525-90), Arzt und Naturforscher (»New Wasserschatz«, »New llkommen Kräuterbuch«), Gedenktafel am Philosophenweg; Georg Weber (1808-88), Philologe und Historiker (u. a. »Allgemeine Weltgeschichte«, 15 Bde.).
Myles Coverdale, Bibelübersetzer, der »engl. Luther«, war 1543-47und 53-58 Lehrer an der Lateinschule. - Im 1725 wiederaufgebauten Schloß wuchs Karoline n Hessen-Darmstadt auf, nachmals Goethes »Große Landgräfin«. - Zu Unrecht vergessen die beiden Pistors: der »Hambacher« und Hrsg. des »Bürgerkatechismus für Teutschland« (1832) Daniel (1807-86), der unterhalb des Liebfrauenberges die Villa Pistoria erbaute, und der 1816 geb. Pfarrer und Dichter Heinrich, sein Bruder. - Am 9.3.1835 im »halbzopen« »Engel« Georg Büchner (-> Groß-Gerau/Goddelau/H), wie D. L. Pistor auf der Flucht nach Frankreich (H. Eulenburg, »Das deutsche Angesicht«, 1917). - August Becker (Klingenmünster) ging, »täglich hügelauf, hü-gelab«, eine Stunde hin, eine zurück, zur 1836 neugegründeten Latein- und Präparanden-schule; viel über Stadt und Umgebung u. a. die »Böhämmerjagd« (Brunnen Kurtalstraße, Bö-hämmerhaus am Wonneberg, B.-Fest erstes Wochenende im Juli), in »Die Pfalz und die Pfälzer« (1858). - Im Haus der Philosophin Hedwig Conrad-Martius (1888-l966) am Eisbrünnel (heute Neubergstraße 16), wo sie wiederholt ihre Ferien verbrachte, fand Edith Stein (-> Köln/NRW) im Sommer 1921 jene Selbstbiographie der hl. Teresa n Avila, nach deren Lektüre sie sich über Nacht zur Konversion entschloß; Taufe am 1.1.1922 in der kath. Stadtpfarrkirche St. Martin (Gedenktafeln am Eingang und neben dem Tauf stein). -Martha Saalfeld ( Landau/RP) kam 1948 wieder in ihre »pfälzische Heimat« zurück, nach B., »der Stadt am Kastanienwald«, und wohnte im Haus Zeppelinstraße 13. Werner m Scheidt, ihr Mann, 1958 in »Leben mit einer Dichterin«: »Daß Martha Saalfeld jemals in eine bürgerliche Umgebung geraten könnte, ist unrstellbar. Wir sitzen seit Jahren auf dem Speicher, weil sie fand, daß ihr Bruder unsre eigne Wohnung für seine Praxis benötige, und weil Herr >Moll< im ersten Stock auf seine alten Tage nicht durch eine Kündigung gekränkt werden darf.« Hier entstanden u. a. die Romane »Der Wald«, »Pan ging rüber«, »Anna Morgana«, »Mann im Mond«. Am 14.3.1976 starb M. S. in Bad B., begraben wurde sie in Landau.
Friedrich Blaul (-> Speyer/RP) 1838: »Schön ist die Lage doch nichts besonders Ausgezeichnetes Was sollte uns da halten?« - Martha Saalfeld 1968: »Meine Landschaft Mir scheint, ich habe Pan erst jetzt gesehen.« Ernst Johann (-> Darmstadt/ H) 1971 über die Saalfeld: »So kommt es, daß die Poesie im Exil eine ihrer Residenzen in der Pfalz aufgeschlagen hat.« - Werner Hanfgarn: »Ein Grafiker entdeckt sein altes Talent, Lobrede auf den Schriftsteller Werner m Scheidt« (1977).
Klingenmünster
August Becker, »28.4.1828 K., 23.3.1891 Eisenach. Er war der »eigentliche Begründer der pfälz. Volkskunde« (O. Bischoff), als Erzähler hat er sie literaturfähig gemacht; dennoch blieb er zu Lebzeiten - »man fühlt weder das Bedürfnis noch die Notwendigkeit meiner Wirksamkeit« - der Pfalz gleichgültig. Kindheit und Jugend in K.; Studium in München, dann Journalist, Im Erscheinungsjahr seines Schlüsselromans »Vervehmt« (1868) mußte er die Stadt verlassen; Zuflucht in Eisenach. Erst 1930 holte man ihn heim, Grab auf dem Friedhof n K., Inschrift: »Die Pfalz und die Pfälzer haben ihren Dichter heimgeholt im Jahre 1930, als die Franzosen die Pfalz verließen«. - W. (z.T. in Neuaufl., hg. O. Bischoff): Jungfriedel der Spielmann (lyr.-ep. G. 1854); Die Pfalz und die Pfälzer (1858); Des Rabbi Vermächtnis (R. 1866f.); Meine Schwester (R. 1876); Die Nonnensusel (R. 1886); Wasgaubilder (1903). - Geburtshaus (heuteGemeindeverwaltung) in der Ortsmitte (Gedenktafel); gegenüber Brunnendenkmal (B.Büste und Reliefs mit Szenen aus »Hedwig«, R. 1868). - K.er Konterfeis u.a. das »Schrei-nerbäbele«, »Hannewackel und seine Schwester«, »Schloßmichel«. -Mss. LB Speyer; Slg. Heimatmuseum Bad Bergzabern.
Leonhard Schertlin aus K. brachte es 1538 in Straßburg zu einem halben Bestseller: »Künstlich trincken, Eyn Dialogus n künstlichem und höflichem, Auch viehischem und unzüchtigem trincken«. - Am Klingbach liegt der Schauplatz n Cläre Weitzels ( Bad Dürkheim/RP) Roman »Armer Hans« (1919). - Von dem 1912 in K. geb. Oskar Bischoff gilt W. Hanfgarns Verdikt: »Literatur aus der Pfalz und O. B., das sind Synonyme« (»Aus vierzig Jahrgängen des Volks- und Heimatkalenders >Der Jäger aus Kurpfalz Köln/NRW). Ein paar Kilometer weiter nördl. Neukastei (über Leinsweiler); schon Maler Müller ( Bad Kreuznach/RP) schwelgte hier (Herbst 1777).
Ein anderer Maler wählte den Gutshof unterhalb des Schlosses zu seinem »Castello Nuo« (Gedenktafel): M. Slegt; erliegt, 1932gest., hier auch begraben. Im Musiksalon Wandbilder zu W. A. Mozarts »Zauberflöte« und »Don Giovanni«, R. Wagners »Ring des Nibelungen«, K. M. v. Webers »Freischütz«; in der Bibliothek Motive aus Goethes »Faust«, »Tausendundeinernacht«, Shakespeares »Macbeth«, der »Ilias« und J. F. Coopers »Lederstrumpf«. - Noch einmal zur Grenze: im Herbst 1954 arbeitete in St. Germanshof Hans Erich Nossack (-> Hamburg) an einem Theaterstück, aus dem dann der Roman »Spätestens im November« wurde: »Auf der anderen Seite gleich hinter den Bergen sollte es eine hübsche alte Stadt geben, sagte man uns, doch wir brauchten die Stadt nicht. Wir waren wie in einem Kessel, das Tal war rings n Bergen abgeschlossen, so als ob es hier nicht weiterginge Ich möchte das alles genau beschreiben, weil wir dort glücklich waren.« L.: 150 Jahre Landkreis Bad Bergzabern 1818-l968, hg. Landkreisverwaltung Bad B.; K. A. Becker, Wir wandern mit August Becker, 1940; H. Althausen, Dr. Edith Stein, Schwester Teresia Benedicta a Cruce C. D. und ihre Beziehung zur St.-Martins-Kirche, Bad Bergzabern, in: Festschrift anläßl. des lOOjähr. Weihetages der Pfarrkirche St. Martin, 1979; E. Lang, Das Hedwig-Haus in Erlenbach bei Bergzabern und seine Bewohner, in: Heimatkalender 1978 für das Pirmasenser und Zweibrücker Land.
Karlsruhe (BW), Landau (RP), Pirmasens (RP). Jenseits der Grenze, im Elsaß: Weißenburg (Otfried n W., Wer Bilderbogen).