Auch bei einem Kurzbesuch sollte man sich die Kleinodien der näheren Umgebung Dresdens nicht entgehen lassen: das mittelalterliche Meißen -die »Wiege Sachsens«, mit der berühmten Porzellan-Manufaktur-Karl Mays »Villa Shatterhand« im Weinort Radebeul oder das inmitten einer idyllischen Wald- und Teichlandschaft gelegene Barockschloss Moritzburg. Eine Tagestour mit einem der historischen Schaufelraddampfer nach Pillnitz, dem kurfürstlichen Lustschloss im Osten der Stadt, ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Wer mehr Zeit hat, kann sich einen Ausflug ins Hinterland rnehmen: in die bizarre Felsenlandschaft der Sächsischen Schweiz oder zur trutzigen Burg Stolpen, auf der August der Starke die Gräfin Cosel, seine schöne Ex-Mätresse, gefangen hielt.
Meißen
»Die Albrechtsburg mit dem herrlichen Dom, der Bischofsturm an der Ecke des Berges, der St. Afraberg mit der Klosterkirche und der Fürstenschule senken sich zur Stadt und in das Triebischtal hinab, und das ganze schöne Bild spiegelt sich samt der Brücke in der Elbe«, begeisterte sich der Maler Ludwig Richter, der 1828-l835 Zeichenlehrer an der Königlichen Porzellan-Manufaktur war. Meißen gilt vielen als heimliche Hauptstadt Sachsens, unbestritten ist es aber die Wiege Sachsens: Als am 3. Oktober 1990 der Freistaat Sachsen neu gegründet wurde, geschah das im Festsaal der Meißener Albrechtsburg. Der Altstadtkern ist leicht auf eigene Faust zu erkunden.
Rund um den Markt
Der Markt ist m spätgotischen «Rathaus O (1472) mit seinem steilen Dach und stattlichen Renaissancehäusern mit Spitzportalen gesäumt.
Im Bennohaus © wohnte Bischof Benno (1066-l106), der im Investiturstreit zwischen Papst und König auf Seiten des Papstes stand und deshalb n Heinrich IV. verhaftet wurde.
Zurückgesetzt drängt sich an die Südwestecke des Marktes die 1457 geweihte Frauenkirche O. Der Flügelaltar der gotischen Hallenkirche, geschaffen Ende des 15. Jhs., zeigt auf dem Mittelschrein die Marienkrönung und auf der Predella die Grablegung Christi. Vom trutzigen Turm erklingt mehrmals täglich ein Porzellanglockenspiel mit Choralmotiven.
Täglich um 17.30 Uhr ist Luthers »Ein feste Burg ist unser Gott« zu hören. Vom 57 m hohen Turmumgang genießt man einen schönen Blick auf die Altstadt und den Burgberg.
Zur Webergasse und Burgstraße
Hinter der Frauenkirche gelangt man zum Bahrmannschen Brauhaus O, in dem bis um 1900 Bier gebraut wurde. Mit dem Volutengiebel und prachtllen Portal ist es das schönste Renaissance-Bürgerhaus Meißens.
Sehenswert ist links dan auch der Alte Ritter (Webergasse 1), ein ehemaliges Gasthaus mit einem Renaissanceportal n 1597 und einer massiven, zweigeteilten Holztür.
Mercure Grand Hotel, Hafenstr.
27, Tel o 35 21/7 22 5. Übernachten und Speisen mit Blick auf Dom und Burg. Haupthaus ist die Villa eines Porzellanfabrikanten.
Gegenüber der Frauenkirche steht ein malerisches Fachwerkhaus aus dem 17. Jh., in dem das Weinlokal Vincenz Richter Meißener Rebensaft kredenzt (Mo geschl., Tel. o 35 21/45 32 85.
Im Haus Nr. 27 mit Renaissance-portal n 1605 hat die Zinngießerei Rainer Lehmann ihr Domizil. In der ältesten noch betriebenen Zinngießerwerkstatt Sachsens kann man sächsische Bergmannsleuchter und Zinnsoldaten erstehen (Tel. 45 29 75).
An den romantischen Roten Stufen liegt das Cafe Zieger. Hier wird die Meißener »Fummel« gebacken, eine luftgefüllte, zerbrechliche Teigtasche n der Größe eines Zweipfundbrotes.
Dom
Von hier steigt man die Schlossstufen hinauf zur Schlossbrücke und betritt durch das neugotische mittlere Burgtor den dreieckigen Domplatz.
Im Mittelschiff des Langhauses beeindrucken Höhe und Leichtigkeit der schlanken Pfeiler. Sie vereinigen sich oben zum gotischen Kreuzrippengewölbe. Künstlerisch besonders wertll sind die um 1260 geschaffenen, überlebensgroßen Stifterfiguren. Die lichte Fürstenkapelle, die den Dom nach Westen abschließt, war seit 1428 Begräbnisstätte der Wettiner.
Im Nordflügel des Kreuzgangs erkennt man die ursprünglichen Kreuzrippengewölbe und ihre mit schönen Pflanzenornamenten reich verzierten Schlusssteine. Hier hängt die große Bronzeglocke, die zum Abschluss jeder Domführung angeschlagen wird. (Dom-Besichtigungen: April-Okt. tgl. 9-l8 Uhr, Nov.-März 9-l6 Uhr; Tel. 0 35 21/45 24 9°. Fax 45 38 33-)
Ein Anziehungspunkt ist das Domschatz-Museum mit verborgenen Kostbarkeiten sächsischer Kirchengeschichte (April-Okt. tgl. n 9 bis 18 Uhr, Sa 17.30 Uhr, Nov.-März tgl. 10-l6 Uhr).
In die Domherrenhäuser an der Südseite des Domplatzes sind kleine Läden eingezogen, die u. a. Holzspielzeug aus dem Erzgebirge anbieten. Haus Nr. 9 beherbergt Meißens ältestes Gasthaus, den »Domkeller«. Von hier und dem benachbarten Burgkeller bietet sich ein herrlicher Blick auf die roten Ziegeldächer der Meißener Altstadt. Das Kornhaus an der Nordseite diente zunächst als Wirtschaftsgebäude, später als Wohnhaus.
Albrechtsburg
Errichtet ab 1471 nach Plänen des sächsischen Oberlandbaumeisters Arnold n Westfalen, zählt sie zu den bedeutendsten spätgotischen Profanbauten Deutschlands. Spektakulär war der Treppenturm, der Große Wendelstein. Statt die übliche massive Spindel zu verwenden, wurde eine Konstruktion mit drei filigran gestalteten Sandsteinsäulen verwirklicht.
Großformatige Wandgemälde n Dresdner Malern aus dem 19.1h. stellen die Geschichte des Hauses Wettin und Szenen aus dem Leben n Herzog Albrecht dar. Das neobarock ausgestattete Böttger-Zimmer im zweiten Obergeschoss ist einem Erfinder des europäischen Hartporzellans, Johann Friedrich Böttger, gewidmet (s. S. 53). Auf Wandgemälden sieht man Böttger im Labor und bei der Vorführung der Erfindung r August dem Starken (März bis Okt. tgl. 10-l8 Uhr, Nov. bis Febr. 10-l7 Uhr; Tel. o 35 21/47 0710, Fax 47 0711).
Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen
Vor der Abfahrt aus Meißen sollte man die etwas außerhalb des Stadtkerns angesiedelte Porzellan-Manufaktur besuchen. Die Schauhalle (seit 1916) ist der öffentlich zugängliche Teil des Museumsbestandes, der über 20000 Porzellane umfasst. Alljährlich werden etwa 3000 Exponate für die Ausstellung ausgewählt. Die Herstellung des Meissener Porzellans können die Besucher in der angeschlossenen Schauwerkstatt miterleben (Mai bis Okt. tgl. 9-l8 Uhr; Nov. bis April 9-l7 Uhr; Tel. 03521/468208, Fax 468804, www.meissen.de).
Tourist-Information Meißen GmbH, Markt 3,01662 Meißen. Tel. 035 21/4194 o, Fax 419416, www.touristinfo-meissen.de
Moritzburg
Das beliebte Ausflugsziel 14 km nordwestlich n Dresden ist mit dem Linienbus oder dem Auto zu erreichen. Wer es sich zeitlich leisten kann, sollte mit der S-Bahn (S1 Richtung Meißen) bis Radebeul-Ost fahren und dort in den »Lößnitzdackel« umsteigen. «Die nostalgische grüne Schmalspurbahn aus dem Jahr 1884 verkehrt etwa alle zwei Stunden und dampft gemächlich schnaufend durch den engen Lößnitz-grund ins Moritzburger Wald- und Teichgebiet (Fahrzeit ca. 30 Min.).
Am Bahnhof Moritzburg kann man Fahrräder mieten oder sich per Pferdekutsche stilgerecht zum Schloss bringen lassen (Infos: Traditionsbahn Radebeul, Tel. 03 51/4614 80 01, Fax /4614 80 41, www.trr.de).
Die Schlossallee führt durch das Dorf und schnurgerade auf das ocker und weiß gestrichene Jagdschloss zu, das sich mit seinem roten Dach und den mächtigen runden Ecktürmen fotogen im Wasser des Schlossteichs spiegelt.
Das Schloss
In der wildreichen Waldgegend gingen die Wettiner schon im 16. Jh. auf die lagd. Kurfürst Moritz ließ deshalb hier 1542-l546 ein Jagdhaus im Renaissancestil bauen, die nach ihm benannte Moritzburg. August der Starke und sein Hofarchitekt Matthäus Daniel Pöppelmann machten daraus 1723 bis 1736 ein quadratisch-symmetrisches Barockschloss mit vier Rundtürmen und vergrößerten den Teich, in dem schon seine Vorgänger Karpfen für die kurfürstliche Tafel gezogen hatten. Auf allen vier Seiten wird das |agd-schloss n kleinen Kavaliershäuschen bewacht. Das rechte auf der Nordseite beherbergt eine Galerie.
Das Schlossinnere ist im Originalzustand erhalten: Barockmöbel, kostbares Porzellan, Gemälde und Kutschen aus dem 18. Jh. vermitteln einen lebendigen Eindruck n der sächsisch-barocken Lebensart. Ein Juwel ist die mit farbigen Jagdmotiven bemalte Ledertapete im Audienzsaal.
Nach 50 Jahren wieder zu sehen: Das Federzimmer Augusts des Starken (Sondereintritt). Wer im Sommer nach Moritzburg kommt, kann sich bei einem Schlosskonzert phantasiell in die Zeit der prunkllen Hofgesellschaften zurückträumen (Apr. bis Okt. tgl. 9-l7.30, letzter Einlass 17 Uhr, Nov.-Dez. und Febr.-März Di-So 10-l6 Uhr stündlich Führungen, im Januar nur Sa/So; Schloss Moritzburg, Tel. 035207/8730, Fax 87311, www.moritzburg.de).
Fasanenschlösschen
Dem Zeitgeist des Rokoko entsprechend ließ sich Friedrich August III.
1769-l782 im angrenzenden Wald das intime, zierlich wirkende Fasanenschlösschen errichten, das außen mit Chinoiserien und innen mit Stuckdecken geschmückt ist. Das Dach krönt ein ungewöhnliches urenpaar: ein wohlgenährter Mandarin im Schneidersitz und ein dunkelhäutiger Knabe im blauen Kittel. Während ihrer Restaurierung nahm ein Weißstorch rübergehend ihren Platz ein. Besichtigung nur nach Voranmeldung in Schloss Moritzburg.
Am Großteich
Am Ufer des nahe gelegenen Großteichs reibt man sich erstaunt die Augen: Wie kommen die Mole und der Leuchtturm hierher? Man muss sich die Vergnügungslust des Dresdner Adels vergegenwärtigen: Sie dienten als Kulisse, wenn zur Belustigung der Hofgesellschaft auf dem Teich wilde Seeschlachten zwischen nachgebauten Holzfregatten inszeniert wurden.
Wildgehege
Nicht weit m Fasanenschlösschen, an der Straße nach Radeberg, erstreckt sich das 40 ha große Wildgehege. In dem ganzjährig geöffneten Areal kann man mehr als 30 heimische Tierarten unter naturnahen Bedingungen erleben und beobachten, darunter Füchse, Wölfe und Eulen. Angelegt wurde das Gehege Ende des 17. Jhs., allerdings für die Jagd (März bis Okt. tgl. 10-l8 Uhr, Nov./Dez. tgl. 9-l6 Uhr, Jan./Febr. nur Sa und So 9-l6 Uhr; 03 52 07/814 88).
Landgestüt Moritzburg
Zur herrschaftlichen Jagd gehörten natürlich auch Pferde, die in Ställen am Schloss gehalten wurden. 1828 ging aus ihnen das Sächsische Landstallamt herr, das seitdem für die Pferdezucht zuständig ist. Sein 100.
Geburtstag 1928 wurde mit einer Hengstparade gefeiert, die heute alljährlich an drei Sonntagen im September wiederholt wird - der Höhepunkt des Moritzburger Festkalenders. Zehntausende Zuschauer erleben edle Hengste und Haflinger bei Dressuren, Rennen und Spielen. (Infos: Landgestüt Moritzburg, Tel./Fax 035207/ 81407,81775)
Käthe-Kollwitz-Gedenkstätte Der kunstsinnige Prinz Ernst Heinrich n Sachsen lud die Grafikerin und Bildhauerin ein, als sie 1944 in Berlin bei einem Bombenangriff ihre Wohnung verloren hatte. Käthe Kollwitz starb im April 1945. In ihrem letzten Wohnhaus, dem Rüdenhof, hat man ihr zu Ehren 1995 eine Gedenkstätte eingerichtet. (Infos: Käthe-Kollwitz-Gedenkstatte, Meißener Str. 7, 01468 Moritzburg, Tel. 03 52 07/8 2818.)
n Moritzburg Tourist-Information, Schlossallee 3 b, 01468 Moritzburg, Tel. 03 52 07/85 40, Fax 8 54 20, www.moritzburg.de.
Radebeul
Landschaft, Weinberge und das milde Klima haben Radebeul, das sich im Nordwesten an Dresden anschließt, die Bezeichnung »sächsisches Nizza« eingebracht. Wohlhabende Beamte, Fabrikanten und Künstler ließen sich im 19. ]h. in Kötzschenbroda und umliegenden Gemeinden Villen bauen.
Villa Shatterhand
Von 1896 bis zu seinem Tod 1912 lebte hier der Erfolgsschriftsteller Karl May, der Schöpfer n Winnetou, Old Shatterhand, Hadschi Halef Omar und Kara Ben Nemsi. Sein Wohnhaus, das er n den ersten Bestsellerhonoraren gekauft hatte, nannte er Villa Shatterhand. In der Ausstellung zu Leben und Werk Karl Mays, der zu den meistgelesenen deutschen Autoren gehört, werden u. a. die legendären Waffen seiner Phantasiehelden gezeigt: die »Silberbüchse«, der »Bärentöter« und der »Henrystutzen«.
1994 erwarb das Museum auch den Schreibtisch und die wertlle Bibliothek des »Großmystikers« (Arno Schmidt), die man jetzt im Arbeitsund Empfangszimmer bewundern kann. Die großformatigen Bilder stammen n Mays Freund, dem lugend-stilkünstler Sascha Schneider, der auch für die ersten Buchausgaben Mays die Illustrationen lieferte.
Im Garten steht die Villa Bärenfett, ein stilecht nachgebautes Blockhaus. Kleidung, Waffen, Schmuck, Fotos, Gemälde sowie lebensgroße Nachbildungen nordamerikanischer Indianer werden gezeigt. Diese Sammlung trug der mit Karl May befreundete Wiener Artist Patti Frank bei seinen Amerika-Gastspielen zusammen und verkaufte sie 1925 an die May-Witwe Klara (März bis Okt. Di-So 9-l8 Uhr, Nov. bis Febr. Di-So 10-l6 Uhr, Tel. 03 51/8 37 30-0, Fax 8 37 30 55)
Kari-May-Fest
Anfang Juni findet alljährlich in Radebeul das Karl-May-Fest statt. Schauplatz ist der Lößnitzgrund mit seinen Schluchten und Felsen, durch den - als »Santa-Fe-Express« - die Schmalspurbahn dampft. Indianer schlagen ihre Tipis auf, Cowboys schwingen das Lasso, und ein orientalischer Basar lockt mit exotischen Düften und Klängen.
Karl Mays Grab, noch immer das Pilgerziel vieler Verehrer, liegt unübersehbar auf dem Friedhof Radebeul-Ost in einem der griechischen Siegesgöttin Nike geweihten Tempel.
An den Hängen der Lößnitz wird mim seit lahrhunderten Wein angebaut. Probieren kann man ihn im Weingut Hoflößnitz Knohlweg 37, 01445 Radebeul. Ein Museum informiert über den Weinbau in der Gegend (Di-Fr, So 14-l8 Uhr, Sa 10-l8 Uhr; Tel. 0351/8398333, www.hofloessnitz.de).
In der Schoppenstube Hoflöfi nitz nebenan sollte man die edlen Tropfen der Hoflößnitz bei guter Küche genießen (ab 17 Uhr, Sa/So ab 12 Uhr, Tel. 03 51/8 39 83 55.
Spitzhaus - *Schloss Wackerbarth
Nicht weit n hier führt die »Himmelsleiter«, die mit 365 Stufen längste Treppe Sachsens, zum Spitzhaus hinauf. Es lag ideal für die Zusammenkünfte der Besitzerin, Gräfin Cosel, mit August dem Starken.
Auf dem schönen Aussichtspunkt kann man im Spitzhaus, einem noblen Ausflugsrestaurant gepflegt essen gehen (Spitzhausstr. 36, Tel. 03 51/8 30 93 05).
Auf der Straße nach Meißen erreicht man das Barockschloss Wackerbarth (s. S. 30 f.). Umgeben n Weinbergen, ist das 1729 erbaute Schloss heute Sitz des Sächsischen Staats-Weinguts, das hier ein Erlebnisweingut mit »Gläserner Sektmanufaktur« eingerichtet hat.
Hohenhaus und Bilz-Bad
Im Ortsteil Zitzschewig liegt das Hohenhaus (Barkengasse 6), ein ehemaliger Bischofssitz.
Auf Hohenhaus wurde Literaturgeschichte geschrieben, denn die schle-sischen Dichter-Brüder Carl und Gerhart Hauptmann lernten hier ihre späteren Frauen kennen: zwei Töchter des wohlhabenden Kaufmanns Berthold Thienemann, der das Grundstück 1865 als Sommersitz für die Familie erworben hatte. Das Haus, in dem bis 2003 die Puppentheatersammlung gezeigt wurde, ist heute Privatbesitz.
Kulturgeschichtlich interessant ist das Bilz-Bad in Oberlößnitz. Das erste Wellenbad Europas stammt n 1912 und ist noch in Betrieb, Initiiert hatte es der sächsische Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz, der Radebeul zu einem Zentrum der Lebensreformbewegung machte. (Mai bis Sept. tgl. 9-l9 Uhr; Tel. 03 51/ 8 38 72 51.)
Tourist-Information Radebeul, Pestalozzistr. 6 a, 01445 Radebeul, Tel. 03 51/8 3119 05, Fax 8 3119 02, www.radebeul.de
Schtoss Pillnitz
Das Schloss 7 km elbeaufwärts n Loschwitz, das August der Starke zum Sommersitz der sächsischen Knöinge ausbauen ließ sollte man wie August auf dem Wasserweg ansteuern, der sich in einer prunkllen Gondel hierher rudern ließ. Heute legt der Dampfer etwas weiter oberhalb der breiten Freitreppe mit den Sphingen an, dem Landungsplatz zu Augusts Zeiten.
August erbte das Renaissance-schloss nach dem Tod seines Bruders, Kurfürst Johann Georgs IV. Er schenkte es 1706 seiner Mätresse, der Gräfin Cosel. Als die Beziehung in die Brüche ging, holte sich August das Schloss zurück und setzte die Geliebte auf der Burg Stolpen unter Hausarrest. Ab 1720 ließ er Pillnitz nach Entwürfen n Zacharias Longuelune und Zwinger-Architekt Matthäus Daniel Pöppel-mann zum orientalischen Lustschloss und zur Sommerresidenz des sächsischen Hofes ausbauen.
Die Palais
Die neu errichteten Flügelgebäude, das Wasserpalais am Fluss und das Bergpalais ihm gegenüber, gestaltete Pöppelmann mit geschwungenen Dächern im odenstil und chinesischen Wandverzierungen, wie es damals Mode war. Nachdem 100 Jahre später der alte Zentralbau abgebrannt war, errichtete Oberlandbaumeister C. F. Schuricht das Neue Palais. Sein prächtiger Kuppelsaal mit den Bildern des Hofmalers Vogel n Vogelstein gilt als schönster klassizistischer Innenraum Dresdens.
Das Kunstgewerbemuseum
Einen Besuch im Kunstgewerbemuseum in den Räumen des Wasser- und Bergpalais gehört zum Standardprogramm des Pillnitz-Besuchs. Neben kostbaren Gobelins, geschliffenen Gläsern, Fayencen und Möbeln aus dem 17. und 18. |h. werden historische Musikinstrumente und das Pirnaer Antependium gezeigt, eine kunstlle Seidenstickerei aus dem 14. Jh.
Die Sammlungen des Kunstgewerbemuseums im Bergpalais sind geöffnet.
Schlosspark
Im Park herrscht Stilvielfalt. Im labyrinthischen Heckengarten ist die Nachbildung einer Prunkgondel zu bewundern. Der Hauptweg des Gartens führt zur Kastanienallee mit der 500 m langen Maille-Bahn. Das dem Golf ähnliche Maille-Spiel war am sächsischen Hof sehr beliebt. Ende des 18. Jhs. legte man im Nordwesten des Parks einen Englischen Garten mit Pavillon und Teich an. Dort wächst die älteste Kamelie Europas: Der mehr als 8 m hohe, rot blühende Baum ist das einzige n vier 1770 aus Asien eingeführten Exemplaren, das überlebt hat - im Winter gut geschützt durch ein eigens konstruiertes Gewächshaus.
Die subtropischen Kübelpflanzen des Parks finden in der kalten Jahreszeit Platz in der Orangerie, die im Sommer Raum für Ausstellungen bietet. Hinter dem Bergpalais beginnt der Schlossgarten, der in den Holländischen und den Chinesischen Garten mit dem Palmenhaus übergeht.
Besucherzentrum Alte Wache,
Tel. 2 6132 60, Souvenirs, Buchung n Führungen inkl. königlicher Hofküche und Teezeremonien;
www.schloesser-dresden.de
Schlosshotel Pillnitz,
August-Böckstiegel-Str. 10,
Tel. 2 6140, Fax 2 6144 00 www.schlosshotel-pillnitz.de. Romantisches, familiengeführtes Hotel; Restaurant mit guter Küche.
Anfahrt und Rückweg: Schiffsverbindung etwa alle zwei Stunden (Abfahrt am Terrassenufer in der City; Zusteigemöglichkeit in Loschwitz); für Rückfahrt in die City auch Busverbindung Nr. 83 (bis Schillerplatz) und Straßenbahn 12.
Burg Stolpen
Weithin sichtbar ragt der 25 km östlich n Dresden am Rand der Sächsischen Schweiz gelegene Basaltberg mit den trutzigen Türmen der Burg Stolpen in die Landschaft. Aus dem harten, bläulich-schwarzen Basalt, der sich hier fand, baute man Türme und Wehrmauern einer Trutzburg, die sogar der Belagerung durch die Hussi-ten im Jahr 1429 trotzten. Berühmtheit erlangte die Burg durch die Gräfin Cosel, die nach ihrem Zerwürfnis mit August dem Starken n 1716 bis 1765 hier gefangen war. Im 19.1h. restaurierte der Königlich-Sächsische Altertumsverein die Burg und machte daraus ein Museum, das seit 1992 dem Freistaat Sachsen gehört.
Nach dem Aufstieg zur Burg durch die gepflasterten Gassen der verträumten Stolpener Altstadt steht man r dem Torhaus, dem einzigen Sandsteingebäude auf dem Königstein. Es ist der Eingang zur Burg, die insgesamt vier hintereinander liegende Höfe umfasst.
Kornhaus
Den ersten Hof schließt das Kornhaus n 1518 ab, in das die Getreideabgaben der Bauern aus 80 umliegenden Dörfern flössen. Zwei schwere Türen führen in einen Raum mit Kreuzgewölbe: In der Hauptwache saß die Wachmannschaft. Auch die Folterkammer war im Kornhaus untergebracht. In ihren Räumen sind die schrecklichen Instrumente ausgestellt, mit denen n Verdächtigen Geständnisse er-presst wurden. Den frisch renovierten Kornhaus-Saal kann man für Konferenzen, Empfänge oder Hochzeiten mieten - wenn nicht gerade ein Konzert oder eine Theateraufführung stattfindet. (Infos bei der Burgverwaltung, s. S. 100.)
Schösserturm
Im zweiten Burghof steht der weiße Schösserturm mit spätgotischen Vorhangbogenfenstern und einem Dachhelm. Hier amtierte der Schösser, ein Finanzbeamter, der die Einnahmen und Ausgaben des Amtes Stolpen verwaltete. Durch den Spion, die listige Einrichtung einer Röhre in der 3 m dicken Mauer, konnte er die Gespräche der Wartenden belauschen.
Johannis-/Coselturm
Links neben dem Schösserturm betritt man durch das Hauptportal mit seinem prächtigen kursächsischen Wappen aus dem 16. Jh. den dritten Burghof, das Herzstück der Burg. Dort stehen noch originale Eisengusskanonen aus der Zeit um 1700. Der Johan-nis- oder Coselturm ist das am besten erhaltene Gebäude der Burg Stolpen. Gräfin Cosel verbrachte hier viele Jahre bis zu ihrem Tod 1765 in Gefangenschaft. Die Räume, historisch hergerichtet, zeigen eine Ausstellung über die Gräfin.
Burgbrunnen
Der 82 m tiefe Burgbrunnen im vierten Burghof r der ehemaligen Schlosskapelle, mit dessen Bau man 1608 begann, ist ein Zeugnis harter Bergmannsarbeit. Der Basalt wurde durch ein Holzfeuer erhitzt, mit kaltem Wasser abgeschreckt und dann mit dem Meißel abgeschlagen. Pro Jahr schafften die eigens aus Freiberg angeworbenen Bergleute drei bis vier Meter des Brunnenschachts. Erst nach 22 Jahren stießen sie auf Wasser
Fürstenplatz und Siebenspitzenturm
Vom vierten Burghof führt eine Treppe auf den Fürstenplatz. Hier stand das einstige Bischofs- und spätere Fürstenhaus mit seinen prunkll ausgestatteten Räumen.
Auch der Siebenspitzenturm mit der Kräuterküche war Teil des durch Gänge, Treppen und Türen verbundenen Gebäudekomplexes. Leider steht nur noch seine malerische Ruine, in deren Erdgeschoss ein Herd der ehemaligen Küche zu sehen ist. Vom Aussichtsplateau hat man einen herrlichen Blick auf die Berge der Sächsischen Schweiz bis hinüber zur Oberlausitz und ins Osterzgebirge.
Die Dampfschiffahrt
Mächtig rauschen die Schaufelrader durchs Wasser und treiben den Stahlkoloss rwärts. Laut ertönt die Dampfpfeife. Der Schornstein wird eingeklappt, damit das Schiff unter den Brücken hindurchgleiten kann. Die »Stadt Wehlen« n 1879 ist der Veteran unter den Dresdner Raddampfern. Der erste war die »Königin Maria«, die, mit einer 25-PS-Dampfmaschine ausgestattet, am 6. Juni 1837 n Übigau nach Briesnitz auf Jungfernfahrt ging. »Erfahrene Schiffsleute sagen raus, daß das Teufelsschiff nur allzubald krachend explodieren wird«, schrieben die »Sächsischen Neuesten Nachrichten«.
Im Jahr 1900 beförderte die »Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrtsgesellschaft« mit 36 Schiffen mehr als 3 Mio. Fahrgäste. 1993/94 wurden acht historische Raddampfer detailgetreu rekonstruiert-seitdem bilden sie die größte und älteste Seitenraddampferflotte der Welt. Ergänzt wird sie durch die neuen Salonschiffe »August der Starke« und »Gräfin Cosel« sowie die 2000 in Betrieb gestellte historische »Kripppen«.
Neben den reizllen Ausflugsfahrten gibt es alljährlich zwei besondere Termine: die große Dampferparade Anfang Mai und das traditionelle Dampfschiff-Fest im August, ein Volksfest mit Biergarten am Terrassenufer, bei dem sich europäische Regionen an Bord der historischen Schiffe rstellen. Infos: Tel. 8 66 09 40, www. saechsische-dampfschifffahrt.de.
Die geachtete Mätresse
Fast ein halbes Jahrhundert war sie hinter den dicken Mauern der Burg Stolpen gefangen: Anna Constantia n Cosel. Vorher war die schöne und geistreiche Holsteinerin ein knappes Jahrzehnt die selbstbe-wusste Mätresse Augusts des Starken gewesen. Seinetwegen hatte sie sich scheiden lassen und ihm dafür eine satte 100 ooo-Taler-Jahrespension und einen Ehevertrag abgetrotzt: Beim Tod seiner rechtmäßigen Gemahlin, Eberhardine n Brandenburg-Bayreuth, wäre sie Kurfürstin geworden. Ihr erstes gemeinsames Kind starb bei der Geburt, doch die drei folgenden - Augusta Constantia, Friederike Alexandra und Friedrich August - wurden n August als legitime Sprösslinge anerkannt. Der Kurfürst verschaffte der Geliebten den Titel einer Reichsgräfin n Cosel und schenkte ihr dasTaschenberg-palais und Schloss Pillnitz.
Constantia überschätzte jedoch ihren politischen Einfluss und machte die Rechnung ohne Augusts Hofstaat. Des Wettiners Polen-Drang hielt sie für falsch -und sie äußerte ihre Meinung auch öffentlich. Das ging den kursächsischen Ministern und Beratern zu weit: Wo käme man hin, wenn jede hergelaufene Buhlschaft in die Weltpolitik eingreifen durfte? Sie sahen ihre eigene Position am Hof gefährdet und setzten die Intrigenmaschinerie in Gang. In Warschau vermittelten sie August, dem König n Polen, eine polnische Mätresse. Rasend r Eifersucht stellte ihn die Cosel daraufhin zur Rede. Zur Lösung seiner Probleme entschied August, dass er ohne die Cosel wohl besser zurecht käme
Diese floh nach Preußen, wurde jedoch ausgeliefert und zu Weihnachten 1716 auf die Burg Stolpen verfrachtet. Dort lebte sie unter strenger Bewachung in den herrschaftlichen Räumen des heute zerstörten Zeughauses. Als 1743 der Blitz in ihre Küche einschlug und ein Jahr später der Ofen einstürzte, zog sie in den Johannis-turm um. Dort starb sie fast 85-jährig im Jahr 1765. In der Burgkapelle liegt sie begraben. Von dieser Kapelle sind nur noch Reste übrig, doch die Grabstätte der Gräfin wurde 1881 wieder entdeckt und ist mit einer Sandsteinplatte gekennzeichnet. Mehr über die prominente Gefangene erfährt man in einer Ausstellung im Turm.
Sächsische Schweiz
Die bizarren Sandsteinfelsen, schroffen Steilwände, Tafelberge und tiefen Schluchten der Sächsischen Schweiz sind nicht nur etwas für durchtrainierte Kletterfreaks. Man kann auch mit dem Dampfschiff ein paar Stunden geruhsam durchs Elbetal schippern und die majestätische Felslandschaft langsam an sich rüberziehen lassen. Das Schiff benötigt n Pillnitz nach Stadt Wehlen 2 Std., nach Bad Schandau sind es gut 4.5 Stunden.
Von Pirna, Stadt Wehlen, Königstein oder Bad Schandau kann man Tageswanderungen oder eine Mehrtagestour unternehmen. 1200 km gut beschilderter Wanderwege laden ein. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz bietet auch fünf- bis sechstägige Wanderungen an. Die 384 km Radwege sind gut ausgeschildert.
Rathen und die Kletterfelsen
Touristenmagnet Nr. 1 in der Sächsischen Schweiz ist der Kurort Rathen mit seinen renovierten Gasthöfen, hübschen Pensionen und Cafes am rechten Eibufer. Das Auto muss man 1 km r dem Ort parken, da in Rathen Autoverkehr untersagt ist. Ebenso bequem ist die Anreise per S-Bahn und Fähre. 15 Gehminuten n (Nieder)-Rathen entfernt, versteckt sich zwischen wildromantischen Kletterfelsen der Amselsee, wo man sich Ruderboote ausleihen kann. Am anderen Ende des Sees, etwa 500 m entfernt, zweigt rechts der Höllgrund ab, geradeaus geht es weiter zum rauschenden Amselfall, der aus 10 m Höhe gischtend über eine Höhle hinwegstürzt. Biegt man noch r dem Amselsee links ab, gelangt man durch den Wehlgrund zur 1936 erbauten 'Felsenbühne Rathen, dem mit 2000 Plätzen größten und schönsten Naturtheater Sachsens (Infos: Felsenbühne Rathen, 01824 Kurort Rathen, Tel. 035024/ 7770, www.dresden-theater.de).
Gästeamt Rathen, Nieder-rathen 17 b, 01824 Kurort Rathen, Tel. 03 50 24/7 04 22.
Tourismusverband Sächsische Schweiz, Am Bahnhof 6,01814 Bad Schandau, Tel. 03 50 22/49 50. www.sax-ch.de.
Ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und Klettertouren ist auch der Ort Hohnstein mit seiner gut erhaltenen Burganlage und einem Museum zur Geschichte des Ortes und des Schlosses, Tel. 03 59 75/812 02.
Kletterkurse, Fahrradverleih, Bergsportladen Arnold, Obere
Str. 15,01848 Hohnstein, Tel. und
Fax 03 59 75/812 46.
Bastei
In Rathen beginnt auch der Aufstieg zum berühmten Felsmassiv der Bastei: Der Weg verläuft über die Ruine der Felsenburg Neurathen zur fast 80 m langen Basteibrücke. Über den abenteuerlich an die Felsen gehefteten Steg gelangt man zum Aussichtspunkt: Weit neigt sich der Felsen zur Elbe r und ermöglicht so einen großartigen Blick ins 200 m tiefere Elbtal hinunter und bis hinüber nach Tschechien.