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Alte Pinakothek - MÜNCHEN

Alte Pinakothek - MÜNCHEN

Adresse: Barer Str. 27,80333 München.

Telefon: (089) 238050.
Telefax: (089) 23805221.

Verkehrsrbindungen: U-Bahn-Station Königsplatz, Tram 18, Bus 53. Einlrittspreise: Erw. DM 7,-; Erm. DM 4,~.

Öffnungszeiten: Di.-So. 10.00-l7.00 Uhr, Do. 10.00-22.00 Uhr, Mo. geschl. Gastronomie: im Museum.
Sammlungsschwerpunkte: europäische Malerei des 14.-l8. Jahrhunderts.
Museumspädagogik: Aktionen für Schüler, Lehrerfortbildung.
Führungen: an den jeweils ersten beiden Dienstagen des Monats.
Führer: Alte Pinakothek München. Ein Rundgang durch die Sammlung, 1991.

Wenn der Bestand anderer Galerien, beispielsweise in Dresden, noch heute eindeutig von Vorlieben und Geschick des betreffenden Fürsten geprägt ist, der den Grundbestand zusammentrug, so ist der der Alten Pinakothek ebenso vielfältig, wie er seinen Ursprung von den Sammlungen rschiedener Fürstenhäuser herleitet, die durch Erbschaft in München zusammenkamen. Darüber hinaus wurde dieser Bestand v.a. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den mäzenatischen Eifer Ludwigs I. nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erfolgreich ergänzt und durch den Erwerb bedeutender Privatsammlungen, v.a. derjenigen der Brüder Boisseree, bereichert. Die wichtigsten Teilsammlungen, die nach München gelangten, waren die Kunstwerke im Besitz Kurbayerns, der Kurpfalz und der Linie Pfalz-Zweibrücken, bei denen das Hauptgewicht auf der europäischen Malerei des Barock lag. Die Säkularisierung brachte aus den Klöstern Altbayerns, Schwabens, Frankens und Tirols den großen Schatz älterer süddeutscher Malerei in die Galerie, während aus der Sammlung Boisseree die unrgleichlichen Stücke altkölner und altniederländischer Malerei stammen. Die gute Dokumentation der italienischen Früh- und Hochrenaissance ist in erster Linie den Bemühungen und Aufwendungen Ludwigs I. zu danken, die bereits in seiner Kronprinzenzeit einsetzten. Die Geschichte der Münchner Galerie reicht sehr weit zurück. Als Ausgangspunkt wird meistens die Reihe von Historienbildern genannt, die Herzog Wilhelm IV. von Bayern in den Jahren zwischen 1528 und 1540 ausführen ließ, zumal in diesem Rahmen eines der großartigsten Bilder entstand, deren sich die Alle Pinakothek rühmt, die Alexanderschlacht (1529) von A. Altdorfer.




Der erste Fürst, der intensiv Gemälde sammelte, war jedoch der Herzog und spätere Kurfürst Maximilian 1. (reg. 1597-l651). Zu allererst ist hier die enorme Menge von ihm zusammengebrachter Werke Albrecht Dürers zu nennen. Davon erwarb Maximilian 1613 den Paumgartner-Altar aus der Nürnberger Katharinenkirche, im folgenden Jahr aus der Frankfurter Dominikanerkirche die Mitteltafel des Heller-Altars, die 1674 oder 1729 in der Münchner Residenz rbrannte.

1627 erhielt er aus Nürnberg die später als Denkmäler des Protestantismus gefeierten Tafeln mit den Vier Aposteln aus der Nürnberger Ratsstube. Hinzu kamen die Glimsche Beweinung aus der Predigerkirche in Nürnberg, Herkules und die Stymphalischen Vögel (heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg), die Muttergottes mit der Nelke von 1516, die Anna selbdritt von 1519, die 1852 rsteigert wurde und heute im Metropolitan Museum in New York bewahrt wird, und schließlich Teile des Gebetbuches Kaiser Maximilians. Das berühmte Selbstporträt Dürers mit dem Datum 1500 wurde dagegen erst 1805 erworben. Maximilian bemühte sich auch, allerdings erfolglos, um den damals für ein Werk Dürers gehaltenen Isenheimer Altar Grünewalds. Auch die damals zeitgenössische Kunst ist in der A. Elsheimer heute abgeschriebenen Predigt Johannes des Täufers und Werken von Rubens wie der Löwenjagd von 1618 (1870 durch einen Brand zerstört) mit hervorragenden Stücken angekauft worden. Bemerkenswert ist die geringe Zahl italienischer Werke. Erst unter Ferdinand Maria (reg. 1651-l679), der durch seine Gattin Adelaide von Savoyen mit Italien rbunden war, fand dessen Kunst stärkere Beachtung, doch war dieser Fürst mehr an der Ausstattung von Schlössern und Kirchen, als an der Mehrung seines Gemäldebesitzes interessiert. Zunächst erlebte die Sammlung aber bei der Plünderung der Residenz durch die Schweden 1632 trotz der Auslagerung der meisten Gemälde ernste Verluste. Einige Bilder Cra-nachs und drei Werke des historischen Zyklus Wilhelms IV. sind demzufolge heute in der Stockholmer Nationalgalerie zu finden. Ein weit schwererer Einbruch in den fürstlichen Kunstbesitz war der Brand der Residenz, dem fast einhundert Jahre später, 1729, zusammen mit den Gebäuden und vielen anderen Sammlungen als wichtigstes Gemälde wohl auch die Himmelfahrt und Krönung Mariens aus Dürers Heller-Altar zum Opfer fiel. Dass der größte Teil der Gemäldesammlung dem Brand entging, ist der Existenz des Neuen Schlosses Schleißheim zu danken, das Max II. Emanuel (reg. 1679 bis 1726) sich ab 1702 hatte bauen lassen, nicht zuletzt zu dem Zweck, seinen zahlreichen Gemälden einen repräsentatin, zeitgemäßen Rahmen zu geben. Zu den vorhandenen Werken hatte er v. a. in der Zeit seiner Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden (1691-l714) französische, italienische und in besonders hohem Maße niederländische Stücke hinzugewonnen. Unter seinen vielen, z. T. ohne Rücksicht auf seine finanziellen Möglichkeiten erfolgten Erwerbungen sei allein der Ankauf von 101 Werken der Sammlung Gisbert van Colen erwähnt, der 1698 stattfand. In diese Sammlung war der Nachlass von Rubens eingegangen, sodass sich besonders viele Porträts aus dem Kreise von Rubens' Familienmitgliedern darunter befanden. Damit kamen allein 12 Werke des großen Flamen nach München sowie 13 seines Schülers A. van Dyck. Im Jahr 1775 gab es 1050 Gemälde in Schleißheim. Diese Zahl wurde durch die Einrichtung der Hofgartengalerie 1780/81 etwas geschmälert, jedoch kamen zwischen 1806 und 1836 die Bestände der Galerien von Mannheim, Düsseldorf und Zweibrücken, darüber hinaus Säkularisationsgut hinzu. Erst 1836, nach Eröffnung der Pinakothek, sank das Schloss zur reinen Depotgalerie ab. In neuerer Zeit hat man freilich den Gesamtbesitz der bayerischen Staatsgemäldesammlungen auf zahlreiche Zweigmuseen im ganzen Freistaat rteilt. Seit 1978 ist in Schleißheim eine Barockgalerie mit deutschen, niederländischen, italienischen, spanischen und französischen Gemälden eingerichtet. Bereits im Laufe des ruhelosen, von wechselndem Glück geprägten Lebens des Kurfürsten Max Emanuel gingen aller dings viele der Meisterwerke der Galerie auch wieder rloren; sie finden sich heute in anderen europäischen Sammlungen oder sind zerstört. 1777 trat der kunstbewusste Karl Theodor, seit 1742 Kurfürst von der Pfalz, das Erbe der erloschenen Linie der bayerischen Witteisbacher an. Bereits drei Jahre danach, jedoch lange bevor er daran dachte, auch den Kunstbesitz seines Hauses aus Mannheim nach München zu bringen, ließ er die erwähnte Hofgartengalerie, das erste für ein öffentliches Publikum bestimmte Galeriegebäude Münchens in seiner neuen Residenz errichten. Die Übersiedlung der Mannheimer Galerie geschah erst 1798 als Maßnahme zu ihrem Schutz vor der französischen Revolutionsarmec. Sie war wie die Stadt selbst eine Gründung des Vaters Karl Theodors, des Kurfürsten Karl III. Philipp von der Pfalz. Dieser holte 1731 einige zumeist kleinformatige Stücke aus der ehemaligen Residenz Düsseldorf nach Mannheim und erwarb in erster Linie Niederländer, v.a. Holländer hinzu. Zu nennen wären besonders Rembrandts Heilige Familie und das von einigen Kunsthistorikern als Kopie betrachtete Opfer Isaaks, zwei großformatige Werke der mittleren Schaffenszeit des Künstlers, die sich unter den 758 aus Mannheim nach München gelangten Gemälden befanden. Etwa 75 der Mannheimer Bilder werden heute in der Alten Pinakothek gezeigt. Nach dem Tod Karl Theodors 1799 erbte mit Max IV. Joseph, dem späteren König Max I., die Linie Pfalz-Zweibrücken die Regierungsgewalt in Bayern. Aufgrund der kriegerischen Verhältnisse in Deutschland gelangte die Zweibrücker Galerie bereits im selben Jahr nach München. Diese Sammlung war 1775 neu gegründet worden und enthielt neben bedeutenden holländischen Gemälden (z.B. das Brustbild eines Mannes in orientalischem Kostüm Rembrandts von 1633 sowie Landschaftsbilder von J. van Ruisdael) v.a. auch viele qualitätsvolle Franzosen wie C. Lorrains zwei Bilder zur Geschichte der Hagar und besonders F. Bouchers Ruhendes Mädchen und Chardins Rübenputzerin. Aber auch einzelne Stücke älterer Malerei dieser Pronienz gehören zu den erstrangigen Werken der Alten Pinakothek wie M. Schon-gauers Heilige Familie und H. Memlings kleines Diptychon. 1805/06 gelangte die Düsseldorfer Galerie nach München unter Umständen, die den Rechtsnachfolger Düsseldorfs, den Preußischen Staat, erst 1870 endgültig auf Ansprüche darauf rzichten ließen. Dies war trotz der mit ca. 350 Stück rgleichsweise geringen Anzahl von Werken eine in ihrer Qualität kaum zu überschätzende Bereicherung. Die in ganz Europa berühmte Galerie war durch Johann Wilhelm von der Pfalz (reg. 1690-l716) gegründet worden und enthielt v. a. flämische und italienische Werke höchsten Ranges, aber auch A. Elsheimers Flucht nach Agypten, das Bildnis eines Edelmannes von Veläzquez und nicht zuletzt den für Frederik Hendrik von Oranien geschaffenen Passionszyklus Rembrandts, dessen Fertigstellung der Maler jahrelang hinauszögerte. Unter den flämischen Gemälden waren 46 von Rubens, darunter das Große Jüngste Gericht, das später den zentralen Raum im Neubau der Pinakothek bestimmen sollte. Es war ursprünglich für den Hochaltar der [esuitenkir-che in Neuburg an der Donau in Auftrag gegeben worden, von dem es aber bereits 1653 aufgrund der als anstößig empfundenen Akte entfernt wurde. Auch das Kleine Jüngste Gericht, der Engelssturz und der Höllensturz der Verdammten sowie neben vielen weiteren als wohl schönstes Bild Rubens' Hochzeitsporträt in der Gcißblattlaube kamen aus Düsseldorf nach München. Die Verbindung Johann Wilhelms zu Italien war durch seine Gattin Maria Luisa de' Medici, die z.B. Raffaels Heilige Familie aus dem Hause Canigiani mit in die Ehe brachte, besonderseng.

Außer aus den vier Galerien München, Mannheim, Zweibrücken und Düsseldorf kam ein weiterer großer Anteil der Kunstwerke der Pinakothek aus den 1803 aufgehobenen Klöstern und mediatisierten Reichsstädten des bayerischen Herrschaftsgebietes. Hinzu kam die Entleerung der Schlösser Dachau, Neuburg und Haag. Die Liste der Gemälde aus diesen beiden Ereignissen, Säkularisation und Aufhebung der Schlösser und Reichsstädte etc., ist lang. Sie enthält v. a. einen großen Teil der altdeutschen Tafeln, die die Pinakothek zu einem unrgleichlichen Ort für das Studium der frühen süddeutschen Tafelmalerei machen. Um nur die wichtigsten Zugänge aus diesem Fundus zu nennen, seien die Flügel des Kaisheimer Altars des älteren Holbein erwähnt sowie dessen Augsburger Sebastiansaltar, aus Polling die Flügel zweier Altäre eines unbekannten Malers, der seinen Notnamen nach diesen Werken bekam, und ein großer Kalvarienberg (die sog. ula magna aus Tegernsee) eines anderen Unbekannten, den man früher fälschlich für Gabriel Mäleßkircher hielt. Auch Grünewalds Verspottung Christi kam in diesem Zusammenhang in den Besitz der Münchner Gemäldegalerie und schließlich eines der großartigsten Stücke Tiroler Malerei des 15. Jahrhunderts, das in eigenständiger Weise die altdeutsche Malerei mit der italienischen Frührenaissance reint, der Kirchenväteraltar M. Pachers aus Neustift bei Brixen sowie Teile seines Laurentiusaltars, der rmutlich aus St. Lorenzen bei Bruneck stammt.

Bereits zuvor, im Jahr 1800, hatte die Sammlung aber auch herbe Verluste hinzunehmen, als der Napoleonische Kunstraub 72 Gemälde entführte, von denen später nur 27 zurückgegeben wurden. Auch Altdorfers Alexanderschlacht war darunter, ein Gemälde, das Napoleon aus nahe liegenden Gründen persönlich ansprach.
Trotz der bereits in dem beschriebenen Umfang kaum zu übertreffenden Bedeutung der Münchner Sammlung wäre das Gesicht der Pinakothek ohne König Ludwig 1. ein anderes. Damit ist nicht allein das Gebäude gemeint, dessen Grundstein (auf seinen Wunsch am Geburtstag Raffaels) im Jahr 1826, ein halbes Jahr nach seiner Thronbesteigung, gelegt wurde. Es ist ein Gebäude, dessen Gestalt im Wesentlichen allein von dem Architekten Leo von Klenze in enger Absprache mit König Ludwig bestimmt wurde. Zweigeschossig, sehr breit gelagert und an den Längsseiten mit Flügelbauten rsehen ist sein grundlegender Baugedanke das Oberlicht der großen Mittelsäle, die durch kleinere seitliche Kabinette begleitet werden. Die heutige Erscheinung des Museums nach dem Wiederaufbau in den Jahren 1952 bis 1957 durch H. Döllgast weicht allerdings v, a. durch die Verlegung des Haupteinganges an die Südseite, den Einbau eines neuen Treppenhauses und durch eine ränderte Nutzung der Räume des Erdgeschosses wesentlich von der ursprünglichen ung Klenzes ab.

Ludwig begann bereits als Kurprinz in den Jahren nach 1800 Einfluss auf Ankäufe für die Gemäldesammlung zu nehmen. 1805 wird das Selbstbildnis Dürers erworben, 1809 Dürers Männerbildnis von 1500 und sein Porträt Wol-gemuts (jetzt in Nürnberg); 1816 folgt Altdorfers Mariengeburt. Neben diesen Tätigkeiten galt die besondere Aufmerksamkeit aber der Erwerbung von italienischen Werken der frühen Zeit, die bisher z.T., wie im Bereich der florentini-schen Malerei, völlig fehlten. Eines der bedeutendsten Ereignisse für die Galerie unter Ludwig I. war der Ankauf der berühmten Sammlung der Gebrüder Boisscree, den der König aus seiner Privatschatulle finanzierte. Die 216 Tafeln, die er für den hohen Preis von 240000 Gulden kaufte, waren an sich schon bedeutend; zudem hatte die Sammlung Boisserec auch eine kristallisierende Rolle in der Wiederentdeckung der altdeutschen Kunst durch die Romantik gespielt. Sie enthielt v.a. altkölnische Malerei, wie die von Goethe bewunderte Tafel mit der hl. Veronica, nach der der namentlich nicht bekannte, bedeutende Meister benannt ist, aber auch alte Niederländer, die man damals z, T. ebenfalls für deutsch hielt. Herausragendes Werk ist der Columba-Al-tar des Rogier van der Weyden, der für Goethe noch Jan van Eyck rkörperte. Zu dieser unschätzbaren Erwerbung kam im folgenden Jahr noch die Sammlung des Fürsten Oettingen-Wal-lcrstein hinzu, deren Ankauf der König wiederum selbst finanzierte. Er bereicherte seine Galerie dadurch v. a. mit altschwäbischer Malerei. Seitdem sind von der deutschen Malerei bis zur Dürerzeit und darüber hinaus nur wenige Bereiche in der Pinakothek nicht rtreten. Doch bereits seit der Eröffnung der Alten Pinakothek im Jahr 1836 war Ludwigs Interesse in erster Linie auf die Neue Pinakothek gerichtet. Für Ankäufe Alter Meister war nur noch wenig Geld vorhanden.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist für die Galerie eine Periode des Stillstandes, der v.a. aufgrund der mangelnden Fähigkeit ihrer Direktoren eintrat. Das schlimmste Ereignis war bereits 1852 die Versteigerung von 1500 »unbrauchbaren Bildern« aus den Depots, unter denen sich aber unerkannt viele wichtige und unersetzbare Werke befanden wie z. B. Dürers Anna Selbdritt (heute in New York), Grünewalds Maria Schnee (Freiburg) und Altdorfers Apostelabschied (Berlin). Bezeichnend ist auch, dass erst 1888 F. v. Reber wieder einen bescheidenen Ankaufsetat durchsetzen konnte. Immerhin ist eine hochbedeutende Frucht dieses Etats die glückhafte Erwerbung der Madonna Leonardos gewesen, des frühesten bekannten Werkes des großen Italieners, für nur 800 Mark, doch im übrigen blieb der Bestand, zum Glück auch im letzten Krieg, wesentlich unrändert.







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