Zweimal, 1927-31 und 1965-70, gestalteten Berlins Sladtplaner diesen Platz neu. Geschichtliche Spuren wurden dabei restlos planiert. Nicht mehr nachvollziehbar ist die einstige Lebhaftigkeit dieses Verkehrsknotenpunkts, an dem sich die sozialen Gegensätze direkt gegenüberstanden: Grand Hotel und Aschin-ger, Kaufhaus Tietz und die Kramläden im jüdischen Scheunenviertel, Lehrervereinshaus und Polizeipräsidium. Hier, wo die Landstraßen von Frankfurt/Oder, Landsberg, Prcnzlau und Bernau zusammenliefen, befand sich im 18. Jahrhundert ein Vieh- und Wollmarkt. Auch als Exerzierplatz wurde der Platz vor dem Königslor benutzt. Im Oktober 1805 erhielt er zur Erinnerung an den feierlichen Einzug Zar Alexanders I. von Rußland seinen Namen. Am 20. Februar 1813 rückten ebenso willkommen - wieder Russen ein, 300 Kosaken, die als Vorhut der Yorckschen Armee die Befreiung Berlins von der französischen Besatzung einleiteten.
Am 22. April 1847 kündigte sich in Ausschreitungen gegen die hohen Marktpreise auf dem Alexandcrplatz während der Hungerkrisc die Revolution an. Fast elf Monate später war es soweit; die Bürger gingen auf die Barrikaden. Das Militär konnte sich wohl durch die Königstraße vorkämpfen, am Alexanderplatz jedoch behaupteten sich die Barrikadenkämpfer. Der 18. März 1848 endete mit einem Sieg der Bürger. Der Alexandcrplatz blieb ein unruhiges Pflaster. Ende Juli 1872 versuchte ein Hauseigentümer in der Blumenstraße, eine Schuhmacherfamilie auf die Straße zu setzen. Innerhalb kürzester Zeit war der Kiez in Aufruhr. 600 Polizisten, teils beritten, und je zwei Abteilungen Alexandriner und Dragoner schlugen die Tumulte nieder. Am 19. März 1877 solidarisierten sich polnische Arbeiter, die beim Gleisbau für die Pferdebahn am Alexanderplatz beschäftigt waren, mit revoltierenden Arbeitslosen. Zwei Tage lang schlug berittene Polizei mit blankem Säbel auf die Menge ein.
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