Betriebsorganisation
Ost/west-Unternehmer Vergleich auf Erfolgschancen Sozialpädagogische Studie
Einleitung:
Die Stichprobe
Zur besseren Beurteilung auf Erfolgschancen für Kleinunternehmer im Osten wurden West/Ostunternehmer nach Gesichtspunkten von rein wirtschaftlicher Seite und nach dem Unternehmerideal von Schumpeter (1935) miteinender verglichen.
Es wurden 101 Unternehmer im Raum Jena (Osten) und 99 Unternehmer im Raum Gießen (Friedberg Marburg Westen) befragt. Die Listen wurden von den jeweiligen Handelskammern ausgegeben.
Jena und Gießen sind gut vergleichbare Städte. Beide sind Universitätsstädte und beide sind einigermaßen typisch für mittelgroße Städte.
Die Mitarbeit war leicht unterschiedlich. Im Osten Machten mehr angesprochene mit, insgesamt 63.7%, im westen dagegen nur 52,1%. Dies sind für Sozialwissenschaftliche Studien hoho werte und können deshalb als authentisch betrachtet werden.
Die Betriebe Kamen aus allen Branchen.
Am stärksten vertreten waren Handel und Dienstleistung mit über 80%. Der Dienstleistungsbereich lag bei ca. 44%.
In der Ostdeutschen Stichprobe sind mehr Industrieunternehmen vorhanden (11% vs. 2%). Grund hierfür sind die 11 Ausgründungen des ehemaligen Zeiss Jena Großkonzerns.
Die Unternehmer waren im Durchschnitt ca. 37 Jahre alt, wobei die Ostdeutschen im Schnitt 2 Jahre älter waren.
Die überwiegende Zahl der Unternehmensgründer ist männlich. Nur 21,5% der Gesamtstichprobe ist weiblich.
Osten 25% Frauen / Westen 18% Frauen
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Auffällig erscheint, dass unter ostdeutschen Unternehmern wesentlich mehr Facharbeiter und Promovierte zu finden sind. Während im Westen doppelt so viele einen Fachschulabschluss haben.
In beiden Gruppen haben ca. ein drittel einen Hochschulanschluss.
Dies sollte aber nicht überbewertet werden, da im Osten nur "Staatstreue" die Möglichkeit hatten ein Abitur zu machen.
Mehr als die Hälfte hatte schon vor dem schritt in die Selbstständigkeit eine Führungsposition.
Mehr als 2 drittel waren in der gleichen Branche tätig. Die Anzahl der Untersuchungsteilnehmer die sowohl Führungserfahrung hat als auch Branchenkenntnisse beträgt immerhin 45%.
Als besonders wichtig wird von den Teilnehmern Branchenerfahrung, Führungserfahrung kommt an 2. stelle.
61% der Unternehmer mit Branchenerfahrung gab an, ihre alte Tätigkeit sei eine Große Hilfe gewesen.
Dagegen stehen 41% mit Führungserfahrung die sagen, das währe eine Große Hilfe gewesen.
Eine Grosse Erfahrung ist auch wenn man schon als Kind erlebt hat, wie ein Elternteil ein Unternehmen führt.
Die meisten Unternehmer sind sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung.
Allerdings nicht mit jedem Aspekt ihrer Tätigkeit. Zum Beispiel zeigen 37% Unzufriedenheit mit der Unterstützung durch die Banken.
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Fast 97% haben einen Steuerberater.
12% einen Unternehmensberater
52% Juristischen Beistand.
Damit sind alle überwiegend zufrieden.
Unternehmer Arbeiten wesentlich mehr Stunden in der Woche als üblich Beschäftigte und Angestellte. Ca. 50-60 Stunden in der Woche.
Obwohl durch diese hohe Wochenstundenzahl wenig Zeit verbleibt, geben die meisten Unternehmer an, dass ihre Beziehung und die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen nicht darunter leide.
Des weiteren scheinen Auch die Ehen und Eheähnlichen Beziehungen nicht darunter zu leiden.
Ein Kleinunternehmer verdient Ost ca. 3600DM und West 4100DM
Das entspricht, wenn man 55 Wochenstunden annimmt, einem Stundensatz von West 18,63DM und Ost 16,36DM.
Vergleichsweise wenig wenn man die investierte Arbeit berücksichtigt.
Eine verbreitete Meinung ist es, dass Unternehmer mit vielen Arbeitsstunden anfällig für psychosomatische beschwerden sind. Dem ist nicht so! Ganz im Gegenteil, nur wenige Unternehmer klagen über viele Beschwerden.
Nur 6% im Osten und keiner im Westen Klagte über Psychosomatische Beschwerden.
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Die überwiegende Zahl der Unternehmen sind GMBH´s und Alleininhaber. Franchiseunternehmen und andere Unternehmensformen spielen keine rolle.
Wesentlich für Unternehmensgründer ist, woher sie das Startkapital erhalten.
Die Graphik zeigt deutlich, dass die Kleinunternehmer entweder keine Fremdfinanzierung in Anspruch nahmen ca. 39%
Oder fast das komplette Startkapital fremdfinanzierten 30%
Wie nicht anders erwartet war der Anteil Ostdeutscher Unternehmen größer, die Förderungsmittel erhielten.
38% Osten 21% Westen
Das bedeutet allerdings nicht, dass Ostdeutsche mehr Kapital zur Verfügung hatten.
Das durchschnittliche Startkapital im Westen lag zwischen 25.000DM und 50.000DM
Im Osten dagegen zwischen 10.000DM und 25.000DM.
Wenn Fremdfinanzierung in Anspruch genommen wird kann es naturgemäß zu Schwierigkeiten bei den Tilgungszahlungen kommen. Ost/West unterschiede sind hier nicht signifikant.
Etwa 77% der Unternehmen hatten keinerlei Schwierigkeiten.
- Was mich persönlich nicht verwundert, da wahrscheinlich nur erfolgreiche Unternehmer an der Befragung teilnahmen. Und wenn es Schwierigkeiten gibt dann gibt man diese ungern zu.
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Ein weiteres wesentliches Merkmal ist, wie stark neue Technologien eingesetzt werden.
Die Mehrzahl arbeitet mit neuer Technik. Im Osten ca. 44%, im Westen ca. 57%.
Allerdings war in 43% der Fälle nicht möglich, ob mit alter oder neuer Technik gearbeitet wurde.
Meine Schlussfolgerung hier heraus ist, entweder überstieg die Beurteilung die Kenntnisse der Prüfer oder die geprüften Unternehmen sind bei ihrer Produktpalette auf altbewährte Techniken angewiesen und benutzen deshalb einen bestmöglichen Mix aus neuem und altbewährtem.
Vor dem Fall der Mauer war die Arbeitswelt in den beiden teilen Deutschlands unterschiedlich geprägt. Im Osten gab es so gut wie keine Privatwirtschaft. Die betriebe in der DDR waren stark nach tayloristischen Vorstellungen gestaltet. Das bedeutet, dass die Angestellten keinen Spielraum zur Gestaltung ihrer Arbeit hatten und dass oft alles von oben vorgegeben wurde.
Die Sozialsituation eines derart geprägten System bleibt nicht ohne Folge. Ostdeutsche Arbeitnehmer übernehmen weniger Veraantwortung, nutzen weniger Handlungsspielräume und zeigen weniger Eigeninitiative.
Des weiteren sind auch die Wertvorstellungen Ost- und Westdeutscher verschieden. So wird im Osten Kollegialität höher bewertet wie Selbstständigkeit und Verantwortung.
Hinzu kommt, dass Unternehmer im Osten mit größeren gesellschaftlichen Vorurteilen kämpfen müssen, wie Ausbeuter und "für die zählt nur die Kohle"
In der DDR wurde der Bruch mit dem 3.Reich nie diskutiert sondern immer nur Vorausgesetzt. Gleichzeitig blieb die
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Gesellschaft konservativ und autoritärer als im Westen, wo viele Brüche (z.B. 1968 Hippygeneration) stattfanden.
Deshalb dürften Ostunternehmer stärker autoritär und rigide sein.
All diese Vermutungen sprechen dafür, dass Unternehmer im Osten weniger vorbereitet sind als ihre Westkollegen und deshalb weniger dem ideal eines Unternehmers entsprechen. Sie dürften ängstlicher, sicherheitsorientierter und weniger leistungsorientiert sein. Aufgrund ihrer Erfahrung auch weniger sicher, dass sie die Dinge beeinflussen können.
Wie kann man einen Unternehmer gut beschreiben ?
Es werden fast 30 Aspekte erhoben dir die Persönlichkeit beschreiben sollen, darunter sind einige Eigenschaften wie z.B. Optimismus.
Die Beschreibungen der Persönlichkeitseigenschaften sind allerdings so allgemein, dass sie kaum direkten Einfluss auf das Unternehmerische verhalten haben.
Deshalb ist es notwendig auch Orientierungen zu messen. Orientierungen, Ausrichtungen und Einstellungen gegenüber der Umwelt.
Bei insgesamt 3 Persönlichkeitsvariablen ergeben sich signifikante Unterschiede in Ost und West.
Ostdeutsche Unternehmer bleiben dem Autoritären Führungsstiel treu, wie es in der hoho Rigidität, dem hohen Dominanzbedürfnis und dem hohem Autoritarismus zum Ausdruck kommt.
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Bei allgemeinen Orientierungen ergeben sich 5 Faktoren, die wesentliche Unterschiede in Ost und West zeigen.
Bei Interanaler Kontrollüberzeugung
Bei Leistungsmotivation
Bei Handlungsorientierung nach Erfolg
Bei Handlungsorientierung nach Handlungsplan
Bei Zielorientierung
Internale Kontrollüberzeugung bedeutet, dass die Unternehmer davon überzeugt sind selbst die Schmiede ihres Glückes zu sein, das Heft in der Hand zu halten.
Mit der hohen Leistungsmotivation besitzen die Ostdeutschen eine wichtige Eigenschaft, die sie mehr im Licht vom Idealbild eines Unternehmers stehen lässt.
Die ausnehmend höhere Motivation in diesen Punkten lässt den Schluss zu, dass die Ost-Unternehmer deshalb stärker dominant und rigide sind.
Geht man von der Handlungsorientierung aus, entspricht ein Ost-Unternehmer mehr dem Ideal eines Unternehmers. Die höheren leistungsorientierten Werte bedeuten, dass die erfolgreiche Beendigung einer Aufgabe für den Ossi noch nicht das Ende einer Handlung ist. Dem Erfolg schließt sich vielmehr unmittelbar neue Aufgaben an. Auch die Planung schließt in stärkerem Maße die Handlung mit ein.
Von insgesamt 10 Fragebereichen, gibt es 3 signifikante Unterschiede: Freizeitorientierung, Identifikation mit der Arbeit und Innovationsbereitschaft.
In anbetracht dessen, dass Ostdeutsche Unternehmer stärker Leistungsbezogen sind, hat die Freizeitorientierung nur einen geringen stellenwert. Sie Arbeiten Länger und die wirtschaftliche Situation ist im Osten schlechter. Deshalb Identifizieren sie sich mehr mit der Arbeit und sind Innovativer und Leitungsbezogener.
Das Wichtigste zuerst: Ein Ostdeutsche Unternehmer ist nicht passiver oder hat weniger Eigeninitiative, wie es allgemein im Osten der Fall ist, sondern ist das genaue Gegenteil. In vielem entsprechen sie besser dem Unternehmerideal von Schumpeter (1935), der einen Unternehmer als leistungsorientiert, innovationsfreudig und selbstmotiviert und dabei möglicherweise auch rücksichtslos und dominant beschrieben hat.
Dies lässt zu dem Schluss kommen, dass es sich bei den Ostdeutschen Kleinunternehmern um Besondere Persönlichkeiten handelt, die sich von den Außeren Umständen des DDR Regimes nicht beeinflussen ließen. Trotz des höheren Autoritätsbedürfnisses, was sich negativ auswirkt, ist man zuversichtlich, dass Ostdeutsche Unternehmen durchaus den entsprechenden Erfolg erzielen.
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