Sexueller Kindesmißbrauch:
Zuerst einmal zu den Zahlen: Jedes 3.bis 4.Mädchen und jeder 7.bis 8.Bub wird zwischen dem 1. und 16. Lebensjahr Opfer von sexueller Gewalt. Die meisten Kinder sind bei Beginn des sexuellen Mißbrauchs zw. 6 und 12 Jahre alt.An zweiter Stelle folgt die Altersgruppe der 0 bis 5-jährigen Kinder und an dritter Stelle die der 13 bis 16-jährigen.
Dann zur Definition: Was ist eigentlich sexueller Kindesmißbrauch?
Wichtigster Punkt: Sexueller Mißbrauch ist Gewalt gegen Kinder!
..wenn Erwachsene oder ältere Jugendliche sich bewußt und absichtlich am
Körper eines Kindes befriedigen oder sich von einem Kind befriedigen
lassen.
..gewaltsames Eindringen in die Psyche und den Körper eines Kindes, durch
Blicke, Bemerkungen, Gegenstände oder Körperteile.
..in erster Linie körperliche und psychische Gewalt und dient als Mittel, um
Macht und Überlegenheit zu gewinnen.
..die Befriedigung der Bedürfnisse nach Macht, Anerkennung,
Körperkontakt und Sexualität auf Kosten eines oder einer Schwächeren.
..ein Mißbrauch des Vertrauens der Kinder.
Sexueller Mißbrauch beginnt
..wenn Erwachsene absichtlich Situationen herbeiführen, planen oder ihre
Machtposition mißbrauchen, um sich sexuell zu erregen.
..bei der "fachmännischen Beurteilung" der körperlichen Entwicklung eines
Kindes.
..mit einer nicht altersgemäßen Aufklärung über Sexualität.
..mit intimen Küssen.
..mit der Beobachtung eines Kindes beim Ausziehen, Baden, Waschen
(Voyeurismus).
..mit dem Zeigen der eigenen Genitalien (Exhibitionismus).
Die Steigerungsstufe des sexuellen Mißbrauchs ist dann die sexuelle Mißhandlung, die mit körperlicher Verletzung und Grausamkeit bis hin zur Tötung einhergeht, wobei die sexuelle Mißhandlung eigentlich vom Sexualmißbrauch nicht zu trennen ist.
Wie sieht nun die sexuelle Ausbeutung aus der Sicht der Täter aus?
Kindesmißbrauchern geht es um das Machtgefälle zw. Erwachsenem und Kind. Daher suchen sie junge Opfer. Sie sind fast immer Vorsatztäter, d.h. sie planen, für ihr Vorhaben günstige Situationen herzustellen und auszunützen. Und sie spekulieren dabei in der Regel mit der Neugier vor allem der jüngeren Kinder. Die Täterschaft setzt also eine zumindest vertraute und "sichere" (weil real abhängige) Beziehung zum Opfer voraus.
Welche Altersstufe dabei gewählt wird, ist keineswegs zufällig. Jeder Mißbrauchstäter bevorzugt Kinder in einem ganz bestimmten Lebensalter, was mit seiner eigenen psychosexuellen Entwicklung zu tun hat. Der Täter agiert, ohne es zu wissen, im Bereich jener Entwicklungsphase, in der er selbst psychisch steckengeblieben ist, und er macht sich bei der Verführung des Opfers die Merkmale ebenjener Phase zugrunde.
Verführer und Verführte im Nahverhältnis:
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Es ist eine Tatsache, daß nur 6 Prozent der Täter völlig Fremde sind; die überwiegende Zahl ist mit ihren Opfern verwandt oder zumindest vertraut. Je größer das Nahverhältnis, desto geringer ist natürlich die Wachsamkeit des Opfers. Und desto mehr steigt das Ausmaß an Gewalt. Das macht die Familie zum gefährlichsten Tatort.
Verführung ist praktisch in jedem Lebensalter möglich, wobei sich die Täter aber unterschiedlicher Techniken bedienen.
Zuerst zum Vorschulalter: Dabei sind es die intimen Alltagsrituale, wie z.Bsp. das gemeinsame Baden, die bei diesen Kindern die Schamschwelle senken, ebenso wie die Hemmschwelle des Täters. Durch diese selbstverständlichen Verrichtungen gewinnt das Kind Vertrauen in die Handlung des Täters,weil es diese Rituale auch von anderen Bezugspersonen kennt.Das Vertrauen wird vom Vorsatztäter immer mehr ausgedehnt, bis das Kind seine kritische Distanz verliert. -Beispiel
Das Vorschulalter ist eine Phase des magisch-animistischen Denkens, in der die Welt noch märchenhaft belebt erscheint. Deshalb wird das männliche Glied auch oft als Zauberstab, Wunderstange und ähnliches bezeichnet, um die kindliche Neugier zu wecken.
Im Volksschulalter tritt dann das logisch-rationale Denken in den Vordergrund und die Annäherungsweisen der Täter ändern sich. Generell bauen ihre Strategien aber immer auf die Neugier, Entdeckungsfreude und Wißbegier der Kinder. Und fast immer werden die Opfer daher mit dem Versprechen auf ein Erlebnis gelockt. -Beispiel
Bei Kindern im Alter der Vorpubertät bzw. Pubertät wird die Annäherungstaktik "Neugierigmachen" abgelöst durch den Einsatz pornographischen Materials. So werden oft scheinbar irrtümlich Pornofilme in den Videorecorder eingelegt, die nach einigen gezeigten Passagen mit den Worten 'Das ist nichts für dich' abgeschaltet werden. Das wird ein paarmal wiederholt mit der Absicht, unauffällig das Interesse zu wecken und um die Schamschranke zu vermindern, bis allmählich das ganze Material vorgeführt wird.
Bei allen Altersgruppen gehört es grundsätzlich zur Technik des Täters, das Kind zum Geheimnisträger zu machen. Er erreicht dies entweder auf schmeichelnd-gütige Art, wobei die besondere Bedeutung des Kindes für den Täter herausgestrichen wird oder durch zynische Drohungen, z.Bsp. daß es im Heim landen wird.
Die Strategien richten sich grob eingeteilt nach dem Alter des Kindes, umfassen aber immer auch ganz persönlich abgestimmte Lockmethoden, sowie den Aspekt dem Kind einen Wunsch zu erfüllen oder eine Freude zu machen.
Es ist eine Tatsache, daß prinzipiell jedes Kind verführbar ist. Je weniger aber seine Bedürfnisse daheim Befriedigung finden, desto gefährdeter ist es. Lebensumstände, in denen ein Kind emotional oder sozial vernachlässigt wird, machen ein Nachgeben gegenüber den sexuellen Wünschen eines erwachsenen Partners häufig zum Ersatz für vermißte Zärtlichkeit und Zuwendung.
Sexualerziehung heute- von Anfang an:
In den letzten Jahren hat man immer mehr Abstand von der Aufklärung (der punktuellen, meist notbedürftigen Vermittlung sexueller Vorgänge, die das Kind mit seinem Wissensdrang erst recht alleine läßt) genommen und demgegenüber geht es heute um ein Kontinuum der Sexualerziehung, um die laufende Vermittlung altersgemäßer Informationen, die zunehmend erweitert werden. Eine ehrliche und selbstbewußte Sexualerziehung ist der beste Verbündete des Kindes bei der Verhinderung von sexuellem Mißbrauch! Nur so kann es erfahren, daß es ein Recht auf eigene Bedürfnisse und eine Intimsphäre hat. Es lernt, seinen Wahrnehmungen und Gefühlen mehr zu vertrauen als den Behauptungen der Erwachsenen. Und vor allem lernt es, daß Sexualität kein Tabuthema ist.
Sexualerziehung teilt sich grob gesagt in drei Bereiche: den anatomisch-physiologischen, den ethischen bzw. religiösen und den erotischen Bereich. Bei der Erklärung des anatomischen Bereichs sind ein selbstverständlicher Sprachgebrauch und eine Haltung notwendig, die erreichen, daß das Kind die Genitalregion nicht tabuisiert, aber gleichzeitig auch lernt, daß es sich dabei um einen diskreten Bereich handelt. Es geht dabei um eine Fülle von kleinen, intimen Informationen, die am besten vom jeweilig gleichgeschlechtlichen Elternteil vermittelt werden können.
Im ethischen Bereich hängt es natürlich von der moralischen Einstellung der Eltern ab bzw. ihrer Bereitschaft sich dazu zu bekennen, ob und in welchem Ausmaß die Achtung vorm anderen Geschlecht vermittelt wird.
Der dritte Aspekt, der erotische, gestaltet sich häufig am schwierigsten, denn Erotik kann und darf man nicht demonstrieren. Was Eltern ihren Kindern zeigen können ist, daß körperliche Zuwendung kein Tabu darstellt, sondern integrativer Bestandteil einer emotionalen Beziehung ist.
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