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Verschiedene Theorien gesellschaftlicher Wirkungen medialer Gewalt




Schon seit je her befasst man sich mit den gesellschaftlichen Wirkungen medialer Gewalt. Es gibt Dutzende von Thesen, die sich teilweise widersprechen beziehungsweise bekräftigen oder sich komplett aufheben. Trotz der Betrachtung dieser Tatsache hat jede These etwas Wahres an sich, da man alles aus mehreren Blickwinkeln betrachten kann. Nehme man die Habitualisierungsthese, die davon ausgeht, dass aus dem Sehen von Gewaltszenen eine abstumpfende Wirkung erfolgt und damit ein Gewöhnungseffekt eintrete, steht im Gegensatz dazu die Imitationsthese. Sie unterstreicht widerrum den unmittelbaren Zusammenhang von Gewaltdarstellungen des Fernsehens und Nachfolgetaten von Jugendlichen. Vor allem bei Kindern wurden entsprechende Handlungen beobachtet, und diese reine Imitation der Motorik aggressiven Verhaltens lässt sich bei Kleinkindern nach wie vor feststellen. Auf Erwachsene allerdings ist dieses Model weniger gut anwendbar. Wie man sieht gehen diese beiden Ansätze auseinander, auch wenn sie plausibel und beide ziemlich logisch klingen.

Ein weiteres Beispiel wäre die Katharsisthese, die unterstellt, dass beim Fernsehen ein Spannungsabbau erfolgt und sich somit eine hemmende Wirkung einstellt. Durch das Nachvollziehen der Gewaltakte - besonders im Bereich des Spielfilms - im fiktionalen Geschehen nehme die Bereitschaft des Zuschauers ab, selbst gewalttätig zu handeln. Eng verbunden mit der Vorstellung einer kathartischen Wirkung des Fernsehens ist die Inhibitionsthese. Sie besorgt, dass gewalttätige Darstellungen im Medium in der Tat potentiell zu aggressiven Impulsen bei den Zuschauern führen können. Doch werde diese Angst vor elterlicher Gewalt unterdrückt. Kriegsspiele der Kinder auf der Straße, durch das Fernsehen inspiriert und angeregt, können in diesem Kontext gesehen werden. Die aggressionshemmenden Faktoren sind jedoch weniger in der Fernsehdarstellung als in der Umweltreaktion des Zuschauers auf die dargestellten Gewaltszenen zu suchen. Bruno Bettelheim formulierte in diesem Zusammenhang eher optimistisch:


"Es gibt kaum eine Sendung, aus der ein Kind nicht vieles lernen könnte, sofern ein verantwortungsbewusster Erwachsener die notwendigen Instruktionen gibt. Selbst Sendungen mit gewalttätigen Szenen sind keine Ausnahme, doch darf das Kind nicht so verängstigt oder so wütend sein, dass es vom Geschehen völlig überwältigt wird. Es ist für Kinder sehr wichtig, dass sie die richtige Einstellung zur Gewalt entwickeln; die Augen vor existierender Gewalt zu verschließen, kann wohl kaum als konstruktive Haltung gelten. Jedes Kind muss lernen, was an der Gewaltanwendung falsch ist und aus welchem Grund, warum es Gewalt gibt und wie man mit ihr bei sich selbst und bei anderen umgehen sollte."


Diese beiden Thesen sind widerrum ähnlich, aber sagen doch unterschiedliches aus. Bei einem weiteren Ansatz wird festgelegt, dass der medialen Gewalt im Fernsehen eine fördernde Wirkung der Aggressionsbereitschaft unterstellt wird. Gemeint ist hiermit die Stimulationstheorie.

Wie man gut erkennen kann, existieren unzählige Theorien zu diesem Thema. Dies waren nur einige, von den vielen, die es noch gibt. Welche nun die richtige ist, ist nicht möglich festzustellen. Es gibt kein "richtig" beziehungsweise "falsch" in dieser Frage. Ein weiteres Problem, das auftaucht, ist die Unterschiedlichkeit der Menschen. Jeder von uns wird anders beeinflusst, sieht diverse Dinge unterschiedlich und kann damit besser oder schlechter umgehen. Auch das Alter spielt eine große Rolle bei all diesen Theorien.


Meiner Meinung nach ist an jeder Theorie etwas dran mit dem ich meine Einstellung identifizieren kann. Die These, die aber am meisten mit meiner Ansicht übereinstimmt, ist die Imitationstheorie. Hier sehe ich wiederum Einschränkungen. Wie schon vorher erwähnt kann man diesen Ansatz eher auf Kinder auslegen, als auf Erwachsene. Diese sind leichtgläubiger und sehen ihre großen Vorbilder noch im Fernsehen.

Auch die Stimulationstheorie ist sehr überzeugend. Ich glaube schon, dass die mediale Gewalt im Fernsehen eine Aggressionsbereitschaft nach sich zieht.


Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass Gewalt in den Medien eine Wirkung auf den Menschen hat. Das Fernsehen hat durch die Ablichtung der fiktionalen und non-fiktionalen Gewaltdarstellung im Sendeprogramm die Bereitschaft zu kriegerischen Konfliktlösungen in der Gesellschaft erheblich gesteigert. Man übersieht freilich die komplexen Wirkungsmechanismen, die einer linearen Wechselbeziehung zwischen Fernsehgesellschaft und Konfliktgesellschaft entgegenstehen. Die Suche nach simplen und handgreiflichen Erklärungsmustern ist verständlich, doch ist der Zusammenhang zwischen dem "Hunger" des Mediums nach der gewaltigen und auch gewalttätigen Sensation und der zunehmenden Gewaltbereitschaft wesentlich differenzierter anzusetzen. Auf alle Fälle lässt sich aber die Katastrophe als Dauernachricht - sei es als Bericht oder Meldung über Regionen der "Dritten Welt", als Schreckensbericht über das Blutbad in Ex-Jugoslawien - bestätigen. Dieser Weg ist der bequemste und lässt ganz nebenbei die außer acht, über die berichtet werden soll: die Kinder, Frauen, Hungernde und Kriegskrüppel, die ein oft voyeuristisches Kameraobjektiv im Namen der freien und demokratischen Presse häufig scham- und morallos abgelichtet hat. Was immer mehr zu zählen scheint, ist die vordergründige Bildsensation, arrangiert für die Atemlosigkeit der Fernsehsekunde, die nicht hinter die Faktoren der Fakten dringt. Der ehemalige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker bemerkte in diesem Zusammenhang:


"Wie wir Gewalt heute wahrnehmen, wird wesentlich von den Medien bestimmt. Nachrichtensendungen und Magazine präsentieren uns eine beliebige Auswahl von Kriegsschauplätzen und Gewalttaten, oft ohne verständlichen Überblick über Ursachen und Folgen. Der Zuschauer bleibt mit dem Eindruck zurück, von sinnloser Gewalt umgeben zu sein. Man vermittelt uns diese Bilder und Nachrichten, übergangslos eingefügt zwischen Parteitagsberichten und den neuesten Sportergebnissen. Menschlichkeit kommt dabei eben oft zu kurz, Mitgefühl wird kein Raum gegeben."



Da bleibt mir noch ein klingendes Schlusswort anzuhängen:

BAD NEWS ARE GOOD NEWS!