Präsentation über "Odyssea Ansätze einer interkulturellen Pädagogik"
Präsentation über "Odyssea Ansätze einer interkulturellen Pädagogik"
«Im Kongo hört man schon im Mutterleib von der Schweiz. Man hört Gutes und Schlechtes, von Uhren, Schokolade, Messern, Kreuz, Kantonen, Geld, Geldwäscherei. Sie können sich den schönen Salat vorstellen, den das aus afrikanischer Sicht ergibt. Trotzdem sind wir alle, Sie und wir, unterwegs zum tragischen Aufscheinen eines umfassenden gemeinsamen Menschenschicksals. In dieser Logik eines erdumspannenden Schicksals des ganzen Menschengeschlechts ist auch die kulturelle Öffnung zu sehen. Die Welt wird immer mehr zu einem riesigen Dorf, in dem Angst und Hoffnung unter den Menschen um die Vorherrschaft streiten. () In dieser schrumpfenden Welt wäre es dringend, neue Regeln für das globale Spiel zu definieren, den Rechtsbegriff mit allen Instrumenten der Solidarität und unserer gegenseitigen Abhängigkeit, dieser neuen, aber unausweichlichen Wahrheit, zu hinterfragen. Im Interesse unseres Überlebens müssen wir alle die ökonomische Blindheit, die kulturelle Taubheit, das brutale Diktat der Märkte überwinden. Kein Volk wird jemals mehr Alleinherr seiner verschwendeten Güter sein. Die grenzenlose Armut der Mittellosen wird am Ende die Reichen in die Armut stürzen. _ Dann wird ein Weltkrieg der Randregionen gegen die wohlhabenden Zentren ausbrechen. Es sei denn, in den neuen globalen Regeln, die wir entwerfen müssen, wird die Solidarität zum unverrückbaren Stein des Friedens, der uns allein einen gangbaren Weg in eine dauerhafte Zukunft weist () Mögen wie den immensen Reichtum unserer Verschiedenheit , zu dem Angewiesenheit und Solidarität der Schlüssel sind, treu verwalten können.»
Auszug aus der Rede des zairischen Schriftstellers Sony Labou Tansi bei der Eröffnung der 700 Jahrfeiern der Schweiz.
Rund 20% der Schweizer Bevölkerung sind Ausländer. D.h. sie besitzen keinen Schweizerpass. Diese Zahl sagt aber nichts darüber aus, wie lange diese Menschen schon in der Schweiz leben. Ein Drittel aller Schweizer hat ausländische Wurzeln. Dies sind zwar nur Zahlen, aber diese sollten uns aufhorchen lassen, was die Ausländische Bevölkerung in der Schweiz für eine Bedeutung hat. Kurz zusammengefasst bedeutet das, Ausländerinnen und Ausländer
Verrichten viel sogenannte unqualifizierte Arbeit
Bezahlen einen erheblichen Beitrag an unsere Sozialversicherungen
Senken das Durchschnittsalter der Schweiz
Leisten einen Beitrag an die Kultur der Schweiz
Sorgen für das Bevölkerungswachstum
Die schweizerische Bundesverfassung schützt das Zusammenleben von vier Landessprachen und vier Kulturen. Das heisst aber nicht, dass alle Schweizer multikulturell und mehrsprachig sind. Im Gegenteil unsere föderalistische Staatsform lässt von der Ebene Kanton bis Gemeinde viele Freiheiten zu. Die Meinungen gehen im z.B. Schulwesen so stark auseinander, dass bis heute alle Versuche gescheitert sind, ein gesamtschweizerisches Schulsystem zu schaffen. Die Schweiz war aber trotz ihrer Verschiedenheiten immer stolz darauf ein multikulturelles Land zu sein. Ein Land wo man Eigenheiten bewahrt, aber auch gemeinsame Regeln findet. "Fremd" ist also in unserem Land ein sehr relativer Begriff. D.h. die Grenze zwischen "einheimisch" und "fremd" wird immer fliessender und spielt in Zukunft hoffentlich bald keine Rolle mehr.
Die grosse Not in der Schweiz im letzten Jahrhundert, bewog viele Schweizer das Land zu verlassen. Die Geschichten von Angehörigen, die schon gegangen waren drangen bis in die Schweiz und weckten Hoffnungen. Amerika und Australien lockten mit Arbeit und Reichtum (Ibicaba von E. Hasler). Die Zukunft in der Schweiz schien hoffnungslos. In den Bergtälern trieb der Hunger die Leute in die Ferne. In Australien lockte 1855 ein Goldrausch, der Reichtum versprach.
Im neuen Heimatland wurden viele erst einmal bitter enttäuscht. Auch da lag das Geld nicht am Strassenrand. Auch hier hatten skrupellose Verkäufer und "Berater" das schnelle Geld mit den letzten Besitztümern der Flüchtlinge gemacht. Wer Erfolg haben wollte, musste hart arbeiten und nicht selten auch zu kriminellen Methoden greifen.
Die Einwanderungspolitik der Schweiz macht den Schweizerpass bewusst zu einem Objekt, dass schwer zu bekommen ist. So gibt es Ausländerfamilien, die schon seit Generationen hier leben, aber immer noch keinen Pass haben. Diese Massnahme macht die Schweiz für Ausländer bewusst unattraktiv. Der Schweizerpass ist demnach viel weniger interessant als wir meinen.
Bei vielen Ausländerfamilien sind auch nach jahrelangem Aufenthalt in der Schweiz die Rückkehrpläne in ihr Heimatland immer präsent. Die Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge und Asylsuchenden ist ohnehin unbestimmt. Der Bundesrat kann jeden Tag entscheiden wann er die Situation im Krisengebiet für entspannt hält und damit beginnen für die Flüchtlinge Fristen zu setzen wann sie wieder in ihr Heimatland zurückkehren müssen. Dies führt dazu, dass für viele Ausländer der Aufenthalt in der Schweiz etwas "provisorisches" ist. Wer möchte sich schon in einem Provisorium richtig einrichten?
Für viele Kinder von Einwanderern, die nicht aus dem westlichen Kulturkreis kommen, ist das neue Leben eine radikale Umstellung. Sie werden mit einer neuen Kultur konfrontiert, die Sprache ist anders, die Sitten und Gebräuche sind anders usw. Die zugezogenen Familien und besonders die Kinder müssen in den ersten Wochen und Monaten so viel neue Dinge kennenlernen, dass es für neue Einflüsse gar keinen Platz mehr bleibt. Auch die Schule ist ein neuer Einfluss. Oft meinen wir als Lehrer das neue Kind wolle sich nicht in die Klasse integrieren oder wolle nichts lernen. Dabei vergessen wir, dass es für diese Kinder im Moment viel wichtigeres zu tun gibt, als den Schulstoff zu büffeln.
Für viele Ausländerfamilien ist die Aufenthaltsdauer unbekannt. Die Familie will oder muss vielleicht schon nächsten Monat gehen, vielleicht aber erst in einem Jahr oder gar in 10 Jahren. Diese "Übergangslösung" ist für die meisten Kinder keine Motivation die Sprache und die Sitten unseres Landes zu übernehmen. Auch schulisch besteht kein Anreiz z.B. den Übertritt in die Sek zu schaffen, wenn nicht einmal klar ist, ob man die Sek auch fertig abschliessen kann. Das zeigt folgendes Beispiel:
Selamine ist sechs und kommt aus Zaire. Er geht in die erste Klasse und spricht gut Französisch. Er lebt mit seinen Eltern, die in der Schweiz Asyl beantragten, und seiner kürzlich geborenen Schwester in einem Hotelzimmer. Seit einiger Zeit weiss Selamine, dass man seine Familie aus der Schweiz ausweisen wird. Sein Verhalten ändert sich, er wird ängstlich und nervös. Manchmal ist er tief niedergeschlagen, dann wieder so aggressiv, dass die Lehrerin ihn kaum bändigen kann.
Eines Morgens gerät er während der Pause völlig ausser sich:
Er schreit und gestikuliert, ruft nach seinem Vater und läuft kreuz und quer über den Platz. Niemand versteht, was da vor sich geht. Die anderen Kinder sind erschrocken, die Pausenaufsicht versucht, ihn festzuhalten und zu beruhigen. Doch er entwischt ihr und flieht völlig verwirrt aus dem Hof auf die Strasse. Später wird er erzählen, was da passiert ist. Er hat zwei Polizisten auf den Pausenplatz kommen sehen, die wie jedes Jahr die Kinder in Verkehrserziehung unterrichten sollen. Aber er glaubte, die Polizisten seien gekommen, um ihn wegzubringen. Seither scheint er sich für die Aktivitäten der Klasse nicht mehr zu interessieren. Er ist brav, allzu brav, macht aber keine Fortschritte mehr beim Lesen. Da ist nichts zu machen. Er sorgt sich zu sehr, wie es weiter gehen wird.
Von den ausländischen Familien wird die Schule als ein Teil des Staatsapparates empfunden. Also dieser Instanz, die über die Aufenthaltsdauer bzw. das Erhalten der Schweizerpässe entscheidet. Das führt zu einem Misstrauen gegenüber der Schule.
Die Schule wird auch oft als Fremdkörper in der Erziehung empfunden. Besonders problematisch sind Familien aus islamischen Staaten, deren Töchter in eine Schweizer Schule gehen. Vor allem islamisch fundamentalistisch orientierte Eltern finden die Schulbildung von Frauen und Mädchen nutzlos und reine Zeitverschwendung. Da die Mädchen während der Schulzeit keine Zeit für den Haushalt haben. Oft leiden dann auch die Hausaufgaben darunter. Solche Familien sind natürlich Extremfälle, die wir von der Schule aus nicht oder nur sehr wenig beeinflussen können. Ganz allgemein ist es aber wichtig, dass wir den Eltern das Gefühl geben ihr Teil der Erziehung sei wichtig. Es sollte auf gar keinen Fall zu einer Bevormundung kommen, denn dann sind Konfrontationen vorprogrammiert. Im Falle einer Konfrontation müssen wir gewisse Dinge akzeptieren, auch wenn es uns als Lehrkräfte schwer fällt. Z. B. wenn ein Kind aus kulturellen Gründen eine Schulreise nicht mitmachen darf.
In diesem Teil soll es darum gehen möglichst viele Probleme im Bewusstsein zu haben, damit wir unnötige Konfrontationen verhindern können. Bei Problemen, die sich schon ergeben haben, soll dieser Teil helfen Lösungen zu finden.
Wir neigen dazu unsere Kultur in den Vordergrund zu stellen und als einzige Lösung des Zuammenlebens zu definieren (Etnozentrismus). Die meisten heute üblichen Schulbücher gehen leider von einer ethnozentrischen Weltanschauung aus. So hat z. B. die Geschichte von Amerika nicht mit der Entdeckung durch Kolumbus angefangen (was in den meisten Geschichtsbüchern aber so dargestellt wird). So hat gerade Lateinamerika sehr hochentwickelte Kulturen hervorgebracht von denen man in keinem Schulbuch etwas lesen kann.
Gerade, wenn wir mit ausländischen Kindern zusammenarbeiten, müssen wir beginnen interkulturell zu denken. D.h. wir müssen andere Denkwege und Verhaltensweisen zulassen. Wir müssen aber nicht alles neue tolerieren. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Klasse über die neuen Regeln hilft neue Lösungen zu finden. Die Kernbotschaft der interkulturellen Pädagogik sollte deshalb lauten:
Jedes Individuum lernt sich im Bild, dass andere von ihm haben, kennen.
Am meisten Erfolg mit ausländischen Kindern werden wir haben, wenn wir ihre eigene Kultur respektieren und auch in der Klasse zu einem Thema machen. Versuche haben gezeigt, dass Kinder, die ihre eigene Kultur leben dürfen und dabei von den Mitschülern auch respektiert werden, die Regeln des Gastlandes besser akzeptieren und schulisch bessere Leistungen erbringen. Damit ein Zusammenleben der verschiedenen Kulturen möglich ist, braucht es auch gemeinsame Regeln. Die eigene Kultur muss so gelebt werden, dass andere Kulturen mit ihren Ansichten und Lebensweisen nicht verletzt werden. Das verlangt nach gemeinsamen Regeln, die man mit der Klasse Schritt für Schritt ausarbeiten muss. So kann man nicht einfach eine Klassenstunde dazu brauchen und sagen: "Also, jetzt machen wir gemeinsame Regeln ab." Die gemeinsamen Normen sollten das Resultat von einem Prozess sein an dem alle Beteiligten arbeiten und sich damit kritisch auseinandersetzen.
Ein Kind aus einem anderen Kulturraum kommt in die Klasse. Wie bereite ich mich darauf vor?
Transparenter Unterricht
Begrüssung in der Heimatsprache
Klasse etwas über das Heimatland erzählen
Kind vor dem Schulhaus abholen
Platz vorbereiten
Kind mit gleicher Muttersprache als Helfer (sofern Möglich)
Leider kann ich keine pfannenfertige Projekte liefern, das würde über meinen Auftrag hinausgehen. Es gibt aber sehr gute Bücher die randvoll sind mit Projekten und Ideen für den Unterricht zu diesem Thema. Ein Projekt in dieser Richtung muss onehin auf die Klasse zugeschnitten sein, damit ein optimales Resultat herauskommt. Doch hier sind eine Reihe von Vorschlägen, die man noch weiter Ausbauen könnte
Sprache: Mein Name einer Fremden Sprache / mit anderen Buchstaben.
Andere Kulturen: Was gibt es für Wertvorstellungen in anderen Kulturen. Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur / mit der fremden Kultur. Was läuft gut, was läuft nicht gut, was könnte man verbessern.
Bücher: Was können wir finden über andere Kulturen in unseren Schulbüchern z.B. im Biobuch / Geschichtsbuch / Physikbuch usw. Was gibt es für Bücher in der Schulbibliothek.
Musik: Arabische Popmusik / westliche Popmusik. Lieder aus anderen Ländern. Ev. mit Rap und Hip Hop Elementen bzw. mehrsprachiger Rap usw.
Rassistische Elemente: Wo gibt es rassistische Elemente im Alltag / in Büchern / auf Plakaten. Kritische Auseinandersetzung mit dem Thema z.B. Wo beginnt Rassismus?
Stadtkultur: Was finden wir für Spuren von anderen Kulturen in unserer Stadt? Was wurde gemacht / gebaut / erfunden usw.
Leute: Leute zu Projekten einladen. Z. B. Mit einem Afrikaner ein Djembe bauen und darauf spielen lernen.
Lagerthema: Eine Woche wie Flüchtlinge leben. Problematik von Flüchtlingscamps.
Einmal nichts verstehen: Eine Lehrerin macht eine Lektion in einer unbekannten Sprache.
Interkulturell kochen: Im Hauswirtschaftsunterricht Menüs aus anderen Kulturen kochen. Ev auch Leute einladen.
Das Buch Odyssea beleuchtet verschiedene Hintergründe, die zu Problemen führen können. Die einzelnen Abschnitte sind, trotz dem komplexen Thema, einfach und verständlich geschrieben. Auch zum Unterricht selbst gibt es einige Vorschläge für die Umsetzung, die grösstenteils für die Oberstufe geeignet sind.
Ein Kritikpunkt wäre allerdings die praktische Umsetzung von Lösungen. So werden einige Problemfälle ausführlich analysiert. Z.B. Probleme, die durch die Ungewissheit der Aufentaltsdauer entstehen, doch dazu keine möglichen Auswege für den Lehrer gezeigt.
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