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Verhaltensauffallige und verhaltensgestorte Kinder im Unterricht

Inhaltsverzeichnis





Die Chance der Bärenraupe,

über die Straße zu kommen


Keine Chance. Sechs Meter Asphalt

Zwanzig Autos in der Minute.

Fünf Laster.

Ein Schlepper.



Ein Pferdefuhrwerk.


Die Bärenraupe weiß nichts von Autos.

Sie weiß nicht, wie breit der Asphalt ist.

Weiß nichts von Fußgängern,

Radfahrern, Mopeds.


Die Bärenraupe weiß nur,

daß jenseits Grün wächst.

Herrliches Grün,

vermutlich freßbar.

Sie hat Lust auf Grün.

Man müßte hinüber.


Keine Chance. Sechs Meter Asphalt.

Sie geht los.

Geht los auf Stummelfüßchen.

Zwanzig Autos in der Minute.


Geht los ohne Hast,

ohne Furcht,

ohne Taktik.

Geht los und geht

und geht und

und kommt an!


(Rudolf Otto Wiemer)






Kinder sind wie diese Bärenraupe!

Sie handeln - Ohne sich über die Konsequenzen ihres Handelns bewußt zu sein.

Sie handeln - Ohne mutwillig zerstörerische Absichten.

Sie handeln - Einfach aus dem Bauch heraus. 


2. Verhaltensauffälligkeit - der Versuch einer Definition



Um in das Thema einzusteigen, bedarf es vorerst einmal einer Klärung des Begriffes Verhaltensaufälligkeit. Was bezeichnet man denn überhaupt als verhaltensauffällig und wie unterscheiden sich Verhaltensauffälligkeiten von den Begriffen Verhaltensschwierigkeiten und Verhaltensstörungen? Auf Grund der Vielfalt an Definitionen, die uns sämtliche Literatur zu diesem Themenbereich liefert, erweist sich eine Abgrenzung dieser Begriffe als ein äußerst schwieriges Unterfangen. Die folgenden drei unterschiedlichen Definitionsansätze des Begriffes Verhaltensstörung mögen zur Illustration dieser Problematik dienen.



Als verhaltensgestört gilt, wer auf Grund organischer, vor allem hirnorganischer Schädigungen oder eines negativen Erziehungsmilieus in seinem sozialem Verhalten gestört ist und in sozialen Situationen unangemessen reagiert und selbst geringfügige Konflikte nicht bewältigt. (Deutscher Bildungsrat (Hrsg.), 40 in: Seibert et al., 128)




Verhaltensstörung wird als fixierte seelische Konfliktlage verstanden, die gleichermaßen individuelle wie soziale Aspekte aufweisen kann. Geisteskrankheiten bleiben hierbei ausgeklammert. (Atzesberger, M., Frey, H., 12 in: Seibert et al., 128)




Mit Verhaltensstörungen sind Abwegigkeiten der Handlungen und Haltungen von den einfachsten 'Ungezogenheiten' mit Ungehorsam, Jähzorn () bis zu den schwersten Formen der Verwahrlosung und Kriminalität gemeint. (Wiesenhütter, E., 138 in: Seibert et al., 128)





Eine sehr anschauliche und vor allem übersichtliche und gut verständliche Art der Begriffserklärung liefert uns MinRat. Mag. DDr. Franz Sedlak in seinem Buch Verhaltensauffällig Was nun?. Seine Graphik (Sedlak, 28) soll uns dabei helfen, diese ähnlich klingenden Begriffe abzugrenzen.





















Wenn ein Kind ein bestimmtes, an sich 'normales' Verhalten (zum Beispiel zornig sein) über eine zu lange Zeit zu häufig, zu stark oder zu hartnäckig zeigt, empfindet der betroffene Erwachsene das Verhalten je nach Stärkegrad entweder als schwierig oder sogar als störend. Somit wird dieses Verhalten als Verhaltensschwierigkeit oder als Verhaltensstörung bezeichnet.

Die Bezeichnung Verhaltensauffälligkeiten umfaßt sowohl diese Verhaltens-störungen als auch die weniger ausgeprägten Verhaltensschwierigkeiten, sowie Verhalten, das einfach auffällig ist, läßt also den meisten Spielraum offen. Da wir zunächst davon ausgehen wollen, daß ein bestimmtes Verhalten grundsätzlich auffällig ist, werden wir uns im Laufe dieser Arbeit auf diesen Terminus festlegen.



Verhaltensauffälligkeiten


3.1. Du bist verhaltensauffällig!  Aber warum?


Was muß also ein Kind tun, wie muß es sein, damit es als verhaltensauffällig bezeichnet wird? Als erstes fällt auf, daß es stets Dritte (Verwandte, Bekannte, Lehrer, Fachleute, etc.) sind, die ein Kind als verhaltensauffällig bezeichnen. Dies geschieht dann, wenn das Kind sich so verhält, daß es von Normen im negativen Sinn abweicht. Als normal gilt dabei für den Beurteiler seine subjektiven Vorstellungen vom Üblichen, auch vom Gewöhnlichen, vom Häufigsten, vom Durchschnittlichen, von dem, was 'man' erwarten kann. Man nennt das die statistische Norm. Wer so denkt, vergleicht also das beobachtbare Verhalten eines Kindes mit seiner Vorstellung von dem, was seiner Meinung nach üblich sein sollte. Das kann an sich eine wertfreie Einstellung sein. Wird sie aber in Bezug zu einem Menschen gebracht, so wird sie wertend.
















Verhaltensauffällige Kinder hat nicht der Storch gebracht! Als Teil unserer Gesellschaft spiegeln sie deren Probleme wider. Widrige Lebensumstände, familiäre Fehlerziehung, Entwicklungs- und Beziehungsstörungen, tragische Ereignisse, traumatische Trennungs- und Verlusterlebnisse haben sie zu Symptomträgern gemacht. Sie haben daher als sozial und emotional behinderte Mitmenschen Anspruch darauf, daß man sie und ihre Probleme mit dem größten Respekt behandelt.


Verhaltensauffällige Kinder wollen uns Lehrer grundsätzlich nie persönlich angreifen. Diese Kinder sind bloß unglückliche, meist auch ungeliebte und einsame Kinder, die eben nicht selbst schuld an ihrem Verhalten sind. Sie sind arm dran, es geht ihnen schlecht und niemand möchte eigentlich in ihrer Haut stecken. Deshalb sind sie auf unser Verständnis für sie angewiesen. Darin liegt auch der Schlüssel für einen erfolgreichen Umgang mit ihnen: Wenn wir diese Kinder verstehen, werden wir sie akzeptieren. Wenn wir sie akzeptieren, werden wir sie mögen. Wenn wir sie mögen, schaffen wir jene pädagogische Atmosphäre, in der eine menschlich tragfähige und belastbare Lehrer-Schüler-Beziehung eine Wiedergutmachung ermöglichen kann.

Eine falsche Sichtweise unsererseits beziehungsweise die Fehlinterpretation der auffälligen Signale verschlimmern nur noch den von uns Lehrern, Eltern, etc. beklagten Zustand. Nur professionelle Distanz zu den Symptomen, ein kühler Kopf und das Wissen um die komplexen Zusammenhänge sowie konsequente Strategien können zum Abbau der uns sicherlich im Schulalltag stark belastenden Auffälligkeiten beitragen. Denn 'wir dürfen niemals von den Schwierigkeiten ausgehen, die ein Kind macht, sondern immer nur von denen, die es hat.' (Hermann Nohl). 



3.2. Wie äußern sich Verhaltensauffälligkeiten?

Ausschließlich negative Kontaktaufnahme (z.B. schimpfen, Aggressionen) zu Mitschülern und Lehrern.

Kontaktarmut - keine freundlichen Beziehungen in der Klasse.

Abkapseln, auffallend ruhiges Verhalten.

Freundschaften 'erkaufen' - eventuell Diebstähle.

Sich durch diverse Aktionen in den Mittelpunkt stellen.

Besonders geringe Frustrationstoleranz.

Fehleinschätzung der Realität oder des eigenen Leistungsvermögens.

Angstlichkeit, Mutlosigkeit, Fehlen von Selbstvertrauen.

Schulangst - in verschiedenen Ausprägungen.

Flucht in Phantasien und Lügen.

Konzentrationsstörungen, häufiges Vergessen.

Plötzliches Absinken der Leistung.

Leistungs - und Schulverweigerung (Schulschwänzen).

Verhalten, das deutlich vom Lebens - und Entwicklungsalter abweicht.

Verwahrlosungserscheinung (Distanzlosigkeit, mangelnde Pflege, fehlendes Gewissen).

Außerung von Suizidgedanken.


3.3. Gefühle und Gedanken, die hinter solchem Verhalten stecken

Keiner mag mich - eigentlich mag ich auch keinen von denen.

Ich habe keinen richtigen Freund.

Ich bringe nichts zusammen.

Ich bin dumm, häßlich, schlecht, schwach.

Ich werde abgeschoben, keiner hat Zeit für mich.

Alle sind blöd - außer mir; was wissen die schon.

Keiner versteht mich wirklich.

Immer ich, immer erwischen sie mich.

Alles mißlingt mir, ich bin ein Versager.

Mir reicht`s, ich geb` auf.

Ich bin anders als die anderen.


Werden solche Gedanken dauernd von außen durch Eltern, Lehrer oder Mitschüler verstärkt, können sie zur Grundstimmung werden und sich manifestieren.

Solche Tendenzen zu Verhaltensstörungen und die dahinter steckenden Gedanken im Schülers folgen oft aus der Familiensituation oder/und aus schlechten Vorerfahrungen mit der Umwelt.


Bewußtes oder unbewußtes Unerwünschtsein oder Ablehnung von der Mutter oder vom Vater.

Geschwisterrivalität oder Bevorzugung eines Geschwisters.

Linkshändigkeit oder Legasthenie oder eine Teilleistungsschwäche können das Gefühl der Minderwertigkeit im Leistungsbereich vermitteln.

Erleben der Familiensituation als 'Anderssein'.

Unvollständige Familien durch Scheidung oder Tod.

Alkoholismus in der Familie, besondere Krankheiten; dauernde Konflikte, verdeckte Konflikte, existentielle Probleme.

Kinder aus  Unterschichtsfamilien mit vorrangig nonverbaler Kommunikation und vorwiegend materieller Belohnung erleben sich als anders konditioniert in der Klasse, wo vorwiegend verbale Auseinandersetzung und mündliches Lob gelten.


Der Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern im

Unterricht


Jedes Kind ist anders. Dies gilt auch für verhaltensauffällige Kinder. Man erkennt zunächst ein Abweichen von der Norm, vom 'normalen' Verhalten.

Darauf reagiert man mit der Aufforderung, leise zu sein, mitzuarbeiten, sich an die in der Klasse aufgestellten Regeln zu halten. Man wird dem Kind erklären, daß es so nicht geht, wie es sich verhält. Treten diese Verhaltensauffälligkeiten von neuem auf, wird man das Kind beobachten und dessen Eltern über das Verhalten informieren. Gibt es in der Schule einen Psychagogen oder einen Beratungslehrer[1] wird man sich mit ihm absprechen, ihm das Verhalten des Problemkindes schildern. Der nächste Schritt ist, die Familiensituation zu ergründen. Was passiert zu Hause und welche Maßnahmen setzen die Eltern? Man wird sich mit ihnen zusammensetzen und absprechen. Erst wenn man genügend Informationen gesammelt und das Kind ausreichend beobachtet hat, kann man zielführende Maßnahmen einsetzen.

Da jedes Kind anders ist, kann man nur Tips geben und keine Schemata zum richtigen Umgang anbieten.



4.1. Tips zum erfolgreichen Umgang mit verhaltensauffälligen 

Schülern


Lob spenden; häufig von Herzen loben und ein positives Klima schaffen.

Lächeln; dem Schüler freundlich begegnen. Dies entwaffnet ihn meist automatisch

positives Feedback

Persönlich anreden; jedem ist sein Name wichtig.

Humor ins Klassenzimmer bringen.

Diplomatie einsetzen; 'Schau so geht es besser' nicht 'Das ist falsch!'

Keine Befehle; Vorschläge machen, Chancen zur Mitbestimmung geben.

Anerkennung zollen; kleinste Erfolge anerkennen und nichts als selbstverständlich nehmen.

Positiv denken.

Zeit nehmen; mit den Kindern hinausgehen und ruhig sprechen, außerdem nichts in kurzer Zeit erzwingen.

Zuhören können; wer zuhören kann, dem begegnet man positiv, weil man sich angenommen fühlt. Zuhören schafft Vertrauen und stärkt die Beziehung.

Fehler eingestehen; das macht einen menschlich und begreifbar.



Weitere, konkrete Tips bzw. Konfliktlösungsstrategien:

Die Reaktionen auf das abweichende Verhalten eines Schülers sollten immer so beschaffen sein, daß der Schüler sich nicht persönlich verstoßen oder verachtet fühlt. Ist dies der Fall hat der Lehrer seine pädagogischen Einflußmöglichkeiten verbaut, weil der Schüler zu ihm+ keine Vertrauensbasis mehr entwickelt.


Sanktionen, insbesondere Negativ-Sanktionen, führen nicht zum Erlernen neuer erwünschter Verhaltensweisen, sondern fordern den Schüler eher auf, die Entdeckung zu vermeiden - ohne das Verhalten zu ändern. Restriktives, d.h. ein autoritäres Lehrerverhalten, führt eher zur Verstärkung des abweichenden Verhaltens und zur Aggression und nicht zur Abschwächung des unerwünschten Verhaltens.


Die Verstärkung positiver Verhaltensweisen kann eher den erwünschten verhaltensverändernden Effekt haben. Eine positive Einstellung dem Schüler gegenüber ist nötig, denn eine positive Sichtweise berücksichtigt die Stärken des Schülers, stellt seine Schwachstellen nicht in den Vordergrund.


Die Einstufung eines Schülers als dumm, unfähig oder ähnliches hat negative Auswirkungen auf den Sozialstatus des Schülers. Dies kann abweichendes Verhalten prolongieren bzw. schaffen. 'Wenn ich schon zum Lernen zu blöd bin, will ich wenigstens auf anderen Gebieten meine Fähigkeiten beweisen.' Negative Beachtung ist auch eine Beachtung!


4.2. Handlungsstrategien

Man sollte:

alles bemerken, was in der Klasse vor sich geht.

gleichbleibend streng und gerecht sein.

relativ rasch eingreifen, wenn ein Schüler zu stören beginnt.

die Unterrichtseinheiten in Abschnitte gliedern, die möglichst abwechslungsreich sind.

die Schüler ständig kontrollieren, was sie arbeiten und was sie können.

Schüler besonders dann verstehen, wenn sie Schwierigkeiten machen.

für eine gutes Klassenklima und eine gute Klassengemeinschaft sorgen.

sich über sein eigenes Verhalten Gedanken machen.

darauf achten, daß die Schüler im Unterricht beschäftigt sind.

Schüler, die sich so verhalten wie man es möchte, häufig loben.

kompetent erscheinen und Interessantes unterrichten.

sich bemühen, ausgeglichen und humorvoll zu sein.

den Schülern klar sagen, welches Verhalten man von ihnen erwartet.

das halten, was man versprochen und angekündigt hat.

Kontakt zu den Eltern halten.

offen und ehrlich zu den Schülern sein.

den Tag freudig und optimistisch beginnen.

selbst überzeugt sein von sich und seinen Beruf ernst nehmen.

bei Fehlverhalten vernünftig mit den Schülern reden.

die Schüler dazu ermutigen, ihre Gefühle zu äußern.

den Schülern die Konsequenzen für falsches Verhalten auch ankündigen.

alle Schüler gleich mögen und Wert auf ihre Nähe und Distanz legen.


4.3. Die Haltung und Selbstkontrolle des Lehrers

Auch der Lehrer sollte sich überlegen, ob er immer richtig reagiert, wie er zu diesen verhaltensauffälligen Schülern steht, wie die Lehrer-Schülerbeziehung ist, etc.

Solche Fragen die sich der Lehrer stellt, könnten sein:

Wie reagiere ich emotional auf Schwierigkeiten, die mir ein Kind bereitet?

Wie steht es mit meinem Führungs-, meinem Unterrichtsstil?

Lasse ich mich zu Befehlen und verbalen Aggressionen hinreißen?

Habe ich ein Vorurteil gegen das Kind z.B. wegen seiner Herkunft, Aussehen, Eltern, usw.

Weiß ich genug über das Kind, will ich überhaupt mehr wissen?

Ist es mir gelungen durch persönliche Kontakte das Vertrauen des Kindes zu gewinnen?

Ist Beziehungsarbeit für mich gleichrangig mit methodisch - didaktischer Stoffvermittlung?

Habe ich versucht das Vertrauen der Eltern und sie für die Mitarbeit zu gewinnen?

Habe ich nichts unversucht gelassen, um durch systematische Ermunterung das unangenehme Verhalten des Kindes zu beeinflussen wie Lob und Anerkennung, auch vor der Gruppe, soziale Situationen, die dem Kind Ansehen verschaffen, usw.?

Habe ich versucht, unter Einbeziehung der Mitschüler/innen, das unerwünschte Verhalten zu ignorieren, das erwünschte zu verstärken?

Habe ich Fachleute (Psychagogen, Beratungslehrer,..) zu Rate gezogen und deren Ratschläge lange genug und geduldig durchgeführt, um deren Effizienz auch objektiv beurteilen zu können?

Nehme ich mir Zeit für das schwierige Kind, kann ich ihm zuhören, versuche ich zu verstehen und es helfend und schützend zu begleiten?


Zusammenfassend gesehen gibt es 4 große Bereiche die man als Lehrer/in beachten sollte und was getan werden kann:


1. Verbesserung der gruppendynamischen Einflüsse - Schaffung eines

pädagogisch - prophylaktischen Milieus

Positive Einstellung zu Schülern, Partnerschaft Lehrer/ Schüler, Bereitschaft zur

Hilfe, Anerkennung des Positiven.

Aktivierung der Eigeninitiative, soziales Lernen, negativen sozialen Status

vermeiden, Regeln aufstellen und beachten.

Partnerschaft Eltern/Schule, gegenseitige Informationen, Beratung bei

Schwierigkeiten, positive Einstellung zum Kind.

2. Verbesserung der methodisch - didaktischen Einflüsse

Unterrichtsangebote und Lehrmethoden an die Bedürfnis- bzw. Interessenslage

und an das Lernverhalten der Schüler anpassen. Differenzieren.

Miteinander lernen und in Gruppen arbeiten; Projekte durchführen;

Gruppendynamik aktivieren; Konflikte gemeinsam lösen.


3. Zusätzliche pädagogische Förderung

Unterstützung bei Lernschwierigkeiten durch Einzelförderung und

Gruppenförderung durch Lehrer und Mitschüler, Förderunterricht. Differenzierung.

Zusatzangebote, die die Lernmotivation fördern, wie Arbeitsgemeinschaften in

verschiedenen Sachbereichen; Projekte in eigener Verantwortung der Schüler.


4. Zusätzliche therapeutische Förderung durch Lehrer oder Therapeuten

Förderung der Personalisation durch Entwicklung und Kräftigung der Ich-Stärke,

Harmonisierung des emotionalen Verhaltens.

Förderung der Sozialisation durch Entwicklung der kommunikativen und

kooperativen Fähigkeiten; Förderung der Fähigkeit, Normen zu akzeptieren und

zur Grundlage persönlichen Verhaltens zu machen.


Zusammenarbeit mit Psychagogen und Beratungslehrern

Psychagogen sind erfahrene Lehrer, die zusätzlich eine Ausbildung an der Universitätsklinik für Neuropsychatrie des Kindes- und Jugendalters absolviert haben. Beratungslehrer sind ebenfalls erfahrene Lehrer, die über das pädagogische Institut eine weitere Ausbildung absolvierten.

Psychagogen und Beratungslehrer sind einer oder mehreren Schulen zugeteilt. Sie erleben die Kinder sowohl in ihren Beratungsstunden, als auch in Unterrichtsstunden und in den Pausen.

Die psychagogische Betreuung hat es zur Aufgabe, mit verhaltensauffälligen, leistungsgestörten und nicht oder nicht gut integrierten Kindern zu arbeiten.

Das Ziel ist, Kindern, die Probleme machen, weil sie Probleme haben, Hilfestellungen zu geben, um dadurch eine bessere Integration in der Klassengemeinschaft zu erreichen.



Ablauf der psychagogischen Betreuung

Der Lehrer stellt in einem ersten Gespräch mit dem Psychagogen/ Beratungslehrer das Problem des Kindes dar.

Der Psychagoge beobachtet das Kind im Unterricht.

Die Eltern werden eingeladen und es wird eine Betreuung auf unbestimmte Zeit vorgeschlagen, der die Eltern zustimmen müssen.

Der Psychagoge lernt das Kind in ein oder mehreren Stunden kennen. Die Betreuungsmöglichkeiten und -schwerpunkte werden erarbeitet.



Betreuungsmöglichkeiten:

Das Kind kommt über einen längeren Zeitraum eine oder zwei Stunden pro Woche während der Unterrichtszeit zum Psychagogen. Mit den Eltern und Lehrern finden während der gesamten Betreuungszeit regelmäßig ein- bis zweimal im Monat Gespräche statt.

Gespräche mit Eltern ohne Betreuung der Kinder.



Arbeitsweisen:

Kind:

Krisenintervention.

Aspekte der Spieltherapie.

Aspekte der Verhaltensmodifikation.

Funktionell therapeutische Übungen.

Kleingruppenarbeit mit Aspekten der Gruppendynamik.


Familie:

Krisenintervention.

Beratungsgespräche.

Aspekte der Familientherapie.

Aspekte der Gesprächstherapie.


Schule:

Kontakt mit Schulinspektor.

Gespräche mit dem Direktor.

Gespräche mit den Lehrern.

Lehrer - Eltern - Gespräche.


Zusammenarbeit mit anderen Institutionen:

Bezirksjugendamt.

Hort, Internat.

Kriseninterventionszentrum.

Schulpsychologie.

Sozialpädagogische Beratungsstellen.















Bibliographie


Sedlak, Franz, Verhaltensauffällig. Was nun? Eugen Ketterl. (Wien, 1992).



Sedlak, Franz, Worte statt Waffen. Anregungen für eine bessere Konfliktkultur.

Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten. (Wien).



Seibert, N., Serve, H., Zöpfl, H., Schulpädagogik. Eine Einführung in die

Themenbereiche Erzeihung und Unterricht in der Schule. PimS-Verlag

GmbH. (München, 1990).



Stadler, Herbert, Verhaltensauffälligkeit und Lehrerkompetenz. Pädagogisches

Institut Burgenland. Eigenverlag. (Wolfgarth, 1996).



Stadtschulrat (Hrsg.), Die schlimmen Kinder in der Schule - integrative Betreuung

verhaltensauffälliger Kinder. Broschüre des Stadtschulrates für Wien.



Die Bezeichnungen der einzelnen Berufsgruppen (Lehrer, Psychagogen, etc.) beziehen sich auf Personen beiderlei Geschlechts.






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