Fach: Psychologie
Das Thema Rassismus ist in der letzten Zeit in meinem Wohnort Burgdorf zu einem grossen gesellschaftlichen Thema herangewachsen. Im Moment wird das Thema überall, ob in der Politik, in Burgdorfer Schulen oder in den Medien, stark thematisiert. Was aber sind die Gründe für die rechtsextremen Denk- und Handlungsweisen der Jugendlichen. Warum kommt 60 Jahren nach Hitlers versagen diese Thematik wieder zum Vorschein. Im Zusammenhang mit der aktiven Gruppe "Jugendliche gegen Rechtsextremismus" in Burgdorf wollen wir dem Thema Rassismus psychologisch auf den Grund gehen.
Ein Dossier erstellen für interessierte Gruppen und Leute zum Thema Rassismus (Schulen, Jugendhäuser).
1. Woher stammt Rassismus?
Warum gibt es Rassismus?
Die Geschichte des Rassismus erklären.
Wie ist Rassismus entstanden?
2. Rassismus und Rechtsextremismus bei Jugendlichen von heute
Warum treten Jugendliche solchen Gruppierungen bei? (Motivation)
Warum handeln Menschen rassistisch?
Was haben diese Gruppen für Ziele?
Haben die Menschen während den letzten 60 Jahren nichts gelernt?
3. Rassismus in der Schule
Wie kann das Problem Rassismus bekämpft werden?
Wie sieht ein Integrationslehrer das Problem Rassismus in der Schule?
Wie müssen Schüler erzogen werden, damit sie nicht rechtextremen Gruppen beitreten?
Wie werden Ausländerschüler mit Ausländerfeindlichkeit konfrontiert?
Vorwort
Als wir diese Arbeit geschrieben haben, kreuzten wir immer wieder die Studie von Mark Terkessidis welcher 1998 das Buch "Psychologie des Rassismus" geschrieben hat.
Terkessidis psychologische Studie hat die Auffassung von einem Rassismus, welchen er als das "rassistische Wissen" jedes einzelnen Menschen definiert. In unserer Gesellschaft zählt nicht mehr die subjektive Wahrnehmung jedes einzelnen Menschen, die 'kleinen' Situationen, in denen Menschen Rassismen erleben, sondern die 'grossen' ideologisch-institutionellen Superstrukturen, in denen das rassistische Wissen produziert und reproduziert wird. Diesen Schwenk vom individuellen Erleben zur Allgemeinheit des Wissens vollzieht Terkessidis schon in den ersten Zeilen des Vorworts.
Er beschreibt, wie er einer Frau, die nur gebrochen deutsch sprach, die Wohnungstür zunächst nicht öffnen wollte: 'Unwillkürlich schoss mir durch den Kopf, dass die Person vor der Tür wohl eine 'Zigeunerin' sein müsse, die mir Schund verkaufen wolle.' Als er später über diese Szene nachdenkt, steht für ihn schnell fest, dass die Grundlage seiner rassistischen Phantasie in einem vorgängigen 'Wissen über die Anderen' lag. Sein Verhalten sei deshalb als sein individuelles Problem, als Ausdruck eines unbewussten Konflikts zu erklären, sondern als Teil eines rassistischen Wissens, das sich nicht nur vollkommen in der gesellschaftlichen Normalität aufhält, sondern diese auch mitdefiniert. ()
Die aktuellste Wendung in dieser Geschichte der Selbstkonstitution durch Abwertung der Anderen liegt darin, sich selbst - unter anderem via Popkultur - als 'global, grenzüberschreitend, offen, demokratisch, modulierend, tolerant, 'multikulturell', bunt, ironisch' zu entwerfen, die anderen jedoch als 'statisch, verschlossen, traditionalistisch, sexistisch, intolerant, humorlos, fanatisch - mit einem Wort: (als) fundamentalistisch'.
1.1. Was ist Rassismus ?
1.1.1. Definition von Rassismus
Rassismus ist eine bis heute wirkende Haltung und Ideologie, welche auf soziale, politische und ökologische Ungleichheiten in der Bevölkerung hinweist. Die eigene Rasse wird als überlegen empfunden, während gewisse andere kulturelle oder gesellschaftliche Gruppen als minderwertig (z. B. als dumm, schmutzig, faul oder unehrlich) zu gelten haben. Dabei ist ein genetischer bedingter Unterschied der Rassen bezüglich Kraft, Intelligenz oder Charakter nicht nachweisbar. Vielfach ist Rassismus eine Reaktion aus Angst vor dem Unbekannten und Fremden.
Von Rassismus können folgende Gruppen von Menschen (Rassen) betroffen sein:
religiöse Rassen: Juden, Christen, Naturreligionen.
biologische Rassen: Europiden, Mongoloiden, Indianiden, Negriden.
gesellschaftliche Rassen: Gastarbeiter, Bauarbeiter, Putzfrauen.
kulturelle Rassen: anders durch verschiedene Kleidung, Verhaltensweisen, Bräuche.
In der heutigen Zeit gibt es viele verschiedene Definitionen von Rassismus, welche biologisch, soziologisch oder psychologisch erklärt werden. Es ist aber für eine antirassistische Erziehung notwendig, dass wir uns nicht nur auf Definition abstützen, sondern im Zusammenhang mir der Entwicklung der Gesellschaft gemeinsam Lösungsansätze finden müssen.
1.1.2. Einige Beispiele von Ursachen des Rassismus:
Rassismus kann:
- in einem Nationalstaat entstehen. Seit jeher hat die Regierung die Macht über die Bürger, welche von ihnen auch akzeptiert wird. Als je schon staatsvermitteltes Subjekt empfindet damit aber 'jeder seinen Erwerb als verkappte Arbeitslosenunterstützung, ein vom gesellschaftlichen Gesamtprodukt der Erhaltung der Verhältnisse zuliebe willkürlich und auf Widerruf Abgezweigtes' (Adorno 1964). Nicht manifeste Deklassierung, sondern die bei allen Schichten und Klassen vorhandene Angst, den sozialen Tod zu erleiden, zum Menschenmüll abzusteigen, ist die ökonomische Seite des Rassismus.
- in sozialen Krisen entstehen. Wenn traditionelle Orientierungsmuster fragwürdig werden, bietet der Rassismus eine neue einfache Orientierung.
- in wirtschaftlichen Notsituationen entstehen. Bei einer grossen Arbeitslosigkeit im eigenen Land und zugleich einem grossen Zuwachs von Ausländern. Es wird argumentiert, dass zu viele Ausländer die europäischen Staaten schädigen. Ausländer werden mit Arbeitsplätzen gleichgesetzt und für die hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Oft wird auch behauptet, dass Ausländer dem Staat nur Kosten und keinen Nutzen bereiten.
- bei Menschen entstehen, die autoritär erzogen worden. Sie hatten nicht die Möglichkeit in einem autonomen Lernfeld eine positive Einstellung zum Lernen und zu sich selber zu entwickeln. Die Ursachen der autoritären Persönlichkeitsstruktur wird in einer autoritären Familienerziehung oder in einem autoritären Unterricht gesehen. Der Vater fordert von seinen Kindern Unterwerfung aufgrund seiner Autoritätsposition. Die Beziehung zu den Kindern ist emotional distanziert und von Rollen bestimmt. Weiters ist die Erziehung streng und es kommt oftmals zu Bestrafungen. Das Kind fühlt sich nur noch in der Unterwerfung sicher und beginnt die Macht zu lieben. Anfangs ist es neidisch auf die Position des Mächtigen. Diese Aggression kann das Kind aber nicht zeigen und so richtet es die verdrängte Aggression später, wenn es Erwachsen ist gegen die Schwächeren
- bei Menschen entstehen die mit sich selber nicht zufrieden sind. Vorhandene Bedürfnisse werden nicht befriedigt. Der Mensch erhält immer wieder Enttäuschungen, welche zu Agressionen führen. Als Opfer werden Sündenböcke gesucht, die schon ohne gesellschaftliche Missbilligung gehasst werden.
- im Fremdenhass entstehen. "Die Fremden werden nicht darum gehasst und gefürchtet, weil sie für uns fremd sind, sondern deshalb, weil sie uns gleichen." (Freud, 1919/1920) "Der Konflikt der mit Hilfe der Fremden zustandekommt ist Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Geborgenheit und Zugehörigkeit und dem gleichzeitigen Bedürfnis nach Abenteuer und Ungebundenheit. Die Fremden reaktivieren diese Konflikte, denn sie repräsentieren die weite Welt und rühren so an verborgene Sehnsüchte." (Rommelspacher, 1997) Indem die Fremden zurückgestossen werden, kann man sich um so deutlicher seiner eigenen Zugehörigkeit versichern. Die Begegnung mit Migranten kann schmerzhafte Erinnerungen wecken an den eigenen Ausschluss aus der Familie, aus dem Dorf, der Stadt. Die Bindungslosigkeit, die Freiheit und Abenteuer verspricht, fasziniert und weckt zugleich die Angst, verstossen und vertrieben zu werden, die Angst vor Armut und Heimatlosigkeit.
- In der Aussenpolitik vorkommen. Der Rassismus ist die Rechtfertigung für Kolonialismus und Imperialismus. Wenn sich eine Nation als Herrenrasse verhält, vermittelt sie den kolonialisierten Völker das Gefühl, jeder Widerstand sie zwecklos.
- in der Innenpolitik gebraucht werden um Diskriminierung und Unterdrückung zu begründen.
Es dient dazu:
den sozialen Aufstieg eins Bevölkerungsteiles im Lande zu verhindern (z. B. Juden)
Rivalen auf beruflichen Gebieten auszuschalten (z. B. Juden, Asylbewerber)
Bei Unzufriedenheit des Volkes eine Sündenbock zu finden (z. B. Asylbewerber)
Der Rassismus ist eine bis heute wirkende Denkstruktur von sozialen und politischen Ungleichheiten. Schon in den Anfängen der Menschheit entwickelten sich verschiedene Arten von Diskriminierungen, wie die folgende Übersicht zeigt.
Als die Menschen noch in Stämmen herumzogen, konnte sich ein Stamm dem andern nur anschliessen, wenn er diesen als eine höhere Einheit anerkannte. Daraus entwickelte sich die Unterscheidung "wir" und "die Andern".
Im 4. Jahrhundert vor Christus stellte Aristoteles bei den Griechen die Theorie auf, dass Sklaverei und gesellschaftliche Unterlegenheit den Menschen eigene Gesetze seien. Die einen (die Göttlichen) seien zum Befehlen und die anderen ( die Tierischen) zum Gehorchen geboren. Diejenigen, welche zum gehorchen bestimmt waren, wurden Barbaren genannt. Ursprüngliche bedeutet dieses Wort "diejenigen, die eine unverständliche Sprache sprechen". Später meinte es "die Minderwertigen", da ihr Verstand angeblich geringer war als derjenige der Griechen. Für die Griechen und viele anderen Völker dieses Zeitalters war ihr Land das Zentrum der Welt. Je weiter weg sich ein Ort befand, um so barbarischer erschienen ihnen dessen Bewohner.
In der Kolonialzeit beuteten die Weissen systematisch andersfarbige Menschen und deren Ressourcen aus. Dies konnten sie ungehindert tun, da sich ihnen niemand in den Weg stellte. Auch die Kirche nicht. Im Gegenteil: Ein damaliger Papst gab sogar das Einverständnis, da er der Meinung war, die unterdrückten Völker hätten keine Seele. Da in der Bibel auch steht: "Ihr habt die Macht über Land und Tiere", fühlten sich die Weissen in ihrer Ansicht, auch die Gebiete der unterdrückten Völker auszunützen zu können, bestärkt. Die Kirche unterstützte die Kolonialisierung aber nicht nur passiv. Sie schickten mit oder nach den Soldaten auch Missionare, um kolonialisierte Bevölkerungen zu besänftigen.
Im 18. Jahrhundert wurde die Weltauffassung säkularisiert und es wurde versucht, naturgemässe Typologen des Menschen aufzustellen. Der europäisch-weisse Massstab galt dabei für alle Völker. Man nennt diese Periode die Formalisierungsphase des Rassismus.
Im 19. Jahrhundert schrieb die Wissenschaft "Menschheitsgeschichte" aufgrund der Rassen (biologischer Rassismus). Dies und der Nationalsozialismus halfen entscheidend bei der Entwicklung des Rassismus mit. Der erste grosse Ideologe des Rassismus war Graf de Gobinea. 1855 schrieb er das Werk "Über die Ungleichheit der Rassen". Er tat dies um die Aristokratie zu erhalten, da er selbst ein Adliger war. Seiner Meinung nach ist die "Arische" die überlegene Rasse. Sie muss erhalten bleiben um die Menschheit zu zivilisieren.
Als arische Rasse bezeichnete A. Hitler vor dem 2. Weltkrieg die Deutschen. Die Juden, welche als "anders" bezeichnet wurden, mussten ausgerottet werden.
Nach dem 2. Weltkrieg dachte man, dass der Rassismus verschwunden ist. Doch er hat folgenden Wandel vollzogen:
"Der "neue Rassismus" unternimmt den Versuch, eine Gesellschaft nicht mehr nach der rassistischen Zugehörigkeit, sondern dem rassistischen Verhalten zu analysieren, wobei dieses Verhalten als natürlich erklärt wird." (Orkunoglu, 1999)
Die europäischen Rechte der EU versuchen die arische Rasse auf die Nation Europa zu übertragen. Rassismus legt nicht mehr Wert auf die biologische Vererbung. Die neue Theorie hat folgende Charakteristiken:
Die verschiedenen Kulturen bleiben bestehen und ihre Traditionen können nicht geändert werden.
Wenn man die Traditionen der verschiedenen Kulturen abschaffen würde könnten die Menschen nicht mehr überleben.
Der Versuch irgend etwas an einer Kultur zu verändern stösst immer auf Widerstand.
Der genetische Rassismus ist in den kulturellen Rassismus übergegangen. Der kulturelle Rassismus ist im Vormarsch. Der Rassismus liegt darin, dass er eine Vermischung von Menschen, die unterschiedlichen Kulturen angehören, nicht zulassen will. Der Rassismus der Rechtsextremen äussert sich heute nicht mehr in der Form von Antisemitismus, er geht darüber hinaus. Sie wollen die Trennung aller Menschenrassen.
Ausgestrahlt im "Input" auf DRS 3
Im Studio sitzen H. Amstutz, Autor der Internetseite www.gra.ch, und J. Frischknecht, ein Journalist und Autor des Buches "Die unheimlichen Patrioten". Beide sind während dieser Sendung im Gespräch mit dem Moderator von Radio DRS. Dazwischen wird ein Bericht ausgestrahlt, in welchem eine Reise mit zwei Neonazis, welche beide der deutschen Partei NPD (Nationalsozialistische Partei Deutschland) angehören, nach Auschwitz dokumentiert wird.
Die Sendung folgenden einleitenden Worten des Moderators:
"Junge Leute haben in St. Gallen 30 Afrikaner "
"Auftritt rechtsradikaler Jugendlicher auf dem Rütli am 1. August."
"Grosse Demonstration von Rechten in Liestal"
"Angriff von Rechten auf Linke am Jugendfest in Burgdorf"
Neonazis zeigen sich wieder an der Öffentlichkeit.
Rassismus ist in den letzten Jahren wieder ein aktuelles politisches Thema geworden, da auch eine Zunahme von Rechtsextremen feststellbar war, welche vermehrt Internetseiten einrichten und Klubräume mieten um Veranstaltungen durchzuführen.
Moderator:
Haben sie in den letzten 10 Jahren eine Veränderung der rechtsradikalen Szene festgestellt ?
Gäste:
Die rechtsradikale Szene ist gewachsen. Sie hat heute nicht mehr so viel Kontakt mit den Medien wie früher. Früher gab es nur wenig ausländerpolitische Themen in der Schweizer Politik. Heute haben die rechten Szenen die SVP im Rückgrat.
Moderator:
Verschwinden die rechtsradikalen Szenen wenn man sie ignoriert ?
Gäste:
Sicher nicht. Man muss dieses Thema diskutieren und nicht wie zum Beispiel
Ch. Blocher, welcher das Interesse vertritt, dass man nicht über den Rechtsextremismus redet, da er in seinem Umfeld auch vorkommt.
Dazwischen folgt der Bericht der zwei Neonazis, welche von einem Journalisten nach Auschwitz begleitet werden:
Die beiden Jungen sind 22 Jahre alt. Der Eine ist Konditor und der Andere Gerüstbauer.
Journalist:
Warum fahren wir nach Auschwitz ?
Jungen:
Wir wollen vor Ort überprüfen, ob die Reden wahr sind welche die Leute verbreiten über die Vergasung von Menschen.
Journalist:
Wie bist du Nazis geworden ?
1 Junge:
Ich wuchs auf dem Land auf. Mit 12/13 Jahren kam ich in die Stadt und ging dort weiter in die Schule. Dort habe ich zum ersten Mal Ausländer getroffen und mich mit ihnen geprügelt. Ich habe keine Argumente für das, was ich gemacht habe. Es war einfach so ein Instinkt. Erst nach 2 Jahren bin ich zum Nationalsozialismus gestossen und habe mich mit ihm auseinandergesetzt.
2 Aussagen der Jugendlichen in Auschwitz:
"Wenn es Vergasungen von Menschen wirklich gegeben hat bedeutet das für mich selber, dass ich weiter Nationalsozialist sein kann, denn es heisst ja nicht, dass ich auch Menschen vergasen möchte. Wir müssen in die Zukunft schauen und nicht immer der Vergangenheit nachtrauern."
"Das Lager Auschwitz ist nur dazu da um den Leuten zu zeigen, wie traurig das Ganze war und nicht um zu zeigen, um was es bei der ganzen Sache eigentlich wirklich ging"
Das Gespräch zwischen den zwei Autoren und dem Moderator wurde fortgesetzt:
Moderator:
Wie beurteilen sie die Offenheit und Echtheit der beiden Rechten ?
Gäste:
Die zwei 22 jährigen jungen Erwachsenen benahmen sich während der ganzen Fahrt wie kleine Kinder. Sie Argern sich immer wieder über das ewige Gedenken. Arger steht ihnen im Wege. Sie zeigen auch wenig Offenheit und verdrängen die Situation. Sie zeigen auch keinen Lernprozess. Sie ärgern sich über die Vergangenheit und haben klare politische Ziele und Absichten, sie wollen ihre Zukunft planen und die Partei aufbauen.
Moderator:
Gibt es Unterschiede zwischen der deutschen und der schweizerischen rechten Szene ?
Gäste:
In der Schweiz gibt es keine Generation welche zum Teil die Szene unterstützt. In der Schweiz gibt es auch keine politisch rechte Partei wie die NPD in Deutschland. In der Schweiz gibt es weniger Handlungsmöglichkeiten, darum pilgern viele an Veranstaltungen in Deutschland.
Moderator:
Was kann ich in der Bevölkerung gegen diese Unsicherheit in der Bevölkerung machen ? Wie kann ich auf die rechte Szenen reagieren ?
Gäste:
Die Thematik an den verschiedensten Orten diskutieren und immer einen festen Standpunkt der Szene gegenüber vertreten. Bei sehr jungen Einsteigern können meistens Gespräche wieder zu einem frühen Ausstieg beitragen. Der Grund für einen Beitritt ist zum Teil die Attraktivität dieser Szene. Schnell sollten in der Öffentlichkeit Führer und Leiter rechter Gruppierungen namentlich genannt werden damit die Bevölkerung informiert ist.
2.2. Warum handeln Jugendliche Rassistisch?
"Rechtsextremismus und Rassismus mit all den Vorstellungen von Ungleichwertigkeit von Menschen je nach Herkunft und Aussehen () werden nicht durch jugendliche Gewalttäter, sondern weit eher durch erwachsene Biedermänner und Nadelstreifenrassisten verbreitet und hoffähiger gemacht " (Krafeld 1992)
Die Medien haben in der letzten Zeit oft über fremdenfeindliche Krawalle, Brandanschläge gegen Asylunterkünfte, Mord und Totschlag gegen Ausländer berichtet. Dabei war rasch erkennbar, dass es vor allem Jugendliche waren, welche solche Gewalttaten ausübten. Erhärtet wird dieser Eindruck auch durch die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der fremdenfeindlichen Tatverdächtigen höchstens 20 Jahre alt sind.
Wir möchten dies mit Hilfe von (zumeist deutscher) Jugendforschung zum Thema Rechtsradikalismus überprüfen.
2.2.1. Alltagstheorien
Zum Thema rechtsradikaler und fremdenfeindlicher Gewalttaten Jugendlicher, hört man bei Durchschnittsbürger oftmals ähnlich, plausible Erklärungen. Stellt man diese plausiblen Alltagstheorien jedoch den neusten Resultaten der deutschen Jugendforschung entgegen, wird klar, dass die Ursachen weitaus komplexer sind.
AlltagstheorienRechtsextreme Jugendliche leiden besonders stark unter der Jugendarbeitslosigkeit. Schuld ist die zunehmend Überfremdung und die damit verbundene Konkurrenz am Arbeitsplatz. Rechtsextreme Jugendliche kommen aus kaputten Familienverhältnissen. Das sind Jugendliche aus unteren Schichten. Das sind Jugendliche, welche in anonymen Wohnungszentren leben. Die entscheidende politische Beeinflussung kommt von den Eltern. |
JugendforschungDie formale Integration Jugendlicher in der Arbeitswelt erklärt weder Entstehung noch Rückgang von Rechtsradikalismus. Wäre es so, wären junge Frauen viel mehr zum Rechtsradikalismus geneigt als junge Männer, da junge Frauen mehr von der Arbeitslosigkeit betroffen sind als Männer. Z. B. in den neuen Bundesländern fühlen sich 50% der Jugendlichen durch Ausländer gestört, bei einem Ausländeranteil von etwa 1%! Nicht die formelle Vollständigkeit der Familie ist entscheidend, sondern viel mehr die "innere" Qualität. Diese ist wichtig für eine verlässliche Milieuunterstützung und ein angstfreies Klima. Fremdenfeindlichkeit kommt in allen sozialen Schichten vor. Aus dem mittelständischen Milieu stammen jedoch die meisten rechtsextremen Straftäter. Zwischen der Zufriedenheit mit der Wohnsituation und dem Hass gegenüber Fremden gibt es keine direkten Zusammenhänge. Die politische Beeinflussung durch die Eltern ist in der Altersphase der Siebzehn- bis Zwanzigjährigen gering. Auch schon nur durch die gering politische Gesprächsdichte in den meistem Familien. |
Wie rechtsextreme Jugendliche sich selbst und die Motivation ihres Handelns und Denkens sehen, soll hier mit Hilfe von einigen Stichworten aus Berichten von Jugend- und Sozialarbeitern gezeigt werden.
Sie glauben aus Notwehr zu handeln, da der Staat (Polizei) nicht für genügen Ordnung sorgt.
Sie sehen viele feindliche Gruppierungen in ihrer Umgebung, fühlen sich von ihnen bedroht und glauben, sich behaupten zu müssen.
Sie halten Gewalt für eine normale Aktionsform zur Regelung von Konflikten.
Sie sehen eine bevorstehende Katastrophe für die Nation (Asylantenschwemme, )
Sie glauben sie seien die "Buhmänner " und würden für alle Vorkommnisse und Beschädigungen in der Gegend verantwortlich gemacht werden.
Sie sehen sich als Kämpfer für eine gerechte Sache.
Merkmale:
Dem Selbstbild der rechtsextremen Jugendlichen steht das Bild gegenüber, dass sie gegen aussen vermitteln. In der Jugendforschung gelten folgende Merkmale als typisch für rechtsextreme Jugendliche:
- ausgeprägte Tendenz zum Denken in Feindbildern.
- mangelnde Differenzierungsfähigkeit
Anfälligkeit für einfache und "starke" Parolen.
Geringe Diskussionsbereitschaft.
Neigung, die eigene und die gesellschaftliche Situation mittels einfacher Erklärung zu interpretieren.
Teilweise diffuses rechtes Weltbild, teilweise unpolitisch.
Leiden unter Vereinzelung und haben wenig echte Unterstützung von der Familie und von Gleichaltrigen.
Sie sind kaum Arbeitslos, da sie nicht als "arbeitsscheu" gelten wollen.
Vermissen eine verbindliche Männerrolle (Identitätskrise)
2.2.3. Soziale Herkunft und Bildung
Untersuchungen haben gezeigt, dass fremdenfeindliche Einstellungen in allen sozialen Schichten anzutreffen sind. Aussagekräftiger als die Schichtzugehörigkeit ist das Bildungsniveau. Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass unter Rechtsextremisten überdurchschnittlich viele Hauptschulabsolventen (Primarschüler) zu finden sind. Demgegenüber zeigen Jugendliche mit einem höheren Bildungsniveau weniger Neigung zum Rechtsextremismus. Hierfür gibt es zwei mögliche Deutungen:
Eine Person mit höherer Bildung geht mit grösserem Reflexions- und Differenzierungsvermögen und damit auch mit grösserer Toleranz gegenüber anderen Völkern und Kulturen die ganze Problematik an.
Jugendliche mit einer höheren Bildungsstufe verstehen es, bei Befragungen zum Thema Rassismus ihre Einstellung "geschickter" und damit auch "versteckter" darzustellen..
Beide Thesen schliessen einander nicht aus, sondern laufen viel eher parallel zueinander.
Arbeitsplatz:
Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass die verbreitete These, wonach vor allem Jugendliche ohne gesicherte Arbeitsstelle zu Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit neigen, nicht stimmt! Zwar begründen Jugendliche selber ihre Ausländerfeindlichkeit häufig durch die Konkurrenz am Arbeitsplatz, doch es ist nicht so, dass die gelieferte Erklärung mit der Realen Erfahrung übereinstimmen muss.
Sicherlich gibt es daneben auch Rechtsradikalismus bei Jugendlichen, die ohne Arbeitsplatz da stehen und dies "Schuld" den Ausländern, Asylanten und Flüchtlingen zuschieben.
Zwischen benachteiligten und nicht benachteiligten rechtsextremen Jugendlichen gibt es eine Gemeinsamkeit: Beide befürchten, etwas mit dem Anderen, dem Fremden teilen zu müssen. Die Einen etwas bereites real Erworbenes, die Andern etwas Erhofftes.
2.2.4. Erklärungsansätze für jugendliche Rechtsextreme:
Die Ursachen von rechtsextremistischen Einstellungen Jugendlicher liegen sowohl in der inneren Entwicklung junger Menschen, als auch in den soziokulturellen Bedingungen, innerhalb deren sie aufwachsen. Zwischen beiden Bereichen besteht eine enge Beziehung.
Sozialisation kann beschrieben werden als Teil des Verarbeitungsprozesses von Erfahrungen einer Person. Das Individuum verhält sich gegenüber der umgebenden Realität teils aktiv gestaltend, teils ausweichend oder selektiv suchend, teils passiv hinnehmend. Als Folge dieser Verarbeitung verändert sich sowohl die reale Situation des Individuums als auch das Individuum selber.
In der heutigen Zeit sind wir so weit, dass:
bereits in der Schule die Tendenz zur individuellen Abschottung gefördert wird
wir in "Schlafdörfern" ohne echte Dorfgemeinschaft aufwachsen
wir, durch die kontinuierliche Senkung der Erwerbszeit, neue Freiräume erhalten, die wir erst wider sinnvoll gestalten müssen.
Die oben beschriebene Individualisierung ermöglicht einerseits die Verfügbarkeit über eigenes Geld, eigene Wohnung, eigene Freizeit und bringt zudem dem Einzelnen auch die Chance zu Selbstfindungs- und Reflexionsprozessen. Dem steht aber gegenüber, dass die harten Selektionsprozesse in der heutigen Arbeitswelt individuell bewältigt werden müssen und der Lebensweg nicht wie früher mit einer Gruppe zusammenfällt. Wer demnach an einem Mangel an sozialer Einbindung leidet, wird Wege suchen, die Vereinzelung mit neuen Gemeinschaftskonstrukten zu kompensieren. Der Anschluss an eine rechtsextremistische Gruppierung ist in dieser Hinsicht eine von zahlreichen Möglichkeiten, um in einer Gemeinschaft aufzugehen, die ihren Mitgliedern eine soziale Heimat bieten.
Die Entwicklungspsychologie hat aufgezeigt, dass sich im Verlauf des Jugendalters die kognitiven (die Vernunft betreffenden) Strukturen quantitativ, vor allem aber auch qualitativ entwickeln. Jugendliche eignen sich mehr und mehr die Fähigkeiten an, über konkret Gegebenes hinaus zudenken, Hypothesen zu bilden und zu testen, neue Perspektiven zu suchen - Allgemein gesprochen geht es um die Zunahme der Differenzierungsfähigkeit, die bewirkt, dass pauschale Eigenschaftszuschreibungen abnehmen und das Verhaltensinventar insgesamt flexibler wird. Da Rassismus und Fremdenfeindlichkeit oftmals auf Vorurteile und Stereotypen beruhen, könnte der Schluss gezogen werden: Jugendliche sind besonders anfällig für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, da ihre Differenzierungsfähigkeit noch nicht genügend stark entwickelt ist. Ein solche Schluss ist aber wissenschaftlich nicht abgestützt. Und widerspricht den Erfahrungen: Vorurteile und Stereotypen finden sich bei Erwachsenen mindestens so häufig wie bei Jugendlichen.
2.2.5. Das Argument der "falschen Erziehung"
Untersuchungen haben gezeigt, dass rechtsextreme Gewalttäter angesichts ihrer Tat häufig keine Gewissensbisse haben, es ihnen also an internen moralischen Barrieren mangelt. Daher ist es verlockend, einen Zusammenhang zwischen der Erziehung und der politischen Einstellung, in diesem Fall der Neigung zum Rechtsextremismus, herzustellen. Gestützt würde eine solche Annahme durch die Feststellung, dass die familiären Hintergründe rechtsradikaler Jugendlicher verblüffende Ahnlichkeiten aufwiesen: autoritäre Vaterpersönlichkeit und schwache oder indifferente Mutter. Autoritäre Erziehung schafft autoritäre Charaktere, die für die äussere Steuerung leicht verfügbar sind, weil autonome innere Orientierungen und Hemmungen fehlen. Allerdings ist die väterliche Dominanz nur gepaart mit eine besonders unglücklichen Kindheit massgebend für eine rechtsextreme Entwicklung.
Umgekehrt kann man auch argumentieren, dass eine zuwenig autoritäre Erziehung zu einer Zunahme der jugendlichen Rechtsextremismus führt. Als Schlagwort war die "antiautoritäre Erziehung" bei der 68er Generation hoch im Kurs. Rein zeitlich gesehen sind es die Kinder dieser Generation, die nun an der Schwelle zur Erwachsenenwelt stehen. Daher kann man auf die Idee kommen, den heutige Rechtsextremismus als Frucht der antiautoritären Erziehung zu sehen. Der Vorwurf ist insofern unberechtigt, da nur in kleinen Experimentierfeldern antiautoritäre Erziehung im eigentlichen Sinn praktiziert wurde.
2.2.6. Rechtsradikalismus - ein Jugendproblem?
Es ist fragwürdig, wegen der grossen Zahl jugendlicher Täter von einem Jugendproblem zu sprechen. Nur eine kleiner Teil der Jugendlichen übt Gewalt aus. Untersuchungen zeigen, dass die Jugendlichen insgesamt viel toleranter gegen Ausländer eingestellt sind als Erwachsene.
Jugendliche gestalten noch kaum selber die Gesellschaft, sie agieren innerhalb der von ihnen vorgefundenen Verhältnissen in einem gesellschaftlichen Umfeld und in einer politischen Atmosphäre, die vorwiegend von Erwachsenen geprägt worden ist. Besonders deutlich wurde dies zum Beispiel bei den Krawallen in Hoyerwerda (Deutschland, September 1991). Damals stürmte eine Gruppe Jugendlicher ein Asylantenheim und setzten es in Brand - unter dem Beifall zuschauender Erwachsener.
2.3. Welche Ziele haben rechtsextreme Gruppen ?
Rechtsextreme Gruppen haben immer noch die gleichen Ziele welche Adolf Hitler vor dem 2.Weltkrieg der Hitler Jugend beauftragt hatte. Auf dem Internet habe ich über 100 Adressen von rechtsextremen Gruppen gefunden welche ihre Homepages dort veröffentlichen. Hier eine Zusammenfassung der Ziele der Jungen Nationaldemokraten (JN) lanciert von der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD) und auf ihrer Homepage auf dem Internet zu finden sind (www.npd.net).
Die JN ist ein neuer Typ mit einer revolutionären Ausrichtung, streng organisiert, auf Disziplin bedacht. Diese Weltanschauliche geschlossene Jugendbewegung fordert von seinen Mitgliedern einen hohen Einsatz- und Opferbereitschaft. Wir wollen die Mehrheit der Jugend überzeugen, dass es Alternativen zum herrschenden System gibt. Nur so können unsrer politischen Ansichten in Zukunft in die Realität umgesetzt werden. Um die Mehrheit unter der Jugend zu erreichen müssen wir Stützpunkte und Verbände in allen Landesteilen gründen und organisieren. Durch landesweite Schulungen wird unseren Mitgliedern und Aktivisten das politische Rüstzeug für die Basisarbeit vermittelt.
Die Auswahl unserer Kameraden erfolgt unter einem strengen Massstab.
"Spiessbürger und Standesdünkel haben bei uns nichts zu suchen."
Eine intensive Kameradschaft ist Voraussetzung für ein gemeinschaftliches Miteinander.
Wir kämpfen gegen das bürgerliche Besitzdenken und lassen uns nicht von Geld, Konsum und Wohlstand leiten.
Die JN steht in der Tradition der Deutschen Jugendbewegung und heute wollen wir der Kern einer neuen nationalen Bewegung sein indem unser Geist von Offenheit geprägt ist.
JN Aktivisten haben sich wie politische Soldaten zu verhalten.
"Egoistische Konsumidioten, Fetischisten und Mitläufercharaktere werden sicherlich schlucken, wenn wir betonen, dass wir Idealismus, Verantwortungsbewusstsein, fortwährende und konstante persönliche Opfer- und Leistungsbereitschaft, Kameradschaft und die Fähigkeit zum Mitdenken von jedem Mitstreiter fordern"
"Eine Welt, in der jedes Volk in seinen eigenen, unabhängigen, freien und selbstbestimmten Staat lebt, ist das Idealziel eines jeden Nationalisten."
Nur die Nation verkörpert die Freiheit wo der Wille zur Selbstbehauptung und Selbstverwirklichung da ist.
Gezielte öffentliche provokative Protestaktionen, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen (Kundgebungen, Demonstrationen)
Herausgabe verschiedener Schüler- und Jugendmagazine
Ausrichtungen traditioneller Feiern und Gedenkveranstaltungen
Mit unserem jugendpolitischen Konzept streben wir die Politisierung der deutschen Jugend an
3.1. Das Interview mit einem Integrationslehrer
Unser Interview machten wir mit Matthias Hügli einem 28 Jahre alten Primarlehrer, welcher vor 6 Jahren die Seminarausbildung abgeschlossen hat.
Wo und wie lange hast du unterrichtet ?
Ich habe während 1 ½ Jahren an einer Integrationsklasse (KFF) in Burgdorf unterrichtet. Diese Stelle habe ich mit einer Kollegin geteilt, also war es eine 50% Stelle. Während dieser Zeit in Burgdorf habe ich nach einem halben Jahr das Schulhaus gewechselt, da die Integrationsklasse verlegt wurde. Ich unterrichtet ausschliesslich das Fach Deutsch (14 Lektionen pro Woche), wo konsequent deutsch gesprochen wurde.
Welche verschiedenen Altersstufen hast du unterrichtet?
Zu meiner Klasse zählten SchülerInnen von der ersten bis zur neunten Klasse.
Anzahl der Schüler in der Klasse und Nationalitäten ?
Es waren immer zwischen 8 - 10 SchülerInnen in meiner Klasse. Die Klasse war nur im Deutschunterricht bei mir, während sie die anderen Fächer wie Mathematik, Turnen, Werken in ihrer "eigenen" Klasse besuchten. Sie besuchten die Integrationsklasse
1 Jahr und wechselten dann zum Teil fliessend in ihre "normale" Klasse. In meiner Klasse waren die 4 Nationen Brasilien, Kosovo - Albanien, Mazedonien und Iran vertreten. Der Grund für ihre Einwanderung war entweder die Flucht aus einem Kriegsgebiet, wo sie auf abenteuerlichen Wegen in die Schweiz gelangt sind oder auch eine Heirat von ihren Eltern.
Am Anfang waren alle Schüler und die Lehrer einander fremd. Zum Teil konnten sie kein einziges Wort deutsch. Die Verständigung lief über "Hand und Fuss". Die verschiedenen Mentalitäten äusserten sich in ihren verschiedenen Feiertagen. Doch es spielte nie eine grosse Rolle aus welchem Land die SchülerInnen kamen. Jeder wurde akzeptiert.
Das Thema Rassismus haben wir im Unterricht nie bearbeitet, da es nie aktuell war. Unser Hauptthema war "Fremd sein in der Schweiz". Wichtige Fragen wurden bearbeitet, wie zum Beispiel: Wo ist die Post, Wie kaufe ich ein, wo ist der Bahnhof, wie löse ich die Probleme mit den täglichen Bedürfnissen. Somit fand ein grosser Teil unseres Unterricht nicht im Schulzimmer sondern draussen statt. Die Jugendlichen planen hier in der Schweiz zu bleiben, hier aufzuwachsen, eine Lehre zu machen und dazu diente der Integrationsunterricht als kleine Einführung in das Schweizer Leben.
War eine Abgrenzung oder eine Integration der ausländischen Schülern in der Schule spürbar und wie hat sie sich geäussert ?
Da die Schüler nur ein Jahr in der Integrationsklasse waren, gab es zwar keine grossen Probleme im Schulzimmer, aber auf dem Pausenplatz fand zum Beispiel keine grosse Integration statt. Es gab kleinere Probleme mit Albanern welche sich "Scharmützel" mit anderen Jugendlich leisteten, nur hätten das genauso gut auch schweizer Jugendliche sein können. Ich glaube zum Teil war die Sprachbarriere von Schweizer und Ausländer einfach zu gross.
Ich war nicht so oft im Lehrerzimmer, da ich mich meistens mit Gesprächen in meiner Klasse und auf dem Pausenplatz beschäftigte. Im Lehrerzimmer war Rassismus kein Thema. Mit den Lehrern, welche meine SchülerInnen unterrichteten hat ich einen sehr guten und intensiven Kontakt und es stellte sich heraus, das die Jugendlichen sehr gut in den "normalen" Unterricht integriert wurden.
Hatten die Schüler eine Chance auf eine Lehrstelle nach der Schule ?
Die wenigen Schüler, welche ich in der neunten Klasse betreute machten als Anschluss noch ein 10. Schuljahr. Nicht dass sie noch nicht reif genug für eine Lehrstelle gewesen wären, aber die Chancen für noch erweiterte Deutschkenntnisse zu erreichen und bessere Aussichten für eine Lehrstelle war nach einem Zusatzjahr da. Ich glaube auf schweizer Baustellen arbeiten zum Teil Arbeiter, die weniger Deutschkenntnisse haben als meine SchülerInnen. In der Regel gab es auch SchülerInnen, welche ein Jahr repetierten.
Ich habe keine Vorurteile gegenüber Ausländer. Ich hatte schon in Russland Deutsch unterrichtet und hatte schon Erfahrung mit fremdsprachigen Jugendlichen. In der Schweiz wollte ich nicht mehr an einer "normalen" Schule unterrichten.
Da das Thema Rassismus nicht im Unterricht vorkam, wurde ich mit ihm auch nicht konfrontiert. Ich glaube auch, dass das Thema Rassismus von den Medien im Moment zu stark präsent ist. In den Schulen und bei den Schülern ist es jedoch momentan noch kein Problem. Natürlich gibt es verschiedenste Gewalt an den Schulen, doch darf man das nicht immer auf den Rassismus zurückführen.
Wie bist du die neue Stelle als Integrationslehrer angegangen ? Hoffnungen/Befürchtungen
Befürchtungen hatte ich keine. Ich habe mich auf die Stelle sehr gefreut. Mir gefiel es, wie "ins kalte Wasser geschossen zu werden".
Auf jeden Fall würde ich sofort wieder so eine Stelle annehmen. In Burgdorf wurde leider eine Klasse von zwei Klassen gestrichen, da die Nachfrage nicht mehr vorhanden war.
Am Anfang waren die SchülerInnen sehr verschieden. Es gab Einige die sind aufgestanden, wenn ich am Morgen ins Schulzimmer trat, Andere machten ihre Hausaufgaben sehr unseriös. Doch haben sie sich mit der Zeit alle an das schweizerische Schulsystem gewöhnt.
Tips für andere Lehrer.
Wenn man den Mut hat, sollte man auf jeden Fall einmal eine solche Integrationsklasse unterrichten. Das Lehrer - Schüler - Verhältnis ist völlig anders aufgebaut als in der Primarschule. Der Lehrer muss bereit sein konsequent deutsch zu sprechen. Andere Sprachkenntnisse bringen einem als Lehrer eigentlich nichts. Das Problem Immigration sollte auf keinen Fall tabuisiert werden.
Schildere 2 Situationen aus dem Schulalltag im Bezug auf Ausländerkinder. Positiv oder negativ.
Ich habe viele positive Erfahrungen gesammelt.
Du erarbeitest etwas Neues mit den Schülern zusammen. Du stehst wie auf der gleichen Ebene mit den Schülern. Als Lehrer bist du der Berater für die Schüler. Du arbeitest in einer Gruppe von Leuten und gemeinsam wollen alle etwas erreichen. Somit hast du mit den Jugendlichen andauernd Erfolgserlebnisse.
Mich hat es erstaunt wie schnell die Jugendlichen, vor allem die Jüngeren, sehr schnell Deutsch gelernt haben. Da sie doch alle eine verschiedene Vergangenheit, zum Teil nicht gerade eine einfache, hatten, waren sie immer zum Lernen bereit und haben im Unterricht interessiert mitgemacht.
Es ist wichtig Ausländerkinder so schnell wie möglich in unsere Gesellschaft einzubinden. Das scheint mir kein Problem. Von mir aus könnten noch viel mehr Ausländer in die Schweiz einwandern.
3.2. Schülerumfrage: "Fremd sein - Fremdenfeindlichkeit"
Um mehr über Rassismus in der Schule und der Befindlichkeit von Ausländern hier in der Schweiz zu erfahren, haben wir eine Umfrage gemacht.
Die Schulumfrage ist während meiner Tätigkeit im Seminar NMS 1998 in Bern zustande gekommen. Die Schulumfrage machte ich mit einer Kollegin in der Primarschule Brunnmatt in Bern, während eines Praktikums in einer 7. Klasse im Fach Psychologie.
Rassismus ist in der Schule kein grosses Thema. Nach Aussagen von Schülern sind den meisten Schülern schon Konflikte zwischen Schweizern und Ausländern aufgefallen, jedoch gibt es an ihrer Schule keine grossen Probleme mit dem Thema Rassismus. Gewalt an der Schule war schon immer ein Problem aber muss nicht unbedingt auf Rechtsextremismus übertragen werden.
3.3. Wie kann das Thema Rassismus bekämpft werden ?
3.3.1. Was sich nicht bewährt hat
+Informationen durch Frontalunterricht im Unterricht, da rassistischen und fremdenfeindliche Vorurteile von Jugendlichen ohne eine grosse Aufnahmebereitschaft und Offenheit nicht abgebaut werden können.
+Videos und Photos zum thematisieren und einschüchtern von Jugendlichen führt zu keiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus. Es zeigt auf längere Zeit gesehen keine Wirkung.
+Diskussionen mit einzelnen Ausländern führt zu keinem Abbau von Fremdenfeindlichkeit, da die Person als Individuum gesehen wird und die Ausländer als Menge immer noch abwärtig bewertet werden kann.
+Informationsveranstaltungen werden von engagierten Jugendlichen besucht, während jugendliche Rechte fernbleiben oder es sogar als Provokation deuten.
3.3.2. Die Schule ohne Rassismus
Rassismus entwickelt sich oft dort, wo Menschen in ihren Gefühlen blockiert und kaum noch erreicht werden können; Argumente sind hier oft hilflos. Die Herstellung von vertrauten Beziehungen und sozialer Gerechtigkeit verhindert Hass. Die aktive Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen ist Teil einer 'SCHULE OHNE RASSISMUS" welche in jedem Fach seinen Stellenwert haben sollte.
Einstellungen sind Reflexionen über das tägliche Leben, die es uns erleichtern, wiederkehrende Ereignisse leichter vorauszusehen, einzuschätzen und zu bewältigen. Zuerst müssen die Einstellungen der Jugendlichen analysieren werden. Oftmals reicht nur eine Diskussion über ein gewisses Thema nicht, um sich über seine Einstellung klar zu werden. Um seine Einstellung dem rassistischen Gedankengut zu überprüfen und vielleicht auch besser kennenzulernen braucht es Rollenspiele und Planspiele (Interaktions Spiele), in welchen Jugendliche Rollen (z.B. eines Ausländers) übernehmen und vertreten müssen. Durch das Handeln in den verschiedenen Situationen wird den Jugendlichen klar, welche Wahrnehmung sie haben und welche Meinungen sie vertreten. In den Reflexionen über den Verlauf der Rollenspiele können Vorurteile abgebaut werden. Das Gespräch mit rechtsextremen Jugendlichen kann nicht direkt gesucht werden. Dafür braucht es zuerst ein gemeinsames handlungsorientiertes Projekt welches realisiert wird, wo eine Beziehung aufgebaut werden kann. Erst nach einer gemeinsamen positiven Wertung des Projektbeginns (sich persönlich etwas zutrauen können, gemeinsam ein Erfolgserlebnis anstreben und erreichen..) können Diskussionen über das eigentliche Thema eingeführt werden.
Analyse von handlungsorientierten Unterricht
Die heutigen Erlebnismöglichkeiten sind weitaus eingeschränkter als früher. Wer in einer Grossstadt aufwächst hat keinen grossen Spielraum mehr wo er Tätigkeiten ausüben kann, welche ihn zu einem Erfolgserlebnis führen. Vor allem das Fernsehen und die Videospiele lassen grundlegende Bedürfnisse des Menschen unbefriedigt. Durch diese eingeschränkte Handlungsmöglichkeit der Jugendlichen. Wichtig ist es, dass den Jugendlichen Verantwortung übergeben wird.
Hier einige Typs für handlungsorientierten Unterricht:
- Der Film "Der Schwarzfahrer" ansehen und diskutieren
- Interaktions - Spiele erfahren (IA-Spiele)
- Ein Theaterstück mit der Thematik Rassismus einstudieren und aufführen
- Mit Kindern von Asylbewerbern einen Bastelnachmittag organisieren
- Eine Multikulturellewoche / Projektwoche veranstalten
- Einen Austausch mit einer Ausländerschule machen
- Einen Wettbewerb mit anderen Schulen durchführen
- Eine Ausstellung präsentieren "Wie sieht ein Ausländer die Schweiz"
- Ein Video über rassistische Einstellungen drehen
- Eine Ausländergruppe für eine Präsentation ihres Landes einladen
- Ein Buch auflegen, wo jeder Schüler seine Meinung über Rassismus eintragen kann
Analyse der Gewissensbildung
Eine autoritäre Erziehung, welche auf Strafen und Belohnen ausgerichtet ist und die geforderte Unterordnung der Autorität gegenüber festlegt, führt zur Bildung eines Ich-Fremden Gewisses. Ich selber und die Mitmenschen erleben sich nicht mehr auf der Gefühlsebene sondern in einem Rollenwesen.
Jugendlichen müssen kritische Einsichten gewinnen. Erziehung sollte dem Kind Selbstvertrauen geben und die Mitmenschen nicht als Bedrohung und Gefahr darstellen. Durch die gegenseitige Achtung von Schüler und Lehrer wird im Kind das Bedürfnis hervorgerufen, den anderen so zu behandeln, wie es selber behandelt werden möchte. Das Kind wird durch diese Erziehung seine Umwelt und seine Mitmenschen genauso beachten. Es wird Situationen in seiner Nähe und auch in der weiteren Umgebung analysieren, überdenken positiv und negativ werten und sie mit seinem Gewissen vergleichen.
Analyse der Objektivität
Erziehung sollte auch Bildung zur Objektivität beinhalten. Mit den Schülern sollten im Unterricht bei auftretenden Problemen immer mehrere Lösungswege herausgefunden und erprobt werden. Der Lehrer sollte Kritik zulassen und sich immer wieder mit den Schülern auf Auseinandersetzungen und Diskussionen einlassen. "Unter der traditionellen Sicht auf den "Jugendlichen als einen noch unfertigen "grossen" Menschen vermochten die Erwachsenen weder die Art und Weise, wie die Jugendlichen die Welt sehen, als gleichwertig anzuerkennen und zu würdigen , noch die Gefühle von Kindern, vor allem den Kummer, die Angst, die Verzweiflung angesichts ihrer aktuellen Probleme ernst zu nehmen, eben: Jugendliche als "Seiende" wahrzunehmen, und nicht als "Werdende", die noch nicht mit dem Ernst des Lebens konfrontiert sind." (Vgl. Rotthaus, 2000)
Durch eine Falsch/richtig Aussage des Lehrer können die Schüler keine Differenzierungsmöglichkeit erlernen.
Analyse der Konfrontation mit rechtsradikalen Jugendlichen
Bei rassistischen Problemen (z. B. rechtsextremen Ausserungen) sollte man die Auseinandersetzung nicht scheuen. Auch wenn die rechtsradikalen Jugendlichen im ersten Augenblick Angst einjagen sollte ein Gespräch geführt werden, ein streitbares Gespräch. Es ist wichtig, seine Angst einzugestehen aber doch den Mut aufzubringen mit den Jugendlichen zu sprechen. Meistens sind sie sehr beziehungshungrig, warten sogar darauf, dass jemand sie ernst nimmt und mit ihnen streitet. Manchmal gelingt es, Erfahrungen zu teilen, Erfahrung über die Ungerechtigkeit in dieser Welt. So ein Gespräch ist sehr anstrengend. Es ist viel anstrengender, als wenn man seine Seite vertritt aber auch anstrengender als zuzusehen (wegzusehen).
4.1. Literaturverzeichnis
Adorno T.W. :Jargon der Eigentlichkeit, Ffm. 1964
Aegerter, R/Nezel, I. :Sachbuch Rassismus, Pestalozzianum Verlag Zürich (1996)
Freud, S. :Jenseits des Lustprinzips. In: Studienausgabe, Bd 4. Frankfurt a.M. Fischer (1920)
- Freud, S. :Das Unheimliche. In: Studienausgabe, Bd 4. Frankfurt a.M. Fischer (1919)
Krafeld, F.J. :Eskalation der Gewalt gegen Ausländer - und was tun?, Deutsche Jugend, Heft11, Weinheim : Juventa (S. 500-502)
Mecheril, P./Theo, T. :Psychologie und Rassismus, Reinbeck b.H. Rowohlt (1997)
Orkunoglu, Y. :Referat auf der Klausurtagung der LAG in Fulda (1999)
Rommelspacher B. (1997). Psychologische Erklärungsmuster zum Rassismus. In P. Mecheril & T. Teo (Hrsg), Psychologie und Rassismus (S.153-172). Reinbek b. H. Rowohlt.
Rotthaus, W. :Wozu erziehen, Carl-Auer System-Verlag, Heidelberg 2000
Terkessidis, M. :Psych. des Rassismus. Westdeutscher Vrlg, Opladen/Wiesbaden (1998)
4.2. Zusammenfassung
"Rechtsextremismus und Rassismus mit all den Vorstellungen von Ungleichwertigkeit von Menschen je nach Herkunft und Aussehen () werden nicht durch jugendliche Gewalttäter, sondern weit eher durch erwachsene Biedermänner und Nadelstreifenrassisten verbreitet und hoffähig gemacht"
(Krafeld 1992)
Rassismus ist eine, bis heute wirkende Haltung und Ideologie, welche auf soziale, politische und ökologische Ungleichheiten in der Bevölkerung hinweist. Die eigene Rassen wird als überlegen empfunden, während andere kulturelle oder gesellschaftliche Gruppen als minderwertig zu gelten haben.
Schon in den Anfängen der Menschheit entwickelten sich verschiedene Arten von Diskriminierungen. Man unterscheidete bald einmal zwischen "wir" und "die Andern".
Nach dem 2. Weltkrieg dachte man, dass der Rassismus verschwunden sei. Doch er unterzog sich nur einem Wandel!
Zum Thema Auschwitz meinte ein junger Nazi: "Wenn es Vergasungen von Menschen wirklich gegeben hat, bedeutet das für mich selber, dass ich weiter Nationalsozialist bleiben kann, denn es heisst ja nicht, dass auch ich Menschen vergasen möchte. Wir müssen in die Zukunft schauen und nicht immer der Vergangenheit nachtrauern!"
Junge Rechtsextreme sehen viele feindliche Gruppierungen in ihrer Umgebung und fühlen sich von ihnen bedroht. Sie glauben ihr Gewaltakte seien eine normale Form zur Regelung von Konflikten.
Es ist jedoch fragwürdig wegen der grossen Anzahl jugendlicher Täter von einem Jugendproblem zu sprechen. Denn nur ein kleine Teil der Jugendlichen übt Gewalt aus. Untersuchungen haben gezeigt, das Jugendliche insgesamt viel toleranter gegen Ausländer eingestellt sind als Erwachsene.
Eine Schulumfrage hat auch gezeigt, dass Rassismus in der Schule kein grosses Thema ist. Dennoch finden wir es wichtig, dieses Thema im Unterricht mit den SchülerInnen zu bearbeiten und ihnen die Möglichkeit zur Reflexion zu geben.
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