Die Entstehung der Parteien
Die meisten unserer heutigen Parteien sind aus den politischen Strömungen des 19.Jahrhunderts entstanden oder haben zumindest den Großteil der Grundsätze dieser Strömungen übernommen.
Der Liberalismus war anfangs die politische Bewegung des Bürgertums. Die Liberalen wollten eine größtmögliche Freiheit jedes Menschen verwirklichen. Ihre Hauptforderungen waren daher: Freiheit der Person und Freiheit des Eigentums.
Der Einfluss des Staates sollte so gering wie möglich gehalten werden. Seine Aufgaben sollten sich auf Verteidigung gegen außen, Schutz des Privateigentums und Verbrechensbekämpfung beschränken Nachtwächterstaat.
Auch in der Wirtschaft (freie Marktwirtschaft) hatte der Staat nichts mitzureden.
Weiters forderten die Liberalen eine strikte Trennung von Staat und Kirche, wollten Pressefreiheit.
Das liberale Gesellschaftssystem sollte eine Karriere vom "Schuhputzer zum Millionär" ermöglichen, doch der Grundsatz "laissez faire, laissez aller" bedeutete eine Bevorzugung der Stärkeren und eine Benachteiligung der Schwachen.
Ursprünge:
Die Ursprünge des Liberalismus liegen in England, Frankreich und den USA.
Der Brite Jon Locke trat für die Gewaltenteilung und das Recht auf Eigentum ein.
Adam Smith gab eine Darstellung der wirtschaftlichen Grundsätze des Liberalismus, er galt als Vater der Wirtschaftsliberalismus.
Der Franzose Auguste Comte entwickelte den Positivismus.
Die liberalen Ideen wurden erstmals in der Unabhängigkeitserklärung von 1776 in den USA durchgesetzt. Erst danach in Europa England (Manchester), später in D-land und Ö-reich.
Ende des 19.Jhdts. vertrat die deutschnationale Bewegung die Ideen des Liberalismus.
In der 1.Republik übernahmen die Großdeutsche Volkspartei und der Landbund die alten liberalen Ideen.
In der 2.Republik vertritt die FPÖ bzw. das 1993 gegründete LIF den Liberalismus, wobei auch SPÖ und ÖVP Grundgedanken des Liberalismus vertreten.
Der Nationalismus ist eine Bewegung, die in der Nation den höchsten politischen Wert sieht.
Nation = Großgruppe von Menschen mit gemeinsamen Eigenschaften
Das Ziel der Nationalisten war ein eigener, souveräner Staat (Nationalstaat), indem die Freiheit der Einzelperson von der Freiheit des gesamten Staatsvolkes abhängt.
Die Liebe zum Vaterland (Patriotismus) wurde im Nationalismus ebenfalls gefördert.
Im 18. Jhdt. War der Nationalismus in Europa noch schwach ausgeprägt, er erlangte erst später mehr Bedeutung.
Träger des Nationalismus waren anfangs vor allem das Bildungsbürgertum. Aber auch das Besitzbürgertum hing dem Nationalismus an.
Der Nationalstaat stellte das benötigte, große einheitliche Wirtschaftsgebiet dar.
Erst später wurden auch die Landbevölkerung und die Arbeiterschaft Anhänger des Nationalismus.
In der Zeit des Imperialismus wurde der Nationalismus zur geistigen Grundlage der Herrschaft der eigenen Nation über andere Völker. Diesen (übersteigerten) Nationalismus bezeichnet man in England als "Jingoism" und in Frankreich als "Chauvinisme".
Der Pangermanismus oder das Großdeutschtum verlangte die Vereinigung aller Deutschsprachigen in einem Staat.
Um 1900 wurde der Nationalismus immer stärker rassistisch begründet und wurde schließlich im 20. Jahrhundert zur zentralen geistlichen Grundlage der faschistischen Bewegungen.
Der Nationalismus hat zum Ende von Unterdrückung und Fremdherrschaft geführt, doch führte die Überwertung der eigenen Nation auch zur Geringschätzung und Missachtung anderer Völker und deren Unterdrückung.
Die nationalliberale Bewegung, die deutschnational gesinnt war, war die Nachfolge der Altliberalen.
Die Anhänger der deutschnationalen Bewegung war des Bürgertum, das Kleinbürgertum und ein Teil der Bauern.
Ihr Führer war der radikale Georg Schönerer.
Ihre gemeinsamen Zielsetzungen waren antihabsburgisch, antiklerikal und antisemitisch.
1910 gründeten die deutschnationalen Gruppierungen den Deutschen Nationalverband.
Der Konservativismus ist eine politische Bewegung, die für die Erhaltung der bestehenden Verhältnisse und Werte eintritt.
Die Konservativen verteidigten die bestehende Ordnung als gottgewollt oder als natürlich bzw. als historisch gewachsen.
Sie waren misstrauisch gegenüber Veränderungen. Sie sahen die Menschennatur als unvollkommen und sündhaft.
Die Konservativen strebten großteils, da sie keine eigenen Grundsätze hatten, die Aufrecht Erhaltung der mittelalterlichen Wirtschaftsverhältnisse an. Die meisten von ihnen bekannten sich zur freien Marktwirtschaft.
Der Konservativismus entstand als Gegenbewegung zur Französischen Revolution. Am Anfang dieser Bewegung stand der englische Politiker und Publizist Edmund Burke.
Er charakterisierte die Revolutionäre des dritten Standes als lebensfremde Weltverbesserer und Theoretiker. Er erkannte eine moralische, jedoch keine politische oder soziale Gleichheit der Menschen an. Burke war für die Verbesserung des Bestehenden, um es zu erhalten.
Als Vorbild für die Konservativen galt die mittelalterliche, christlich geprägte Gesellschaft.
Nach der Niederschlagung der Revolution 1848 kam der Konservativismus wieder für kurze Zeit an die Herrschaft. Mit dem Entstehen der Massenparteien wurden die konservativen Vorstellungen in Österreich von der Christlichsozialen Partei, in Deutschland von der katholischen "Zentrumspartei" aufgenommen und fortgeführt.
Die Konservativen verfügen über keine in sich geschlossene Theorie. Konservative reagieren auf Ereignisse und agieren nicht auf bestimmte Ziele.
Sie neigen oft zu reaktionärem Handeln ( Wiederherstellung vergangener Zustände). Sie sind prinzipiell skeptisch gegen alle Bestrebungen und Ideologien, die eine glückliche Welt schaffen wollen, und sie sind misstrauisch gegenüber Planung und Theorie.
Der Sozialismus strebte eine grundsätzliche Anderung der Verhältnisse der Arbeiterschaft, von der ein Großteil durch die industrielle Revolution und die kapitalistische Wirtschaftsweise verarmt worden war, an.
Die Ziele der Sozialisten waren:
Verbesserung der Lage der arbeitenden Menschen
Gleichberechtigung und Wohlstand such für die sozial Schwachen
Umgestaltung der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen
Die Grundwerte der neuen Ordnung sollten Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Frieden sein.
Diese Ziele sollten durch Reformen oder durch revolutionäre Aktionen (Klassenkampf) erreicht werden.
Die Sozialisten strebten einen Sozial- und Wohlfahrtsstaat an, außerdem forderten sie eine Umverteilung in der Steuerpolitik.
Sie traten für die parlamentarische Demokratie und das allgemeine und gleiche Wahlrecht ein ( einzige Möglichkeit um politischen Willen des Volkes zum Ausdruck zu bringen).
In der Wirtschaft waren die Einschränkung des Einflusses des Privateigentums (der Unternehmer) und wollten der Funktion des Marktes als zentrales Steuerungsinstrument der Wirtschaftsentwicklung entgegenwirken.
Die ersten sozialistischen Theorien entstanden in England und Frankreich Robert Owen und Claude-Henri de Saint-Simon.
Die Begründer des "wissenschaftlichen Sozialismus" waren Karl Marx und Friedrich Engels "Kommunistisches Manifest" und "Das Kapital". Marx und Engels hatten eine klassenlose Gesellschaft zum Ziel.
Nach dem ersten politischen Auftreten der Arbeiterschaft in der Revolution von 1848 wurde der Sozialismus verboten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. konnten sich die Arbeiter zu eigenen Vereinen und Gewerkschaften zusammenschließen.
Da die Anarchisten in der Arbeiterbewegung einige Anhänger gefunden haben wurde die Arbeiterbewegung durch die "Sozialistengesetze" wieder in die Illegalität gedrängt.
Dennoch ließ sich die Arbeiterbewegung nicht auf Dauer gewaltsam unterdrücken. In den 70er Jahren konnten die Sozialisten in den meisten Ländern - Russland ausgenommen - ihre Legalität durchsetzen.
Mit der Oktoberrevolution 1917 in Russland und der Machtergreifung der Bolschewiken erfolgte eine Spaltung der Arbeiterbewegung in eine sozialdemokratische (sozialistische) in eine kommunistische (Marxismus - Leninismus - Stalinismus)
Die Sozialdemokraten betonten ihre Verbundenheit mit der Demokratie, die Kommunisten hingegen errichteten diktatorische Einparteienregime.
Die Arbeiterschaft trat in Österreich erstmals während der Revolution 1848 al eigenständige politische Kraft in Erscheinung.
Nach Gewährung des Vereinsrechtes durch das Staatsgrundgesetz von 1867 wurde im selben Jahr der Wiener Arbeiterbildungsverein gegründet.
1869 kam es anlässlich des Zusammentritts des Reichsrats zu einer Massendemonstration der Wiener Arbeiter vor dem Parlament, bei der das allgemeine Wahlrecht, "Koalitionsfreiheit" (Bildung von Gewerkschaften), Pressefreiheit und ein Volksheer gefordert wurden.
Die Antwort der Regierung darauf war ein Hochverratsprozess gegen die Organisatoren, doch schließlich wurde 1870 das Koalitionsrecht erlassen.
Die 1873 einsetzende Wirtschaftskrise schwächte die Arbeiterbewegung und verschärfte die inneren Auseinandersetzungen um den richtigen Weg, ihre Ziele zu erreichen. Dabei standen sich "Radikale" und "Gemäßigte" gegenüber.
Als es zu Attentaten auf Polizeibeamte kam, verhängte 1884 die Regierung den Ausnahmezustand gegen sozialistische Betätigungen. Dadurch gewannen die Gemäßigten wieder an Boden.
1888/89 gelang es Victor Adler, einem Arzt aus großbürgerlichem Haus, auf dem Parteitag in Hainfeld die zerstrittenen Fraktionen zu einen und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) zu gründen.
Im Hainfelder Parteiprogramm wurden die Forderungen nach einem allgemeinen Wahlrecht und dem Achtstundentag erhoben.
Seit der Aufklärung und der Französischen Revolution wurde die Stellung der Kirche vermehrt angegriffen. Die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften (z.B. Charles Darwins Abstammungslehre) führten zunehmend zu einer Trennung von Staat und Kirche. Religion sollte Privatsache werden und Aufgaben wie öffentliche Verwaltung, Eheschließungen und schulische Erziehung der Kinder sollten nicht mehr von der Kirche, sondern vom Staat übernommen werden.
Dies löste bei der katholischen Kirche eine Antihaltung aus.
Papst Leo XIII. Begründete mit seiner Enzyklika über die Arbeiterfrage, "Rerum novarum" (1891), die katholische Soziallehre.
Der Liberalismus, der das Bestreben hatte Staat und Kirche strikt zu trennen, und der Sozialismus machten es der Kirche zusätzlich schwer. Durch den Sozialismus brachen viele Menschen mit dem Christentum, da dies nur die Reichen und Wohlhabenden unterstützte.
Karl Freiherr von Vogelsang setzte sich mit der sozialen Frage auseinander.
Die christlichen Parteien, die damals entstanden, machten die christlichen Wertvorstellungen zur Grundlage ihres politischen Handelns und wendeten sich gegen den Liberalismus und gegen die Sozialdemokratie.
In Österreich entstand eine christlichsoziale Partei unter der Führung Karl Luegers. Sie vertrat vor allem die Interessen des Wiener Kleinbürgertums.
Karl Lueger waren im Gegensatz zu Victor Adler die Verhältnisse des Wiener Kleinbürgertums von Jugend an vertraut.
Er trat als Kritiker des Liberalismus auf; seine antikapitalistische und populistische Haltung brachte ihm bei den Kleingewerbetreibenden, die antisemitisch eingestellt waren, Sympathien.
1887/88 ging Lueger mit den christlichen Vogelsang-Kreisen zusammen. Der Christlichsozialen Partei schloss sich in den 90er Jahren auch der Christlichsoziale Arbeiterverein an. Schließlich gewann sie auch noch die Sympathie von Hof und Adel, die ihr anfangs ablehnend gegenübergestanden waren.
Die ideelle Grundlage der Christlichsozialen Partei bildete die katholische Soziallehre.
Es sollten die Probleme der Kleinbürger, der Handwerker und Händler, aber auch die der Bauern und Arbeiter gelöst werden. Die Chr.s. Partei war habsburgtreu, katholisch und großösterreichisch gesinnt.
In der Amtszeit Karl Luegers erfolgte eine zweite Stadterweiterung(Vororte außerhalb des Gürtels), Gas- und Elektrizitätswerke wurden wie die Straßen- und Stadtbahn in den Gemeindebesitz übernommen, außerdem wurden zur Erhaltung der Volksgesundheit Parkanlagen angelegt und Spitäler und Fürsorgeanstalten (Altersheim Lainz, Steinhof) errichtet.
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