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Integration von Auslandern - Fremde in der Schweiz

Inhaltsverzeichnis


Fremde in der Schweiz

Integration von Ausländern


Vorwort




Die Abschlussklassen der Berufsmaturitätsschule hatten den Auftrag - als Abschlussprüfung in den Fächern 'Wirtschaft Recht Gesellschaft' (WRG) und Volkswirtschaftslehre (VWL) - während den Frühlingsferien eine Projektarbeit zu einem ihnen zugeteilten Thema zu verfassen. Der Klasse BM2b wurde das Oberthema 'Fremde in der Schweiz' zugeteilt, aus welchem jede Gruppe ihr Spezialthema aus fünf Vor­schlägen aussuchen konnte.


Unsere Projektgruppe, bestehend aus Roland Baumberger, Oliver Ladner, Claudia Müller und Andreas Wagner, wählte am 1. März 2002 das Spezialthema 'Integra­tion von Ausländern'. Nach Abgabe des Grobkonzeptes und Bereinigung desselben, konnten wir uns am 2. April 2002 an die Arbeit machen. Ziel war es, eine Dokumentation im Umfang von 20-40 Seiten zu erarbeiten, welche eine gewisse Eigen­leistung und einen logischen Aufbau enthalten würde. Darüber hinaus müssen wir das Erarbeitete im Rahmen eines 45-minütigen Vortrages am 24. April 2002 im

Design Center der interessierten Öffentlichkeit präsentieren.


Während den letzten zwei Wochen informierten wir uns über unser Thema, ent­warfen einen Fragebogen, werteten diesen aus, machten Interviews und schrieben an unserem Script. Entstanden ist die nun vorliegende Dokumentation zum Thema 'Integration von Ausländern'.

Einleitung


Was ist Integration überhaupt? Was verstehen wir darunter? Integration ist ein sehr weiter und dehnbarer Begriff. Er wird von jedem[1] anders interpretiert und auch anders erlebt. Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass die Integration überhaupt funktionieren kann. Genauso wie die Integrationsinterpretation sind auch die Menschen, die integriert werden oder diejenigen, welche die zu Integrierenden in ihr Leben und die Gesellschaft einbinden, individuell. Deshalb muss die Integration an die jeweiligen Personen und deren Bedürfnisse angepasst werden. Die Individualität des Menschen darf bei allem Integrationswillen nicht vergessen gehen.

Doch nochmals zurück zur Eingangsfrage: Was ist Integration? Der Brockhaus erklärt Integration als 'Zusammenschluss, Bildung übergeordneter Ganzheiten'. Besser ist unserer Meinung nach die Erläuterung des Duden. Hier wird Integration als 'Verbin­dung einer Vielheit von einzelnen Personen oder Gruppen zu einer gesellschaftli­chen und kulturellen Einheit' definiert. Diese Interpretation des Begriffes erscheint uns ziemlich treffend, geht es doch bei der Integration von Ausländern darum, fremde Menschen in unsere Gesellschaft aufzunehmen.

Integration wird häufig als Leistung bzw. Einsatz von einer Seite her beurteilt. Es scheint so, als ob die ausländische Bevölkerung, welche freiwillig und aus eigener Motivation heraus in das fremde Land einzog, in diesem nun auch die Hauptverant­wortung für das Wohlfühlen und die Integration zu übernehmen hat. Integration ist jedoch ein wechselseitiger Prozess: Es hängt sowohl von der ausländischen als auch von der Schweizer Bevölkerung ab, inwieweit und wie gut Integration realisierbar ist. Wenn die Bereitschaft zur Integration auf beiden Seiten vorhanden ist, gelingt diese meistens auch. Sowohl Ausländer als auch Schweizer müssen dazu bereit sein. Nur mit gegenseitigem Willen ist die Integration zu bewerkstelligen.

Integration sollte jedoch nicht mit Assimilation, d.h. völliger Aufgabe der eigenen Kultur und Tradition, verwechselt werden. Damit ein gemeinsames Zusammenleben möglich wird, bedarf es einer Anpassungsleistung, welche primär von der ausländi­schen Bevölkerung geleistet werden muss. Der Beitrag, den die schweizerische Be­völkerung in Bezug auf die Integration zu leisten hat, kann mit den Begriffen Ent­gegenkommen, Mitfühlen, Verstehen, Vermitteln und Akzeptieren wohl am ehesten umschrieben werden.

Man sollte nicht versuchen Ausländern unsere Kultur und unseren Lebensstiel auf­zuzwängen sondern ihnen eine gewisse Freiheit im Ausleben ihrer Kultur ermögli­chen. Allerdings darf sich dabei niemand gestört oder belästigt fühlen. Ansonsten wirken solche Freiheiten als integrationshemmend. Integration stellt also eine Gratwanderung dar: Einerseits sollte man jeder Volksgruppe die Möglichkeit bieten, sich auch hier in der Schweiz in einem - soweit möglich - vertrauten Umfeld zu bewegen, so dass die Umstellung gegenüber dem gewohnten Leben im Heimatland nicht allzu gross wird, was die Integration erleichtert. Denn je grösser der Kultur­schock, desto grösser die Gefahr, dass sich Ausländer gegenüber Neuem ab­schotten. Andererseits muss man aufpassen, dass mit dem Ausleben der fremden Kultur die Schweizer Bevölkerung nicht vor den Kopf gestossen wird. Denn es liegt in der Natur des Menschen, Neuem gegenüber skeptisch zu sein. Auch gottgegeben ist die Tatsache, dass Fremdes, Unbekanntes und Neues beängstigend oder verunsi­chernd wirken kann. Angst vor Identitätsverlust, Angst vor Verlust der eigenen Kul­tur, Angst vor Struktur- und Haltlosigkeit treten dabei häufig auf und zwar sowohl auf Ausländer- wie auch auf Schweizerseite. Diese Angste gilt es durch offenes Auf­einanderzugehen langsam aber stetig abzubauen. Da sich beide gegenseitig fremd vorkommen und unsicher sind im Umgang mit den Anderen braucht es eine gewisse beidseitige Überwindung, um Ausländer integrieren zu können. Die Bereit­schaft zur Überwindung dieser kulturellen Gräben ist leider vielfach nicht oder zu wenig vorhanden, was die Integration erschwert.

Einige ziehen sich aufgrund der manchmal unüberwindbar scheinenden, kulturellen Unterschiede zurück und verkehren mehrheitlich mit den eigenen Landsleuten. Das gemeinsame Schicksal, welches alle Ausländer miteinander teilen, kann auch dazu führen, dass sie sich untereinander solidarisieren. Es darf jedoch nicht soweit kommen, dass sie gegen die einheimische Bevölkerung revoltieren. Genau das gilt es zu verhindern. Denn es ist kontraproduktiv für die Integration wenn sich die Ausländer zurückziehen und der Kontakt zur Schweizer Bevölkerung abbricht.

Als einen der wichtigsten Faktoren in der Integration, erachten wir den sozialen Kontakt zwischen Ausländern und Inländern. Ausländer die sich häufig mit Personen anderer Nationalitäten treffen, sind normalerweise besser integriert als solche, welche vornehmlich den Kontakt mit Landsleuten pflegen. Dasselbe lässt sich na­türlich auch auf die Schweizer Bevölkerung übertragen. Personen welche oft mit Ausländern zu tun haben, integrieren diese normalerweise besser, als solche, die vornehmlich mit Schweizern verkehren.

Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, Profiteure und Kriminelle unter den Aus­ländern, allerdings darf daraus nicht geschlossen werden, dass alle Ausländer böse Absichten hegen! Es gibt auch unter den Schweizern Personen, welche ähnlich ne­gativ auffallen. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, die Schweizer Bevölkerung als generell schlecht abzustempeln. Ein stark integrationshemmender Faktor ist die Verallgemeinerung. Sei dies nun, dass man z.B. aufgrund einer kriminellen Tat ei­nes Ausländers seine ganze Volksgruppe der verbrecherischen Veranlagung bezich­tigt oder sei es, dass man eine - uns befremdend anmutende - Lebenseinstellung einzelner Völker, auf alle Ausländer überträgt. Pauschalurteile sind hier fehl am Platz. Jeder Ausländer ist individuell und man sollte kein Urteil über ihn fällen, ohne ihn zu kennen. Auch sollte sich die Schweizer Bevölkerung hüten, allen Vorur­teilen, die durch die Gesellschaft geistern, Glauben zu schenken. Vielfach erweisen sich Vorurteile als falsch oder enthalten nur Teilwahrheiten, welche auf keinen Fall auf jeden zutreffen. Deshalb sind Ausserungen über Ausländer immer mit Vorsicht zu geniessen. Man kann längst nicht alles glauben, was Mitmenschen oder Medien er­zählen, schon gar nicht wenn es sich um ein so heikles Thema wie die Integration von Ausländern handelt.

Integration ist mit Kontaktchancen und Kommunikation gekoppelt. Sie kann erst dann wirklich gelingen, wenn eine befriedigende sprachliche Verständigung möglich ist. Eine Person ist erst dann genügend gut in ein neues Umfeld integriert, wenn sie die Sprache einigermassen gut beherrscht. Deshalb empfiehlt es sich, die Sprachförderung voranzutreiben. Wirkliche Integration findet nur dann statt, wenn es gelingt, Freundschaften und enge Beziehungen in der Schweiz zu knüpfen. Integration hat mit Offenheit, Austausch und einem hohen Mass an Akzeptanz zu tun. Sie kann nur gelingen, wenn beide daran beteiligten Seiten das Interesse haben, aufeinander zuzugehen und sich gegenseitig zu stützen.


Geschichte


Die Schweiz war einst selbst ein Auswanderungsland und sie verfügt auch heute noch mit rund 600'000 Personen über eine beachtliche Auslandschweizerkolonie. Die Zahl jener, die im Ausland ihr Glück versuchen, ist seit Jahren zunehmend. Die Schweiz gewährte umgekehrt verschiedentlich Fremden Zuflucht und Arbeitsmög­lichkeiten. Bereits im 17. Jahrhundert förderten die Hugenotten[4] durch ihr gewerb­liches Geschick den wirtschaftlichen Aufschwung. Eine erste grosse Einwanderung erfolgte im letzten Jahrhundert zwischen 1888 und 1914 im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und der Erschliessung durch den Bau der Eisenbahnen. Die ausländischen Arbeitskräfte konnten sich damals frei in der Schweiz niederlas­sen und verfügten über volle berufliche Mobilität. Staats- und gesellschaftspolitisch im Vordergrund stand die Förderung der Assimilation und Einbürgerung. Im und nach dem Ersten Weltkrieg wurde die internationale Freizügigkeit beschränkt. Es folgte die Weltwirtschaftskrise der dreissiger Jahre. Der Ausländeranteil ging zwi­schen 1914 und 1941 von 15,4% auf 5,2% zurück.

Die anhaltende Hochkonjunktur seit Ende des Zweiten Weltkrieges liess die auslän­dische Bevölkerung wieder anwachsen. Der Ausländeranteil stieg zwischen 1950 und 1970 von 6,1 auf 16,2%. Nach einer vorerst liberalen Zulassungspraxis, kam ab 1963 eine restriktive Rekrutierungspolitik zu Anwendung, vorerst in Form betriebsweiser Begrenzungen und ab 1970 mittels gesamtschweizerischer Höchstzahlen. Auch wenn der 1970 erklärten Stabilisierungspolitik zu keiner Zeit ein festes Zahlenver­hältnis zu Grunde lag sondern stets von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen der ausländischen und schweizerischen Wohnbevölkerung gesprochen wurde, so sind die ursprünglich ins Auge gefassten Ziele bisher nicht erreicht worden. Nach­dem 1974 mit 1'065'000 Migranten bzw. 16,8 % einen Höhepunkt dargestellt hatte, bildete sich diese Zahl vorwiegend aus konjunkturellen Gründen innert fünf Jahren auf 884'000 bzw. 14,1% zurück. Die Schweiz musste sich damals den Vorwurf ge­fallen lassen, weiterhin eine Rotationspolitik zu betreiben und ihre Arbeitslosigkeit grösstenteils auf dem Buckel der Migranten zu exportieren. Seit 1979 weisen die Statistiken, wenn auch mit Schwankungen, wiederum alljährlich Zuwachszahlen auf. 1998 betrug die ständige ausländische Wohnbevölkerung[5] 1'348'000 Personen, was einem Ausländeranteil von 19% entsprach.

Bis Ende der fünfziger Jahre prägten Rotationsgedanken die schweizerische Auslän­derpolitik. Arbeitskräfte aus dem Ausland wurden generell als Konjunkturpuffer betrachtet; sie sollten im Falle von Rezession und Arbeitslosigkeit kurzfristig abge­baut werden können. Jeder Stellenwechsel war bewilligungspflichtig; ein anderer Beruf konnte erst nach zehn Jahren ausgeübt werden; diese Frist galt grundsätzlich auch für den Familiennachzug. Aufenthaltsbewilligungen wurden mit Widerrufs­klauseln versehen. Ab den sechziger Jahren wurden diese Einschränkungen nach und nach gelockert, nachdem sich die pessimistischen Wirtschaftsprognosen nicht bewahrheiteten und es zu Schwierigkeiten bei der Arbeitskräfterekrutierung im Ausland kam. Trotz der eingeleiteten Lockerungen war Integrationsförderung da­mals kein Thema. Arbeit war reichlich vorhanden und die Schule bemühte sich um eine Assimilation der im Familiennachzug eingereisten ausländischen Kinder, die möglichst rasch die Unterrichtssprache zu erlernen und sich in den Klassenverband einzufügen hatten. In verschiedenen Kantonen wurden Ausländerberatungsstellen geschaffen, welche Ratsuchende bei konkreten Schwierigkeiten betreuten. Weiter­führende Massnahmen gab es kaum.

In den siebziger und achtziger Jahren fanden in Zusammenhang mit mehreren Volksbegehren Überfremdungsdebatten statt. Zwar wurden diese Abstimmungsvor­lagen abgelehnt, doch führten sie bei den Migranten zu nachhaltiger Verunsiche­rung und erweckten bei vielen den Eindruck, bestenfalls als Arbeitskräfte nicht aber als Menschen erwünscht zu sein. Sie sahen sich in ihren Rückkehrwünschen bestärkt und bewegten sich entsprechend in einem integrationshemmenden Dauer­provisorium. Auf politischer Ebene und seitens der Behörden vermochte man kein überzeugendes Gegengewicht zu schaffen. Im Bewusstsein, vorhandene Überfrem­dungsängste und Schwierigkeiten im Zusammenleben nicht allein mit zahlenmässi­gen Begrenzungsmassnahmen abbauen zu können, hat der Bundesrat zwar 1970 die Förderung der gesellschaftlichen Integration der Migranten zum Bestandteil seiner Ausländerpolitik erklärt, doch fehlte der politische Wille für eine konsequente Handlungsweise. Die gelegentlichen politischen Absichtserklärungen stiessen bei den Migranten und bei jenen Kreisen, die sich da und dort sehr oft ehrenamtlich um eine Integration bemühten, zusehends auf Skepsis und Resignation. Auch die Auf­nahme der Integration in den Zweckartikel der bundesrätlichen Begrenzungsverord­nung BVO im Jahre 1986 vermochte nichts daran zu ändern. Die alljährlichen BVO-Revisionen boten keinerlei Plattform, um Integrationsfragen zu thematisieren. Ar­beitsmarktliche und quantitative Betrachtungen beherrschten stets die Diskussio­nen und Beschlüsse. Um effizient Integrationsförderung betreiben zu können, fehl­ten klare politische Grundsätze und die Mittel für konkrete Massnahmen auf einer breiten Ebene. Lediglich die Schule bemühte sich, in diesem Sinne tätig zu sein und die Inhalte ihrer Integrationsarbeit systematisch weiterzuentwickeln. In den neun­ziger Jahren gewann die Integrationsfrage nach und nach an politischem Gewicht. Zwei Faktoren waren dabei von entscheidender Bedeutung. Die grösste Arbeitslo­sigkeit seit der Weltwirtschaftskrise der dreissiger Jahre hat die ausländische Be­völkerung in besonderem Masse getroffen. Die Nachteile langjähriger Versäumnisse in der Integrationsförderung wurden offensichtlich und belasteten entsprechend die schweizerischen Sozialinstitutionen. Die Migranten bangten nicht nur um ihre Ar­beitsplätze, sondern auch um ihre Anwesenheitsbewilligungen. Betroffen waren zur Hauptsache Jahresaufenthalter, aber auch Niedergelassene. Die Bereitschaft zur freiwilligen Ausreise und Rückkehr in die Heimat war im Vergleich zu den siebziger Jahren wesentlich kleiner. Auch die anhaltenden Diskussionen um die Asylproble­matik tangierten immer wieder die Arbeitsmigranten, zumal Ausländer- und Asyl­fragen sich oft überlappen und die Bevölkerung kaum zu einer differenzierten Be­trachtung und Meinungsbildung in der Lage ist. Einen grösseren Einfluss auf die In­tegrationspolitik wird schliesslich das angestrebte Abkommen der Schweiz mit der EU haben.

In einem Postulat forderte Nationalrat Rechsteiner bereits 1987 eine Bestandsauf­nahme zur Integration der ausländischen Bevölkerung in der Schweiz sowie einen Massnahmenkatalog zur Integrationsförderung. Während 1990 dem ersten Teil des Postulats mit dem Handbuch Ausländer in der Gemeinde Rechnung getragen wer­den konnte, sollte eine systematische Auflistung von Lösungsvorschlägen in engem Zusammenhang mit der Schaffung einer Gesetzesgrundlage zur Integrationsförde­rung erfolgen. In seiner Botschaft zur Totalrevision des Asylgesetzes unterbreitete der Bundesrat dem Parlament im Dezember 1995 eine entsprechende Vorlage. Kurz zuvor wurde das Postulat Bühlmann überwiesen, welches einen Integrationsbericht forderte. Als Diskussionsgrundlage für die parlamentarischen Beratungen des Integ­rationsartikels im Bundesgesetz über Aufenthalt und Niederlassung von Ausländern (ANAG) formulierte die Eidgenössische Ausländerkommission (EKA) im Auftrag des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) im ersten Halbjahr 1996 ihre Umrisse zu einem Integrationskonzept. Im Sommer des gleichen Jahres wurde im Einvernehmen mit dem Vorsteher des EJPD ein Vernehmlassungsverfahren zum 50seitigen Bericht eröffnet. Parallel dazu fand am 17. Januar 1997 die erste Nationale Integrationskonferenz statt.

Mit der Revision des Bundesgesetzes über Aufenthalt und Niederlassung von Aus­ländern (ANAG) und der Einführung des neuen Integrationsartikels 25a wurde die Integration von Ausländern am 1. Oktober 1999 zu einer Staatsaufgabe gemacht. Der Artikel 25a ANAG stellt damit die Grundlage der heutigen Integrationspolitik der Schweiz dar. Die Kantone und Gemeinden müssen aufgrund dieses Artikels die nötigen Strukturen zur Integration von Ausländern schaffen, um vom Bund Unter­stützungsgelder beziehen zu können.


Auszug aus dem Bundesgesetz über Aufenthalt und Niederlassung von Ausländern (ANAG):


ANAG Art. 25a

Der Bund kann für die soziale Integration von Ausländern finanzielle Beiträge ausrichten; diese werden in der Regel nur gewährt, wenn sich Kantone, Gemeinden oder Dritte angemessen an den Kosten beteiligen. Der Bundesrat regelt das Ver­fahren.

Die vom Bundesrat nach Artikel 25 Absatz 1 Buchstabe i eingesetzte beratende Kommission ist berechtigt, die Ausrichtung von Beiträgen zu beantragen und zu eingegangenen Beitragsgesuchen Stellung zu nehmen.

Die Bundesversammlung setzt mit dem Budget den jährlichen Höchstbetrag fest.

Integration der Ausländer in den verschiedenen Generationen


Erste Generation

Arbeiter
Diese Migranten sind hauptsächlich wegen der Arbeit in die Schweiz gekommen. Sie sind nun bereits längere Zeit in der Schweiz und haben sich mehr oder weniger angepasst.

Der Grund für die Einreise in die Schweiz war die anhaltende Hochkonjunktur in der Schweiz zwischen 1950 und 1970. Während dieser Periode erhöhte sich der Ausländeranteil der Bevölkerung von 6,1% auf 16,2%[6]. Vor allem der Anteil der Italiener an der Gesamtbevölkerung nahm stark zu. Daneben gab es auch einen nennenswerten Zuwachs von Deutschen und Österreichern.

Vor 1999 waren keine gesetzlichen Bestimmungen zur Integration vorhanden und es fand deshalb auch keine eigentliche Integrationsförderung statt. Ausländer trafen sich häufig nur mit Ausländern und durch diese Abschottung war - banal gesagt - keine Integration notwendig. Vielfach findet man heute noch Vereinigungen und Clubs, die in dieser Zeit von Ausländern gegründet wurden und bis heute das gesellige Beisammensein fördern.

Flüchtlinge
Im Gegensatz zu den Arbeitern kam diese Gruppe aufgrund einer Notlage wie Krieg, Unruhen oder Unterdrückung in die Schweiz. Der Zustrom an Flüchtlingen erfolgte seit der Achtzigerjahren und fand seinen Höhepunkt in den Neunzigerjahren.

Während bei der Arbeitergeneration ein längerfristiger Aufenthalt in der Schweiz geplant war, ist dies bei den Flüchtlingen meist nicht der Fall. Die Bindung zur Heimat ist immer noch stark vorhanden und man erwägt, später einmal zurückzukehren.


Zweite Generation

Nachkommen der 1. Generation sind in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Trotzdem ist ihnen die Kultur der Eltern nicht fremd und sie beherrschen den Brückenschlag zwischen beiden Kulturen. Man muss auch hier zwischen den beiden Gruppen der ersten Generation unterscheiden: die Nachkommen der Arbeitergeneration sind älter als jene der Flüchtlingsgeneration. Aufgrund dieser Tatsache haben die Nachkommen der Arbeiter meistens schon selbst Familie. Kinder der ersten Generation der Flüchtlinge sind, falls sie hier geboren sind, bedeutend jünger, oder haben nicht die ganze Kindheit in der Schweiz verbracht.

Im Gegensatz zu den Nachkommen der ersten Arbeitergeneration - die bereits voll integriert sind - muss die Integration besonders bei den Flüchtlingen der ersten wie auch der zweiten Generation gefördert werden.


Dritte Generation

Die dritte Generation der Arbeiter entfremdet sich zunehmend von der Kultur und Lebenseinstellung der Vorfahren. Integrationsbemühungen sind nicht mehr notwendig, da ihre Eltern auch bereits in der Schweiz aufgewachsen sind.

Die dritte Generation der Flüchtlinge existiert meist noch nicht, da die Vorfahren erst seit ca. 10-15 Jahren in der Schweiz ansässig sind.


Wer soll integriert werden?


Grundsätzlich soll jedem, der neu in die Schweiz kommt, die Möglichkeit geboten werden, sich zu integrieren und sei es auch nur in beschränktem Rahmen. Die Integrationspolitik der Schweiz in Bezug auf Asylanten muss den Grundsatz 'Integration ja; aber nicht zuviel'[7] befolgen und eine schmälere Integration für Asylanten anbieten, bei welchen die Wahrscheinlichkeit einer Ausschaffung gross ist. Einerseits muss man sie lehren wie man sich in der Schweiz verhält und sei es nur, dass sie Termine einhalten oder den Müll nicht einfach herumliegen lassen, wie sie sich das teilweise von 'zuhause' gewohnt sind. Andererseits sollte man den Asylbewerbern auch nicht zuviel unserer Kultur vermitteln, da das Aufgeben des bei uns kennengelernten 'Wohl­standes' eine Ausschaffung für die Asylanten enorm erschweren würde. Wenn sich die Asylbewerber zu sehr an das Leben in der Schweiz gewöhnt haben, fällt ihnen die Rückkehr ins Heimatland entsprechend schwerer.

Dagegen ist es von grosser Wichtigkeit, dass Perso­nen, die längerfristig in der Schweiz bleiben oder dies zumindest beab­sichtigen, bestmöglichst integriert werden. Denn je besser die Ausländer integriert sind, desto einfacher gestaltet sich das Zusammenleben zwischen Schweizern und Ausländern und der Spielraum für Konflikte wird kleiner.


Bereiche der Integration


Wer bereits ein fremdes Land bereist hat, dem ist sicherlich schon der eine oder andere Lapsus unterlaufen. Sei es beim Grüssen, bei der Kleiderwahl oder bei anderen, allgemeinen Verhaltensregeln.

Nicht anders ergeht es Ausländern, die in die Schweiz kommen. Unsicherheiten und Unwissenheit bezüglich unseres Rechtssystems, unseres Lebensstils und unserer Kultur erleichtern den Ausländern ihre Integration keineswegs. Daneben wirken Rassismus, Einsamkeit oder Arbeitslosigkeit belastend auf die Psyche. All diese Unsicherheiten und Angste gilt es im Verlaufe des Integrationsprozesses abzubauen oder zu vermindern.

Ein Fünftel[8] der Wohnbevölkerung und ein Viertel der Erwerbstätigen in der Schweiz sind Ausländer. Sie bewältigen einen beträchtlichen Teil des Arbeitsvolumens und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zu unserem Wohlstand. Deswegen ist es von grosser Bedeutung, Migranten zu integrieren. Der Prozess der Integration ist langwierig und beruht auf dem Einsatz des zu Integrierenden und dem der Personen, die mit ihm in Kontakt stehen. Eine minimale Eigenleistung und Motivation seitens der Ausländer werden vorausgesetzt, sonst sind alle Integrationsbemühungen wirkungslos.


Arbeit
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist Arbeit der wichtigste Faktor zur Integration. Sie verschafft Selbständigkeit und Unabhängigkeit, hilft neue Kontakte zu knüpfen und fördert das Wirtschaftswachstum. Der Anteil der Ausländer an der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung beträgt - wie oben erwähnt - rund 25%. Unsere Wirtschaft würde ohne die Mithilfe von Ausländern nicht in dem Rahmen funktionieren können, wie sie es heute tut. Einen wichtigen Beitrag an die Schweizer Wirtschaft leisten die ausländischen Arbeitskräfte nicht nur im Gast-, Baugewerbe oder im Gesundheitsbereich, sondern auch in der Forschung und in der Computerbranche. Die junge ausländische Wohnbevölkerung trägt zudem massgeblich zur finanziellen Sicherung unseres Sozialwesens bei.

Ein Ausländer ohne Arbeit wird schnell einmal als arbeitsunwilliger Profiteur abgestempelt. Unter anderem deshalb ist es wichtig, Migranten bei der Suche nach Arbeit zu unterstützen, ihnen Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten und sie den Schweizer Angestellten gleichzustellen.

Im Bereich der Arbeit ergeht es Ausländern ähnlich wie Schweizern. Ein arbeitsloser Schweizer ist, genau wie ein Ausländer, mit seiner Situation nicht glücklich. Wer keine Arbeit hat, fühlt sich nutzlos und überflüssig. Dieser Umstand kann ganz schön am Selbstwertgefühl eines jeden Menschen nagen. Was wiederum dazu führen kann, dass man sich gegenüber anderen verschliesst. Und genau dies ist kontraproduktiv für die Integration. Unter anderem deshalb wird Arbeit als wichtigster Faktor zur Integration angesehen. Wichtig zur Integration ist auch, dass ein Ausländer "auf eigenen Füssen stehen" kann, dass er also finanziell unabhängig ist. Wer nicht selbst für sich sorgen kann wird in der Gesellschaft nicht gleich akzeptiert. Dies gilt schon für Schweizer und für Ausländer erst recht. Wird ihnen doch schnell einmal der Vorwurf gemacht, nur profitieren zu wollen.

Auch fördert Arbeit die Zufriedenheit eines Menschen. Wer zufrieden ist, ist auch offener. Dieser Umstand ist zwingend erforderlich für eine erfolgreiche Integration.

Nebst Selbstvertrauen, einem guten Gefühl am Abend und finanzieller Selbständigkeit, kann Arbeit einem auch die Möglichkeit bieten neue Kontakte zu knüpfen, andere Menschen kennen zu lernen und sich mit diesen auszutauschen. Gerade dieser Umstand kann einem das Eingewöhnen in einer neuen Umgebung, ja, in einem fremden Land enorm erleichtern. Das erlebt jeder von uns auch, wenn wir umziehen und die Arbeitsstelle wechseln, fühlt man sich am neuen Ort viel integrierter und geborgener, wenn man unter den neuen Kollegen gut aufgenommen wird und eventuell sogar Freundschaften knüpfen kann. Nicht anders ergeht es den Ausländern, nur dass alles für sie, da ein wenig fremder, ein wenig extremer ist. Wenn man sich in einem Bereich, z.B. bei der Arbeit, wohl und integriert fühlt, ist es viel einfacher sich im restlichen Leben einzugliedern. Als Basis, woraus man immer wieder neue Kraft für den Integrationsprozess schöpfen kann, kann Arbeit sehr nützlich sein.

Auch uns Schweizern hilft es in Bezug auf den Integrationsprozess enorm, mit Ausländern zusammenzuarbeiten. Man lernt sich gegenseitig kennen und akzeptieren. Wenn man sich kennt, kann man auch die Handlungen und den Lebensstil des Anderen besser nachvollziehen. Zum Abbau von Grenzen, welche anfangs normalerweise bestehen, ist die Zusammenarbeit von Ausländern und Schweizern unabdingbar. Und wo besteht die beste Gelegenheit zur Zusammenarbeit als eben bei der Arbeit?

Wichtig dabei ist allerdings, dass ein Ausländer die Arbeit nicht nur als Pflicht empfindet. Wenn man nicht glücklich im Job ist, trägt dies auch wenig zur Integration bei. Wenn man den ganzen Tag nur auf den Feierabend wartet und sich gar nicht versucht, mit den Kollegen auseinanderzusetzen, ist die Arbeit vom Standpunkt der Kommunikationsförderung her gesehen nicht sehr hilfreich. Jedoch hilft sie in jedem Fall, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Bei der Arbeit bekommt man zwangsläufig andere Sichtweisen mit. Verbringt man den ganzen Tag mehr oder weniger nur in den eigenen vier Wänden ist die Sichtweise eingeschränkt. Da kann auch der Kontakt zur Familie nicht gross etwas daran ändern. Schliesslich ist die eigene Meinung mit der der Familienmitgliedern oder auch Personen derselben Herkunft eng verbunden. Arbeit ist natürlich nicht alles, um andere Sichtweisen kennen zu lernen, dennoch ist der Rückzug auf die eigene Ursprungsethnie bei Migranten nach der Pensionierung besonders ausgeprägt. Es herrscht dann eine Situation vor, die einer Rückkehr in die heimatliche Umgebung gleicht, welche sich jedoch auf schweizerischem Boden abspielt. Dies wäre genau das Gegenteil von Integration.

Im Bereich der Schwarzarbeit sind Aufklärung und Beratung nötig. Trotz eventuell vorhandener Motivation ist es einem Asylanten nicht erlaubt, seine Arbeitskraft jemandem zur Verfügung zu stellen. Dieser Missstand treibt viele Asylanten dazu, schwarz zu Arbeiten. Dem Staat entgehen dadurch Einnahmen und der 'Arbeitnehmer' erhält keine Sozialleistungen. Schwarzarbeit ist demnach dringend zu verhindern.


Bildung und Sprache

Der Ausbildungsgrad der Ausländer ist, gemessen an dem der schweizerischen Bevölkerung, tief[10]. Die Bildung hängt stark mit der Arbeit beziehungsweise Arbeitssuche zusammen und ist deshalb besonders zu berücksichtigen. Migranten sollten Grundkenntnisse in Deutsch und Mathematik vermittelt werden, damit sie sich verständigen und ihre finanziellen Mittel selbst verwalten können.

Das Problem der Bildungsvermittlung in der Schule führt zu einem Zielkonflikt, der nicht einfach zu bewältigen ist. Meist genügt die obligatorische Schule den speziellen Anforderungen der ausländischen Kinder nicht. Da viel Neues, das erst einmal verarbeitet werden muss, auf sie zukommt, wäre ein angepasstes Lerntempo nötig. Allerdings soll es auch nicht so sein, dass Ausländerklassen gebildet werden, da der zwischenmenschliche Kontakt zwischen Ausländerkindern und Schweizerkindern dabei nicht gefördert werden würde. Der normale Umgang untereinander ist gerade in jungen Jahren sehr wichtig, da er - einmal gelernt - später eher als normal empfunden wird.

Die Sprachbarriere erweist sich als eines der grössten Probleme für die Integration. Mangelhafte Sprachkenntnis führt zwangsläufig zu Kontakthemmungen seitens der Ausländer. Andererseits müssen Schweizer mehr Toleranz und Rücksichtnahme zeigen. Nicht jedem Schweizer ist ein anderer Dialekt geläufig, geschweige denn einem Ausländer. Dieser Umstand darf aber zu keinem Kommunikationsstillstand führen; beispielsweise kann man sich bei Verständnisschwierigkeiten in Schriftsprache verständigen. Funktioniert auch das nicht, bleibt immer noch die altbewährte Kommunikation 'mit Händen und Füssen'. Vielleicht sollte man sich einfach ein wenig mehr trauen. Viele Ausländer, die wir in unsere Umfrage einbezogen, haben wollten uns, mit der Begründung nicht gut Deutsch zu sprechen, zuerst gar keine Auskunft geben. Nach kurzem Zureden waren die meisten dann doch bereit und die Kommunikation verlief meist problemlos.

Die Sprache wird zudem aus der Sicht der einheimischen Bevölkerung zu einem Beurteilungskriterium für 'gelungene' oder 'misslungene' Integration. 'Nicht die gleiche Sprache sprechen heisst soviel wie nicht dazugehören. Eine Hypothese besagt, dass Altere und Jüngere nicht die gleiche Sprache sprechen, also auch nicht dasselbe Denken haben. Der Satz lässt sich zum einen durch den Zusatz ergänzen, ' und auch nicht die gleichen Gefühle', und zum anderen ohne weiteres auch auf die Kommunikationsformen zwischen ausländischen und einheimischen Bürgern übertragen. Die Sprache kann verbinden: Eine gemeinsame Verständigungsgrund­lage schaffen. Sie kann aber auch distanzieren und zur Aufrechterhaltung von Distanz beitragen. Beispielsweise die verkürzte und grammatikalisch falsche Sprache, mit der viele einheimische Arbeiter mit ihren ausländischen Kollegen sprechen. Beispielsweise: 'Du kommen heute fünf Uhr Arbeitsstelle.' Wie kann unter solchen Umständen der richtige Sprachgebrauch gelernt werden, besteht doch gerade noch am Arbeitsplatz die Chance, die Sprache regelmässig zu trainieren. Nach der Pensionierung besteht die Möglichkeit auf regelmässigen, sprachlichen Austausch immer weniger. Womit die zentrale Bedeutung der Arbeit in der Integration einmal mehr unterstrichen wäre.


Kultur
Integration bedeutet nicht Assimilation: Niemand soll gezwungen werden, seine eigene Kultur, Religion und Bräuche aufzugeben. Die vollständige Aufgabe der eigenen Traditionen und Kultur kann sich sogar integrationshemmend auswirken. Um sich in einer fremden Gegend zurechtzufinden, braucht man auch Vertrautes. Bereits kleine Dinge wie das gewohnte Essen oder vertraute Musik können da sehr hilfreich sein. Migration ist wie das Umtopfen einer Pflanze: Jede Pflanze braucht noch ein Stück alter Erde. Dieses gibt ihr eine gute Startbasis in der neuen Umgebung. Von der eigenen Geduld, der emotionalen Stärke und den Wetterbedingungen am neuen Ort hängt es ab, wie die Wurzeln im neuen Boden gedeihen.

Die Religion spielt im Leben vieler Kulturen eine zentrale Rolle und kann bei der Eingewöhnung in der neuen Umgebung sehr wichtig sein. Sie kann einem Rückhalt bieten. Die Religionsfreiheit sollte in jedem Fall gewährleistet sein. Allerdings sind gewisse Grenzen zu beachten, Grenzen welche aus Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung nicht überschritten werden sollten. Sobald es um die Religion geht, driften die Meinungen schnell einmal auseinander.

Am Beispiel des Schächtens ist dies besonders gut erkennbar. Für Schweizer ist es schwierig zu akzeptieren, dass Tiere einen unnötig qualvollen Tod sterben müssen. Für Juden ist diese Prozedur lediglich ein religiöser Brauch und hat nichts mit dem Ausdruck von Gewalt oder Brutalität zu tun, trotzdem stösst er in hiesigen Kulturkreisen auf Unverständnis und Inakzeptanz, was in einer Abneigung gegenüber dieser Religion resultieren kann.

Des weiteren sei das Beispiel des Kopftuches in vielen muslimischen Kulturen genannt. Bei uns stösst es auf Unverständnis, dass Frauen in diesen Kulturkreisen ein Kopftuch tragen müssen. Wir empfinden dies als frauenfeindlich und verachtend. In den jeweiligen Ländern kennt man aber nichts anderes und es wird als normal empfunden, dass die Frau nur mit Kopftuch aus dem Haus geht. Wie uns auch Herr Müllhaupt[11] vom Schweizerischen Roten Kreuz bestätigt hat, können solche unterschiedlichen Ansichten zu Problemen führen. Viele Frauen sehen die Freiheiten, welche die Frauen in der westlichen Welt haben und wollen diese teilweise auch für sich beanspruchen. Dies kann zu Auseinandersetzungen innerhalb der Familie führen. Herr Müllhaupt sieht in solchen extremen Beispielen kultureller Unterschiede eine der wenigen negativen Folgen der Integration.


Fremdenfeindlichkeit/Rassismus

Fremdenfeindlichkeit ist ein grosses Problem unserer heutigen Gesellschaft. Teilweise ist es verständlich, dass eine gewisse Skepsis gegenüber Neuem vorherrscht, allerdings sollte man den Migranten die Möglichkeit bieten, sich so zu geben wie sie sind. Wenn dieser Wille zum gegenseitigen Kennenlernen vorhanden ist, sollte auch der Rassismus keinen Nährboden finden. Oftmals fehlt diese Bereitschaft und man verurteilt die Ausländer, ohne sie eigentlich zu kennen. Was anonym ist, kann auch problemlos abgelehnt oder bekämpft werden. Werden die Ausländer dann plötzlich zu Bekannten, werden sie aus der anonymen Masse

herausgelöst und werden so zu einem Teil des eigenen Lebensbereiches. Integration hilft also auch präventiv gegen den Rassismus. Erschreckend waren in diesem Zusammenhang die Ergebnisse unserer Umfrage: Auf die Frage: 'Wie beurteilen Sie den Auslän­deranteil in der Schweiz?' antworteten 70% mit 'etwas zu hoch' oder mit 'zu hoch'. 26 Prozent waren der Meinung, dass der Ausländeranteil in der Schweiz gut sei wie er ist und nur bescheidene 4% der Befragten waren der Meinung, dass der Aus­länderanteil auch höher sein könnte. Viele Schweizer sind der Meinung, dass der Ausländeranteil in der Schweiz zu hoch sei. Das sind natürlich nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Integration. Wenn die Meinung vorherrscht, dass ein Teil der Ausländer das Land wieder verlassen sollte, ist die Bereitschaft auch nicht unbedingt vorhanden, dieselben zu integrie­ren. Auch diese These hat unsere Umfrage bestätigt. Bei der Frage, ob die Befragten offen auf Ausländer zugehen, antworteten noch 68% mit 'Ja'. Dies änderte sich allerdings bei der Fremdeinschätzung. Auf die gleiche Frage bezogen auf die Schweizer Bevölkerung antworteten schon 55% mit 'Nein'. Dieser zweite Wert wird wohl eher zutreffen. Der Mensch neigt oftmals dazu, sich selbst besser einzuschätzen als den Rest der Bevölkerung. Ausserdem traut sich auch nicht jeder zu sagen, dass er nicht offen auf Ausländer zugeht und sich somit als fremdenfeindlich zu 'outen'.


Doch was führt zu dieser Ausländerfeindlichkeit? Hauptsächlich Unsicherheit und Angste vor dem Neuen und Unbekanntem. Viele schrecken davor zurück, das Ver­traute aufzugeben und sich für Neues zu öffnen. Die beschriebene Ausschlussdyna­mik entsteht immer aufgrund von Hierachien in einem sozialen Netzwerk. So wollen die Neuankömmlinge ihre Situation verbessern und die 'Alten' ihre erhalten. Diese Dynamik muss zu Reibereien führen. Auffallend ist, dass Abgrenzung und Abwehr immer von oben nach unten erfolgt. Ist der Status der Neuankömmlinge höher als jener der Einheimischen, entfällt die Unterschichtungsdynamik (z.B. bei hochqua­lifizierten aus­ländischen Arbeitskräften).

In der bisherigen Erklärung wurde in erster Linie eine 'harmlose' Form von Frem­denfeindlichkeit beschrieben. Leider gibt es auch eine extreme Art, den Fremden-hass oder Rassismus. Bedauerlicherweise gibt es heutzutage immer mehr, auch extreme Rassisten in der Schweiz. Die rechtsextreme Szene hat an Auftrieb gewonnen, was sich zum Beispiel am Aufmarsch auf dem Rütli am 1. August 2000 gezeigt hat. Diesen Trend gilt es aufzuhalten, denn jeder Mensch mit rassistischem Gedankengut kann eine Integra­tion verhindern.

Leider gibt es immer einige Fanatiker, welche eine extreme Meinung vertreten. Das tragische am Rechtsextremismus ist, dass einigen wenigen Fanatikern immer mehr Leute Glauben schenken und sich auch zu rassistischen Parolen und Meinungen hinreissen las­sen. Aufgestachelt durch die Medien und den teilweise schlechten Ruf von Auslän­dern in der Gesellschaft wird Rechtsextremismus immer populärer. Viele, vor allem jugendliche "Neonazis" wissen gar nicht recht wofür sie eigentlich einstehen. Genau dagegen versucht beispielsweise das CHILI[12], ein Projekt des SRK, vorzugehen, indem es Jugendliche über diese Thematik aufzuklären versucht. Daraus wird ersichtlich, dass das Problem der Integration von Schweizer- und Ausländerseite her angepackt werden muss.

Fairerweise gilt es zu erwähnen, dass Fremdenfeindlichkeit keineswegs nur ein Phänomen der Schweiz oder der westlichen Welt ist. Wie unsere Umfrage bestätigt hat, gibt es auch viele Ausländer, welche gegenüber Menschen anderer Herkunft eine ablehnende Haltung einnehmen. Auch dies ist schlecht für eine Integration. Denn ein gutes Verhältnis sollte nicht nur zwischen Schweizern und Ausländern herrschen, sondern auch unter Ausländern verschiedener Volkszugehörigkeit. Erst wenn der Wille zum Abbau all dieser Barrieren von allen Seiten vorhanden ist, kann eine Integration stattfinden.


Soziales Umfeld

Das Ziel der Integration besteht darin, einen möglichst natürlichen Umgang zwischen Ausländern und Schweizern zu schaffen - sowohl im beruflichen wie auch im privaten Leben.

Wer irgendwo fremd ist, fühlt sich allein und einsam. Das geht uns nicht anders als den Ausländern. Ein gutes soziales Umfeld ist für jeden von uns wichtig. Erst wenn das Umfeld stimmt, kann man sich öffnen und sich irgendwo in eine neue Gesellschaft integrieren. Die Förderung von Kontakten und Beziehungen ist ein wichtiger Punkt eines jeden Integrationsprojekts. Auch Ausländer sollen sich frei bewegen und wohlfühlen können, nicht bloss 'geduldet' werden.


Eine heikle Situation ist auch die der Frau: Sobald der Ehemann arbeitet, liegt die Verantwortung für den Haushalt bei der Frau. Sie wird indirekt vom Gesellschaftsleben ausgeschlossen. Mit dieser Isolation nehmen auch Hemmungen zu, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen.

Es muss beachtet werden, dass insbesondere Migranten, die finanziell schwach sind, wirtschaftliche Unterstützung benötigen. Dieser Teilgruppe der Migranten fällt es viel schwerer, sich anzupassen, da sie sich beispielsweise keinen zusätzlichen Deutschunterricht und schon gar keine andere Weiterbildung leisten kann. Dies erschwert die Stellensuche erheblich, da Deutschkenntnisse erforderlich sind und teilweise auch Computerkenntnisse vorausgesetzt werden.

Ausländische Experten dagegen werden beispielsweise im IT-Sektor benötigt und ihnen wird eine entsprechende Ausbildung - falls überhaupt notwendig - angeboten und auch finanziert. Diese zweite Gruppe ist bei der Integration nicht zu berücksichtigen.


Projekte


Damit sich die Ausländer so gut wie möglich in der Schweiz integrieren können, ha­ben sich immer mehr Institutionen gebildet, die dies durch ihre Projekte ermögli­chen wollen. Diese Projekte umfassen jeden Aspekt der Integration.

Die Integration von Ausländern ist eine neue Aufgabe des Bun­des. Erst der 1999 in Kraft getretene Integrationsartikel[13] im Ausländergesetz ermög­lichte eine Integra­tionsförderung auf Bundesebene. Der Bund unterstützt neu Integrationsprojekte in der ganzen Schweiz finanziell.

Die Vielfalt der Aufgaben im Bereich Integration ist enorm. Eine Fokussierung auf einige Schwerpunkte drängt sich auf. Aus diesem Grund wurde bereits vorgängig eine Prioritätenordnung erlassen. Genehmigt wurden insbesondere Projekte, die auf die Realisierung von konkreten Aktivitäten im Hinblick auf einen der vorgese­henen Schwerpunkte ausgerichtet waren:

  1. Förderung der sprachlichen Kommunikationsmöglichkeiten: Sprach und In­tegrationskurse
  2. Fort- und Weiterbildung von Schlüsselpersonen (Lehrkräfte der Kurse in hei­matlicher Sprache und Kultur, sozial engagierte Gemeinschaftsmitglieder, Seelsorger) in der Integrationsarbeit
  3. Partizipation: Die Förderung der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in der Schweiz
  4. Spezielle Projekte und Aufträge auf nationaler Ebene

Die Anzahl an Projektgesuchen für 2002 sind sehr erfreulich, denn sie wurden auch aus einigen Regionen, die bei den Projekten 2001 schlecht oder gar nicht vertreten


Neue Sprach- und Integrationskurse

In der Stadt Zürich werden Neuzuzügern Sprach- und Integrationskurse angeboten, die auf ihre Lebenssituationen abgestimmt sind. Die Stadt überprüft die bestehenden Angebote, vernetzt und ergänzt sie.

Sie hält Sozialhilfeempfänger zum Besuch der Kurse an und stellt die Kurse den Neuzugezogenen an Einführungsveranstaltungen vor.


'Arbeit statt Fürsorge'

Sowohl in der Privatwirtschaft als auch bei der öffentlichen Hand gibt es Arbeiten, die heute nicht ausgeführt werden, weil für sie kein existenzsichernder Lohn be­zahlt werden kann. Solche Arbeiten sollen in Zürich Sozialhilfeempfängern angeboten werden. Der für die Sozialhilfe ausgegebene Betrag soll für Ar­beitsleistungen eingesetzt werden.

Die Stadt trifft gegenwärtig die Vorbereitung für zwei Projekte: Das Projekt 'Sau­berhalten von öffentlichen Plätzen' und die Aktion 'Sauberes Tram'. Im einen Fall arbeitet das Sozialdepartement mit dem Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, im anderen mit den Zürcher Verkehrsbetrieben (ZBV) zusammen. In beiden Projekten werden gemischte Gruppen mit schweizerischen und ausländischen Sozialhilfeempfängern gebildet.


Color-Treff, In der alten Mühle 21, 4900 Langenthal

Sonntag, 7. April 2002, 14.00 Uhr. Andreas Wagner und Oliver Ladner erscheinen pünktlich zum Termin mit Frau Reber und Frau Lauber-Agbor vom Color-Treff Langenthal. Während der folgenden zwei Stunden brachten die beiden Damen uns die Tätigkeit ihrer Institution näher.

Zweimal monatlich finden am Sonntagnachmittag im Rahmen des Color-Treff Ver­anstaltungen zur Integration von Ausländerfrauen statt. Träger ist das Schweizeri­sche Arbeiterhilfswerk (SAH). Der Color-Treff wurde ursprünglich von Susanne Reber und Erika Lauber-Agbor, zwei interkulturellen Animatorinnen, ins Leben geru­fen. Als der Mietvertrag für die Räumlichkeiten auslief und sich trotz intensiver Bemühungen der Initiantinnen bei der Stadt und der Kirche kein Ersatzraum finden liess musste das Projekt eingestellt werden. Auf Jahresbeginn hat der Kanton nun das Asylwesen reorganisiert: 'Aufgaben in diesem Bereich werden nicht mehr in den Gemeinden, sondern auf regionaler Ebene wahrgenommen', erklärt René Schwyter, SAH-Projektstellenleiter in Langenthal.

So wurde am Sonntag, 20. Januar 2002 der Color-Treff wieder eröffnet. Er erfreute sich von Anfang an grossem Zustrom. Im Schnitt erscheinen zu den Treffen jeweils 15 Frauen aus der Region Oberaargau.

Ziel des Color-Treffs ist die Integration asylsuchender Frauen aus der Region. Männer sind nicht in dieses Projekt invol­viert. Der Grund dafür liegt darin, dass sich viele Frauen in Gegenwart ihrer Männer nicht trauen, sich zu öffnen und ihre Meinung und Probleme zu kommuni­zieren. Dies rührt daher, dass Frauen - vor allem in islamischen Religionen - ih­rem Mann unterstellt sind und es deshalb nicht wagen, eine Meinung zu vertreten, die der des Mannes nicht entspricht.

Im Color-Treff wird den Frauen in den Bereichen Gesundheit, Erziehung, Alltagsbe­wältigung, Asylverfahren und Sprache geholfen. Dazu gehören auch - für uns - all­tägliche Dinge wie Waschmaschinenbenutzung, Formulare ausfüllen, Arztbesuche, Zahlenverständnis oder Mülltrennung. Wichtig bei der Integration von Ausländern ist ihr soziales Umfeld: Viele Ausländer fühlen sich nach ihrer Einreise einsam und alleingelassen, da sie ihre ganze Familie und ihren Freundeskreis 'zuhause' zurück­gelassen haben. Es wird deshalb versucht, den Ausländerinnen mit diesem Projekt eine Plattform zum kulturübergreifenden Dialog zu bieten. Ausländerinnen können an jedem zweiten Sonntag Frauen mit denselben Problemen treffen und sich mit diesen austauschen, gemeinsam über Probleme diskutieren und Lösungen suchen. Die Leiterinnen des Color-Treff stehen dabei beratend und unterstützend zur Seite. Nebst der Möglichkeit zur Kontaktauf­nahme und -pflege im Color‑Treff unterstützt diese Institution Ausländer bei der Stellensuche. Denn Arbeit wird allgemein als der wichtigste Faktor zur Integration angesehen. Dieses Projekt soll Ausländern helfen, sich besser in der Schweiz zu­rechtzufinden und somit die Selbständigkeit fördern.

Abschliessend bleibt noch die Meinung der Initiantinnen zu erwähnen, wonach alle Leute mehr miteinander kommunizieren und offener aufeinander zugehen sollten. Ausserdem muss man mit Vorurteilen aufräumen und darf nicht den Fehler bege­hen, alle Ausländer in den gleichen Topf zu werfen.


Lehrstellenprojekt

Das Projekt der Eidgenössischen Ausländerkommission zur Verbesserung der berufli­chen Zukunft junger Migranten, welches 1998-2000 durchgeführt wurde, zeigte, dass seitens der ausländischen Eltern nach wie vor ein grosses Bedürfnis nach Infor­mationen über Schul- und Berufsbildungssysteme besteht.

Die im Laufe des Projektes hergestellten Kontakte mit Personen aus albanisch-, bosnisch-, kroatisch-, mazedonisch-, portugiesisch-, serbisch-, spanisch- und tür­kischsprechenden Gemeinschaften haben eine solide Grundlage für künftige Aufklä­rungsarbeit im Berufsbildungsbereich geschaffen.

Ziel dieses Projektes ist es, ein Kontaktnetz zu schaffen, welches die Zusammenar­beit von Organisationen und Personen, die auf verschiedenen Ebenen mit der Be­rufsbildung junger Migranten konfrontiert sind, ermöglicht und fördert.

Dadurch soll eine bessere Information der Ausländer über das Schweizer Schul- und Berufsbildungssystem und eine bessere berufliche Zukunft für junge Migranten er­reicht werden.


Projekte des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK)

CHILI 'Konflikttrainings'

Gewalt unter Jugendlichen hat viele Gesichter: Schlagen, Drohen, Erpressen, Läs­tern, Beleidigen oder Ausgrenzen als destruktive Versuche, Konflikte zu bewälti­gen, kommen an jeder Schule und in jedem Jungendzentrum vor.

CHILI ist ein Konflikttraining, das Jugendliche dazu ermutigt, Probleme offen anzu­sprechen, bevor Frustration und Gewalt ausarten können. Die CHILI-Projektwochen wirken präventiv und machen Jungendlichen Mut zu konstruktivem Konfliktverhalten.


'Mitten unter Euch'

Dass viele fremdsprachige Kinder bei uns leben, ist eine Tatsache. Man kann dar­über fluchen, die Achseln zucken, oder man kann versuchen, etwas Konstruktives daraus zu machen. Im Rahmen dieses Projektes besuchen fremdsprachige Mäd­chen und Jungen einmal in der Woche einheimische Gastfamilien. Sie können unsere Sprache trainieren und verbessern und lernen ein Stück 'Schweizer Alltag' kennen. Die Begegnungen helfen, Gemeinsames oder Neues zu entdecken und Fremdes besser zu verstehen. Der Austausch wird zu einem Gewinn für beide Seiten.


'Mémoires migrants'

Dieses Projekt ermöglicht eine Zusammenkunft zwischen älteren Migranten und Schülern aller Nationalitäten.

Die älteren Migranten werden in verschiedene Schulklassen eingeladen, um zu be­richten, wie sie die Integration in der Schweiz empfunden haben. Die Schüler sollen mit diesem Projekt die Integrationsprozesse besser kennen lernen und lernen offen mit Menschen anderer Nationalität umzugehen, sei dies mit gleichaltrigen oder äl­teren Personen.


Integration als Voraussetzung zur Einbürgerung


Nicht jedem Migranten fällt das Leben in der Schweiz leicht. Wir haben eine andere Sprache, eine andere Kultur, eine andere Lebenseinstellung, andere Rechte und Pflichte und eine andere Religion.

Es ist wichtig, dass  sich Ausländer von Beginn an darum bemühen, sich so gut wie möglich anzupassen. Die Aufgabe jedes Schweizers liegt darin, solchen Menschen ein Gefühl von Akzeptanz zu vermitteln, denn manche Migranten erhoffen sich, nach einigen Jahren in der Schweiz das Schweizerbürgerrecht zu erlangen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jedoch zuerst einige Hürden genommen werden.





Kriterien

Auf Bundesebene:

  • Insgesamt 12 Jahre Wohnsitz in der Schweiz sind Vorausetzung. Vor Gesuchstellung muss man die letzten 5 Jahren lückenlos in der Schweiz und die letzten 3 Jahren am selben Ort wohnhaft gewesen sein.
  • Eingliederung in die schweizerischen Verhältnisse
  • Beachtung und Einhaltung der schweizerischen Rechtsordnung
  • Keine Gefährdung der inneren oder äusseren Sicherheit der Schweiz
  • Mindestens gebrochene Deutsch Kenntnisse
  • Nicht mehr als 2 Betreibungen
  • Kein Strafregistereintrag
  • Einhaltung der Steuerpflicht

Auf Kantonsebene:

  • Wohnsitzvoraussetzungen (wie Bund)
  • eigene kantonale Eignungsvoraussetzungen

Auf Gemeindeebene:

  • Wohnsitzvoraussetzungen (wie Bund)
  • eigene kommunale Eignungsvoraussetzungen

Für die Einbürgerung ist es sehr wichtig, dass sich die Ausländer in schweizerische Verhältnisse eingliedern sowie sich auch den schweizerischen Lebensgewohnheiten, Sitten und Bräuchen anpassen. Darunter ist zu verstehen, dass sie einen deutschschweizer Dialekt verstehen und sich in schriftdeutscher Sprache ausdrücken können, sowohl angemessene Kenntnisse über den schweizerischen Staat, als auch über die Rechte und Pflichten der Bürger besitzen.

Des weiteren ist ein guter Ruf von grosser Bedeutung. Über diesen verfügt man, wenn einer­seits im Strafregister weder Verbrechen oder Vergehen noch zahlreiche oder schwerwiegende Übertretungsstrafen eingetragen, sowie andererseits im Betreibungsregister keine Betreibungen vermerkt sind.

Die Bewerber dürfen in den letzten drei Jahren vor der Einreichung des Einbürgerungsgesuchs keine staatlichen Fürsorgeleistungen bezogen haben. Die hier formulierten Anforderungen gelten für den Gesuchsteller, sowie dessen Ehepartner. Für die Kinder gelten diese Anforderungen nur in zumutbarem Rahmen.

Die eidgenössische Einbürgerungsbewilligung ist eine Voraussetzung für die nachfol­gende Einbürgerung des Bewerbers in der Gemeinde und im Kanton, da Gemeinden und Kantone eigene, zusätzliche Einbürgerungsvoraussetzungen kennen.

Schweizer Bürger wird erst, wer auch in der Gemeinde und im Kanton eingebürgert wurde. (dreistufiges Verfahren)


"Nur eine weltoffene Stadt ist eine Weltstadt"

Die Integration von Migranten in unserm Land beschäftigt uns seit einigen Jahren und wird dies auch weiterhin tun. 1999 hat der Stadtrat von Zürich in seinem Bericht zur Integrationspolitik ein breites Massnahmenpaket für ein besseres Zusammenleben geschnürt. Daraus sind viele verschiedenartige Projekte entstanden, die jetzt umgesetzt werden. Auch die Kampagne  ist Teil dieses Pakets. Nach der ersten Welle im Herbst 2000 werden dieses Mal die Menschen in den Mittelpunkt gerückt. Die Kampagne will ein positives Zeichen für ein vielfältiges Nebeneinander und Miteinander setzen.


Interview vom 11. April 2002 mit Herrn Müllhaupt, Zuständiger für Migration beim Schweizerischen Roten Kreuz


Um 10.00 Uhr empfing uns Herr Müllhaupt höflichst in der Eingangshalle und offe­rierte uns etwas zu trinken. Kurz darauf begannen wir mit dem Interview.

Als erstes ging er auf die Frage zum Begriff 'Integration' ein. Er teilte uns mit, dass Integration ein Thema sei, welches überall von Bedeutung ist. Nicht nur in Bezug auf Ausländer, sondern auch im täglichen Leben jedes Schweizers fänden Integrati­onsprozesse statt, beispielsweise beim Wohnungs-, beim Stellen- oder Schulwech­sel.

Um dem Trend vorzubeugen Integration mit Gewalt in Verbindung zu bringen, würden gewisse Projektleiter des CHILI[14] immer wieder Konflikttrainings in Klassen durchführen. Dabei kommt es nicht auf die Zahl der Ausländer in den jeweiligen Klassen an. Die Jugendlichen würden so ihre Verhaltensmuster kennen lernen und für einen offenen, konstruktiven Umgang mit Konflikten sensibilisiert werden. Sie würden Handlungs­kompetenzen für schwierige Situationen, denen sie in ihrem All­tag begegnen, erarbeiten.

Herr Müllhaupt erklärte uns, dass ihm auch andere Punkte wichtig erschei­nen. Bei­spielsweise die aktive Partizipation der Ausländern an Integrationsprojekten. Aus­länder zu integrieren heisse nicht nur, sie an Projekten teilnehmen zu lassen, son­dern sie bereits bei der Planung und Umsetzung des Projektes mitwirken zu lassen. Integration sei ein gegen­seitiger Prozess. Alle seien daran beteiligt. Es gehe dabei nicht um eine einseitige Anpassung der ausländischen Person, sondern um ein fortwährendes, aufnehmendes Aushandeln von Normen und Werten zwischen kürzlich Eingewanderten, bereits hier niedergelassenen Ausländern, sowie Schweizern.

Auch habe die Integration heute einen anderen Stellenwert als früher.

Damals habe der Schweizer Staat gedacht, dass die Ausländer nur in die Schweiz kommen um zu arbeiten und nach einigen Jahren wieder in ihre Heimat zurückkeh­ren würden. Doch damit habe man sich getäuscht.

Viele Ausländer brächten ihre Kinder in der Schweiz zur Welt. Diese besuchten die Schweizer Schulen und gewöhnten sich an das Leben in der Schweiz. Dadurch emp­fänden sie nur noch einen kleinen Bezug zum 'Heimatland'. Für diese Ausländer sei es nicht so einfach zurückzukehren wie man sich das vorgestellt habe. Die Realität sei anders gewesen als die Politik sich gedacht habe. Die Schweiz sei mit der Tatsa­che konfrontiert worden, dass viele Ausländer hier blieben und noch immer bleiben würden, denn bei uns gehe es ihnen besser und sie hätten bessere Chancen für ihre Zukunft. Des weiteren betonte Herr Müllhaupt, dass Migranten einen Fünf­tel der Bevölkerung in der Schweiz ausmachen würden. Aus diesem Grund könne man nicht mehr die selben Meinungen vertreten, wie man sie einst vertreten habe.

Die Kantone hätten dieses Problem schon bald erkannt und entsprechende Mass­nahmen getroffen. Der Kanton Neuenburg beispielsweise sei einer der Ersten gewe­sen, in dem Ausländer über das passive Wahlrecht verfügen würden.

Der Bund habe die Massnahmen der Kantone anerkannt und versuche allenfalls neue Wege in der Integrationsfrage zu gehen.

Neben dem CHILI mit seinen 'Konflikt­trainings' existieren noch viele andere Projekte zur Integrationsförderung.

Herr Müllhaupt hat uns neben dem CHILI die Projekte 'Mitten unter euch' und 'Mémoires migrants' vom SRK präsentiert, welche in der Dokumentation genauer erläutert werden.

Zum Thema 'Integration als Voraussetzung zur Einbürgerung' erklärte uns Herr Müllhaupt, dass das Verfahren fragwürdig sei. Es wüsste auch nicht jeder Schwei­zer die Antwort auf gewisse Fragen, die den Ausländern beim Einbürgerungsge­spräch gestellt würden.

Die letzte Frage, die wir Herrn Müllhaupt stellten, war, welche Probleme oder Schwierigkeiten die Integration für Ausländer habe. Am schwierigsten gestalte sich die Situation für die Asylbewerber, da sie stets in Ungewissheit leben müssten lautete die Antwort unseres Experten darauf. Die Ungewissheit darüber wie der Asylentscheid ausfallen würde sei sehr bedrückend und wirke sich integrationshemmend aus. Aus diesem Grund solle man die Asylanten nicht zu sehr integrieren. Das klinge zwar ziemlich hart, sei jedoch unabdingbar. Eine vollkommene Integration würde bei den Asylan­ten eine falsche Erwar­tungshaltung auslösen, welche bei negativem Entscheid zu grossen Enttäuschungen führen könne.

Man solle die Flüchtlinge immer wieder damit konfrontieren, was wäre, wenn sie bleiben könnten respektive vor allem was wäre, wenn sie gehen müssten. Die Auseinandersetzung mit diesen Ge­danken könne ihnen eine grosse Hilfe sein.

Zu guter Letzt erklärte uns Herr Müllhaupt noch etwas über die Organisation, die Grundwerte und über die Hauptzielsetzungen des SRK.














Die Organisation des SRK



Rotkreuzgrundsätze

Die sieben Rotkreuzgrundsätze wurden an einer Internationalen Rotkreuzkonferenz in Wien im Jahre 1965 verkündet. Sie haben bindenden Charakter und sind Grund­lage für jede Rotkreuztätigkeit.

Der Grundsatz der Menschlichkeit sei der wichtigste Rotkreuzgrundsatz. Er sei der wahre Motor der Bewegung. Aus ihm würden sich die weiteren Grundsätze der

Unparteilichkeit

Neutralität

Unabhängigkeit

Freiwilligkeit

Einheit

Universalität

ableiten lassen.

Hauptzielsetzungen des SRK

  • Menschliches Leben erhalten und schützen
  • Gesellschaftliche Integration und soziale Würde der Menschen erhalten oder wiederherstellen
  • Gesundheit des Menschen erhalten, fördern oder wiederherstellen

Leitbildervergleich


Für unseren Vergleich wurden vier Leitbilder, welche sie zusammengefasst im Anhang finden, zur Integration von Ausländern aus verschiedenen Regionen der Schweiz ausgesucht. Auf der einen Seite haben wir die Leitbilder der Städte Bern und Winterthur, welche eine Pionierrolle in Sachen Integrationspolitik in der Schweiz übernommen haben.

Auf der anderen Seite wollten wir einen Vergleich zwischen Westschweiz und Ostschweiz anstreben. Dazu wurden das Leitbild des Kantons Genf und dasjenige der Stadt St. Gallen berücksichtigt. Allgemein wird die Westschweiz liberaler dargestellt als die Ostschweiz. Wir wollten wissen, ob sich das auch in den Leitbildern äussert.

Als Basis der heutigen Integrationspolitik gilt sicherlich der neue Integrationsartikel 25a ANAG[15]. Einige Städte wie Bern, Winterthur und Basel verstanden es, eine Pionierrolle in der Ausarbeitung eines Leitbildes einzunehmen. Sie erarbeiteten Grundsätze und Überlegungen, die von anderen Kantonen und Städten übernommen wurden.


Das Leitbild der Stadt Bern erscheint uns inhaltlich und optisch am ausgereiftesten. Es ist übersichtlich gegliedert und intelligent aufgebaut. Die Grundaussagen sind klar ersichtlich und werden mit treffenden Handlungsvorschlägen ergänzt. Unter dem Titel Organisation werden die neu geschaffenen Stellen genau aufgelistet und deren Tätigkeiten erläutert.

Die städtischen Direktionen und Institutionen machten sich genügend Gedanken zum Thema Integration von Ausländern und erwähnen die Integration als 'eine unverzichtbare Aufgabe für grössere Städte.'[16]. Die Stadt Bern setzt sich vor allem in den Bereichen Sprache und Bildung und dem Bereich Arbeit für Verbesserungen ein, sei es das Erlernen der deutschen Sprache oder die Verbesserung des Zugangs zum Arbeitsmarkt für Ausländer.

Als weitere wichtige Punkte werden die Verbesserung der Information über Rechte und Pflichten und der Abbau von Fremdenfeindlichkeit aufgeführt.


Das Leitbild der Stadt St. Gallen ist für uns am ehesten mit demjenigen der Stadt Bern vergleichbar. Es gliedert sich ebenfalls in Grundsätze, welche jenen der Stadt Bern ähnlich sind, obwohl die Grundsätze der Stadt St. Gallen etwas mehr ins Detail gehen. Die Organisation entspricht in ihren Grundzügen ebenfalls derjenigen der Stadt Bern.

Als hauptsächlicher Unterschied zum Leitbild der Stadt Bern muss aber aufgeführt werden, dass sich die Behörden der Stadt St. Gallen noch nicht sicher sind, wie und mit welchen Mitteln sie die Integration verwirklichen wollen. Die konkreten Ziele und Massnahmen sind leider nicht ersichtlich. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass das Leitbild der Stadt St. Gallen erst seit kurzem besteht.

Die von uns vermutete, eher konservative Einstellung der St. Galler Behörden konnte nicht nachgewiesen werden. Im Bereich Integration lassen sich solche Unterschiede zwischen West- und Ostschweiz in keiner Linie feststellen.


Zusammen mit dem Leitbild der Stadt Bern stellt dasjenige der Stadt Winterthur eine Basis für alle in der Schweiz ausgearbeiteten Leitbilder dar. Es stützt sich auf eine Leitidee ab und verfolgt einige Ziele. Auch hier findet man speziell aufgelistete Handlungsvorschläge.

Ein Beispiel ist uns bei der Bearbeitung des Winterthurer Leitbildes allerdings sofort ins Auge gestochen. Die Kommission, welche das Leitbild erarbeitet hat, spricht hier von der Massnahme: 'Deutschkurse als Gegenleistung für den Bezug von Unterstützungsleistungen.'[17] Diese Massnahme erscheint uns sehr strikt, kein anderes von uns bearbeitetes Leitbild sieht eine solch rigorose Lösung vor.

Die Organisation teilt sich auch hier auf verschiedene Stellen auf. Die Stadt Winterthur kann auf jahrelange Erfahrung im Bereich der Integration zurückgreifen. Schon seit bald 30 Jahren existiert eine Koordinationsstelle für Integration, welche ausländische Personen fachlich berät und unterstützt. Wir denken, dass sich diese Pionierarbeit sicher positiv auf alle Beteiligten auswirkt.


Vom Kanton Genf erhielten wir nur einige Gesetzesblätter, was eine vollkommene Prüfung leider nicht möglich machte. Es zeigten sich aber auch hier die gleichen Ansätze wie in allen anderen Leitbildern.

Interessant wäre sicher gewesen, wenn wir noch über einige Vorschläge an Massnahmen aus dem Kanton Genf verfügt hätten. Auf den Gesetzesblättern sind nur 3 allgemeine Punkte erwähnt, die keine konkreten Schlüsse zulassen.

Das Gesetz des Kantons Genf lässt daher viel Spielraum zur Gestaltung der Integration offen.


Schlussfolgerung

In allen Gegenden der Schweiz haben sich die Behörden in die neue Lage hineinversetzt. Die Integrationsarbeit wird nicht mehr nur von privaten Institutionen getragen, sondern wird nun auch zu einer staatlichen Pflicht .

Der Gesetzesartikel ANAG 25a wurde von allen grösseren Städten und den Kantonen umgesetzt und es wurden zum teil qualitativ hochstehende Leitbilder erarbeitet.

Die Anliegen der Ausländer werden überall ernstgenommen und deren Integration wird vorangetrieben.

Aufgrund der Auswertung unseres Fragebogens, sehen wir, dass die grundlegenden Probleme der Ausländer in den Leitbildern erkannt wurden. Es bestehen entweder Lösungen durch Institutionen (Projekte) oder durch den Staat (Massnahmen).

Handlungsspielraum besteht noch im psychologischen Bereich und in der Betreuung von Migranten. Die befragten Ausländer sind jedoch sichtlich dankbar um jede Hilfe, die ihnen angeboten wird.


Analyse des Fragebogens


Während der Befragungsperiode vom 5. bis 12. April 2002 befragten wir 73 Perso­nen zu unserem Thema. Der Hauptteil des Feedbacks stammt aus dem Oberaargau und Emmental von 16-25jährigen Befragten verschiedenster Nationalitäten.
Es interessierte uns, welche Aussagen sich aufgrund der gestellten Fragen machen lassen, was der Grund für die Erarbeitung dieser Analyse war.


Zu Frage 1 des Fragebogens
Mit welchem Begriff verbinden Sie dieses Bild? Wir unterteilten die Antworten in verschiedene Kategorien, da sehr vielfältige Resultate zurückkamen:

  • Werbung
    Diejenigen, denen spontan Werbung einfiel, nannten entweder 'Benetton' oder 'Hilfswerke' wie z.B. UNICEF.
  • Gleichheit
    Einige Befragte verbanden das Bild mit den Begriffen 'Gemeinsamkeit', 'Gleichberechtigung' oder 'Miteinander' . Weniger, aber auch genannt wurde 'Brüder­lichkeit'.
  • Zusammenleben
    'Multikulturalität', 'Zusammenhalt' wie auch 'Artenvielfalt' wurden häufig genannt. Weitere Nennungen: 'Hilfe', 'Toleranz', 'Weltfrieden' und 'Freund­schaft'.
  • Symbole
    Jemand verband das Bild mit 'Kinder'. 'Gut und schlecht' war auch eine Ausserung, welche gefallen ist.
  • Emotionales
    'Zusammenhalt', 'Freundschaft' oder 'Liebe' waren die meistgenannten Begrif­fe. Weniger oft wurde 'Geborgenheit' genannt.
  • Andere Nennungen, Witziges oder Negatives
    Einige konnten keine Assoziation mit dem gezeigten Bild herstellen. Diese Gruppe nannte 'nichts' bzw. 'Hände'. Im Bereich der witzigeren Antworten sind Ausserungen wie 'Handcreme', 'Tanzen' oder 'Handfächer' anzusiedeln. Jemand fand, dass dieses Bild mit 'Hass' umschrieben werden kann.
  • 'Integration' - die perfekte Antwort - wurde ungefähr dreimal genannt.

Definition Ausländer

Definition Schweizer

Einbezug in die Gesellschaft

Anpassen aber nicht assimilieren

Keine Ausgrenzung

Völkerverständigung

Sprache und Kontakt suchen, einleben

Respekt

Anpassung

Eingliederung von Volksgruppen

Richtig verhalten

Kontakt, Sprache

Anpassen ans System

Gleichberechtigung, Akzeptanz

Finanzielle Hilfe

Minderheiten anerkennen

Nicht frech sein gegenüber Schweizern

keine Diskriminierung

Gleiche Rechte für alle

gleiche Rechte und Pflichten

Zu Frage 2 des Fragebogens

Was bedeutet Integration?

Wir wollten mit dieser Frage analysieren, ob die Vorstellungen der Schweizer Be­völkerung mit denen, der Ausländischen übereinstimmen. Unsere Frage ergab fol­gende Antworten (Auszug):


Daraus lässt sich ableiten, dass Schweizer verglichen mit Ausländern eine andere Auffassung von Integration haben. Ausländer beziehen Integration viel eher auf ihre eigene Situation oder auf sich selbst. Manche fassen den Begriff Integration zu eng auf- für sie bedeutet Integration, dass sie bzw. ihre Vergangenheit und Kultur hier nicht erwünscht seien. Sie verwechseln Integration teilweise mit Assimilation, also Anpassung, was nicht das Ziel der Integrations­politik sein soll.
Die Meinungen der Schweizer unterscheiden sich dagegen sehr stark. Auch hier gibt es eine Gruppe, die mit Integration Assimilation (Anpas­sung) verbindet. Der andere Teil der Schweizer gibt Antworten, die das Zusam­menleben betreffen. Begriffe wie 'Respekt' oder 'Akzeptanz' sind vergleichswei­se tref­fender als jene der ersten Gruppe der Schweizer oder mancher Ausländer.


Zu Frage 6 des Fragebogens

Ist ein Unterschied der Probleme zwischen verschiedenen Nationalitäten fest­stellbar? Gab es überhaupt Probleme?

Die Probleme, mit denen sich die Ausländer konfrontiert sehen, sind auf Erleb­nisse oder ihre persönliche Situation bezogen. Ausgrenzung, Rassismus oder Inakzeptanz wurden genannt. Grundsätzlich lassen sich keine nationalitätsspezifi­schen Proble­me erkennen, es kann aber die Schlussforderung gezogen werden, dass Migranten aus ferneren Ländern grössere Probleme mit unserer Kultur und Lebenseinstellung haben, als solche aus umliegenden Ländern.


Lassen sich die Probleme der Ausländer überhaupt mit den Zielen der Leitbilder bzw. der Integrationspolitik verbinden? Werden diese Proble­me behandelt?

Die Vorgaben und festgehaltenen Ziele der verschiedenen Leitbilder werden - so­weit wir dies beurteilen können - eingehalten und die grundlegenden Probleme erkannt. Zu Problemen, die bei den Ausländern auftauchen, bestehen entweder Lösungen durch Institutionen (Projekte) oder durch den Staat (Mass­nahmen). Ein Punkt, der nirgends berücksichtigt wird, ist die psychologische Betreuung. Wahr­scheinlich wären die Kosten für eine professionelle Unterstüt­zung zu hoch. Flücht­linge wären jedoch sicherlich dankbar um jede Hilfe, die ihnen geboten würde, um z.B. Kriegserlebnisse verarbeiten zu können.

Das Leitbild der Stadt Genf hingegen lässt viel Spielraum zur Gestaltung der Inte­gration offen, da es relativ allgemein abgefasst ist.


Zu Frage 10 und 11 des Fragebogens

Offenheit gegenüber Fremden

In unserem Fragebogen war die Frage enthalten, wie offen der Einzelne auf Auslän­der zugeht, und inwieweit dies die gesamte Bevölkerung tut.



Das Resultat der beiden Fragen erstaunte uns nicht besonders: Sobald es um die ei­gene Person geht, neigt man dazu, sich besser darzustellen als andere. Geht es aber um die Allgemeinheit, wird man kritisch. In diesem Sinne ist diese Frage mit Vor­sicht zu geniessen. Deshalb ist eher die Einschätzung über die gesamte Bevölke­rung massgebend und der Realität entsprechend.


Zu Frage 7 des Fragebogens

Unterstützung der Migranten bei der Integration

Zunächst erstaunte uns bei der Frage, wer Migranten bei der Integration behilflich war, dass kein einziger Befragter eine Organisation nannte. Wir denken, dass ein Anteil der Stimmen bei 'ich selbst' diesen zuzuschreiben sind.

Viele konnten von ihren Familienangehörigen profitieren, sei es beim Austausch am Mittagstisch oder sonst wie. Auch Freunde (Nationalität fragten wir nicht) sind für Migranten wichtige Hilfen zur Integration.

Weiter muss man bei der Gruppe 'ich selbst' zwischen denjenigen unterschei­den, die wirklich auf sich selbst gestellt waren und denen, welche Hilfe bean­spruchen konnten.

Uns erstaunte die relativ häufige Nennung der Arbeitgeber, denn diese bemühen sich anscheinend um das Wohl ihrer Angestellten. Den ausländischen Arbeitneh­mern wird vor allem Im Bereich der Wohnungssuche und Schulung geholfen.

Schweizer jedoch halfen direkt oder persönlich eher wenig. Wohl auch aus dem Grund, weil Schweizer in den anderen Gruppen - ausser 'Familie' - vorkommen und möglicherweise nicht erwähnt wurden.

Der persönliche Kontakt mit Schweizern wäre der direkteste und wirkungsvollste Weg für Ausländer. Erschwerend wirkt jedoch, dass immer noch Vorurteile und Unsicherheiten auf beiden Seiten bestehen, deshalb braucht es Mut, den ersten Schritt zur Kontaktaufnahme zu machen.

Schlusswort


Die Integration von Ausländern stellt eine grosse Aufgabe unserer heutigen Gesellschaft dar. Integration ist aber ein weiter und dehnbarer Begriff.

Die Schweiz hat sich der Aufgabe angenommen, Ausländer korrekt zu integrieren. Die vorher hauptsächlich von privaten Organisationen durchgeführte Integrationsarbeit wurde neu auch zu einer Staatsaufgabe.

Beide Seiten - sei es der Staat oder die privaten Organisationen - versuchen die Integration durch verschiedene Programme und Projekte zu erleichtern. Die Vielfältigkeit dieser Programme und Projekte lässt darauf schliessen, dass man sich in der Schweiz im Klaren darüber ist, wie wichtig die Integration der Ausländer für die heutige Gesellschaft ist.


Eine gute Integration verhindert Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und hilft den Ausländern sich in die hier herrschenden Lebensprozesse einzuordnen. Der Integrationsprozess kann in verschiedenen Bereichen stattfinden, sei es bei der Arbeit, in der Bildung, beim Erlernen der deutschen Sprache oder im täglichen Leben. Jeder dieser Bereiche stellt einen Teil eines grossen Puzzles dar, dass die Ausländer langsam zu lösen haben. Mit der Unterstützung von Institutionen und dem Staat können sie das auch schaffen.


Die Integration stellt einen gewichtigen Teil im Einbürgerungsprozess dar. Wer eingebürgert werden möchte, muss vollständig in unserer Gesellschaft integriert sein. Die heutige Integrationspolitik soll Ziele wie die Einbürgerung nicht zu Wunschvorstellungen werden lassen, sie soll vielmehr den Weg zu ihnen ebnen.


Zu einer erfolgreichen Integration braucht es immer zwei Seiten. Integration bedarf einer gewissen Anpassung des Ausländers, aber auch einer offenen Aufnahme der Schweizer. Ohne Gegenseitigkeit läuft nichts. Die Ausländer sind also auch gefordert und müssen von sich aus den Willen erbringen, sich zu integrieren.


Auf diesem Wege möchten wir Frau Reber und Frau Lauber-Agbor vom Color-Treff Langenthal, Herrn Müllhaupt vom Schweizerischen Roten Kreuz für die geleisteten Interviews, den Staatskanzleien der Kantone St. Gallen und Genf, den Stadtverwaltungen Bern und St. Gallen für die uns zugestellten Leitbilder und den vielen Passanten und Personen, die unseren Fragebogen ausgefüllt haben, recht herzlich für die geleistete Mitarbeit an unserem Projekt danken.


Literaturverzeichnis


Internet (alle Adressen aufgerufen zwischen 02.04.2002 und 10.04.2002)

o        http://home.tiscalinet.ch/s.alcinkaya/alter_migration.htm

o        http://home.tiscalinet.ch/s.alcinkaya/schul_integration.html

o        http://www.gfs.ch/publikationen/migration/

o        http://www.efriz.ch/cgi/sfc.pl?a=/sys/htm/menu.html&b=/archiv/002/a-2.html

o        http://www.admin.ch

o        http://www.bfa.admin.ch

o        Gnesa, Eduard. 13.09.2000. Integration von Ausländerinnen und Ausländern. http://www.admin.ch/cp/d/39bf8f5b@fwsrvg.bfi.admin.ch.html. (09.04.2002)

o        http://www.srk.ch

o        http://www.auslaender.ch/integration/publikationen/jahresbericht01_d.pdf

o        http://www.auslaender.ch/integration/publikationen/die_integration_der_migrantinnen_d.pdf

o        http://www.brueckenbauer.ch/INHALT/0007/07interv.htm

o       http://www.brueckenbauer.ch/INHALT/0036/36iview2.htm

Literatur

o       Leitbilder

Gemeinderat der Stadt Bern, Leitbild zur Integration in der Stadt Bern, Bern 21999

Stadtrat der Stadt St. Gallen, Integrationskonzept der Stadt St. Gallen, St. Gallen 12001

Stadtrat der Stadt Winterthur, Integration in der Stadt Winterthur, Winterthur 12000

République et canton de Genève, Loi sur l'intégration des étrangers, Genève entrée en vigueur le 15.

o       Gemeinderat Baar, Schlussbericht Integration von fremdsprachigen Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde Baar, Baar 2001

o       Eidgenössische Ausländerkommission EKA, Jahresbericht 2001, Bern 2001

o       Bundesamt für Statistik, Pressemitteilung, November 2001

Interviews

o       Color-Treff, Frau Reber und Frau Lauber-Agbor, In der alten Mühle 21 4900 Langenthal

o       Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK), Abteilung Migration, Herrn Müllhaupt, Bern




Im Sinne der Vereinfachung wird im gesamten Text ausschliesslich die männliche Form gewählt; die weibliche Form ist damit selbstverständlich auch gemeint.

Begriffserklärung Duden: 'Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck menschlicher Höherentwicklung.'

Zahlen aus: Eidgenössische Ausländerkommission (EKA), Die Integration der Migrantinnen und Migranten in der Schweiz, Bern, Oktober 1999

französisch, aus dem Wort "Eidgenossen' entstanden. Bezeichnung für die französischen Protestanten.

Die ständige ausländische Bevölkerung umfasst die Niedergelassenen (Ausweis C) und die Jahresaufenthalter (Ausweis B).

Zahlen aus: Eidgenössische Ausländerkommission, Oktober 1999

Zitat: Susanne Reber, interkulturelle Animatorin im Color-Treff und Mitarbeiterin im Asylwesen

http://www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber01/du0103.htm, aufgerufen: 10. April 2002

Pressemitteilung des Bundesamtes für Statistik (BFS), Informationsdienst, November 2001, S. 1

http://home.tiscalinet.ch/s.alcinkaya/integration.htm, aufgerufen: 4. April 2002

Vergleiche dazu Interview im Anhang

Vergleiche dazu Punkt 7.5.1. CHILI 'Konflikttrainings', Seite 23

Vergleiche Auszug aus dem ANAG, Dokumentation, Seite 8

Vergleiche dazu Punkt 7.5.1. CHILI 'Konflikttrainings', Seite 23

Vergleiche dazu Seite 8

Gemeinderat der Stadt Bern, Leitbild zur Integration in der Stadt Bern, Bern 21999, S. 10

Stadtrat der Stadt Winterthur, Integration in der Stadt Winterthur, Winterthur 12000, S. 14






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