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Leoniden 98-99

Leoniden 98/99

Allgemeine Informationen

Die Leoniden sind für ihre im Abstand von 33 Jahren auftretenden großen Meteorschauer bekannt. Die nächsten derartigen Ereignisse werden 1998 und 1999 erwartet. In den Jahren seit 1994 gab es bereits einen Anstieg der maximalen Leoniden-Raten. Auch die Position der Maxima fällt mit der erwarteten Lage des neuen Peaks zusammen. Da auch der Ursprungskomet 55P/Tempel-Tuttle wiederentdeckt wurde und "exakt auf Kurs" ist, sind die Erwartungen für den November 1998 recht hoch.


Leoniden 1998

Der berechnete Maximums-Zeitpunkt für 1998 ist der 17. November, 20 Uhr UT. Zu dieser Zeit befindet sich der Radiant in Europa noch unter dem Horizont - mit anderen Worten: Der Beobachter befindet sich auf der 'Rückseite' der Erde bezüglich des Durchganges durch den Meteorstrom. Frühestens eine Stunde vor Mitternacht kann in Mitteleuropa mit der Beobachtung begonnen werden. Bei tiefem Radiantenstand werden aber nur wenige Meteore tatsächlich sichtbar. Grundsätzlich entspricht die tatsächlich beobachtbare Zahl 0,3mal Cosinus des Zenitabstandes des Radianten mal gennanter stündlicher Anzahl. Um optische Beobachtungen unter günstigen Bedingungen durchführen zu können, muß ein Ort weit östlich Mitteleuropas aufgesucht werden.



Dabei findet man ein Optimum des Beobachtungsfensters (nutzbare Zeit vor und nach dem erwarteten Maximumszeitpunkt) bei etwa 120o ö. L.



Leoniden 1999

Der Zeitpunkt dieses Maximums liegt für die europäischen Beobachter weit günstiger: 18.11.1999, 02h UT.


Mögliche Auswirkungen des dichten Leonidenstromes:

Am 27. und 28. April 1998 fand in Manhattan Beach, CA, USA, eine Konferenz zum Thema "Gefahren für Satelliten durch die Leoniden" statt. Während bei dem außerordentlich dichten Teilchenstrom der Leoniden 1966 nur wenige Satelliten im Orbit waren, sind hingegen jetzt über 500 z.T. komplizierte und große Satelliten im Einsatz. Da die Leoniden-Teilchen mit 71 km/s in Erdnähe gelangen, können selbst verhältnismäßig kleine Partikel Schäden verursachen. Allerdings werden die Effekte weniger in Form von 'Löchern' durch direkte Treffer erwartet, als vielmehr durch die Ausbildung von Plasma in der unmittelbaren Umgebung der Satelliten. Eine derartige Aufladung könnte für den Ausfall empfindlicher elektronischer Komponenten sorgen. Vorsichtshalber werden die Kontrollzentren der Satellitenbetreiber besetzt sein, um kurzfristig aufgrund aktueller Daten Lageänderungen oder Abschaltungen vorzunehmen.
Bereits bei den Perseiden 1993 war der Start eines Shuttle vorsichtshalber verschoben worden. Der Ausfall eines Olympus-Satelliten im August 1993 - genau während des Durchgangs der Erde durch die Bahnebene des Kometen 109P/Swift-Tuttle - stellte sich ebenfalls als Störung der Elektronik heraus. Dieser Satellit war kurz zuvor reaktiviert worden.

Weiers ist das Sonnen- und Heliosphärenobservatorium SOHO hochgradig gefährdet. Es ergeben sich ziemliche Parallelen zum eben erwähnten Olympus. SOHO ist ebenso fast verloren gewesen und konnte kürzlich schrittweise reaktiviert werden. SOHO befindet sich im Bereich des Librationspunltes L1, etwa 1.26 Millionen Kilometer innerhalb der Erdbahn. Die Bahn des Kometen 55P/Tempel-Tuttle verläuft aber gerade 1.20 Millionen Kilometer innerhalb der Erdbahn. Dadurch wird SOHO den dichtesten Abschnitt des Leoniden-Teilchenstromes passieren und für einige Stunden einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sein.



Erwartungen für die Leoniden 1998 und 1999

Der geringste Abstand der Bahnen von Erde und 55P/Tempel-Tuttle beträgt gegenwärtig rund 1.2x106km, etwa wie im Jahre 1866, als die Rate Spitzenwerte der Größenordnung 10000 Meteore pro Stunde erreichte. In der zurückliegenden Zeit wurden mehrere Versuche unternommen, die Aktivität der kommenden Ereignisse vorherzusagen. Die Autoren kommen zu folgenden Ergebnissen:


Jenniskens (1996): Basiert auf jüngeren Leoniden-Beobachtungen.
1998 Nov 17, 19.5h UT, etwa 10000/h, viele schwache, etwa 3h lang
1999 Nov 18, 01.5h UT, etwa 5000/h, viele schwache, etwa 3h lang.


Wu & Williams (1996): Unsicheres numerisches Modell des Stromes. Prognose:
1998 Raten etwa wie 1933, aber weniger als 1966; 1999 nur geringe Aktivität.


Beech, Brown, Jones & Webster (1996): Unsicheres numerisches Modell des Stromes. Maximumszeiten:
1998 Nov 17.71 UT (17.0h)
1999 Nov 17.96 UT (23.0h).






Yeomans, Yau & Weissman (1996): Orbit des Kometen und Durchgang durch den Bahnknoten.
Höchste Meteoraktivität kann davor oder danach auftreten:
1998 Nov 17 19:43 UT, 257 Tage nach dem Kometen
1999 Nov 18 01:48 UT, 623 Tage nach dem Kometen.


Beech, Jones, Brown & Webster (1997): Numerisches Modell; erweitert, aber noch unsicher. Aktivität:
1998: einsetzende Aktivität; möglicherweise noch zu früh
1999: höchste Aktivität; auch 2000, 2001 und 2002 noch erhöhte Raten.


Cooke (1997): Zeitpunkt bisher beobachteter Maxima. Untersuchung in Hinblick auf mögliche Gefahren für Satelliten. Teilchendichten:
1998: Dichte etwa wie 1997 und 2000
1999: höchste Dichte, etwa 5-6mal so hoch wie 1998.


Brown (1997): Auswertung der bisher beobachteten Peaks. Wahrscheinlichste Sonnenlänge (2000.0): 235o.20+-0o.05, etwa 2h vor der Knotendurchgangszeit. 0o.05 'Fehler' bedeuten etwa +-1,2 Stunden Abweichung:

Maxima:
1998 Nov 17, 17:55h UT
1999 Nov 17, 23:55h UT.


Brown (1998): Numerische Simulation und Peaks 1996+1997:
1998 Nov 17, 19:20 UT +- 60 min; ZHR 1200 +- 280 mit Chance bis ZHR 10000.



Welche Beobachtungen lohnen sich auch von Europa?


Weitwinkel- (All sky)-Fotografie: Bestimmung der maximalen Größe von Leoniden-Meteoroiden ('hellster Leonid')

Helligkeitsdaten während der gesamten Aktivitätsdauer

Beobachtung des Mondes, um vielleicht den Einschlag eines großen Meteoroiden zu registrieren (Mond nur schmale Sichel, kurzer Zeitraum!)

Spektroskopie von Meteoren

Fotografie langandauernder Schweife (Aufnahmeserien mit Belichtungen von 10 bis 30 Sekunden, je nach Helligkeit) - dazu lichtstarke Optiken und hochempfindlicher Film

Spektroskopie langandauernder Schweife (Belichtungsbeginn möglichst unmittelbar nach dem Erscheinen des Meteors) - dazu lichtstarke Optiken und hochempfindlicher Film und ein Prisma oder Gitter.

Möglicherweise ist auch ein schwacher Lichtschein der Leoniden-Teilchenwolke zu beobachten. Derartiges war auch bei den Perseiden 1993 erwartet worden, konnte aber nicht gefunden oder bestätigt werden.







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