Frage: Das Wahrheitsproblem ist ein zentrales Problem der Erkenntnistheorie. Was bedeutet Wahrheit? Wann sind wir berechtigt etwas wahr zu nennen? Erläutern Sie verschiedene Wahrheitstheorien.
Antwort:
Definition:
Wahrheitstheorien:
a) Korrespondenztheorie:
i) Ist die älteste Wahrheitstheorie und wurde erstmals von Aristoteles formuliert (Metaphysik, 350 v. Chr.)
ii) "Denn zu behaupten, das Seiende sei nicht oder das Nichtseiende sei ist falsch. Aber zu behaupten, dass das Seiende sei und das Nichtseiende nicht ist wahr. Es wird demnach der, der behauptet, dass etwas wahr sei oder nicht sei, die Wahrheit sagt oder die Unwahrheit sagen."
iii) Die Korrespondenztheorie erklärt Wahrheit über eine Korrespondenz zwischen Aussagen und Realität. (Aussage ist wahr, wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmt). Sie setzt Wahrheit in Beziehung zu dem, was der Fall, was faktisch gegeben ist.
iv) Wenn ich von einer Tatsache behaupte, dass sie wahr ist, meine ich auch, dass sie den Tatsachen entspricht.
Kritikpunkte
i) Von vielen Philosophen wurde kritisiert, dass laut dieser Auffassung die Beziehung zwischen Sprache und Realität mysteriös bleibt
ii) Die Theorie ist nicht in der Lage, eine umfassende Wahrheitstheorie zu liefern. Sie gibt nur für den engen Bereich von einfachen Beobachtungsaussagen, wo wir direkt das Behauptende nachprüfen können.
iii) Sie gilt nicht über Aussagen über Vergangenes, weil ich nicht Vergangenes nicht überprüfen kann
iv) Sie endet in einem infinten Regress (Rückschritt): Jede Behauptung muss wieder begründet werden.
b) Kohärenztheorie:
i) Bei ihr wird die Wahrheit über die Kohärenz (Zusammenhang) zweier Aussagen bestimmt. Eine Aussage ist wahr, wenn sie mit einer anderen Aussage, die wir zu akzeptieren Grund haben, übereinstimmt.
ii) Sie zielt auf das Wahrheitskriterium ab und nicht auf die Wahrheitsdefinition.
iii) Eine falsche Aussage wird mit anderen von uns akzeptierten Aussagen in Widerspruch geraten.
Kritikpunkte:
i) Die ganze Wahrheitstheorie funktioniert nur dann, wenn wir bereits über wahre Aussagen verfügen mit denen die neuen dann kohärieren müssen.
c) Redundanztheorie:
i) Nach ihr erübrigt sich eine Theorie des Begriffs "wahr" zu entwickeln, da das Prädikat "wahr" bzw. "ist wahr" streng genommen überflüssig ist.
ii) "Denn zu sagen, dass x wahr ist, bedeutet nach dieser Theorie nicht mehr als x zu behaupten"
Kritikpunkte:
i) Es gibt vor allem in der deutschen Sprache Aussagen, wo auf das Prädikat "wahr" nicht verzichtet werden kann. (z.B.: Der erste Satz in Wittgensteins "Tractatus" ist wahr)
ii) Alle Folgerungen wahrer Sätze sind wahr
d) Pragmatische Wahrheitstheorie:
i) Sie ist eine neuzeitliche Theorie in den U.S.A entwickelt
ii) Bringt Wahrheit in den Zusammenhang mit den Folgen unseres Handelns
iii) Es werden wahre von falschen Aussagen dadurch unterschieden, dass erstere produktiver bzw. nützlicher für uns sind als letztere.
Kritikpunkte:
i) Wahre Vorstellungen sind solche, die wir uns aneignen, die wir geltend machen, in Kraft setzen und verifizieren können.
ii) Falsche Vorstellungen sind solche, bei denen das alles nicht möglich ist, das heißt wahr ist der Name für jede Vorstellung, die den Verifikationsprozeß auslöst und nützlicher der Name für die in der Erfahrung sich bewährende Wirkung (individuell getrübt) Selbstzweck, Notlüge, Lüge
e) Konsensutheorie:
i) Entwickelt von Jürgen Habermas
ii) Wahrheit spielt eine zentrale Rolle im zusammenhang mit Kommunikation und Verständigung
iii) Menschen, die über eine Sache verhandeln, sind einer Wahrheit zumindest nahe, wenn sie einen Konsens (Übereinstimmung) gefunden haben.
iv) Ein Konsens sollte unter der Bedingung einer idealen Sprechsituation erzielt werden.
v) Es müssen Beeinflussung, Manipulation und Drohungen ausgeschlossen werden.
vi) Ideale Sprechsituation:
Alle potentiellen Teilnehmer eines Diskurses müssen die gleiche Chance haben, kommunikative Sprechakte zu verwenden, sodass sie jederzeit Diskurse eröffnen können.
Alle Diskursteilnehmer müssen die gleiche Chance haben, Deutungen, Behauptungen, Erklärungen aufzustellen und deren Geltungsanspruch zu widerlegen.
Zum Diskurs sind nur Sprecher zugelassen, die als Handelnde gleiche Chancen haben, representative Sprechakte zu verwenden
Zum Diskurs sind nur Sprecher zugelassen, die als Handelnde die gleiche Chance haben, regulative Sprechakte zu verwenden, d.h. zu befehlen, und sich zu widersetzen, zu erlauben und zu verbieten.
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