Erkenntnismethoden:
Was alles für erkennbar gehalten wird, hängt davon ab, welche Erfahrungsbegriffe ( Sinneserfahrung, Intuition, Wesensschau, usw.) zugrundegelegt wird. Die Behandlung der Frage nach den Quellen und der Methode der Erkenntnis ist auf mindestens vierfache Weise erfolgt:
Ad1.) Empirismus:
Der Empirismus führt alles menschliche Erkennen auf die Sinneserfahrung zurück und hält diese für die einzig zulässige Erkenntnisquelle. Nach der Meinung der Empiristen, z.B. Locke oder Hume, ist die Seele zuerst eine leere Tafel (tabula rasa), die durch die Sinneseindrücke erst beschrieben werden muss. Beim Empirismus gibt es keine angeborenen Ideen. Erkenntnisse sind nur zu gewinnen, indem man sie mühsam Stück für Stück einzelne Erfahrungen mosaikartig zusammensetzt. Dies bedeutet aber nicht, dass für die Empiristen der Verstand keine Rolle spielt, denn der Verstand dient nach deren Meinung dazu, alle durch Sinnen und Erfahrung erworbenen Erkenntnisse zu verbinden.
Ad2.) Rationalismus:
Der Rationalismus verlässt sich- wie der Name schon sagt - mehr auf die Vernunft, da die Sinne uns immer wider täuschen. Der Rationalismus glaubt an angeborene Ideen und Grundsätze, die a priori ( von vornherein) gelten und aus denen sich Erkenntnisse über die Wirklichkeit und über das Transzendente ableiten lassen.
Ad3.) Irrationalismus:
Der Irrationalismus meint, dass gerade die wesentlichen Erkenntnisse durch Intuition ( "unmittelbare Anschauung") gewonnen werden.
z.B. sind sehr viele epochenmachende Einsichten weder empirisch noch logisch - rational zustande gekommen, sondern durch glückliche "Eingebungen".
Ad4) Kritizismus:
Der Kritizismus meint, das Erkenntnis nur durch kritisch - rationale Verarbeitung empirischer Daten möglich ist und irrational gewonnene Einsichten nur akzeptable sind, wenn sie durch Vernunft und Erfahrung überprüft erden können. Kant versuchte, Empirismus und Rationalismus in seinem Kritizismus zu vereinen.
Wie wirklich ist die Wirklichkeit:
In der Frage, was der Gegenstand unserer Erkenntnis eigentlich sei, haben sich in der Philosophiegeschichte zwei Standpunkte herauskristallisiert, die sich den Grundfassungen Realismus und Idealismus zuordnen lassen.
Der Idealist behauptet, die Wirklichkeit gebe es nur in unserem Bewusstsein.
Dass die Frage nach der Realität der Außenwelt überhaupt aufgeworfen wurde, bezeichnet Kant als einen "Skandal der Philosophie". Theoretisch - logisch lässt sich die Behauptung, dass die Wirklichkeit nur in unserer Einbildung existiert, nicht widerlegen. Doch die Annahme einer realen Welt ist die Forderung der praktischen Vernunft.
Erkenntnis am Beispiel der optischen Täuschung:
wir besitzen ein passives ähnliches Abbild von dingen
Wir sind ohne "Bild" unmittelbar bei den Dingen selbst; anders ausgedrückt: unsere Bewusstseinsinhalte sind mit den Dingen identisch;
Wir besitzen aktiv geformte symbolische Bilder der Außenwelt.
Ad1.) Diese Lösung entspricht einem naiven Abbild - Realismus.
Ad2.) Dieses Lösung entspricht einem Idealismus
Ad3.) Diese Lösung entspricht dem Kritischen Realismus.
Die Bildchen-Theorie der Antike, nach der sich Bildchen von den Gegenständen loslösen, die über die Sinne ins Gehirn wandern, kommt vom tatsächlichen Sachverhalt sehr nah.
Wir wissen heute, dass Atome der Dinge Lichtquanten aussenden, die unsere Augen aufnehmen. Auf der Netzhaut entsteht dadurch en verkleinertes und verkehrtes Abbild der wahrgenommenen Umgebung. Durch elektrische Impulse entsteht dann im Sehzentrum ein Wahrnehmungsbild.
Es ist klar, dass von einer Ahnlichkeit dieses Bildes mit der Realität oder auch mit dem Netzhautbild nicht die Rede sein kann, denn die Impulse im Sehnerv haben mit einem Abbild überhaupt nichts zu tun, denn es handelt sich hierbei um in elektrische Signale verschlüsselte Informationen von der Außenwelt.
Um von einem Abbild im Sinne des Abbild- Realismus oder der antiken Bildchen - Theorie sprechen zu dürfen, müssten wir dieses Abbild mit der Wirklichkeit vergleichen, und das ist unmöglich, weil wir immer unserer Wahrnehmung unterliegen.
Wir können höchstens von einem symbolischen Bild von er Wirklichkeit reden, das gemäß unserem Wahrnehmungsapparat in unserem Gehirn aufgebaut wird.
Von einem Abbild zu sprechen ist auch deshalb nicht erlaubt, weil wir nicht wissen können, wie das zugehörige Abgebildete aussehen soll, weil dieses eben überhaupt nicht aussieht, wenn es niemand sieht.
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