M. Claudius/ F. Schubert „Der Tod und das Mädchen“
I a) In dem Kunstlied „Der Tod und das Mädchen“ geht es um ein junges Mädchen, das bald sterben soll. Es fleht den Tod, der als „Knochenmann“ beschrieben wird, an, doch an ihm vorbei zu gehen und es nicht mit in sein Totenreich zu nehmen. Der Tod läßt sich aber nicht beirren und versucht es zu beruhigen, indem er ihm schmeichelt und einen angenehmen Tod verspricht.
Die Sprache des Textes ist für uns etwas ungewohnt, da in der Romantik die Wortwahl anders war als heute. Man merkt auch Unterschiede in der Sprache zwischen Mädchen und Tod. Das Mädchen ist durch die Nähe des Todes ängstlich und aufgeregt. Das merkt man auch in der Sprache. Es wiederholt sich (siehe Text in Takt 9+10; 16- 18) und läßt Laute einzelner Wörter aus („Geh´“ Takt 10; 14). Der Tod dagegen spricht ruhig und in ganzen Sätzen. Die Sprache unterscheidet sich in der Wortwahl. Das Mädchen benutzt sehr harte Ausdrücke für den Tod und für das Sterben („Knochenmann“, „rühre mich nicht an“). Der Tod stellt sich dagegen schon durch die Wörter als sanft und gut dar („bin nicht wild, sollst sanft in meinen Armen schlafen“).
Der Inhalt des Textes zeigt bildlich den Kampf eines Sterbenden mit dem Tod. Jeder, vor allem wenn er noch jung ist, hat wohl Angst vor dem Tod und wird wohl, wenn er merkt, daß es zu Ende geht, Argumente gegen den Tod suchen, ob es nun hilft oder nicht. In Wirklichkeit kann der Tod natürlich nicht antworten, aber in diesem Lied macht der Tod dann deutlich, daß er eigentlich gutmütig ist und gibt sogar sich sogar als Freund („bin Freund“) und so ein Freund bringt einem nichts Schlimmes, sondern er erlöst einen vom Leben.
II Schubert setzt weniger den Text als die Personen in Musik um. Er beschreibt die ganze Szene wie eine Szene eines Theaterstückes. Er fängt an, indem er mit dem Vorspiel schon eine ruhige und etwas dunkle Atmosphäre kreiert. Er nimmt ein langsames Tempo und ein gleich ruhig wirkendes Metrum ( Halbe und zwei Viertelnoten). Dieses Vorspiel besteht nur aus Begleitakkorden, hat also keine hervorgehobene Melodie. Dieses Schema erscheint aufs Neue, wenn der Tod singt, steht also symbolisch für ihn. Wenn man dies aufs Theater umsetzt, so kann man sich vorstellen, wie der Tod langsam um das Bett des Mädchens schleicht. Nun wacht es auf, sieht den Tod und wird sofort ängstlich und hektisch. Dieses zeigt Schubert durch eine komplett veränderte Begleitung und eine rhythmisch bewegte Melodie (Takt 9). Das Tempo wird angezogen und die Tonart ist Moll. Das ruhig wirkende Metrum ( Halbe und zwei Viertelnoten) wird von einem, durch Achtelnoten, schnell und hektisch wirkenden Komplementärrhythmus abgelöst. Auf dieser Grundlage fleht das Mädchen den Tod an, ihm noch Zeit zu geben. Es wird ein tonleiterfremder Ton (es Takt 13) verwandt, um die Angst des Mädchens vor dem Tod noch mehr zum Ausdruck zu bringen. Es steigert sich in das Flehen immer mehr hinein, das sieht man an der ansteigenden Melodik. Schließlich scheint es sich etwas zu beruhigen (Takt 13; 14) und diese Gelegenheit nutzt der Tod direkt, um dem Mädchen eine „Brücke“ zu sich zu bauen. In der Begleitung erscheint nämlich nun wieder die „ewige Uhr“ des Todes, also das gleiche Schema aus dem auch das Vorspiel geschaffen ist. Dieses beruhigende Fundament geht auch auf das Mädchen über, das sich nun wohl seinem Schicksal zu ergeben scheint. Es singt zwar: „und rühre mich nicht an“ aber übernimmt den Rhythmus des Todes fast ganz (Takt 16- 19), außerdem singt es nur noch Tonfolgen nach unten, begehrt also nicht mehr gegen den Tod auf. Bildlich gesehen: Der Tod streckt die Hand nach dem Mädchen aus und es scheint sie dann auch zu ergreifen. Nun will der Tod den Widerstand endgültig brechen und redet ruhig auf es ein. Das Tempo wird wieder langsamer und der Tod singt mit einer tieferen Stimme sehr monoton, was beruhigend wirkt, dem Mädchen Mut entgegen. Wenn das Nachspiel beginnt, wechselt die Tonart nach Dur. Das Mädchen scheint den Tod also anzunehmen und sieht ihn, wie in der Romantik üblich, als Erlösung an. Das Klavier beschreibt eigentlich immer die Stimmung, die gerade in der Szene herrscht und beschreibt so die Umstände.
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