Ich möchte mit diesem Referat einen kleinen Einblick in die italienische Orchestermusik geben, und neben dem sehr bekannten Verdi auch einige weniger bekannte Komponisten nennen.
In Italien konnten im 17. Jahrhundert die wichtigsten Formen der Instrumentalmusik entstehen und sich sehr gut weiter entwickeln. Namen wie Gabrieli, Corelli, Vivaldi, Scarlatti vermochten weit bis in das 18. Jahrhundert hinein auch der italienischen Instrumentalmusik Geltung zu verschaffen. In der zweiten Hälfte des 18. Und später im 19. Jahrhundert, zur Zeit der deutschen Klassik und Romantik, legte sich Italien einseitig auf die Oper fest, während das sinfonische Gebiet, Kammer- und Klaviermusik vernachlässigt wurden. Daher ist der Beitrag, den die italienische Musik zu den Orchesterkonzerten zu liefern hat, erstaunlich gering und beschränkt sich im 19. Jahrhundert ausschlie0lich auf einige Opern-Ouvertüren. Verdi hatte erklärt: "Unsere Kunst ist nicht die sinfonische!"
Luigi CHERUBINI:
Dieser große Meister, der im Anschluß an Gluck die Tradition der französischen Oper begründet, war der erste große Name der italienischen Orchestermusik. Sein dem Fidelio ähnliches Werk, der Wasserträger, wurde auch von Beethoven hochgeschätzt. Cherubins Opern sind heute von dem Spielplan verschwunden, doch die Ouvertüren zu diesen Opern gehören nach wie vor zum Bestand klassischer Instrumentalmusik.
Sie sind Einleitungsstücke, in festlichem Charakter, die auf die Oper vorbereiten, ohne aber programmatisch auf den Inhalt einzugehen. So verzichtete Cherubini in der berühmten Ouvertüre zu der Oper Abenceragen, 1813, die die Geschicke eines maurischen Heldengeschlechtes schildert, auf das spanische Kolorit, wie es wenig später Weber in seiner Preziosa-Ouvertüre meisterhaft anzudeuten verstand. Ein kraftvolles Heldenmotiv leitet die Largo-Introduktion ein, eine zarte Liebesmelodie in der Flöte wird dem Heldenthema gegenüber gestellt. Eine düstere, scharf punktierte Figur der Streicher führt dann in den lebhaft erregten Hauptteil. Sehr eindrucksvoll ist hier das schicksalhaft harte Unisonomotiv der Streicher, das im Anschluß an das recht konventionelle Hauptthema auftritt. Leichtfüßig erscheint das zweite Thema, das pianissimo, in reizvollem Gegeneinander von Streichern und Bläsern aufgeführt wird. Abschließend klingt kurz das Hauptthema an, setzt aber ohne Durchführung gleich in die Reprise ein, die in einer festlichen, durch Fanfaren belebten Coda ihre Krönung erfährt. Cherubini starb im Jahr 1842.
Als der Ruhm von Gioacchino Rossinidurch ganz Europa ging, entstand der italienischen Musik in Verdi der führende Meister, dessen Werk die Musik aller einheimischen Zeitgenossen überstrahlte und die Vorrangstellung der italienischen Oper in der ganzen Welt von neuem bestätigte. Dabei hatte es Verdi in seinen Anfängen keineswegs leicht gehabt. Als Schüler wurde er sogar von der Prüfungskommission des Mailänder Konservatoriums wegen Talentlosigkeit abgelehnt; auch seine erste Oper brachte ihm keine Erfolge. Erst der Nabucco, 1842, entschied die Laufbahn Verdis und von nun an galt er als der führende Opernkomponist Italiens. Mit den Oper Rigoletto, Troubadur und La Traviata (alle sind zwischen 1851 und 1853 entstanden) schrieb er seine volkstümlichsten Werke, deren Welterfolg vielleicht noch durch den sensationellen Triumph der Aida, 1871, überboten werden konnte. Nach der Aida, somit auf der Höhe seiner Meisterschaft stehend, schrieb Verdi sein einziges Konzertstück, das Requiem, das 1874 in Mailand uraufgeführt worden ist. Verdi hat es in Gedanken an den großen italienischen Dichter Alessandro Manzoni geschrieben, der 1873 gestorben war.
Das Requiem ist in sieben Abschnitte gegliedert. Flüsternde Chorstimme beginnen das Requiem aeternam, nachdem eine absinkende a-moll Melodie der Violoncelli die düstere Grundstimmung festgelegt hat. Den a-dur Mittelteil des ersten Abschnitts markiert das Tenorsolo Kyrie eleison. Die mächtige Steigerung wurde vom Solistenquartett angeführt.
Doch Verdi schrieb auch noch andere bedeutende Werke und verstarb 1901 im Alter von 88 Jahren.
20.Jahrhundert:
Im 20. Jahrhundert fand die italienische Musik erneut Anschluß an die Sinfonik; Pizzetti, Respighi, Casella, Malipiero und viele mehr schrieben neben Opern und Kammermusik auch sinfonische Werke. Nachhaltiger Erfolg war unter diesen Komponisten vorläufig Ottorino Respighi (1879-1936) vorbehalten, dessen sinfonische Dichtungen, und darunter besonders die Römischen Brunnen und die Römischen Pinien, auch in unseren Konzertsälen bekannt werden konnten. In diesen Tondichtungen huldigt Respighi den Ausdrucksstil des musikalischen Impressionismus, jener Musikrichtung, die hauptsächlich durch die französischen Komponisten Debussy und Ravel eine neue Klangwelt eröffneten.
Seiner sinfonischen Dichtung Fontane di Roma die er im Jahre 1916 schrieb, setzte Respighi folgendes Programm voraus: In dieser sinfonischen Dichtung hat der Komponist Empfindungen und Gefühle ausdrücken wollen, die beim Anblick von vier römischen Fontänen in ihm wach wurden, und zwar jedesmal zu der Tageszeit, wenn ihre Eigenart den schönsten Eindruck auf den Betrachter machte.
Der erste Teil der Dichtung kreist um die Fontäne in der Villa Giulia und malt eine Hirtenlandschaft. Aus dem Dunst der taufrischen Morgendämmerung erheben sich die Stimmen von Hirten. Klarinetten und Oboen spielen sich in die Melodie ein. Das Helldunkel des Morgengrauens überdeckt diese Landschaft, der Morgenwind rauscht auf den Geigen durch die Landschaft.
Ein kraftvoller Hornruf leitet den zweiten Teil ein, der den Tritonenbrunnen in der frischen Vormittagssonne schildert. Der Hornruf ist das freudige Signal, auf das hin die Brunnenfiguren sich beleben und unter den Strahlen der Fontänen zu heiterem Reigen zusammenfinden. Zuerst sind es nur wenige, die sich hier tummeln, dann eilen neue Gruppen herbei, immer lebhafter und ausgelassener wird der Tanz, ist aber stehts von freudigen Bewegungen erfüllt. Dann kommt das Stück zum Stillstand, nur ein Nachhall bleibt in den Flöten.
Mit einem feierlichen Thema setzt der dritte Abschnitt ein, die Trevi-Fontäne in der Mittagsglut. In den Streichern und Holzbläsern, im Klavier und von der Orgel untermalt, rauscht es glanzvoll auf. Die Blechbläser übernehmen in triumphaler Steigerung das Thema. Der Teil endet mit einem symbolisch dargestellten Triumphzug Neptuns.
Die Abenddämmerung ist hereingebrochen, mit einem klagenden Thema im Englischhorn setzt der Schlußteil, die Fontäne der Villa Medici, ein. Wie über einem leisen Geplätscher erhebt sich das Thema des Englischhorns, das durch die Melodie der Solovioline abgelöst wird. Es ist die schwermütige Stimmung des Sonnenuntergangs. Glockenklang, Vogelgezwitscher und Blätterrauschen erfüllen die Luft, um schließlich im Dunkel der Nacht zu enden.
In vier Bildern schildert Respighi ein Naturerlebnis von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Die einzelnen Teile gehen pausenlos ineinander über. Die Zeichnungen der Stimmungen ist aber so klar, dass man mühelos die Entwicklung der sinfonischen Dichtung verfolgen kann. Der große Ottorino Respighi starb 1936 im Alter von 57 Jahren.
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