Das Schlagzeug in unserer Zeit
Inhaltsverzeichnis
Anhang: Literaturverzeichnis, Bilder von Schlaginstrumenten
Bereits zu Zeiten um 2000 v. Chr. wurden in der ägyptischen Orchestermusik Instrumente benutzt, die mit den heutigen Schlaginstrumenten vergleichbar sind. Auch auf dem "schwarzen" Kontinent Afrika benutzten und benutzen die Ureinwohner Buschtrommeln, die ihnen nicht nur als Unterhaltungsmittel und Kulturgut, sondern auch als Kommunikationsmittel und Warneinrichtung vor Gefahren dienen.
Im Vergleich dazu hinkt die Entwicklung dieser Instrumentengruppe im Westen deutlich hinterher: Erst viel später entwickelte man dort die Pauke, die vorwiegend in der orchestralen Musik verwendet wird und auch heute noch etabliertes Schlaginstrument ist. Jedoch ist festzustellen, daß das Schlagzeug ("Schlagwerk") damals in so berühmten Epochen wie der Klassik, der Romantik und auch in gewissen Teilen des Barocks immer eine untergeordnete Rolle in der Musik spielte, da es in der Regel ausschließlich als Hintergrunduntermalung verwendet wurde. Eine Ausnahme bildeten hier natürlich besondere Klangeffekte wie der Pistolenschuß oder der Gong.
Die Wende brachte schließlich die Jazz- und Swing-Ara in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts: Die durch die Sklaverei der Schwarzen in Nordamerika entstandene Musikrichtung verhalf dem Schlagzeug zu einer gleichberechtigten Stellung in der Musikgruppe: Es durfte nun -wie die klassischen Solo-Instrumente Trompete oder Saxophon- die Musik mit ihren eigenen Soli mitprägen und mitbestimmen.
Ab den Fünfziger Jahren stieg der Beliebtheitsgrad von Musicals -die moderne Art der Oper- schlagartig an: Ein weltbekanntes Beispiel dafür ist die im Jahre 1957 aufgeführte "West Side Story" von Leonhard Bernstein. Obwohl auch hier das Schlagzeug ein wichtiges Gestaltungsmittel war, verlierte es ihren bis dato eigenständigen Charakter zusehends: Das Schlagzeugspiel beschränkte sich bis heute wieder überwiegend auf die Begleitung der "Lead-Stimmen" (nun zunehmend Gitarre, Keyboard und Lead-Gesang).
Entnommen aus: "Das neue Buch der Musik" (S.116-118)
Die Vielzahl der Schlaginstrumente läßt sich hinsichtlich verschiedener Kriterien unterteilen. Im Folgenden werden zwei Möglichkeiten der Einteilung erläutert:
Entnommen aus: "Das neue Buch der Musik" (S.117)
Die im Bild auf der "Kleinen Trommel" liegenden Schläger werden "Sticks" genannt. Sie werden meist aus speziellem Holz gefertigt und sind die am häufigsten verwendeten Schläger für das Drum-Set. Für Jazz oder Blues hingegen werden oftmals sogenannte "Besen" eingesetzt, wie sie hier auf der "Tenortrommel" ("Standtom") zu sehen sind. Die zu einem Büschel zusammengebundenen Metalldrähtchen erzeugen weichere, sanftere Klänge als die herkömmlichen Sticks aus Holz.
Mit der "Hi-Hat" (1) spielt man einen Teil der Begleitung am Drum-Set. Bedient man sie mit dem Fuß, so wird das obere Becken gegen das Untere gedrückt: Ein kurzes "Zischen" erklingt. Im Bereich der Popmusik dagegen wird die Hi-Hat meist im geschlossenem Zustand per Stick auf der Beckenoberfläche angeschlagen. Der Beckendurchmesser beträgt in der Regel 13 bis 15 Zoll.
"Becken" werden -je nach Form, Größe und Dicke- für verschiedenste Zwecke benutzt: Neben der Verwendung auf Hi-Hat-Maschinen werden sie z.B. für die Betonung einzelner, markanter Stellen benutzt und dabei immer an der Kante angeschlagen. Diese sogenannten "Crash"-Becken (3) geben einen scharfen, durchdringenden Klang von sich ab. Sie sind in den verschiedensten Größen von 13 bis 18 Zoll Durchmesser erhältlich.
Das rechte Becken im Bild,
ein "Ride"-Becken, wird wie eine Trommel oder
Hi-Hat gespielt und findet seine Bedeutung vorwiegend im Jazz / Swing und
Pop / Rock. Ihr Durchmesser beträgt in der Regel 18 oder 20 Zoll.
Das Instrument am Drum-Set, das klanglich am meisten hervorsticht, ist wohl die "Kleine Trommel" (3), im Fachjargon "Snare Drum" genannt. Ihr Name rührt von den aus Stahl und/oder Nylon gefertigten Schnarrseiten her, die mittels Hebel an das untere Fell gepreßt werden und so der Snare Drum den typisch metallischen, reibenden Klang verleihen.
Das zweite begleitende Instrument am Drum-Set ist die
"Große Trommel" (4), im Durchmesser zwischen 18 und 24 Zoll groß. Sie begleitet
oftmals die Melodie des Kontrabaß in der Jazzmusik. Im Bereich der
Heavy-Metal-Musik sind
Drum-Sets manchmal mit zwei Großen Trommeln ("Bass-Drums") ausgestattet.
Die zweite Bass-Drum wird dabei mittels Verbindungsstange durch das Pedal der
ersten Bass-Drum angeschlagen, oder sie besitzt ein eigenes Pedal.
Tomtoms (5) dienen meist nur der Verzierung von kurzen Schlagzeugsoli ("Fills"); Lediglich in der lateinamerikanischen Musik prägen sie den Rhythmus entscheidend mit. Es gibt sie in Größen von 6 bis 18 Zoll.
Tenortrommeln (6) sind auf eigenen "Füßen" stehende Tomtoms mit einem Durcmesser zwischen 14 und 18 Zoll. Einsatzgebiete siehe Tomtoms.
Um dem Schlagzeug "heiße", "in's Blut gehende" Rhythmen zu entlocken,
muß sich der Drummer besonderen Schlagtechniken bedienen. Nur wer diese
Techniken beherrscht, ist in der Lage, mit dem Schlagzeug eine besondere
Atmosphäre zu schaffen, die dem Zuhörer das Spiel nicht als "Krach" erscheinen
läßt, sondern als Musik, die bewegt und zum Mitmachen auffordert.
Grundsätzlich gilt:
Die Sticks sollten immer ohne jegliche Muskelkraft auf das Fell der Trommel treffen. Man läßt den Stick einfach fallen.
Die Stickbewegung erfolgt immer aus dem Handgelenk, da der Arm für hohe Tempi zu langsam und träge wäre.
Die Idee beim Schlagzeugspiel liegt darin, dem Stick möglichst viele Bewegungsmöglichkeiten offenzulassen. Der Stick erfährt durch die Hand nur eine leichte Führung.
Zwei Beispiele:
Man stellt sich mit einem Stick wahlweise in der linken oder rechten Hand in die Mitte des Raumes und läßt den Arm baumeln, bis er in der Ruheposition auf den Fußboden zeigt. Dann hebt man den Stick hoch, so daß er über die Schulter hinweg nach hinten zeigt. Anschließend läßt man den Arm fallen, indem man alle durch das Heben des Sticks angespannten Muskeln entspannt. Die Schwerkraft alleine läßt den Stick wieder nach unten auspendeln.
Ziel dieser Übung ist, sich bewußt zu machen, daß die Schlagbewegung im Zeitraum des Fallenlassens auf das Fell immer ohne jegliche Muskelkraft vollzogen werden soll.
Man vollzieht auf der Kleinen Trommel wahlweise mit der linken oder rechten Hand einzelne Schläge in der Weise, daß man den Stick -ohne eigene Kraftanstrengung- von der Trommel durch den "Rebound" ("Trampolin"-Effekt) zurückkommen läßt. Dabei ist darauf zu achten, daß sich einzig und allein das Handgelenk, auf keinen Fall aber der ganze Arm bewegt. Diese Übung zielt also darauf ab, sich bewußt zu machen, daß die Bewegung des Sticks lediglich eine Bewegung des Handgelenks verursachen darf, und daß sich der auf das Fell auftreffende Stick von selbst wieder nach oben bewegt - eine entscheidende Voraussetzung für "kraftloses" Schlagzeugspiel.
Entnommen aus: "Score Partition No.2" (S.13)
Die Noten in der obersten Zeile stellen die Schläge für die Hi-Hat dar;
Diejenigen in der dritten Zeile (von unten nach oben gezählt) symbolisieren die Schläge auf der Snare Drum, während
die untersten Noten die Bass Drum darstellen.
Die Zeichen in Takt 2, 3, 6 und 7 bedeuten die Wiederholung des vorangegangenen Taktes.
Seltener kommen Schläge auf die Tomtoms vor, deren Notenköpfe gegebenenfalls auf der Höhe zwischen Snare- und Bass-Drum notiert werden. Oft ist aber auch der Vermerk "little Fill" oder nur "Fill" zu lesen, bei denen dem "Drummer" die Gestaltung der meist kurzen Schlagzeugsoli freigestellt ist.
Da es beim Drum-Set keine Tondauer gibt, werden die Noten stets so aufgeschrieben, daß eine Notierung von Pausen nicht oder nur selten notwendig ist.
Notenzeile aus
Gliederungspunkt 5: "Das Notenblatt des Schlagzeugers"
Herauszuhören sind: Hi-Hat, Bass Drum und Snare Drum
Ausschnitte aus den
Songs "America" und "Rumble" des Musicals
"West Side Story" (L. Bernstein)
Herauszuhören sind: Cowbell, Triangel, Pauken, Schüttelrohr, Drum-Set
Ausschnitte aus
"Einfach mit Jazz" (Jazzkantine)
Herauszuhören sind: Ride-Becken, Drum-Set
Folgendes Zitat aus dem Aufsatz "Bewegende Rhythmen" von Peter Su Markus gibt wieder, daß selbst hinter einer scheinbar primitiven Trommel Tieferes, Nachdenkliches stecken mag - das eigene Ich, das es zu spüren und zu erleben gilt:
"Dem Vorbild
des Schamanen folgend, geht es in erster Linie beim Schlagen der Trommel darum,
sich selbst in einen anderen Bewußtseinszustand zu versetzen. Die Trommel als
Reittier in andere Welten zu nutzen. Sie zum Spiegel seiner selbst werden zu
lassen.
Ohne sich nach einem sterilen Metrum zu richten, wird der Trommler selbst zum
Metrum. Jeder Schlag wird zum Ausdruck eines Gemütszustandes. Mit der Trommel
lassen sich nur mit unangemessener Mühe Stimmungen erzeugen, die nicht im Hier
und Jetzt des Trommlers stecken."
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