Wolfgang Borchert
Draußen vor der Tür
Wolfgang Borchert
Wolfgang Borchert wurde nur 26 Jahre alt. Er verbrachte seine Jugend in Hamburg, wurde Buchhändler, dann Schauspieler und kam 1941 an die Ostfront. Wegen "staatsgefährdenden Außerungen" in seinen Briefen an die Heimat verbrachte der schwer an Diphterie und Gelbsucht erkrankte Borchert 8 Monate in einem Nürnberger Militärgefängnis. Er wurde zum Tode verurteilt, dann aber begnadigt und "zwecks Bewährung" zurück an die Ostfront geschickt. Als er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit aus der Armee entlassen wurde, arbeitete er als Kabarettist. Abermals wurde ihm seine Kritik zum Verhängnis. Erneut wurde er inhaftiert. 1945 kam er ins zerstörte Hamburg zurück. Chronisch Fieberkrank und gebrochen. Freunde verschafften ihm einen Kuraufenthalt in der Schweiz, der jedoch zu spät kam. Zwei Jahre blieben Wolfgang Borchert zum Schreiben. Er dichtete im Wettlauf mit dem Tod. Seine Werke handeln vom Elend der Hungernden, von Kriegskrüppeln, von Heimkehrern und Heimatlosen. Er starb am 20.11.'47, einen Tag vor der Uraufführung seines Stücks "Draußen vor der Tür".
Draußen vor der Tür
Das einzige Theaterstück des 1947 mit 26 Jahren früh verstorbenen Wolfgang Borchert ist ein verzweifelter Protestschrei. "Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will.", dieser bittere Untertitel hat sich nicht bewahrheitet. Die Geschichte des Rußlandheimkehrers Beckmann, der nach Jahren in sibirischer Gefangenschaft seine Frau in den Armen eines anderen findet und Selbstmord begehen will, drückte das Elend der Heimkehrer und Heimatlosen 1945 aus.
Sein Selbstmord mißlingt, die Elbe spült ihn wieder an Land, und Beckmann muß noch einmal versuchen, müde und lebensmüde, wie er ist, im Leben Fuß zu fassen. Die Kriegserinnerungen überwältigen ihn, surreale Traumbilder mischen sich mit konkreten Erfahrungen, und es lassen sich Einbildung und Realität nicht mehr klar scheiden. Alle Bemühungen, Kontakt zu anderen Menschen zu bekommen, schlagen fehl.
Sein Versuch, dem Oberst, seinem ehemaligen Vorgesetzten, die ihm übertragene Verantwortung, für die unter seinem Kommando Gefallenen, zurückzugeben, scheitert. Sein diffuses Bewußtsein von eigener Schuld wird überlagert von der Überzeugung, selbst ein Opfer zu sein.
Alle Anstrengungen, in der sich schnell wieder etablierten Nachkriegsgesellschaft einen Platz zu erobern, mißlingen. Er bleibt "Draußen vor der Tür".
In apokalyptisch-bizarren Bildern und symbolischen Spielen zeigt Borchert eine entwurzelte Generation am Nullpunkt, die ohne Perspektive und Utopie nur den verzweifelten Schrei: 'Warum schweigt ihr denn? Warum? Gibt denn keiner Antwort?' als Klage ohne Antwort ausstößt.
Motive
Außenseiter (Drinnen - Draußen): Vgl. Kafka Texte, Nathan, Talisman, Judenbuche, Andorra
Selbstmord: Vgl. Hamlet, Judenbuche, Schüler Gerber
Krieg und Verantwortung: Vgl. Mutter Courage, Fried, Kästner
Heimkehr: Böll, Brecht, Fried (Nachkriegsliteratur)
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