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Versformen in Goethes Faust

Versformen in Goethes Faust ( Teil 1 und 2 )

Wortwahl, Satzbau, Versmaß und Reim helfen dem Rezipienten bei der sinnlichen Erfassung dessen, was ihm als Text vorgestellt wird. Das jeweilige Metrum unterstützt maßgeblich Intension, Gefühlslage und situationsgegebene Atmosphäre.


Versform                       Bau Unterstützung von:


Knittelverse vierhebig , mit un- Rhythmus: Ausdruck von Fausts

regelmäßiger Taktfüllung Heftigkeit, Unausgeglichenheit,



Auftreten von bis zu 3, Arger über stagnierenden Erfolg

bzw. keiner Silbe in der in seinem Streben

Senkung

Auftakt mehrsilbig od.

fehlend

Reim = Paarreim


Bsp: "Hábe nun, ách! Phílosophíe

Jurístereí und Médizín

und leíder áuch Théologíe (V.354ff.)


regelmäßige Vierheber (hier: jambisch) Beruhigung Fausts, Nachdenken

Vierheber mit Auftakt und Alternation

(Wechsel v. Hebung u.

Senkung)


Bsp: "Und frágst du nóch, warúm Hérz

Sich báng in deínem Búsen klémmt" (V410ff.)


Madrigalverse regelmäßiger Vers (hier: verleihen Nachdruck, Kurzverse

jambisch) mit variierender ermöglichen pointierte

Taktzahl (zB: 5, 4, 2,) Formulierungen

Vers: scharfe lässige Redeweise

Mephistos, den Partner

parodierender und verspottender

Stil


Bsp: "Ihr dúrchstudiért die gróß´ und kleíne Wélt,

Um és am Énde géhn zu lássen

Wie´s Gótt gefállt." (V2012ff.)


freie Rhythmen Taktfüllung, Reimzwang, leidenschaftliche Gefühlssprache

Akzentgebung den Er- Fausts

fordernissen des Gefühls-

ausdrucks untergeordnet


Bsp: "Die Lámpe schwíndet!

Es dámpft - Es zúcken róte Stráhlen

Mír um das Haúpt - Es wéht "

(die Erdgeistbeschwöhrung V470ff.)


regelmäßige                 Übergang aus den ge-               feierlicher Charakter

Fünftakter reimten Vier- und Fünf-

taktern des

Madrigalverses in den

regelmäßig gereimten

Fünftakter mit Auftakt


Bsp: "Des Lébens Púlse schlágen frísch lebendig, " (V4679f.)


Blankverse reimloser fünfhebiger Aussagen ernsten Charakters

Jambus


Bsp: "Erhábener Geíst, du gábst mir álles," (3217ff.)


tochäische regelmäßiger, fallender signalisiert konventionelles,

Viertakter vierhebiger Trochäus stilisiertes Verhalten der Figuren

(2.Teil, 1.Akt)


Bsp: "Eúren Beífall zú gewínnen,

Schmúckten wír uns diése Nácht " (V5088f.)


Alexandriner regelmäßiger sechshebiger Charakterisierung rituellen

Jambus aus dem Barock- Verhaltens in der Belehnungs-

drama zeremonie des 4. Aktes

hier: alternierende

Sechstakter mit Zäsur

nach Takt 3 mit Paarreim,

Abwechslung von

männlichen und weiblichen

Reimen


Bsp: "Mitwélchem bíttern Schmérz / find´ ích in diéser Stúnde

Dein hóchgeheíligt Haúpt / mit Sátanás im Búnde! ()

(V10981ff.)


jambischer Trimeter antiker Dramenvers, erlaubt so im Gegensatz zum

(Faust Teil 2)               sechshebig, ohne Zäsur Alexandriner strömende Rede

und Reim und rhythmische Abwechslung,

symbolisiert klanglich die antike

Athmosphäre

im 2. Teil des "Faust"

Bsp: "Bewúndert viél und viél geschólten, Hélená,

Vom Stránde kómm´ ich wó wir erst gelándet

sínd " (8488ff.)






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