Biographie:
Robert Harris wurde 1957 in Nottingham geboren.
Nach seinem Abschluss in Geschichte an der Universität Cambridge war er einige Jahre als BBC-Reporter und politischer Redakteur des "Observer" tätig.
Seit 1989 ist er ständiger Kolumnist der "Sunday Times" und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Kintbury bei London.
Robert Harris hat bis zum heutigen Tage 3 Romane und mehrere Sachbücher veröffentlicht.
"Vaterland" war sein erster Roman und erschien 1992. Dieses Buch wurde in 30 Sprachen übersetzt und mehr als 6 Millionen mal verkauft.
Weitere Werke:
Aurora
Der gute und getreue Diener
Inhalt:
Die Handlung spielt in Berlin im April des Jahres 1964. Deutschland hat den zweiten Weltkrieg gewonnen und gegenwärtig erstreckt sich das deutsche Reich unter der Führung Hitlers vom Rhein bis zum Ural. Der Nationalsozialismus hat sich voll durchgesetzt.
Die Bevölkerung glaubt, dass alle Juden in den Osten umgesiedelt wurden.
In ein paar Tagen feiert Hitler seinen 75. Geburtstag und für diesen Nationalfeiertag ist das gesamte Reich mit Hakenkreuzfahnen beflaggt. Außerdem wird der amerikanische Präsident Joseph Kennedy demnächst zum Staatsbesuch erwartet. Bei diesem Treffen soll ein Friedensabkommen zur Beendigung des Kalten Krieges unterzeichnet werden.
Zitat 1: Robert Harris, "Vaterland", Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co KG, München, S. 78
In dieser Zeit wird Joseph Bühler, ein hochrangiges NSDAP-Mitglied, tot aufgefunden. Um das Treffen mit Präsident Kennedy nicht zu gefährden, muss der Fall möglichst schnell aufgeklärt werden.
Kripo-Fahnder Xaver März nimmt die Ermittlungen auf. Zunächst sieht alles nach Selbstmord aus, doch immer mehr Hinweise deuten darauf, dass es sich um ein Verbrechen handelt.
Kurze Zeit später stirbt ein weiterer hoher Parteifunktionär namens Stuckart. Die amerikanische Reporterin Charlotte Maguire, die die Leiche entdeckt hatte, hilft März von nun an bei der Aufklärung der Verbrechen.
Mehrere Hinweise deuten daraufhin, dass die beiden Morde in Verbindung stehen und auch ein weiteres NSDAP-Mitglied namens Martin Luther darin verwickelt ist.
Plötzlich wird März mitgeteilt, dass ihm der Fall von der Gestapo entzogen wurde und er die Ermittlungen unverzüglich einstellen soll. März wiedersetzt sich jedoch den Anweisungen und recherchiert unerlaubt weiter. Er erfährt außerdem, dass die Gestapo auch gegen ihn selbst ermittelt, da er in der Vergangenheit dem Regime schon öfters sehr kritisch gegenüberstand.
Zitat 2
Der Kripo-Fahnder macht sich nun auf die Suche nach Luther, da er der Schlüssel zur Lösung dieser Verbrechen zu sein scheint. Luther wird jedoch seit ein paar Tagen ebenfalls vermisst.
Charlotte gesteht März, dass sie von Stuckart, einen Tag bevor er starb, einen Anruf erhalten hatte. Er wollte nach Amerika überlaufen.
Nach einigen Nachforschungen stellt sich heraus, dass Luther ein paar Tage zuvor Dokumente aus einem Schweizer Schließfach geholt und nach Berlin gebracht hat. Doch niemand weiß, wovon die Dokumente handeln und wo sich Luther jetzt aufhält.
März macht sich daraufhin im deutschen Reichsarchiv auf die Suche nach Akten und Briefen Luthers. Durch Zufall findet er eine Einladung von Reinhard Heydrich, dem Reichsführer der SS, zu einer Konferenz am Wannsee, die über die Endlösung der Judenfrage entscheiden sollte. Es stellt sich heraus, dass von insgesamt 14 Teilnehmern nur noch Martin Luther lebt.
Tags darauf nimmt Luther mit Charlotte Kontakt auf, da er ebenfalls nach Amerika überlaufen will. Beim Treffen wird er jedoch von der Gestapo erschossen.
März und die Reporterin, die ständig auf der Flucht vor der Polizei sind, können die Dokumente Luthers in ihren Besitz bringen. Nun erfahren sie endlich, was tatsächlich mit den Juden passiert ist.
Zitat 3
Diese Dokumente beweisen, wie grauenvoll 11 Millionen Juden in den Konzentrationslagern vergast wurden. März und Charlottes Ziel ist es nun, diese Dokumente in die Schweiz zu bringen, von dort nach Amerika zu fliegen und dann zu veröffentlichen.
Zitat 2: Robert Harris, "Vaterland", Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co KG, München, S. 149
Zitat 3: Robert Harris, "Vaterland", Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co KG, München, S. 312
Als sich März noch von seinem Sohn verabschieden will, verrät ihn dieser bei der Gestapo, worauf März verhaftet und gefoltert wird. Er schweigt jedoch über Charlottes Aufenthaltsort.
So kann die Reporterin mit den Dokumenten nach Amerika entkommen.
März erhält noch einmal die Chance zu fliehen, doch stattdessen fährt März ins KZ Kattowitz und erschießt sich.
Interpretation:
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Frage: Was wäre, wenn Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte? Wie würde die Welt heute aussehen, wenn sich der Nationalsozialismus tatsächlich auf diese Weise durchgesetzt hätte?
Robert Harris beschäftigt sich in diesem Horrorszenario, welches doch sehr zum Nachdenken anregt, mit Deutschlands nie ganz bewältigter Vergangenheit.
Aus diesem Grund war der Roman auch sehr umstritten und wurde zunächst von 25 Verlagen abgelehnt, da es "frivol und deutschfeindlich" sei. Nach der Veröffentlichung stand "Vaterland" einige Monate auf mehreren Bestsellerlisten.
Die gesamte Handlung dieses Romans spielt sich in nur 6 Tagen ab.
Harris hat in seinem Roman viele Details geschildert. Dadurch kann man sich die Situation in der damaligen Zeit sehr gut vorstellen und auch die Charaktere wirken überzeugend.
Kripo-Fahnder März, die Hauptfigur von "Vaterland", steht dem Nationalsozialismus sehr kritisch gegenüber und äußert einige regimekritische Bemerkungen. Aus diesem Grund wird er von der Gestapo überwacht. Er ist sehr interessiert am Schicksal der Juden und recherchiert unerlaubt weiter, was in der damaligen Zeit sehr gefährlich sein konnte.
Um das gute Bild des großen, deutschen Reiches zu bewahren, wurde der Bevölkerung vom Reichspropagandaministerium eingeredet, dass sämtliche Juden in den Osten umgesiedelt wurden. Die Leute waren mit dieser Antwort zufrieden und forschten nicht weiter nach.
Der Autor zeigt außerdem auf, wie beeinflussbar insbesondere Jugendliche sein können. Für sie zählen nur noch Uniformen und der Führer. Das führt sogar soweit, dass März durch seinen eigenen Sohn an die Gestapo verraten wird.
Harris hat für diesen Roman sehr genau recherchiert und geschickt historische Fakten und Fiktion verknüpft.
Viele Personen, die in diesem Buch genannt werden, haben wirklich gelebt und die biographischen Einzelheiten sind bis 1942 zutreffend.
Auch ein Großteil der im Text zitierten Dokumente ist authentisch.
Sogar die Konferenz am Wannsee gab es wirklich und einige der Teilnehmer kamen tatsächlich auf rätselhafte Weise ums Leben.
Quellen:
Robert Harris, Vaterland, Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co KG, München, 1996
Der Volksbrockhaus, F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1974
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