Die Namen der Rose
Ein kurzer Blick in die verborgene Vielfalt der Bedeutungen der Namen in Umberto Ecos 'Der Name der Rose'
Über welches Buch ich meine Maturarbeit schreiben wollte, war mir ziemlich schnell klar. Denn Der Name der Rose ist ein wahres Wunderbuch: Es entführt den Leser in eine ferne Welt, die, je nach Betrachter und Betrachtungsweise, eine grundverschiedene sein kann. Dies ist das Ergebnis davon, dass dieses Buch auf so mannigfaltige Weise gelesen werden kann: Einerseits ist es eine klassische Detektivgeschichte, gleichzeitig ein historischer Roman; einige lesen Umberto Ecos Erstlingswerk als eine - hinter der Handlung versteckte - erkenntnistheoretische Philosophiearbeit, insbesondere über die Theorie der Namen,[1] oder als theologisches Manifest über den Reichtum des Papstes. Andere erkennen im Namen der Rose eine Schrift, in der Eco sich auf die politische Gegenwart bezieht. Und tatsächlich, auch 1978, als der Roman zu entstehen begann, gab es in Italien immer noch seltsame, aber bedeutsame Ränkespiele um die Macht, wurden noch Päpste ermordet (oder zumindest einer, woran ich jedoch nicht zweifle) und wurden ebenso erbitterte ideologische Kämpfe ausgetragen wie in jenen Tagen, als das Jahr des Herrn 1327 sich neigte. Es ist wahrscheinlich diese Vielfalt, die mich dazu veranlasst hat, Umberto Ecos Buch als Gegenstand meiner Arbeit zu wählen.
Warum habe ich aber genau den Aspekt der Bedeutung der Namen gewählt? Das rührt daher, dass sich am Beispiel der Namen einige wichtige Gesichtspunkte des Romans gut zeigen lassen, so etwa die historische Seite des Buches, aber auch die oben genannt und bewunderte Vielschichtigkeit. Entscheidender aber war, dass ich zufälligerweise, ich weiss nicht mehr wo, den Namen 'Jorge Luis Borges' gelesen habe. Und diese Maturarbeit hat mich eine gute Gelegenheit gedünkt, meine Neugier zu befriedigen, wer dieser Mann war und was er in einem Buch, das im Mittelalter spielt, zu suchen hat.
Somit ist meine Fragestellung komplett: Welches sind die Bedeutungen der Personennamen in Umberto Ecos Name der Rose? Da allein dieses Thema schon recht weitläufig ist, werde ich mich im Laufe der Arbeit auf zwei der Namen konzentrieren.
Nun gut, jetzt weiss ich, warum ich mein Thema gewählt habe. Aber wie ich das tun soll, ist eine andere Frage. Doch vorweg: Ich setzte voraus, dass Du, unbekannter Leser, das Buch Ecos gelesen hast. Denn ich halte es für unmöglich und nicht sinnvoll, eine brauchbare Zusammenfassung des ganzen Werks in diese Arbeit zu schreiben. Sie würde zuviel Platz brauchen und zuwenig der Detailkenntnisse und der Faszination enthalten, die zum Verständnis dieser Seiten wohl notwendig sind.
Ich habe meine Arbeit in vier Teile gegliedert. Das erste Kapitel besteht aus dem, was ich an Allgemeinem über die Namengebung im Namen der Rose herausgefunden habe. Der darauf folgende Abschnitt enthält über einige der wichtigsten Personen in zusammengefasster Form das, was ich über ihre Namen Aufschlussreiches entdeckt habe. Dieses zweite Kapitel ist eigentlich eine Zusammenfassung eines Grossteils meiner Erkenntnisse über die einzelnen Namen. Der dritte und der vierte Abschnitt behandeln je einen der Namen genauer. Beide stehen als Beispiel für eine der zwei Gruppen von Namen, wie sie im folgenden ersten Kapitel dieser Arbeit beschrieben wird.
Jetzt aber genug der Erklärungen, nun beginnt der wirklich wichtige Teil.
Man kann die Personen, die in Umberto Ecos Name der Rose auftreten, so glaube ich, in zwei Gruppen trennen. Die kleinere Gruppe ist diejenige, deren Namen weit weniger interessant sind. Es sind jene Leute, die in Wirklichkeit gelebt haben. Ihre Lebensdaten und Ansichten entsprechen dem, was tatsächlich war, was sie tatsächlich dachten. Und manchmal redeten sie sogar so, wie sie tatsächlich sprachen: Ausserungen von ihnen sind - zum Teil mehrere Seiten lange - Zitate aus ihren Werken und Schriften.[3] Da der Autor an diesen Namen nicht viel ändern konnte, weil sie ihm durch die Geschichtsbücher vorgegeben waren, ist es nicht allzu sinnvoll, gross an ihnen herumzuinterpretieren. Bei einigen dieser Personen ist es jedoch interessant, ihren Hintergrund und ihre Stellung in der früheren Zeit zu erfahren. Einerseits, um jene Epoche ein wenig eingehender kennenzulernen und andrerseits, um Ecos Buch ein bisschen besser zu verstehen. Als Beispiel hierfür habe ich Bernard Gui, den Inquisitor, gewählt, den ich weiter unten in der Arbeit noch genauer vorstellen werde. Des Weiteren gehören in diese Kategorie der historischen Figuren: Ubertin von Casale, Michael von Cesena, Bertrand del Poggeto sowie all die anderen Politiker, Theologen und Häretiker, die zwar nicht sämtliche direkt in der Abtei anwesend sind, in die politischen und religiösen Querelen der damaligen Zeit aber ebenso verwickelt waren.
Zur anderen, beflügelnderen Namensgruppe gehören - mit Ausnahme des Mädchens, da ihr Name unbekannt bleibt - alle übrigen Charaktere des Buches. Es sind dies Personen, die nie gelebt haben. Alle ihre Namen sind solche, die im Mittelalter, wenn nicht häufig, so doch möglich gewesen wären. Denn genauso wie alle Aussagen der Akteure sagbar[4] sein mussten, wäre, wenn Eco die Leute mit modernen Namen ausgestattet hätte, die gesamte, so akribisch realistisch konstruierte Welt seines Werks zerbröckelt. Ebenso mussten, da die Klosterbrüder aus verschiedenen Nationen stammten, alle Mönche aus einem Ort stammen, der ihrem Herkunftsland entsprach und in dem es zu jener Zeit ein grösseres Kloster gab, das ihnen ihren Zunamen geben konnte. Und für alle Personen galt in gleicher Weise, dass auch ihr Vornamen für ihre Heimat zumindest nicht untypisch sein durfte.
Umberto Eco ist nicht nur leidenschaftlicher Mediävist, und hat deshalb ein beinahe unendlich breites Wissen über das Mittelalter, er ist auch Professor für Semiotik[5], das heisst er kann auf weitläufige Kenntnisse über verborgene Zeichen zurückgreifen. Es wäre erstaunlich, wenn es in den Namen seines Buches keine versteckten Bedeutungen gäbe. Und tatsächlich habe ich einige entdeckt. Woher die Namen nun abgeleitet sind, ist sehr unterschiedlich. Teils sind es literarische Anspielungen sowohl auf Autoren als auch auf Werke, teils historische Andeutungen. Manchmal gibt es wahrscheinlich auch Verbindungen zu den Bedeutungen oder der Etymologie der Namen, wenngleich ich nicht sehr viele davon entdeckt habe.
Wie oben gesagt, werde ich in diesem Kapitel all das verzeichnen, was ich über die einzelnen Namen in Ecos Buch herausgefunden habe. Es ist nicht bei jeder Person viel, oft auch gar nichts, und meistens beruhen meine Feststellungen auf reiner Vermutung.
Zuerst zum wohl bekanntesten Beispiel der Anspielungen im Namen der Rose: William von Baskerville und Adson von Melk. Beide Namen enthalten einen Bezug zu Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes: Bei William ist es der Nachname, der dem Buch Der Hund von Baskerville entlehnt ist, bei seinem jugendlichen Begleiter der Vorname, der ähnlich ausgesprochen wird, wie der Name des Assistenten von Sherlock Holmes, Dr. Watson. Auch inhaltlich passt dies perfekt, da die beiden Akteure Ecos nach dem selben Muster handeln, wie ihre literarischen Vorbilder: William versucht mit scharfem Verstand und genauer Beobachtung komplexe Rätsel zu lösen, während sein Adlatus zwar mit aufmerksamem Geist die Belehrungen seines Vorbilds aufnimmt, aber trotzdem nie wirklich die ganz grossen Geheimnisse zu lüften vermag. Nicht nur die Strategie (alles Unmögliche ausschliessen, damit schliesslich nur noch die Wahrheit übrig bleibt) verbindet den ehemaligen Inquisitor mit dem Meisterdetektiv von Scotland Yard. Auch die Lupe, in Form der Vitra ad legendum und die Pfeife Sherlock Holmes' als das Kraut, das William immer wieder am Wegrand sammelt,[6] hat Eco in seinem Werk geehrt.
Nun zu Abbo von Fossanova, dem Abt. Möglicherweise ist es zu simpel, aber 'Abbo' bedeutet 'Abt', und damit wäre der erste Namen schon erklärt. Der Nachname ist da schon interessanter, denn er könnte gar nicht anders sein als er ist. Bekanntlich hat der Abt in seiner Jugend die Leiche des heiligen Thomas von Aquin die Treppe seines Heimatklosters hinuntergetragen.[7] Und da der heilige Thomas der Geschichtsschreibung zufolge in Fossanova das Zeitliche segnete, muss dies der Herkunftsort des Oberhaupts unseres Klosters sein und er seinen Namen von dort mitgenommen haben. (Natürlich könnte es auch umgekehrt sein, dass Eco aus einem anderen Grunde den Namen Fossanova gab, und die Geschichte mit dem Heiligen in der Wendeltreppe nur als ein zufälliger, spassiger Nebeneffekt entstanden ist. Allerdings halte ich dies für eher unwahrscheinlich.)
Die nächste Vermutung, die ich habe, betrifft Malachias von Hildesheim. Sein Vorname ist wohl eine Anspielung auf den heiligen Malachias, welcher derjenige ist, der in seinen Schriften die Abfolge der zukünftigen Päpste prophezeite,[8] von denen einer der viel genannte Papa Angelicus sein sollte. Einen direkten Zusammenhang zur Person des Buches konnte ich allerdings nicht erkennen. Ebenso wenig scheint mir sein Nachname direkt etwas mit der heiligen Hildegard, die im Namen der Rose mehrere Male erwähnt wird, zu tun zu haben.
Bei Severin von St. Emmeram frage ich mich, warum er speziell streng ('severus' heisst streng) sei könnte, Nicolas von Morimond hat seinen Vornamen vielleicht vom heiligen St. Nikolaus, weil er ebenso brav und hilfsbereit wie dieser ist. Von Alinardus weiss ich, dass sein Vornamen arabischen Ursprungs ist, was mich für einen christlichen Mönch jener Zeit doch aussergewöhnlich dünkt. Was ich über Jorge von Burgos weiss, ist weiter unten in einem eigenen Kapitel nachzulesen. Venantius von Salvemec, der Experte fürs Griechische, dessen Vorname auf Lateinisch 'der Gejagte' bedeutet, hat offenbar das 'Salve me' in seinem Nachnamen (Natürlich, dachte ich, aber warum?).
Die nächste Andeutung habe ich in Benno von Uppsalas Heimatort entdeckt. Ich vermute, dass Benno nach der Stadt benannt wurde, in der Carolus Linnaeus im 18. Jahrhundert als erster Forscher versuchte, die Pflanzenwelt, und damit das Leben an sich, in Kategorien zu ordnen, was für die Wissenschaft einen revolutionären Schritt in Richtung Moderne darstellte. Diese Klassifizierung scheint mir ganz in Bennos, zumindest anfänglich, aufklärerischem Sinne zu sein.
In Aymarus von Alexandrias Namen erscheint die ägyptische Stadt, die einst mit knapp einer Million Schriftrollen die grösste Bibliothek der Menschheit beherbergt haben soll. Aber auch diese Büchersammlung brannte ab, in einem Krieg kurz nach Cäsars Tod.
Dann wäre da noch der missgestaltete Salvatore, dessen Namen 'Erlöser' heisst und der zwar einem scheinbaren Erlöser folgte, selber aber wohl doch keiner ist. Gleich ironisch dürfte Remigius' Nachnamen sein, bei dem man, nachdem man zwei Buchstaben leicht abgeändert hat (von Varagine zu Vergine), eine Jungfrau auf Italienisch findet
Schliesslich noch der Name, der mich fast am meisten zu faszinieren vermag: der Name des Mädchens, der einzigen weiblichen Person, die in der Abtei auftritt. Obwohl sie in jener Zeit für Adson, vielleicht neben William, die wichtigste Person überhaupt ist, weiss er nicht einmal, wie er sie nennen soll. Und der Name wäre das einzige gewesen, was er anbeten hätte können[9] und ihm von ihr geblieben wäre. Aber das Mädchen ist so arm, dass sie nicht einmal einen Namen besitzt, und hätte jemand wie sie einen besessen, wäre er längst vergessen, weil sie nur Volk war, weil es sich nicht gelohnt hätte, sich ihrer zu erinnern.
Hier einige kleine Anmerkungen zur Stellung von einzelnen historischen Persönlichkeiten, die im Namen der Rose auftreten. Im Allgemeinen hält sich Umberto Eco sehr streng an die historischen Geschehnisse, die einzige Abweichung ist die Zusammenkunft, um die sich der ganze Roman dreht.
Michael von Cesena wurde wegen seinen Ausserungen im Armutsstreit von Papst Johannes XXII., wie in Ecos Buch zu lesen,[11] an seinen Sitz in Avignon zitiert. Nachdem Michael verhaftet worden war, gelang es ihm zusammen mit William von Ockham, der im Namen der Rose ebenfalls Erwähnung findet, zu Kaiser Ludwig IV. nach Bayern fliehen. Später wurde Michael jedoch wegen zahlreicher Streitschriften gegen Papst, Kurie und die papsttreuen Minoriten exkommuniziert und zu lebenslänglicher Klosterhaft verurteilt.
Roger Bacon, das grosse Vorbild Williams, wurde später bekannt als derjenige, der das Schwarzpulver nach Europa brachte. Jacques Fournier, ein Kollege Bernard Guis, von dem William in einer Nebenbemerkung sagt, dass er noch hoch hinaus wolle, wurde später als Papst Benedikt XII. Nachfolger von Johannes XXII. (demselben, den Adson im Namen der Rose schon auf der ersten Seite so schlimm beschimpft).
Nun zur ersten der zwei Personen, auf die ich näher eingehen werde. Ich wollte, neben einem Namen mit literarischem Hintergrund, auch eine der geschichtlichen Personen genauer unter die Lupe nehmen, um auch ein wenig auf die Zeit, die das Umfeld des Buches bildet, zu blicken. Bernard Gui (oder Bernardo Guido oder Bernhardus Guidonis) habe ich als Musterbeispiel für die historischen Persönlichkeiten genommen, da er mir aussergewöhnlich spannend und typisch für das Mittelalter schien und weil ich glaube, dass die Inquisition im Namen der Rose nicht ganz so ausführlich behandelt wird, wie andere geschichtliche Themen, beispielsweise ihre Gegenspielerin, die Ketzerei. Zuerst werde ich ein bisschen von Guis Leben und seinen Taten berichten.
Bernard Gui wurde 1261 oder 1262 in der Nähe von Limoges in Frankreich geboren. Im Alter von 18 Jahren trat er dem Dominikanerorden bei und studierte in der Folge während 14 Jahren Theologie. Als er seine Ausbildung beendet hatte, wurde er Prior, wechselte aber immer wieder seinen Arbeitsort. Während dieser Zeit begann er mit ausführlichen lokalhistorischen Forschungen. Im Jahr 1302 brachen in Südfrankreich zahlreiche Aufstände gegen die kirchliche Macht seines Ordens aus, die Bernard an vorderster (Propaganda-) Front bekämpfte. Fünf Jahre später wurde er vom Papst zum obersten Inquisitor der Region um Toulouse, dem unter anderem auch Albi und Carcasonne unterstellt waren, bestimmt. Ein Jahr später wurde er federführendes Mitglied des Provinzialkonzils von Condom. Von jener Zeit an übernahm der Landsmann des Papstes je länger je mehr Aufgaben für die apostolische Kurie in Avignon. 1316 schickte der Heilige Stuhl Bernard Gui zusammen mit einem Franziskanermönch namens Bertrand de la Tour[12] auf eine Friedensmission nach Asti in Italien. Der ausgehandelte Waffenstillstand hielt allerdings nur kurz. Erst als Bertrand del Poggetto als Vermittler bestimmt worden war, konnte der Friede wieder hergestellt werden. Ein Jahr später wurden die beiden von Papst Johannes XXII. wieder als Gesandte ernannt, diesmal um zwischen Frankreich und Flandern Frieden zu stiften, aber erneut waren sie erfolglos. Durch dieses zweifache Versagen in seiner Karriere arg zurückgeworfen, wurde der Inquisitor von Toulouse erst 1324, sieben Jahre vor seinem Tod, zuerst zum Bischof in Galizien , dann zum Bischof von Lodève, einer französischen Kleinstadt, bezeichnet.
Was den Charakter von Bernard Gui betrifft: In einem Buch wird er als 'schildkrötig' bezeichnet. 'Er besitzt einen ausgeprägten Sinn für die Institution, besonders für die, welche sich stark, widerstandsfähig, treu den bewährten Prinzipien und standhaft verteidigt zeigt. An der Jahrhundertwende vom 13. zum 14. Jh. ist jemand mit einer solchen Einstellung prädestiniert für die Funktion als Inquisitor, eine Funktion, die noch nie für eine besonders schöpferische gehalten wurde.'[15] Ausserdem, was für das Lesen von Der Name der Rose noch recht interessant ist, hielt Bernard jeden Tag ohne Lachen für einen verlorenen Tag.
Als Inquisitor kümmerte er sich nicht gross um die theologischen Probleme seiner Arbeit. Sie war gerechtfertigt und begründet in den Beschlüssen des päpstlichen Stuhls, mehr musste in damaliger Zeit nicht hinterfragt werden. Obwohl die Ketzer bei ihm auf Abscheu und Unverständnis stiessen, untersuchte er systematisch die Lehren der Verurteilten (zum Beispiel las er die wirklich existierenden Briefe Fra Dolcinos), um sie später einfacher wiederzuerkennen. Hauptziel der Inquisition in Südfrankreich waren die Katharer und Beginen, aber auch Waldenser und Pseudo-Apostel, Wahrsager und Dämonenbeschwörer, Juden und Hexen wurden verfolgt. Insgesamt befand Bernard Gui während seiner Inquisitorenlaufbahn 930 Angeklagte für schuldig, der grösste Teil davon waren kleine Fische, nur gerade zwei waren wirklich Führer einer Sekte. Von den Verurteilten bestrafte er 307 mit einer Gefängnisstrafe, 143 mussten das Kreuz tragen und 42 wurden dem weltlichen Arm überstellt, das heisst hingerichtet; ausserdem liess er 69 Leichen exhumieren, um sie zu verbrennen, sowie 22 Häuser zerstören. Was mit den restlichen Schuldigen geschah, weiss ich nicht. Ich nehme an, dass sie irgendwo unter die Räder gekommen sind, im wahrsten Sinne des Wortes. Erstaunlicherweise landeten 'nur' ungefähr ein Prozent derjenigen, die der Ketzerei überführt wurden, auf dem Scheiterhaufen. Auch wenn man Bernard Gui einen starken 'Willen zur Strafe'[16] vorwerfen kann, waltete er vergleichsweise gnädig. Andere Inquisitoren, beispielsweise der berühmt-berüchtigte Thomás de Torquemada, welcher etwa 100 Jahre später in Spanien 16'000 Verbrennungen veranlasste, wüteten bedeutend schlimmer.
Bernard Gui mag zwar ein schlechter Diplomat gewesen sein, aber er war ein begabter und wichtiger Chronist, dessen Werke heute von aussergewöhnlichem Wert sind. Neben einigen theologischen Bücher verfasste er auch einige Lebensgeschichten von Heiligen. Eine seiner bedeutendsten Schriften war der Praktische Leitfaden für die Inquisition[17], in dem Gui die Rechte und Privilegien der Inquisition, deren Beziehung zur weltlichen Obrigkeit, die Geschichte und Besonderheiten verschiedener Sekten sowie viele nützliche Ratschläge in der Kunst der Untersuchung, des Prozesses und des Verhörs beschrieb. Er schilderte genau die Strafen für Ketzer, die Belohnungen für Denunzianten und die Riten zur Fernhaltung des Bösen vom Gericht.
Obwohl das offizielle Ziel war, die Sünder vom wahren Glauben zu überzeugen (wenn nötig auch unter Folter), hiess das Prinzip des Inquisitors: 'Die Häresie zerstören, was nur geschehen kann, wenn die Ketzer zerstört werden, und sie können nicht zerstört werden, ohne dass auch die zerstört werden, die sie beherbergen, ihnen helfen oder sie verteidigen.'[18] Das System war relativ einfach: Die Fehltaten der Angeklagten entdecken und dann ein passendes Gesetz dazu finden. Die einzige Möglichkeit für eine milde Behandlung war, dem Ketzertum abzuschwören. Je nach Zeitpunkt, zu dem man sich von seinem falschen Glauben distanzierte, fiel die Strafe härter oder milder aus. Wer sich erst in Todesangst, vor dem Scheiterhaufen, von seinen Fehlern abbringen liess, wurde immer mit lebenslangem Kerker bestraft, wer früher abschwor, konnte mit einer gemässigteren Busse rechnen. Mitläufer und Helfer (beispielsweise Wirte oder Geldleiher) wurden gleich hart bestraft wie Anführer. Jeder, der rückfällig wurde, musste mit seiner Hinrichtung rechnen, ohne angehört zu werden.
Alle Angaben, die sich im Namen der Rose über Bernard Gui finden, stimmen genau mit denjenigen überein, die ich anderswo gefunden habe. Ausgenommen natürlich seine Anwesenheit zur Zeit der fiktiven Zusammenkunft in der Abtei des Schreckens. Auch sein Charakter stimmt ziemlich präzise mit denjenigen Angaben überein, die ich im einzigen Buch, das ich über ihn gefunden habe, gelesen habe.
Durch das zusätzliche Wissen, das man nun über Bernard Gui hat, werden einige Fragen über das fiktive Geschehen aufgeworfen, einige aber auch beantwortet. Zum Beispiel: Weshalb schickt der Papst einen Mann wie Bernard Gui auf eine so heikle Verhandlungsmission, obwohl dieser ein so schlechter Diplomat ist? Die Antwort scheint mir einfach zu sein: Weil der Inquisitor ein schlechter Diplomat ist. Denn ein Scheitern der Gespräche zwischen Michael von Cesena und der päpstlichen Delegation würde den General des Franziskanerordens zwingen, entweder bedingungs- und schutzlos dem Befehl des Papstes zu gehorchen und nach Avignon zu reisen, oder eine Spaltung der katholischen Kirche zu verursachen. Da dies jedoch eine Verfolgung des gesamten Franziskanerordens durch die Inquisition zur Folge gehabt hätte, konnte dies für Michael keine Lösung sein.[19]
Eine andere Frage ist diejenige, warum Bernard Gui so erbarmungslos gegen die Ketzer in der Abtei vorgeht. Der Logik des Inquisitors folgend, ist es vernünftig, Remigius von Varagine dem weltlichen Arm zur Hinrichtung zu übergeben, da der Cellerar seine jugendlichen Missetaten nicht nur zugibt, sondern sie auch verteidigt und überhaupt nicht bereut. Warum Bernard jedoch auch die beiden andern Sünder, Salvatore und das Mädchen, verbrennen will, ist auf den ersten Blick nicht klar, denn ich bin sicher, sie hätten jeder Häresie abgeschworen, um ihr Leben zu retten. Normalerweise wären Ketzer wie sie wahrscheinlich irgendwo verschwunden, oder kamen, wenn sie Glück hatten, mit einer relativ milden Strafe davon. Hier aber zelebriert der Inquisitor einen grossen Prozess, später auch gegen die andern beiden. Wozu? Ich vermute, dass der Grund, den Gui (oder besser gesagt Eco) hierfür hat, die möglichst grosse Aufmerksamkeit für die Geschehnisse ist. Der vermittelnde Abt und sein Orden sollen in ein schlechtes Licht gestellt werden, weil er bekanntlich die Franziskaner und den Kaiser in ihren Forderungen gegen den Papst unterstützt.
Aber warum hat Umberto Eco gerade Bernard Gui als Inquisitor für seinen Roman gewählt? Ich glaube, dass dies vor allem an zwei Dingen liegt: Erstens hat uns Bernard Gui, für einen weniger bekannten Mann seiner Zeit, eine grosse Zahl von Werken überliefert. So ist es möglich, sich von ihm ein einigermassen scharfes Bild zu machen. Und zweitens ist Bernard Gui ein hervorragender Gegenspieler für William von Baskerville. Beide haben als Inquisitoren zwar die gleiche berufliche Herkunft, in ihren Werten unterscheiden sie sich aber grundsätzlich. Während Bernard die mittelalterliche Denkart und den blinden Glauben an die Autoritäten verinnerlicht hatte, repräsentiert William einen aufgeklärten, humanen Rationalisten.
Nun zur andern Person, die ich genauer ergründen möchte, Jorge von Burgos. Das Interessante daran: Es gab in unserem Jahrhundert einen argentinischen Schriftsteller namens Jorge Luis Borges.
Das Allerwichtigste, um herauszufinden, welche Beziehung Jorge Luis Borges zum Namen der Rose hat, ist wohl, zu wissen, wer er überhaupt war und was er schrieb. Jorge Luis Borges wurde kurz vor dem Beginn unseres Jahrhunderts in Buenos Aires, Argentinien, geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und Philosophielehrer englischer Abstammung, die Mutter kam aus einer alteingesessenen argentinischen Familie, so dass Borges zweisprachig aufwuchs. Einen grossen Teil seiner Kindheit verbrachte er in der Bibliothek seines Vaters und so kam es, dass Borges schon im Alter von neun Jahren sein erstes Werk, eine Übersetzung von Oscar Wildes The Happy Prince ins Spanische, veröffentlichte. Im Jahr 1914 wanderte seine Familie nach Europa aus, damit Jorge und seine Schwester in Genf ein Gymnasium besuchen konnten. Nach der Matura zog der Dichter nach Spanien und wurde dort Mitbegründer des Ultraismus, einer dem Surrealismus ähnlichen Stilform, was er später als Dummheit betrachtete. Nach sieben Jahren in Europa kehrte Borges 1921 zurück nach Buenos Aires, wo er während mehr als einem Jahrzehnt verschiedene Gedichtbände und Zeitschriften herausgab. Ende der dreissiger Jahre nahm er seine erste Festanstellung, als Beamter in einer städtischen Bibliothek, an. Wie schon sein Vater und sein Urgrossvater, erblindete Borges allmählich, bis sein Augenlicht schliesslich ganz schwand. Als in Argentinien Juan Perón an die Macht kam, verlor Borges seine Stelle und sämtliche Einkünfte. Nach dem Sturz des faschistischen Diktators durch das Militär wurde der überzeugte Antiperonist zum Direktor der argentinischen Nationalbibliothek gewählt. Wenig später wurde er auch Professor für Englisch und widmete sich dem Studium des Altenglischen, Altnorwegischen und Altisländischen. Der 'literarisch universal gebildete Kenner der westeuropäischen Kultur'[20] erhielt je länger je mehr Anerkennung, bekam unzählige Preise und Ehrungen, wurde Gastprofessor an Universitäten in der gesamten Welt, seine Bücher wurden in diverse Sprachen übersetzt. Borges starb am im Juni 1986 mit 86 Jahren in Genf.
Was schrieb Jorge Luis Borges? Am Anfang seines Schaffens verfasste er nur Gedichte. Nach einer schweren Krankheit begann er 1938, vor allem erzählerische Kurzgeschichten zu verfassen. In der Folge seiner endgültigen Erblindung in den frühen sechziger Jahren wandte er sich wieder der Lyrik zu.[21] Nachdem er in seiner Jugend noch anarchistische und pazifistische Gedichte schrieb, drehten sich seine späteren Werke hauptsächlich um Zeit und Ewigkeit, um Leben und Tod, aber auch um Literatur und Themen der gesamten Weltgeschichte, vorzugsweise aber aus nordischen Epen und den Befreiungskriegen Südamerikas, an welchen viele seiner Vorfahren beteiligt waren.
Im Gegensatz zum Beginn von Borges' Biographie ist sein späteres Leben gezeichnet von einem ausgeprägten Konservatismus nicht nur literarischer Art (er benützte nur noch klassische Versmasse), sondern auch politischer. 'Ich glaube nicht an die Demokratie, diesen merkwürdigen Missbrauch der Statistik'[22] sagte er und als er 1976 den höchsten chilenischen Militärorden im Namen des Präsidenten der Militärjunta, General und Generalissimus Augusto Pinochet, entgegennahm, erklärte er, die beiden Länder (Chile und Argentinien) könnten nur durch das Schwert aus dem Sumpf, in dem sie versunken seien, hervortauchen. Borges bezeichnete einen Schriftsteller namens Leopoldo Lugones als seinen geistigen Ahnen, der in seinem Buch Das starke Vaterland bemerkte: 'Zum Glück haben die Militärregierungen die Demokratie, den Pazifismus und den Kollektivismus wieder einmal zersprengt, denn die Militärs befehligen wieder, dank dem angeborenen Recht der Besten' und 'An dem Tag ist Argentinien eine grosse Nation, an dem es das allgemeine Wahlrecht abschafft.'
Jorge Luis Borges war ohne Zweifel eine zwiespältige und umstrittene Person. Er hatte aber nicht nur einen grossen Einfluss auf die Literatur Südamerikas, sondern auch der gesamten restlichen Welt. Er war wohl die perfekte Figur, um karikiert zu werden.
Es gibt mehrere Dinge, die in Ecos Buch auf Jorge Luis Borges hinweisen: Der Argentinier hat einige Erzählungen geschrieben, die eine grosse Ahnlichkeit, nicht nur erzähltechnischer sondern auch thematischer Art, mit dem Namen der Rose aufweisen. Eine Geschichte handelt zum Beispiel von zwei rivalisierenden Inquisitoren, eine andere von der Unmöglichkeit, eine Rose in Worte zu fassen. Auch hat Borges mehrere Detektivromane geschrieben, einige seiner Geschichten spielen sogar in Bibliotheken. Andere Parallelen zum Buch von Umberto Eco sind die Einschachtelungen mancher Erzählungen in kurze Rahmenhandlungen[24] und die vielen Zitate und Verbindungen zur gesamten Weltliteratur. 'Alle Bücher sprechen von anderen': das sagte William von Baskerville, das schrieb Umberto Eco und das praktizierte auch Jorge Luis Borges, sogar ziemlich extensiv.
Die offensichtlichsten Andeutungen auf den Letztgenannten finden sich aber natürlich in der Person von Jorge von Burgos. Beide gehören einer kleinen intellektuellen Elite an und beide sind in relativ hohem Alter erblindet, besitzen jedoch ein enzyklopädisches Wissen über die Literatur ihrer Zeit. Auch Jorge im Namen der Rose ist, wie sein Namengeber heutiger Zeit, nicht nur ein Feind der Demokratie,[28] sondern auch des Fortschritts, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Für den mittelalterlichen Jorge ist die Geschichte nur ein langsamer Abstieg in Richtung Letztes Gericht, für den Jorge dieses Jahrhunderts hingegen ist sie ein ewiges Auf und Ab, das Verbesserung nur zulässt, damit sie später wieder zugrunde gehen kann. Jorge von Burgos ist allerdings nicht einfach ein Kopie seines Vorbilds. Jorge Luis Borges schrieb beispielsweise auch humorvolle und ironische Geschichten und war kein Anhänger irgendwelcher religiöser Fanatismen.
Welche Gründe gibt es nun, dass dieser Jorge Luis Borges auf so hässliche Art und Weise im Namen der Rose verewigt wird? Der einzigen Hinweis, den ich habe, ist ein Nebensatz in Ecos Nachschrift zum 'Namen der Rose'. Darin sagt er, dass vor allem spanische Schreiber mit ihren Kommentaren zur Apokalypse einen grossen Einfluss auf das Denken des Mittelalters gehabt hätten, und ein blinder Bibliothekar sei einfach ein gutes erzählerisches Element, und eine Bibliothek plus Blinder müsse zwangsläufig Borges ergeben, 'auch weil die Schulden bezahlt werden müssen'[29]. Eine vieldeutige Aussage: Möglicherweise hatte Umberto Eco mit Borges noch irgendeine Rechnung offen, denn der Argentinier war auch ein einflussreicher Kritiker. Vielleicht ist Jorge von Burgos auch als Wertung für Borges' politische Ausserungen so böse beschrieben (was ich durchaus begreifen würde). Wahrscheinlich ist es aber gar nicht so wichtig, Ecos Motive wirklich herauszufinden, viel bedeutender ist der Versuch, es herauszufinden.
Und was haben wir jetzt aus all diesem gelernt? Zum Beispiel, dass dieses Buch (wie jeder Roman, hier einfach deutlicher) aus zwei Zutaten besteht: Dem realen Hintergrund (der Armutsstreit, die Ketzerverfolgung, viele der Personen) und der fiktiven Geschichte, die durch die Fantasie und die Ziele des Autors bestimmt werden (die Handlung, die Abtei, die Anspielungen). Oder wie verknüpft die Geschehnisse des Buches nicht nur mit der Geschichte jener Zeit, sondern auch mit der kompletten Weltliteratur sind. Denn wohlgemerkt, alles was ich oben geschrieben habe, sind nur kleine Bruchstücke. Man müsste wahrscheinlich über jeden einzelnen Namen ein eigenes Buch schreiben.
Alle Interpretationen und Schlüsse, die ich in dieser Arbeit tätigte, sind textimmanent entstanden, einzige Ausnahmen sind die Biographien von Jorge Luis Borges und Bernard Gui. Nicht dass ich ein überzeugter Anhänger von textimmanenter Interpretation wäre, aber es blieb mir wenig anderes übrig. Denn obwohl Kindlers Literaturlexikon von reichhaltiger Sekundärliteratur, namentlich auch populärwissenschaftlicher Art[30] spricht, habe ich, abgesehen von einigen Verweisen auf Artikel in speziellen Literaturzeitschriften , keine brauchbaren, deutschsprachigen Interpretationstexte entdeckt. Aus diesem Grunde habe ich mich dazu entschlossen, für diese Arbeit ausschliesslich andere Quellen zu benützen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders eng mit dem Namen der Rose zusammenhängen. Die einzige Abweichung hierzu bildet die Nachschrift zum Namen der Rose von Umberto Eco, die allerdings dem Leser keine Deutungshilfen bieten, ihn eher noch verwirren soll.
Ein anderes Problem war die Frage, in welcher Form ich diese Arbeit schreiben sollte. Anfangs hatte ich die halsbrecherische Idee, die ganze Arbeit in eine Geschichte zu verpacken, was ich später aufgegeben habe, weil es mir zu künstlich schien. Dann hatte ich den Einfall, meine Erkenntnisse als Gespräch mit dem Leser zu tarnen. Auch davon sind nur noch einige wenige Überreste geblieben. Schliesslich habe ich mich darauf geeinigt, eine ganz normale Form zu wählen, allerdings konnte ich es nicht bleiben lassen, ein paar Anspielungen im Sinne Ecos und einen Hauch zarter Ironie in diese Blätter einzufügen.
Und damit beende ich in der Hoffnung, Dir, lieber Leser, nicht nur viel mehr oder weniger schlaues Zeugs erzählt zu haben, sondern Dir auch ein etwas Hilfe für die nächste Lektüre von Umberto Ecos Meisterwerk geleistet zu haben und Dich vielleicht sogar ein bisschen unterhalten zu haben, meine Arbeit. Und denk daran: Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus.[33]
Primärliteratur
Borges, Jorge Luis: Borges über Borges, Wien 1980
Borges, Jorge Luis: Gedichte 1969 - 1976, Wien 1980
Eco, Umberto: Der Name der Rose, München 1997
Eco, Umberto: Nachschrift zum 'Name der Rose', München 1987
Sachliteratur
Brockhaus - Enzyklopädie, Mannheim 1986
Diverse Autoren: Bernard Gui et son monde, Toulouse, 1981
Kindlers neues Literaturlexikon, München 1988
Bilder
Titelbild (ausgenommen die Rose) und diese Seite:
The Museum of Science, www.mos.org/sln/Leonardo
'Hier werden sogar die Päpste vergiftet' sagt Benno von Uppsala auf Seite 582 von Der Name der Rose. Und wer die Geschichte von Johannes Paul I. kennt, wird das auch in unserem Jahrhundert sagen können.
Was zwar auch nur eine Selbsttäuschung gewesen wäre, aber trotzdem besser als das Gefühl der Leere, das Adson nun in seinem Herzen trägt.
Bertrand de la Tour wurde später Nachfolger von Michael von Cesena, der bekanntlich aus der Kirche hinausgeworfen wurde, und brachte den Franziskanerorden wieder auf die Linie des Papstes.
Ahnlich wie es jetzt, da ich diese Arbeit schreibe, wieder geschieht, heute allerdings näher beim Paradies, aber natürlich trotzdem in der Hölle.
Es gibt also nicht nur Bücher, die nie geschrieben wurden, sondern auch Politik, die nie geschehen ist.
Beim Name der Rose wäre das diese seltsame Geschichte zu Beginn, in der Eco über die Entdeckung einer Kopie von Adsons Manuskript berichtet.
Jorge von Burgos' Intimfeind William ist übrigens ein früher Demokrat: Eco, Der Name der Rose, S. 467 ff.
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