Referat
Zum Autor:
Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22.1.1729 in Kamenz / Bezirk Dresden geboren. Er studierte von 1746 bis 1748 in Leipzig Theologie, Philosophie und Medizin. Von 1748 bis 1755 war er als Journalist und freier Schriftsteller in Berlin tätig und am Ende dieser Zeit schrieb er sein erstes bedeutendes bürgerliches Trauerspiel, nämlich "Miss Sara Sampson".
Lessing galt als klassenbewusster Dichter, Literaturtheoretiker und auch Kritiker. Er war einer der namhaftesten Vertreter der deutschen bürgerlichen Aufklärung[1] und Mitbegründer der realistischen Asthetik und der bürgerlichen deutschen Nationalliteratur.
Er hatte im Jahre 1776 Eva König geheiratet, die jedoch schon 15 Monate später starb, und er selbst ist am 15.2.1781 in Wolfenbüttel / Nähe Braunschweig gestorben.
Wichtige Werke: "Miss Sara Sampson" (1755)
"Fabeln" (1759)
"Briefe, die neueste Literatur betreffend" (1759)
"Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie" (1760-1765)
"Minna von Barnhelm" (1766)
"Emilia Galotti" (1771)
"Nathan der Weise" (1778)
Die Personen im Stück: - Emilia Galotti: Angebetete des Prinzen
Odoardo und Claudia Galotti: Eltern von Emilia
Hettore Gonzaga: Prinz von Guastalla
Marinelli: Kammerherr des Prinzen
Graf Appiani: Zukünftiger von Emilia
Gräfin Orsina
Einige Bedienstete
Zum Inhalt:
Prinz Hettore von Guastalla hat sich in Emilia Galotti verliebt und will sie um jeden Preis haben. Doch er erfährt, dass diese bereits an den Grafen Appiani vergeben ist und dass diese Hochzeit noch am selben Tage vollzogen werden sollte.
Um das zu verhindern, schlägt Marinelli, nicht ganz uneigennützig, einen Plan vor: Eine Bande von bezahlten Räubern soll die Kutsche mit Emilia, deren Mutter und dem Grafen überfallen. Dann soll eine Truppe "tapferer" Männer des Weges kommen und Emilia "retten", indem man sie auf das Schloss des Prinzen bringt.
Unvorhergesehen jedoch wird der Graf bei dem Überfall getötet, wovon Emilia allerdings noch nichts weiß. Man bringt sie also auf das Schloss, wenig später auch ihre Mutter.
Plötzlich taucht auch noch Gräfin Orsina auf und erfährt, dass er sie nicht mehr liebt, denn "er ist beschäftigt und nicht allein" (S.57, Z.11f). Die Gräfin, die verständlicherweise darüber sehr erregt ist, wird wütend und redet dem eben ankommenden Odoardo Galotti ein, dass der Prinz der Anstifter des ganzen Dramas sei, denn "des Morgens sprach der Prinz Ihre Tochter in der Messe, des Nachmittags hat er sie auf seinem Lust - - Lustschlosse" (S.63, Z.23f).
Der Vater verlangt wutentbrannt nach dem Prinzen, um Klarheit zu erlangen und erfährt, dass man seine Tochter zu einer zweilichten Familie schicken will. Er tut so, als ob er ruhig nähme, aber in seinem Inneren brennt er. Er verlangt, seine Tochter noch ein letztes Mal sehen zu dürfen, was ihm auch gestattet wird.
Emilia fleht ihren Vater an, ihr den Dolch zu geben, damit sie sich von ihrem Unglück befreien kann, doch er weigert sich. Nach langem Bitten willigt er schließlich ein, denn er versteht, was seine Tochter durchmachen muss, und sticht ihr den Dolch in die Brust.
Der Prinz kommt wieder herein und sieht, dass Emilia tot ist und offensichtlich Odoardo Galotti der Mörder ist. Doch aus Trauer um seine geliebte Emilia lässt er ihren Vater laufen ohne ihn zu verurteilen, weil "sein Blut soll mit diesem Blute sich nicht mischen" (S.79, Z.20f).
Interpretation:
Meiner Meinung nach liegt der Themenschwerpunkt darin, dass Lessing die Unterschiede der Klassen aufzeigen wollte.
Auf der einen Seite steht der Prinz und sein Hof. Hettore ist es gewohnt, alles zu bekommen, was er will und dass andere das tun, was er sagt. Auch in der "Liebe" ist es bisher nicht anders abgelaufen. Aber auf einmal sieht er Emilia Galotti und verliebt sich in sie. Er ist bereit, jeden Preis für sie zu zahlen, denn plötzlich sieht er einen Sinn in seinem Leben. Als er jedoch erfährt, dass Emilia nichts dergleichen für ihn empfindet und sogar des Prinzen Gegners Frau werden wird, sieht er sich wieder verloren und keinen Grund mehr weiterzuleben.
Vielleicht reizt ihn aber auch nur das Abenteuer, ein Verhältnis mit einer Nichtadeligen zu beginnen, denn er soll ja eigentlich eine so genannte Konvenienzehe[2] mit der Prinzessin von Massa eingehen, was er offensichtlich nicht will: "Mein Herz wird das Opfer eines elenden Staatsinteresses" (S.12, Z.22f).
Um den Klassenunterschied noch mehr hervorzuheben, lässt Lessing Hettore kein Staatsoberhaupt sein, zu dem das Volk emporblickt oder das besonders beliebt ist. Es mag vielleicht daran liegen, dass der Prinz seine Macht schon zu oft zu deutlich hat werden lassen oder dass er nicht alle Bittschriften oder Klagen berücksichtigen kann, die er von seinen Untertanen geschickt bekommt, die denken, dass der Prinz so viel Geld hat. Doch er ist der Meinung, dass er auf keinen Fall zu beneiden ist: "[] nichts als Bittschriften! [] und man beneidet uns noch" (S.5, Z.5f).
Auf der anderen Seite gibt es da den bürgerlichen bzw. niederadeligen Stand mit Emilia und deren Eltern bzw. dem Grafen Appiani. Sie werden als grundehrlich und folgsam dargestellt. Besonders Emilia nimmt die Rolle der braven, religiösen und keuschen Tochter ein, die niemandem ein Haar krümmen könnte und nie etwas Schlechtes denkt, was in meinen Augen etwas übertrieben ist. Ihr Vater und der Graf dagegen behalten zwar in der Öffentlichkeit Haltung und Höflichkeit, aber hinter dem Rücken des Prinzen schimpfen sie über ihn und wünschen ihm nur das Schlechteste.
Mehr oder weniger betreibt Lessing in dem Drama eine Schwarz-Weiß-Malerei, d.h. eine Front wird als gut, die andere als böse dargestellt. Außerdem will er sich von der starren Nachahmung der Franzosen entfernen und nimmt mehr Shakespeare als Beispiel.
Persönliche Stellungnahme:
Ich fand das Drama sehr gut, vor allem, weil es leicht zu verstehen war, was bei Zeitgenossen Lessings, wie zum Beispiel bei Goethe, nicht immer der Fall ist.
Dann hat es mir deshalb noch gefallen, weil man sich immer gleich ausgekannt hat, aber trotzdem nachdenken musste. Die Handlung ist zeitweise etwas verworren, aber nicht zu kompliziert. Es laufen mehrere Geschichten parallel zueinander ab, wie zum Beispiel die Liebesgeschichte zwischen dem Prinzen und der Gräfin Orsina oder die Unterhaltung zwischen dem Grafen Appiani und Marinelli. Trotz allem steht die Geschichte der Gewinnung der Liebe von Emilia im Vordergrund.
Mir hat auch die Sprache sehr gut gefallen. Sie war zwar auch "geschwollen", aber nicht zu sehr, so dass man leicht folgen kann und nicht immer schauen muss, was das übersetzt ins moderne Deutsch heißen soll.
Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen an alle, die sich auch für Shakespeare interessieren, denn es erinnert stark an dessen Werke, wenn es auch nicht so umfangreich und nicht ganz so dramatisch ist.
Quellen: Meyers Neues Handlexikon (1971)
Internet: http://www.fundus.org/referat.asp?ID=1463
http://www.fundus.org/referat.asp?ID=1863
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