Carmen 1
Wem widme ich das eben mit trockenem
Binnstein geglättete neue feine Büchlein.
Dir, Cornelius: Denn Du pflegtest zu meinen,
daß meine Kleinigkeiten etwas wert sind,
schon damals, als Du als einziger der Italer wagtest,
die ganze Ewigkeit in drei gelehrten,
oh Jupiter, und arbeitsamen Seiten zu erklähren.
Daher soll es Dir gehören, was auch immer dieses Büchlein ist
und wie beschaffen es auch immer ist. Das, oh schützende Jungfrau,
mehr als eine Ewigkeit beständig bleiben soll.
carmen 2
Du Spatz, Du Wonne meines Mädchens,
mit dem sie gewöhnlich spielt,
den sie an den Busen hält,
dem sie die Fingerspitze hinhält,
wenn er danach schnappt,
und den sie zu schnellen Bissen anspornt,
wenn es meiner Geliebten,
nach etwas Liebem verlangend,
gefällt, zu spielen,
Du kleiner Trost in ihrem Kummer -
Ich glaube, die heftige Empfindung legt sich dann:
Könnte ich doch mit dir spielen wie sie,
und die Sorgen eines traurigen Gemüts lindern.
Carmen 3
Trauert, oh Liebesgöttinnen und Liebesgötter und
was es an liebenswerten Menschen gibt!
Der Sperling meines Mädchens ist gestorben,
der Sperling, der Liebling meines Mädchens,
den jene mehr als ihre eigenen Augen liebte:
denn er war honigsüß, und er kannte seine Herrin
persönlich, so gut wie das Mädchen ihre Mutter,
und er bewegte sich nicht aus ihrem Schoß,
sondern hüpfte bald hierhin, bald dorthin
und zwitscherte dauernd nur seiner Herrin zu.
Dieser geht nun auf den finsteren Weg dorthin,
wo sie sagen, daß niemand bisher zurückgekehrt ist.
Aber euch soll es schlecht ergehen, die bösen Schatten
der Unterwelt, die ihr alles Schöne verschlingt:
Ihr habt mir den so schönen Sperling weggenommen,
oh, welche Untat! Oh, armer kleiner Sperling!
Durch eure Schuld sind nun die Augen meines Mädchens,
durch das Weinen geschwollen, rot!
Carmen 4
Jenes Boot, welches ihr seht, fremde
Sagt, es sei das schnellste der Schiffe
Und kein Ansturm irgendeines schwimmenden Schiffes
Habe es überholen gekonnt, wenn es nötig ist
Fliegt es, sei es mit Rudern oder mit einem Segel.
Und dieses verneint, dass das drohende Adriatische Meer
Dieses verweigert: den Strand oder die Cycladeninseln
Und das edle Rhodos und das schreckliche Gebiet des Marmarameeres
Oder das furchtbare Schwarze Meer,
Wo dieses später kleine Boot vorher
In den belaubten Wäldern war: denn am Bergrücken des Kytorus
Gab es häufig flüsternd ein Rauschen durch das Laub von sich.
Oh Amastrisches Meer und Buchsbaumtragender Cytorus,
Das Boot sagt dies war und sei euch am bekanntesten; zeitlebens
Sagt es, habe es in deinen Gipfeln gestanden,
Es habe die Ruder in deiner Meeresfläche benetzt,
es habe den Herrn von dort durch so viele stürmische Meerenge getragen,
sei es ob der Wind von links oder von rechts rief, oder sei es,
dass der Wind gleichzeitig günstig auf beide Seiten getroffen ist;
und nicht irgendwelche Gelübte seien von ihm aus für die
Strandgötter gemacht worden, als es vom entferntesten
Meer her kommend, bis zu diesem klaren See segelte.
Doch all dies war früher einmal: nun altert es
In verborgener Ruhe und weiht sich dir,
Oh Castor und des Castors Zwilling.
carmen 5
Laß uns leben und lieben, meine Lesbia,
laß uns alle Gerüchte der ernsteren Greise
für ein As halten!
Die Sonnen können untergehen und zurückkehren:
Wenn uns das kurze Licht ein Mal erlischt,
dann gibt es eine einzige ununterbrochene Nacht des Schlafes.
Gib mir tausend Küsse, danach hundert
dann ein weiteres tausend, dann die zweiten hundert,
dann ein drittes tausend und noch einmal hundert.
Dann, wenn wir uns die vielen tausend Küsse gegeben haben,
werden wir jene durcheinanderwerfen, damit wir sie nicht wissen
oder damit kein böser Mensch uns zugucken kann,
dadurch, daß er vielleicht herausbekommt, wie oft wir uns geküßt haben.
Carmen 6
Flavius, du wolltest Catull deine Liebschaften erzählen,
Wenn sie nicht unfein und geschmacklos wären
Und du könntest nicht schweigen. Aber du liebst etwas von einer
Fieberkranken Hure: Du schämst dich dies zu bekennen.
Denn das Bett, das vergeblich zu schweigen versucht,
Schreit, dass du während den Nächten nicht einsam liegst,
Das Bett, das nach Kränzen und syrischem Öl duftet und das
Polster, das gleichmässig auf der einen und auf der anderen
Seite abgenutzt ist und das bebende Knarren und das
Hin- und Herschaukeln des zitternden Bettes.
Denn es nützt nichts, gar nichts, dieses zu verschweigen.
Du kannst die total ausgebumsten Lenden nicht breit von dir
Strecken, ausser du tust etwas Verrücktes.
Sag uns daher, was auch immer du an Gutem und an Schlechtem
Hast: Ich will dich und deine Liebeleien mit dem netten Verschen
Bis zum Himmel hochjubeln.
carmen 7
Du fragst, Lesbia, wie viele deiner Küsse
mir genug oder mehr als genug sind.
Wie groß die Zahl an lybischen Laserkraut
tragenden Sandes ist, zwischen dem
Orakel des heißen Juppiter und des
heiligen Grabmals des alten Battus,
oder wie viele Sterne, wenn die Nacht schweigt,
der verstohlenen Liebe der Menschen zusehen;
So viele Küsse zu küssen, ist dem rasenden
Catull gerade gut genug, so viele, die
Neugierige nicht durchzählen können
oder auch keine falsche Zunge verhexen kann.
Carmen 8
Unglücklicher Catullus, sei kein Dummkopf
und akzeptiere als verloren, was vergangen ist.
Früher einmal haben die Sonnen für Dich geschienen -
wenn Du kamst wohin das Mädchen geführt hat,
welches wir geliebt haben, wie keine je geliebt werden wird.
Damals wurden viele schöne Dinge gemacht,
Welche Du gewollt hast und das Mädchen nicht ungern hatte.
Helle Sonnen haben wirklich für Dich geschienen.
Nun will sie nicht länger: Sei nicht kraftlos;
weder verfolge jene, welche die Flucht gewählt hat, noch lebe schlecht,
aber ertrage mit einem standhaften Geist, sei standhaft.
Leb' wohl Mädchen. Catullus ist jetzt stark;
er wird Dich weder anschauen, noch nach dir fragen.
Aber Du wirst leiden, wenn Du nichts mehr gefragt werden wirst.
Schlechte, wehe Dir, was für ein Leben bleibt Dir?
Wer wird Dich besuchen? Wem wirst Du schön erscheinen?
Wen wirst Du lieben? Wessen Mädchen wirst Du sein?
Wen wirst Du küssen? Wessen Lippen wirst Du beißen?
Aber Du, Catullus, bleibe standhaft!
Carmen 9
Veranius, der Du alle meine Freunde
um 300 Meilen übertriffst,
bist Du nach Hause zu Deinen Penaten,
Deinen gleichgesinnten Brüdern und der alten Mutter gekommen?
Du bist gekommen. O mir frohe Botschaft!
Hoffentlich sehe ich Dich wohlbehalten und höre Dich
von Gegenden, Taten und Volksstämmen der Hiberer erzählen,
wie es Dein Brauch ist, und während ich mich an den liebenswürdigen Hals
anschmiege, werde ich Deinen Mund und Deine Augen küssen.
O wie viele glücklichere Männer gibt es,
was gibt es Glücklicheres und Fröhlicheres als mich?
Carmen 10
Mein Varus führte mich zu seiner Geliebten
aus dem Forum heraus, als ich garade nichts zu tun hatte,
dass ich sie einmal kennenlernen konnte:
ein Flittchen, wie ich sie so sah,
weder witzlos noch unatraktiv.
Kaum waren wir dort angelangt,
verstrickten wir uns in Gespräche, unter anderm
über den Stand Bithyniens, wie es sich befindet,
und über dortigen finanziellen Erfolg.
Ich antwortete so, wie es war:
"Es gibt grundsätzlich keinen Grund,
weswegen man hätte reicher zurückkommen können,
weder für Prätoren, noch für ihren Stab,
erst recht nicht für solche Leute,
die einen solchen Vixer als Prätoren haben,
der den Zug für keinen Pfifferling wert hält.
'Doch sicherlich', sagten sie, 'hast du dies,
was dort heimisch ist, wie man sagt,
als Sänftenträger angeschafft.'
Ich, um vor dem Mädchen einzigartig, besser dazustehen, sagte:
Nein, ich war nicht ganz so übel dran,
dass, obwohl eine üble Provinz mich traf, ich
keine acht stramme Männer anschaffen konnte.
(Aber ich hatte keinen, weder hier noch dort,
der nur einen zerbrochenen Fuss einer alten Pritsche
sich auf den Nacken hätte stellen können.)
Darauf sagte jene, wie es sich für eine billige Fotze ziemte,
'Bitte leihe mir ein wenig davon, mein Catull,
denn ich möchte zum Serapis getragen werden!'
'Halt! Warte!', sagte ich dem Mädchen,
'Das, was ich gerade gesagt habe:
dass ich sie besässe - ah, ich kann mich nicht mehr erinnen -
Mein Freund - es ist der Gaius Cinna - der hat sie sich angeschafft,
aber, ob die Männer nun ihm oder mir gehören,
was geht mich das an? (Wen interessierts?)
Ich brauche sie genau so, als ob ich sie mir verschafft hätte.
Doch du lebst geschmacklos, schlecht und pingelig,
es ist nicht erlaubt, unachtsam zu sein bei dir.'
Carmen 11
Furius und Aurelius, ihr Freunde Catulls,
Sei es, dass er zu den weit entfernten Indern vordringen wird,
Wo die morgenländische Welle, die weithin widerhallt,
Die Küste schlägt,
Sei es dass er zu den Hyrkanern oder den verweichlichten Araber vordringen wird
Sei es dass er zu den Sakern oder zu den pfeiltragenden Parthern
Oder denen, welchen der siebenarmige Nil
Die Fluten färbt, vordringen wird;
Oder sei es, dass er über die hohen Alpen gehen wird,
Die Siegesmale des grossen Cäsar betrachtend,
Zum gallischen Rhein, an die schreckliche Nordsee und
Zu den weit entfernten Britannier,
Ihr, die ihr bereit wart, es zusammen mit ihm zu wagen,
Alles das, was auch immer der Wille
Der Götter bringen wird:
Bringt meinem Mädchen wenige,
Nicht gute Worte:
Sie soll leben und stark sein mit ihren Ehebrechern,
Von denen sie dreihundert zugleich umarmt hält,
Keinen wirklich liebend, sondern ununterbrochen
Die Lenden aller brechend;
Und sie soll nicht an meine Liebe zurückdenken,
Wie zuvor, welche durch ihre Schuld gefallen ist
Wie eine Blume am Wiesensaume, nachdem sie
Vom Pflug im Vorbeigehen berührt worden war.
Carmen 24
Oh der du die Blüte der Iuventer bist,
nicht nur von diesen, sondern wieviele es gab
oder in anderen Jahren geben wird,
ich wollte lieber, du hättest Midas´ Schätze jenem
gegeben, der weder einen Sklaven, noch einen Geldkasten hat,
als dich von jenem geliebt werden zu lassen.
'Was denn? Ist er nicht ein netter Mensch?' wirst du sagen. Er ist
es:
Aber der Schönling hat weder einen Sklaven noch einen Geldkasten.
Wie du willst, überhör es, widersprich mir:
trotzdem hat jener weder einen Sklaven noch einen Geldkasten.
Carmen 28
Gefährten des Piso, unbeschwerte Kohorte,
mit bequemem und leichtem Gepäck,
bester Veranius und Du, mein Fabull, was tut ihr?
Habt ihr mit diesem Taugenichts da genug Kälte und Hunger gelitten?
Was zeigt sich denn an Ausgaben im Verhältnis zum Gewinn auf den Tafeln,
wie bei mir, der ich, nachdem ich meinem Prätor gefolgt bin,
Ausgaben für den kleinen Gewinn buche?
O Memmius, Du hast mir, der ich auf dem Rücken lag, gut und lang anhaltend
diesen ganzen Penis da oben reingewürgt.
Aber, soweit ich sehe, seid ihr im gleichen Fall gewesen:
denn ihr seid mit einem um nichts kleineren Penis gestopft worden.
Man suche sich edle Freunde!
Doch euch sollen die Götter und Göttinnen viele Übel zufügen, Schandflecken des
Romulus und Remus.
Carmen 31
Oh Sirmio, du Augelein der Inseln und Halbinseln,
Welche der Neptun der Seen und der, des Meeres
Alle auf klaren Seen und dem weiten Meer trägt
Wie gerne und wie freudig besichtige ich dich,
Mir selbst kaum glaubend, dass ich
Thynien und die Bithynischen Felder
Hinter mir gelassen habe und dich in Ruhe sehe!
Oh was ist glückseliger, als wenn der Kummer gelöst,
Und wir von der Arbeit in der Ferne
Erschöpft zu unserer Heimat kelangt sind
Und wir uns auf dem ersehnten Bett ausruhen?
Dies zählt einzig für solche Mühsal.
Sei gegrüsst, liebreizendes Sirmio,
Freue dich mit dem sich freuenden Herrn;
Und ihr, klare Wellen des Sees,
Lacht was auch immer für ein Gelächter zu Hause ist.
Carmen 32
Bitte, meine süße Ipsitilla,
meine Wonne und Lust,
sag,daß ich zu dir kommen soll um ein Mittagsschläfchen zu halten.
Wenn du zusagen solltest, sorge dafür,
daß niemand der Tür den Riegel vorschiebt,
und dir nicht einfällt,auszugehen.
Vielmehr bleibe daheim und bereite uns vor auf neun ununterbrochene
Liebeskämpfe. Aber, wenn du etwas zustande bringen willst, sag es sofort!
Denn ich liege nach dem Frühstück satt und rücklings da und stoße ein Loch
in Tunika und Mantel.
Carmen 36
Annalen des Volusius, (ihr) verschissenes Papier,
Löst das Gelübte für mein Mädchen ein:
Denn sie gelobte bei der heiligen Venus und dem (heiligen) Cupido,
Dass sie, wenn ich zu ihr zurückkäme und aufhörte die schrecklichen
Jamben zu Schleudern, die auserlesensten Schriften des schlechtesten Poeten
Dem hinkenden Gott mit unglückbringenden Hölzern zum Verbrennen geben werde,
Und das schlechte Mädchen war sich darüber bewusst,
Dass sie den göttlichen scherzend und lachend gelobte.
Nun, o du aus dem bläulichen Meer geschaffene,
Die du das heilige Idalium und das weit offene Urion
Und die du Ancon und das schilfreiche Gnidus bewohnst
Und die du Amathum und die du Golgi und
Die du Durazzo, die Schenke der Adria (bewohnst),
Nimm es (Gelübde) an und erfülle es,
Wenn es nicht witzlos und ohne Anmut ist.
Doch ihr kommt inzwischen ins Feuer,
Voll von Plumpheit und Geschmacklosigkeit,
Annalen des Volusius, (ihr) verschissenes Papier
Carmen 41
Ameana, das abgehurrte Mädchen,
verlangt ganze zehn tausend Sesterzen von mir,
dieses Mädchen mit der ziemlich langen Nase,
die Geliebte des Bankrotteurs aus Formiae.
Ihr, Verwandte, die ihr um sie sorgt,
ruft die Freunde und Arzte zusammen:
das Mädchen ist nicht gesund! Fragt nicht,
was ihr fehlt: sie leidet unter Wahnvorstellungen.
Carmen 43
Gegrüßt seist Du, Mädchen, mit weder der kleinsten
Nase,
noch mit den niedlichen Füßen, noch mit den dunklen Auglein,
noch mit den langen Fingerchen, noch mit dem trockenen Mund,
noch mit der sehr vernünftig gewählten Redeweise,
Freundin des Bankrotteurs aus Formiae.
Sagt man in der Gegend etwa Du seiest schön?
Mit Dir wird unsere Lesbia verglichen?
O unverständiges und unfeines Zeitalter!
Carmen 46
Bald schon kommt der Frühling mit seiner lauen
Wärme zurück,
Bald schon legt sich der Sturm des winterlich düsteren Himmels
In dem angenehmen Säuseln des Zephyrus.
Die phrygischen Felder und der fruchtbare Acker des heissen Nicaea,
Oh Catull, mögen verlassen werden:
Lass uns zu den lichten Städten Asiens eilen!
Schon ist der Sinn gänzlich dem umherziehen gewidmet,
Schon freuen sich die Füsse heftigst auf die Anstrengung.
Lebt wohl o süsse Zusammenkünfte der Freunde,
Verschiedene Wege mögen die zugleich abgereisten
Auf verschiedene Weisen zurücktragen.
Carmen 48
Deine honigsüßen Augen, Juventus,
wenn einer mich sie ständig küssen liesse,
möchte ich dreihunderttausend mal küssen,
niemals könnte ich gesättigt erscheinen,
auch nicht wenn dichter als trockene Ahren,
die Saat unseres Küssens sei.
Carmen 49
Du der Romulusenkel wohlberedster,
Marcus Tullius, wieviele sie sind,
waren und sein werden später in anderen Jahren:
Allerheißesten Dank sagt dir Catull,
der schlechteste aller Poeten,
so der schlechteste aller Poeten,
sie du der Beste aller Anwälte bist.
Carmen 51
Jener scheint mir einem Gott gleich zu sein,
jener scheint, wenn es erlaubt ist, die Götter zu übertreffen,
der dir gegenübersitzt und dich
fortwährend sieht und hört.
Wie süß du lachst, was mir Armen
alle Sinne raubt: sobald ich dich sehe,
Lesbia, ist mir nichts mehr an
Stimme im Munde übrig,
viel mehr ist meine Zunge gelähmt, eine zarte
Flamme
durchfließt meine Gelenke, meine Ohren
klingen von ihrem eigenen Klang,
die Zwillingslichter werden
bedeckt von Nacht.
Muße tut dir, Catull, nicht gut.
Du freust dich über die Muße und bist allzu ausgelassen.
Die Muße hat schon früher Könige und Städte
zugrunde gerichtet.
Carmen 52
Was
ist Catull? Was zögerst du in den Tod zu gehen?
Auf der Sella curulis sitzt Dickhals Nonius,
Vatinus schwört falsch beim Konsulat:
Was ist, Catull? Was zögerst du in den Tod zu gehen?
Carmen 54
Der Kopf des Otho ist winzig klein, die
Unterschenkel des Hirrus bäuerlich halbgewaschen,
der Furz des Libo fein und leicht. Wenn ich dir nicht in allem mißfallen wollte
und Sufficus, diesem ausgekochten Greis: Zürnen werden dich wieder meine
Jamben,
einzig Imperator du!
Carmen 57
Sie passen schön zusammen, die schamlosen Arschficker,
nämlich der gefickte Mamurra und Cäsar.
Kein Wunder: Beide haben die gleichen Schandflecken,
der eine in der Stadt, der andere in Formiae,
einmal aufgedrückt bleiben sie haften und werden nicht ausgetilgt werden:
Gleichermassen krank, beide Zwillinge,
sind beide in einem Bett unterrichtet,
dieser kein gefrässigerer Ehebrecher als jener,
verbündete Nebenbuhler sind sie auch in Bezug auf die Mädchen:
Sie passen schön zusammen, die schamlosen Arschficker
carmen 58
Caelius, unsere Lesbia, jene Lesbia,
jene Lesbia, die Catull einmal mehr als
sich und alles Seine geliebt hat:
Nun praktiziert sie oralen Geschlechtsverkehr in
engen Gassen und an Straßenkreuzungen mit den edlen
Neffen des Remus.
carmen 70
Meine Frau sagt, daß sie keinen anderen Mann lieber heiraten würde
als mich, auch nicht, wenn Jupiter persönlich sie bitten würde.
Sagt sie: Was aber eine Frau einem verlangenden Liebenden sagt,
kann man in den Wind schreiben und ins reißende Wasser
carmen 72
Du sagtest einmal, daß du nur den Catull kennst,
Lesbia, und daß du mir nicht einmal den Jupiter vorziehen willst.
Damals liebte ich dich, nicht wie das Volk die Freundin,
sondern wie ein Vater seine Kinder und Schwiegersöhne liebt.
Jetzt habe ich dich durchschaut: Auch wenn mein Verlangen nach dir grösser ist,
bist du mir dennoch billiger und unbedeutender.
'Wie ist es möglich?', fragst du. Weil eine solche Ungerechtigkeit
einen Liebenden zwingt, mehr zu begehren, aber weniger gut zu wollen.
Carmen 73
Höre auf, dich um irgend jemanden in irgendeiner
Sache verdient machen zu wollen
oder zu glauben, daß irgend jemand rechtschaffen werden kann.
Die ganze Welt ist undankbar, es nützt nichts, immer freundlich gewesen zu
sein,
im Gegenteil, man ekelt sich sogar und schadet sich mehr:
So schadete es mir, dem niemand schwerer und härter zusetzt
als eben der, der mich als einen und einzigartigen Freund hatte.
Carmen 75
Dahin ist mein Geist, meine Lesbia, durch deine
Schuld gebracht worden,
und so hat er sich selbst durch seine Treue zerstört.
Dass er dich nicht mehr achten kann, auch wenn du die beste sein könntest,
auch nicht zu lieben aufhören (kann), auch wenn du alles tätest.
Carmen 83
Lesbia sagt sehr viele böse Dinge in Anwesenheit
ihres Ehemannes über mich:
Dies ist die größte Freude für diesen Narren.
Du Maulesel, siehst du es nicht? Wäre sie, uns vergessend, still gewesen,
wäre sie vernünftig: weil sie jetzt knurrt und schimpft,
erinnert sie sich nicht nur an mich, sondern, was ein viel stärkeres Gefühl
ist,
sie ist ärgerlich. Das heißt sie brennt vor Liebe und spricht.
Carmen 84
'Chommosus!' sagte Arrius stets, wenn er
einmal 'Commodus'
sagen wollte, und 'Insekt' nannte er immer 'Hinsekt',
und damals hoffte er, wunderbar gesprochen zu haben,
als er, so laut er konnte, 'Hinsekt' gesagt hatte.
Ich glaube, so hatte seine Mutter gesprochen und Liber, sein Onkel,
so die Vorfahren mütterlicherseits und die Großmutter.
Als er nach Syrien geschickt wurde, kamen die Ohren
aller zur Ruhe: Leise hörten sie das gleiche leise und lind
und sie befürchteten nicht, inskünftig solche Worte,
als plötzlich die schreckliche Nachricht überbracht wurde,
daß die ionischen Fluten, nachdem Arrius da war,
nicht die 'ionischen' mehr, sondern die 'hionischen' sei.
Carmen 85
Ich hasse und liebe. Du fragst vielleicht, weshalb
ich das tue.
Ich weiß es nicht, aber ich fühle, daß es geschieht und quäle mich.
carmen 86
Quintia ist für viele schön und für mich nett anzuschauen, und sie ist lang
und gerade gewachsen: ich gestehe diese Einzelheiten so zu -
ich leugne aber, daß sie als Ganzes schön ist: denn keine Schönheit,
kein Charme ist in einem so großartigem Körper.
Lesbia ist schön, weil sie als Ganzes schön ist,
denn sie allein nahm die ganze Anmut.
Carmen 87
Keine Frau kann sagen, daß sie wahrlich soviel
geliebt wurde, wie Lesbia von mir geliebt worden ist;
Keine Treue war jemales von solch einem Bündnis,
wie es sich in der Liebe zu dir von meiner Seite findet.
Carmen 92
Lesbia redete immer schlecht über mich und schweigt
niemals:
Der Teufel soll mich holen, wenn Lesbia mich nicht liebt.
Und der Beweiß? Die sind ebenso meine: Ich verwünsche jene beständig,
aber der Teufel soll mich holen, wenn ich sie liebe.
Carmen 93
Ich bemühe mich nicht allzu sehr, Caesar, dir zu
gefallen
und frag nicht danach, ob du weiß bist oder dunkel.
Carmen 101
ich bin zu vielen Menschen und über viele Meere gefahren,
ich gelange zu deinen elenden Grabmälern, Bruder,
um dir die Grabspenden zu schenken und um die stumme Asche vergeblich
anzureden,
da nun einmal das Schicksal selbst dich und
mich auseinander getragen hat, wehe, armer,
unwürdiger Bruder entreiße dich mir!
Nun sind dennoch inzwischen diese welche durch
althergebrachte Sitte der Eltern überliefert worden
als ein trauriges Geschenk zu den Grabmälern,
nimm an den brüderlichen reichlich fließenden
Tränenstrom und in Ewigkeit Bruder, sei gegrüßt und lebe wohl!
Carmen 109
Du, meine Liebe, versprich mir, daß diese, unsere
Liebe
zwischen uns angenehm sein wird und hält.
Große Götter, bringt sie dazu, die Wahrheit zu sagen
und dies ehrlich vom Grund ihres Herzens zu sprechen,
so daß es uns gewährt ist, daß dieser ewige Bund unserer
geschützten Freundschaft für unser ganzes Leben anhält.
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