Buchbearbeitung zu 'Im Westen
nichts Neues'
ZUM AUTOR |
Erich Maria Remarque, ursprünglich Erich Paul (!!!) Remark wurde am 22.
Juni 1898 in Osnabrück geboren und starb am 25. September 1970 in Locarno. Der
Sohn eines Buchbinders (Der Franzose, den Paul im Graben tötet, war ebenso
Buchbinder -vergleiche auch S. 108: 'Käme dein Vater mit denen drüben, du
würdest nicht zaudern, ihm die Granate gegen die Brust zu werfen.')
besuchte ein Lehrerseminar und meldete sich nach seinem Notexamen als
Kriegsfreiwilliger an der Westfront. Er verfaßte mehrere Zeitungsartikel über
Sportereignisse und die Herstellung von Cocktails. Sein Sensationserfolg
'Im Westen nichts neues' wurde 1929 auch verfilmt. Im dritten Reich
fielen seine Werke der Zensur der Nationalsozialisten zum Opfer. Er flüchtete
sich nach Amerika. Später kam er nach Europa zurück und ließ sich in der
Schweiz nieder.
Weitere Werke:
Arc de Triomphe (1946) |
Der schwarze Obelisk (1956) |
Schatten im Paradies (1971) |
INHALTSANGABE 'IM WESTEN NICHTS NEUES' |
In Erich Ramarques Antikriegsroman 'Im Westen nichts Neues' werden tagebuchartig die Erlebnisse Paul Bäumers in den Kriegsjahren 1016-1918 geschildert. Paul Bäumer besucht die Oberprima eines Gymnasiums. Auf Drängen seines Klassenlehrers Kantorek meldet sich der gesamte Jahrgang zu den Kriegsfreiwilligen.
Paul Bäumer und seine
Klassenkameraden Kropp, Müller, Kemmerich und Leer werden zur neunten
Korporalschaft beordert, um dort auf den Krieg vorbereitet zu werden. Die fünf
Gymnasiasten sollen dort zusammen mit einfachen vom Unteroffizier Himmelstoß
ausgebildet werden.
Die Ausbilder machen den jungen Leuten dort das Leben zur Hölle und schikaniert
sie, wo er nur kann. Die Rekruten verlieren jedoch keineswegs ihren Mut und
lassen alles über sich ergehen. Kurz bevor Paul Bäumer und seine Freunde an die
Front ziehen, verpassen sie Himmelstoß eine Abreibung und rächen sich damit für
die erduldete Schmach.
An der Front trifft Paul den Mann, der während der kommenden Kriegszeit sein
bester Freund werden soll: Stanislaus Katczinsky (Kat), einen einfachen Mann
Anfang vierzig. Er hat aufgrund seiner Erfahrung einiges zu melden und wird
auch anerkannt. Ebenfalls in der gleichen Kompanie dienen der Schlosser Tjaden,
Haie Westhus, ein Torfstecher und Detering, ein Bauer.
Die Kompanie wird als Ablösung in die Schützenrgräben geschickt. Von anfangs
150 Soldaten kommen nur noch 80 Mann gesund zurück. Deshalb bekommen die
'Heilgebliebenen' doppelte Essens- und Zigarettenrationen.
Für die Soldaten sind ihre Körperfunktionen Selbstverständlichkeiten. So auch
der Gang zur Latrine. Sie begeben sich in den Wald und nehmen die tragbaren
Toiletten mit. Im Kreis sitzend spielen sie Karten. 'Diese Orte sind die
Klatschecken und der Stammtischersatz beim Kommiß.'
Josef Behm ist der erste aus Pauls Klasse, der Opfer dieses Krieges wird. Er
war derjenige, der sich auch nur aus Gruppenzwang und Drängen des
Klassenlehrers Kantorek zum Waffendienst gemeldet hat.
Kemmerich ist der zweite, den es 'erwischt'. Er erleidet einen
Oberschenkeldurchschuß. Deshalb wird ihm das Bein amputiert. Man sieht, daß er
bald sterben muß. Müller denkt trotz all der Trauer an Kemmerichs Stiefel. Er
will die guten Stücke haben, bevor sie sich irgendein Sanitäter 'unter den
Nagel reißt'. Paul besticht einen Sanitäter mit Zigaretten, um ihn zu
bewegen, daß er Kemmerich Morphium gibt. Am nächsten Tag stirb Kemmerich.
Die 2. Kompanie wird mit neuen Soldaten aufgefüllt. Dann kommt der Marschbefehl
zur Front. Sie bauen die Verteidigungsanlagen und legen sich nach ihrer Fertigstellung
zum Schlafen nieder. Paul wacht in der Nacht plötzlich. Kurz darauf werden sie
von feindlicher Artillerie beschossen. Pauls Kompanie übersteht den Beschuß
ohne Verluste. Ein paar in der Nähe befindliche Kolonnen haben aber einige
Treffer abbekommen. Die verwundeten Pferde schreien fürchterlich. Das geht
stark an das Nervenkostüm der Soldaten. Sie sind erleichtert, als die gequälten
Kreaturen endlich von den Hilfstruppen erschossen werden.
Die Kompanie macht sich auf den Rückzug zu den Baracken. Als sie während des
Marschs wieder beschossen werden, sucht die Gruppe Deckung auf einem alten
Friedhof. Paul legt sich unter einen Sarg. Die ersten Gasgranaten fliegen. Paul
hilft einem Rekruten mit seiner Maske. Zusammen mit Kat, Albert und einem Anderen
in einem Trichter. Der unbekannte Mann wird von einem durch die Explosion einer
Granate heranfliegenden Sarg verletzt. Die anderen verbinden ihn notdürftig.
Nachdem das Gas verflogen ist, kümmern sich die Unverletzten um ihre Kameraden.
Der Rekrut, dem Paul geholfen hatte, ist schwer verletzt und dem Tod nah. Als
Kat und Albert ihn deshalb von seinem Leiden erlösen und ihm die Schmerzen der
letzten Tage ersparen wollen, indem sie ihn erschießen wollen, sind auch schon
andere Soldaten da, so daß sie nur noch eine Trage holen und den armen Kerl dem
Schicksal übergeben können. Die Verluste der 2. Kompanie beschränkt sich auf
'nur' 5 Tote und Verwundete.
Einige Zeit nach ihrer 'Heimkunft' erreicht sie die Nachricht, daß
Himmelstoß an ihren Frontabschnitt gekommen sei. Die Soldaten beschäftigt die
Frage, was sie tun würden, wenn doch endlich Frieden wäre. Sie merken, daß sie
all ihrer früheren Ideale aus den Friedenszeiten beraubt sind. Sie wissen alle,
außer Kat, der ja eine Familie hat, nicht, was sie mit sich anfangen sollten.
Während dieses Gesprächs kommt Himmelstoß zu der kleinen Truppe. Tjaden ist
unverschämt und sagt dem Vorgesetzten ins Gesicht, was er von ihm hält. Dieser
zieht darauf wütend und in seiner Ehre beleidigt ab. Als er wiederkommt, um Tjaden
zu suchen, wird auch Kropp aufmüpfig. Daraufhin werden die beiden
'Rebellen' zum Leutnant gerufen, der Tjaden zu drei Tagen und Kropp
zu einem Tag Arrest 'verdonnert'. Kat und Paul machen sich auf, um
Essen zu besorgen. Sie haben vor ein paar Tagen, als es zur Front ging,
Gänsegeschnatter gehört. So lassen sie sich auf einem Munitionstransport bis
zur besagten Stelle mitnehmen und springen dann ab. Kat steht Schmiere, und
Paul klettert über die Mauer zum Gänseschuppen. Es sind zwei Gänse. Als Paul
das Federvieh packt, fängt es an zu schreien. Kurz darauf ist der Wachhund da.
Paul nimmt seinen Revolver, schießt den Hund an, rennt zur Mauer, überreicht
die Gänse Kat, der ihnen den 'Garaus macht', und türmt mit seinem
Kameraden.
In einem sicheren Unterschlupf bereiten sie sich einen Braten. Sie lassen es
sich schmecken und bringen die Reste ihres Mahls Kropp und Tjaden, die noch
Arrest haben.
Aus Pauls Schulklasse sind jetzt noch 13 von ehemals 20 am Leben. Davon sind
vier verwundet und einer in der Irrenanstalt. Die 2. Kompanie wird zwei Tage
früher als erwartet an die Front gerufen. Auf dem Weg dorthin sehen die Männer
eine Menge neuer Holzsärge, die schon für ihre Kompanie bereitgestellt worden
sind. Die Soldaten versuchen die Angst mit ihrem Galgenhumor zu verdrängen.
In den Unterständen gibt es eine Rattenplage. Die Soldaten lauern den Tieren
auf und erlegen etliche. Es herrscht die bekannte Ruhe vor dem Sturm. So
vertreiben sich die Soldaten ihre Zeit, indem sie auf Ratten schießen oder
Karten spielen. Aber die Stimmung ist angespannt. Man hört allerlei Gerüchte,
daß auf der anderen Seite ununterbrochen Nachschub anrollt und eine große
Offensive geplant sei. In der Nacht werden die Unterstände mit schwerer
Artillerie beschossen. Durch den Dauerbeshuß ist es so gut wie unmöglich,
Nahrungsmittel nach vorne zu den Gräben zu schaffen. Die Soldaten werden
unruhig. Pauls Unterstand hat bisher noch keine Verluste erlitten. Allerdings
bekommt einer der Rekruten einen Anfall von 'Unterstandsangst', so daß
Paul und Kat ihn verprügeln müssen, um ihn zu beruhigen. Bei einem leichten
Treffer auf den Unterstand bekommt einer anderer Rekrut jedoch wieder Panik und
läuft völlig ohne Deckung in die nächste Granate. Nach langem Trommelfeuer geht
der Angriff los. Von überall kommen die Soldaten aus den Gräben und beschießen
die Angreifer. Als die Franzosen zu nah herankommen, werfen die Deutschen
Handgranaten in die eigenen Gräben und rennen in die hinteren Unterstände.
Dann kommt der Gegenstoß. Paul, Kat und die anderen drehen auf dem Absatz um
und setzen den flüchtenden Feinden nach. Sie sind so dicht hinter ihren
Gegnern, daß sie wenige Verluste haben, da die Franzosen nicht ihre eigenen
Leute beschießen. Die Feinde werden niedergemetzelt. Die Kompanie zieht sich
schnell zurück, um die eigenen Stellungen zu sichern. Während des Rückzuges
nehmen die ausgepumpten Soldaten Proviant aus der französischen Stellung mit.
So vergeht jeder Tag mit Angriff, Gegenangriff und nachts dem Heimholen der
Verwundeten
Eines Vormittags sehen die Soldaten mitten in Angst, Leid, zwischen
Bombentrichtern und Toten einen Hoffnungsschimmer: Zwei Schmetterling fliegen
inmitten des ganzen Elends und lassen sich auf einem Totenschädel nieder.
Die 2. Kompanie bekommt immer wieder Verstärkung, um die Verluste
auszugleichen, meist junge Rekruten, die beim nächsten Angriff niedergeschossen
werden. Paul, Kat, Kropp und andere erfahrene Veteranen versuchen, den jungen
Kerlen ihre Erfahrung und Kenntnisse weiterzugeben. Meist jedoch ohne Erfolg.
In einem Graben trifft Paul seinen Ausbilder Himmelstoß. Dieser versucht sich
zu drücken und will sich im Unterstand verkriechen. Paul prügelt auf ihn ein,
um ihn zu veranlassen, mitzustürmen. Himmelstoß reagiert jedoch nicht. Aber was
Pauls Prügel nicht schaffen, bewirkt ein einziger Satz eines vorbeistümenden
Leutnants: 'Vorwärts, anschließen!'
Haie Westhus wird bei einer Offensive tödlich verwundet. Man sieht nur Schmerz,
Qual und Leid an der Front. Paul und seine Kameraden werden abgelöst. Beim
Abzählen trifft Paul Albert und Kat wieder, die er während des Getümmels aus
den Augen verloren hat. Von ehemals 150 Mann der Kompanie sind gerade mal 32
übrig geblieben. Um die Gruppe zu verstärken und aufzufrischen, kommt sie erst
einmal weit hinter die Front in ein Feldrekrutendepot. Dort treffen die
Soldaten Himmelstoß wieder, der hier Küchendienst hat. Er will sich mit ihnen
aussöhnen und bringt ihnen als Freidensangebot reichlich Lebensmittel. Außerdem
sorgt er dafür, daß sie zum Kartoffelschälen gerufen werden, wo er ihnen
'tadellose Offizierskost' vorsetzt.
Die Ruhe hilft den Soldaten, das Elend an der Front zu vergessen. Sie
verdrängen ihre Erinnerung, so daß das Leben wieder erträglich wird. Viele
ihrer Kameraden sind tot; sie aber reißen Witze, saufen und raufen, um
zu vergessen.
Die Soldaten sind auch in diesem ganzen Leid Männer geblieben. Als Leer,
Tjaden, Paul und Albert baden, sehen sie am anderen Ufer 3 junge Französinnen.
Sie verabreden mit ihnen, daß sie des Nachts zu ihnen mit Brot herüberkommen.
Weil es nur 3 Frauen sind, machen Paul, Leer und Albert ihren Kameraden Tjaden
so betrunken, daß es die Frauen vergißt. Darauf nehmen die 3 Männer etliche
Speisen und schwimmen über den Fluß zum anderen Ufer, wo die Frauen warten. Die
Französinnen geben den Dreien trockene Kleider und bitten sie ins Haus. Die
Frauen sind über die Lebensmittel hoch erfreut und nach ein wenig sinnlosem
'Geplapper' werden sie intim. Nach diesem Abenteuer verabschieden
sich die Männer und verschwinden wieder in ihre Quartiere.
Paul bekommt Heimaturlaub mit einem abschließenden Abstecher ins Heidelager.
Paul verabschiedet sich von seinen Kameraden und fährt nach Hause. Auf der
Bahnfahrt werden, als er die vertraute Umgebung erblickt, alte Erinnerungen
wach. Als er zu Hause ankommt, gibt es gerade sein Lieblingsgericht,
Kartoffelpuffer. Seine Mutter bricht, als er kommt, in Freudentränen aus. Sie
opfert für ihn ihre letzten Leckerbissen, die sie sich vom Mund abgespart hat.
Paul sieht all die bekannten Dinge, die er mit Kindheit und Jugenderinnerung
verbindet. Trotzdem ist sein Zuhause nicht mehr dasselbe. Er ist ein anderer
geworden, die Heimat erscheint ihm unwirklich. Paul erfährt, daß seine Mutter
Krebs hat.
Am Nachmittag macht er sich auf zum Bezirkskommando, um sich dort anzumelden. Als
er gedankenversunken an einem Major vorbeigeht, ohne ihn zu grüßen, wird er
erstmal von ihm heftig gerügt. Nach diesem Erlebnis zieht er lieber seinen
Zivilanzug an und geht in die nächste Kneipe. Doch auch dort hat er keine Ruhe.
Sämtliche Bekannte fragen ihn nach dem Krieg und seinen Erlebnissen an der
Front. Er hat jedoch Angst, diese in Worte zu fassen, weil er fürchtet, dann
von ihnen überrollt zu werden. Ihm hängen diese ganzen Leute zum Hals heraus,
die ihm auf die Schulterklopfen und Sprüche reißen über den 'ach so tollen
Krieg'. Paul zieht sich deshalb in sein Zimmer zurück und denkt an die
Kameraden, die auch jetzt, wo er erst mal in Sicherheit ist, täglich ihr Leben
aufs Spiel setzen. Er verbringt die meiste Zeit zu Hause, wo er in alter Erinnerung
schwelgt und immer wieder die Sachen, die ihm einmal etwas bedeuteten (wie zum
Beispiel seine Büchersammlung), ansieht.
Eines Tages geht er zu seinem ehemaligen
Klassenkameraden Mittelstaedt in die Kaserne, wo dieser ihm erzählt, daß ihr
alter Klassenlehrer Kantorek als Landsturmmann eingezogen worden ist.
Mittelstaedt schikaniert diesen, wo er nur kann und rächt sich somit für die
Schulzeit und das Verderben, in da Kantorek alle mit seiner
Kriegsverherrlichung geschickt hat. Paul denkt an die Angst, die er als Schüler
vor ihm hatte, und kann das jetzt, als er ihn in zu großer und abgerissener
Uniform sieht, nicht mehr verstehen. Er hat Spaß daran, als Mittelstaedt ihm
vorführt, wie er Kantorek demütigt. Paul geht schließlich zu Kemmerichs Mutter,
die total verzweifelt ist über den Tod ihres Sohnes. Sie fragt ihn, wie er
gestorben sei. Paul lügt und erzählt ihr, daß es kurz und schmerzlos gewesen
sie. Als sie ihm nicht glaubt, schwört er schließlich darauf.
Am Tag vor seiner Abfahrt in Barackenlager hat Paul noch ein langes Gespräch
mit seiner Mutter. Sie sorgt sich um ihren Sohn, aber Paul versucht ihr diese
Sorge auszureden und ihr Mut zuzusprechen.
Nach seinem Urlaub macht Paul 4 Wochen Dienst an den Baracken im Heidelager.
Neben den Baracken befindet sich ein zweites Lager, in dem russische
Kriegsgefangene untergebracht sind. Den Russen dort geht es noch viel
schlechter als den Deutschen. Abends schleichen sie sich aus dem Lager und
durchwühlen die Mülltonnen nach etwas Eßbarem. Die Kriegsgefangenen tun Paul
leid. Paul begreift die Sinnlosigkeit des Krieges, als er diese armen Menschen
sieht. Die Nationen könnten Freunde sein und müssen nur wegen irgendeines
blödsinnigen Befehls aufeinander schießen.
Als Pauls Vater und seine Schwester ihn im Lager besuchen kommen, erfährt er,
daß seine Mutter ins Krankenhaus gekommen ist und es nicht mehr verlassen wird.
Vorher hat die Mutter trotz ihrer Krankheit noch Kartoffelpuffer für ihn
gebacken und sie ihm zusammen mit einem Glas Marmelade geschickt.
Paul kommt wieder zurück an die Front. Überall hört er schlechte Nachrichten.
Dann findet er endlich zu seiner Kompanie und trifft auch seine alten Kameraden
Kat, Kropp und Tjaden. Ihnen gibt er die Pfannkuchen las eine Art der
Entschädigung, weil er zwischendurch zu Hause seine Ruhe hatte. Im Lager
herrscht große Aufregung. Der Kaiser soll persönlich zu einer Parade kommen,
heißt es. Alle Soldaten werden neu ausgestattet, und es wird sehr auf Hygiene
geachtet.
Das Kommen des Kaisers wird für viele zur Enttäuschung. Er ist keine so
imposante Erscheinung, wie sie gedacht hatten. Kat, Albert und Tjaden
zerbrechen sie den Kopf darüber, wie es überhaupt zum Krieg kam und wie es sein
kann, daß nur, weil wenige mächtige Männer beschließen, ihre Kräfte zu messen,
Millionen Menschen aufeinander schießen müssen. Nach der Parade müssen die
neuen Uniformen wieder abgegeben werden.
Auf dem Weg zur Front kommt die Kompanie durch einen Wald, in dem Minen
eingeschlagen sind. Überall Tote und Teile von ihnen herum. Paul meldet sich zu
einer Patrouille, um die gegnerischen Stellungen auszuspionieren. Während
seiner Mission verliert er zwischen den Fronten die Orientierung. Zu allem Übel
starten die Franzosen auch noch eine Offensive. Paul sucht in einem
Bombentrichter Deckung, als die ersten Feinde kommen. Paul stellt sich tot. Sie
springen über ihn hinweg. Die Franzosen können jedoch nicht durchbrechen und
flüchten zurück in ihre Stellungen. Auf der Suche nach Deckung springt ein
Franzose zu Paul in den Trichter. Paul sticht den Feind ohne zu überlegen
nieder. Allerdings lebt der andere noch. Paul bringt es nicht übers Herz ihn zu
töten. Es ist das erste Mal, daß er sieht, was für ein Leid er doch angerichtet
hat. Er beginnt den Feind als Menschen zu sehen und bekommt ihm und seiner
Familie gegenüber Schuldgefühle. Paul versucht dem Mann das bißchen Leben, das
ihm noch bleibt, so angenehm wie möglich zu machen. Er gibt ihm Wasser und
lagert ihn bequem. Das Artilleriefeuer liegt immer noch zwischen den Gräben, so
daß Paul im Trichter ausharren muß. Ihn plagen immer mehr Schuldgefühle. Er
schwört dem Mann, um sich zu beruhigen und die Schuld zu sühnen, seiner Familie
Geld zu schicken und sich um sie zu sorgen. Er notiert sich den Namen des
Mannes aus dem Soldbuch. Aber jetzt kennt er den Namen seines Opfers. Jetzt hat
er nicht irgendeinen Soldaten getötet, sondern ein einzigartiges Individuum,
dessen Namen er nun sogar kennt. In der Nacht kommen Kat und Albert, um Paul zu
suchen. Er meldet sich und wird so gefunden und heimgebracht.
Am nächsten Morgen erzählt er seinen Kameraden, was ihn bedrückt. Sie versuchen
ihn zu beruhigen und zeigen ihm einige Scharfschützen, die sich einen Spaß
daraus machen, einzelne Franzosen zu erschießen, und sogar Strichlisten darüber
führen.
Paul, Kat, Albert, Tjaden, Müller, Leer und Detering müssen ein Dorf bewachen,
das geräumt worden ist. Aus dem Proviantamt holen sie sich Lebensmittel, die
sie dann zu einem herrlichen Festmahl zubereiten. Das Haus, in dem sie das
Essen kochen, wird bald beschossen. Also packen sie ihr Essen und hasten
zwischen den Einschlägen zum Unterstand.
Am nächsten Tag packen sie sich noch ein paar Delikatessen aus dem Proviantamt
zusammen und ziehen ab, das Dorf, das jetzt unter heftigem Feuer liegt,
zurücklassend. Unterwegs wird der Munitionstransport auf dem sie mitfahren,
beschossen. Albert wird am Knie getroffen. Auch Pauls Bein ist verletzt. Die
beiden stützen sich gegenseitig und retten sich zunächst in den Unterstand.
Dort nimmt sie ein Sanitätswagen mit ins nächste Lazarett. Hier werden sie
notdürftig verarztet. Paul besticht den Sanitätsfeldwebel, um mit Albert in das
selbe Abteil des Lazarettzuges zu kommen. Unterwegs hält der Zug oft, um die
Toten auszuladen. Albert hat Fieber und ist deshalb nicht mehr transportfähig. Um
nicht von seinem Kameraden getrennt zu werden, simuliert auch Paul erhöhte
Temperatur. Beide werden an der nächsten Station ausgeladen und zu einem
katholischen Krankenhaus gebracht. Die Schwestern, die dort die Verwundeten
versorgen, beten jeden Morgen für die Soldaten. Diese legen jedoch keinen Wert
darauf und wollen lieber schlafen. Deshalb 'rebellieren' sie und
bekommen ihren Willen.
Viele Verletzte, die anfangs im Zimmer von Paul lagen, sterben und machen so
die Betten für neue Kriegsgeschädigte frei. Alberts Bein wird amputiert und der
Stumpf heilt gut. Paul kann sogar wieder gehen.
Nach einem kurzen Erholungsurlaub zu Hause, wird Paul wieder an die Front
gerufen, Detering desertiert, wird auf der Flucht gefaßt und vom Kriegsgericht
zum Tode verurteilt. Auch Müller stirbt während eines Gefechts unter großen
Schmerzen.
Nun bekommt Paul die Stiefel, die einstmals
Kemmerich gehörten. Als Reserve kommen nur noch junge Rekruten, die noch keine
Ahnung vom Krieg haben und folglich auch wie die Fliegen sterben.
Kompanieführer Bertinck opfert sich bei einer gegnerischen Offensive und rettet
so seine Untergebenen. Auch Leer stirbt beim gleichen Angriff.
Der Kriegssommer 1918 ist für Paul der blutigste überhaupt. Während Kat Essen
holt, wird er am Schienbein getroffen. Er kann nicht mehr allein laufen.
Deshalb trägt ihn Paul zu nächsten Sanitätsstation. Unterwegs wird Kat von
einem umherfliegenden Granatsplitter tödlich getroffen und lebt nicht mehr, als
Paul mit ihm an der Station ankommt. Mit ihm ist Pauls bester Freund und
Kamerad beim Militär gefallen.
Paul ist der letzte von ehemals sieben Schülern seiner Klasse. Im Spätsommer
sind Gerüchte über einen Waffenstillstand im Umlauf. Paul erlebt diesen nicht
mehr. Er stirb 'im Oktober 1918, an einem Tag, der so ruhig und still war
an der Front, daß der Heeresbericht sich nur auf einen Satz beschränkte, im
Westen sei nichts Neues zu melden.' (Die guten
Schnürstiefel Kemmerichs wird nun Tjaden bekommen haben, und wer weiß, wer
noch.)
INTERPRETATION |
Paul Bäumer: |
|
Paul Bäumer, die Hauptperson des Romans ist eine rein fiktive Person. Nie hat ein Mensch dieses Namens gelebt oder auch ein Tagebuch dieses Inhalts geschrieben. Remarque selbst hat allerdings ähnliche Erfahrungen gemacht und identifiziert sich mit der Person Paul Bäumers |
Staislaus Katczinsky: |
|
Der typische Kamerad. Bester Kumpel Pauls. Mit ihm erlebt Paul viele schöne Dinge |
Klassenkameraden
Pauls: |
|
Remarque führt diese Personen ein, um die Dramatik zu erhöhen. Einer nach dem anderen stirbt, bis nur noch Paul übrig ist, und auch er muß dran glauben. Die Funktion dieser Personen im Buch ähnelt der der Schuhe, die ehemals von Kemmerich an Müller, von diesem an Paul und schließlich an Tjaden übergeben wurden. |
Kantorek: |
|
Der Klassenlehrer steht symbolisch für alle Erziehungsberechtigten, die bei der Erziehung der Jugend versagt haben und so einen solchen Krieg erst möglich gemacht haben. |
Himmelstoß: |
|
Im Zivilberuf Briefträger. Ausbilder von Paul und seinen Kameraden. Eine von Remarque willkürlich plazierte Person. Zu seiner Kriegszeit wurde Remarque von einem Mann namens Himmelreich ausgebildet. Viele seiner im Buch geschilderten Demütigungen mußte Remarque am eigenen Leib erfahren. Auch Charaktere von vielen anderen reellen Personen ließ der Künstler in seine Geschichte miteinfließen. |
Kurz vor seinem Schulabschluß im Gymnasium verläßt Paul auf Drängen seines Klassenlehrers Kantorek hin die Schule und meldet sich zusammen mit seinen Klassenkameraden als Freiwilliger bei der Armee des deutschen Reichs. Als Soldat erlebte er die Grausamkeiten des Krieges und fällt schließlich zu Ende des Krieges.
Und keinen interessiert's.
Sein Tod hat keinerlei Einfluß auf das Weltgeschehen. Remarque hat dieses
Einzelschicksal als Schicksal einer ganzen Generation hingestellt. Die
Schrecken des Krieges, die er erlebt, machen gleichzeitig auch Millionen
anderer Soldaten mit durch. Deshalb ist es schwer, Paul als einzelnen Menschen
zu charakterisieren. Ich will trotzdem versuchen seine Gefühle stellvertretend
für die der ganzen Generation offenzulegen.
Seite 81 ff: 'Was hältst du eigentlich von der dreifachen
Handlung im Wilhelm Tell?' erinnert sich Kropp mit einem Male und brüllt
vor lachen. 'Wieviel Kinder hat Karl der Kühne?' erwidert Paul
ruhig. 'Aus ihnen wird im Leben nichts, Bäumer, quäkt Müller. Die Müller
merken, wie unbedeutend vieles ist, was sie in der Schule eingetrichtert
bekommen haben. Sie wissen zwar eine ganze Menge, jedoch so gut wie nichts über
das 'wahre Leben'. Sie haben all ihre früheren Ideale aus
Friedenszeiten verloren und sind nun ziel- und planlos (S. 155: Paul auf
Urlaub: 'Ich finde mich hier nicht mehr zurecht, es ist eine fremde
Welt.'). Einzig ihr Leben wollen sie bewahren und ebenso das ihrer Mitstreiter,
denn Kameradschaft ist ihnen heilig.
Remarque: |
|
'Das Wichtigste aber war, daß in uns ein festes, praktisches Zusammengehörigkeitsgefühl erwacht, das sich im Felde dann zum Besten steigert, was der Krieg hervorbrachte: zur Kameradschaft!' |
Durch den Krieg lernen die
jungen Männer eine ganze Menge. Sie bekommen einen Sinn fürs Wesentliche:
S. 24/ 2. Absatz:
'Wenn Müller gern Kemmerichs Stiefel haben will, so ist er deshalb
nicht weniger teilnahmevoll als jemand, der vor Schmerz nicht daran zu denken
wagte. Er weiß nur zu unterscheiden. Würden die Stiefel Kemmerich etwas nutzen,
dann liefe Müller lieber barfuß über Stacheldraht, als groß zu überlegen, wie
er sie bekommen könnte. So aber sind die Stiefel etwas, das gar nichts mit
Kemmerichs Zustand zu tun hat, während Müller sie gut verwenden kann. Kemmerich
wird sterben, einerlei, wer sie erhält. Warum soll deshalb Müller nicht
dahinter her sein, er hat doch mehr Anrecht darauf als ein Sanitäter! Wenn
Kemmerich erst tot ist, ist es zu spät, deshalb paßt Müller eben jetzt schon
auf. Wir haben den Sinn für andere Zusammenhänge verloren, weil sie künstlich
sind. Nur die Tatsachen sind richtig und wichtig für uns. Und gute Stiefel sind
selten.'
Die Evolution geht rückwärts, der Mensch entdeckt seine Instinkte wieder und
wird während des Gefechts mehr und mehr zum Tier, zur rasenden Bestie.
S. 108:
'Wir laufen geduckt, wie Katzen die Welle (der Gewalt)
macht uns zu Teufeln wir schleudern die Granaten nicht gegen
Menschen.' ' Nicht gegen Menschen '
Eigentlich schon, aber das verdrängen die jungen Soldaten. Doch Paul merkt es.
(S. 196ff)
Er verwundet einen Franzosen
schwer und erlebt seine letzten Atemzüge zwangsläufig mit, weil er während des
Trommelfeuers nicht aus den Graben kann. Paul begreift, daß er einen Menschen
ermordet hat. Unwiderruflich, endgültig. Er ist verzweifelt, ihn plagen
Schuldgefühle; doch was kann er tun, was geschehen ist, ist geschehen. In
diesem Moment will er ausbrechen und kämpfen. Aber nicht gegen Frankreich,
England, Rußland, oder sonst irgendeinen Staat. Nein! Sondern gegen das, was
den Menschen dazu bewegt, solches Leid zuzulassen:
S. 204:
'Kamerad, heute du, morgen ich. Aber wenn ich davonkomme, Kamerad,
will ich kämpfen gegen dieses, das uns beide zerschlug: dir das Leben -und
mir-? Auch das Leben. Ich verspreche es dir, Kamerad. Es darf nie wieder
geschehen.'
Aber egal, wie groß das Leid der Menschen ist, die Natur geht ihren eigenen
Weg. Der Regen z.B. rinnt überall hin. Ihm ist es egal, ob er auf Liebende,
Trauernde, Hassende oder Tote fällt:
S. 71:
'Monoton rinnt der Regen. Er rinnt auf unsere Köpfe und auf die Köpfe
der Toten vorn, auf den Körper des kleinen Rekruten mit der Wunde, die viel zu
groß für seine Hüfte ist, er rinnt auf das Grab Kemmerichs, er rinnt auf unsere
Herzen.'
Das Leben findet schon seinen Weg. Es gibt den Willen nie auf und bringt den
Soldaten auch Hoffnung, wie Remarque überspitzt darstellt, indem er
Schmetterlinge auf Totenschädeln ausruhen läßt.
(S. 120).
Manchmal wird Remarque jedoch zu makaber. Wenn er schon ein Buch in einer
tagebuchartigen Form schreibt, sollte er es unterlassen, allzu große
Schauergeschichten zu erzählen. Beispiele:
S. 68ff / Artillerie überall auf dem Friedhof
'Der Friedhof ist ein Trümmerfeld. Särge und Leichen liegen verstreut. Sie sind noch einmal getötet worden; aber jeder von ihnen, der zerfetzt wurde, hat einen von uns gerettet.'
'Es war nur ein kurzer Feuerüberfall. Zwei von unseren Toten liegen in einem der aufgerissenen Gräber; wir brauchen sie bloß zuzubuddeln.'
S. 95
Auf dem Weg zur Front stehen schon eine Menge neuer
Särge für die Kompanie bereit, just am Wegrand, damit sie auch ja jeder sehen
kann.
Paul Bäumer alias Erich Maria Remarque legt auch großen Wert auf die begrenzte
Aussagekraft der Worte. Er stellt fest, daß Worte zwar viele Gefühle ausdrücken
können, jedoch keinesfalls die Grauen das Krieges.
S. 121: |
|
'Angriff, Gegenangriff, Stoß, Gegenstoß - das sind Worte, aber was umschließt sie.' |
S. 124: |
|
'Trommelfeuer, Sperrfeuer, Gardinenfeuer, Minen, Gas, Tanks, Maschinengewehre, Handgranaten - Worte, Wort, aber sie umfassen das Grauen der Welt.' |
S. 160: |
|
'Worte, Worte, Worte - sie erreichen mich nicht.' |
S. 253: |
|
'Granaten, Gasschwaden und Tankflottillen - Zerstampfen, Zerfressen, Tod. Ruh, Grippe, Typhus - Würgen, verbrennen, Tod, Graben, Lazarett, Massengrab' |
ZEITBEZUG, AUTORENBEZUG, REZEPTIONSGESCHICHTE |
Remarques Antikriegsroman
'Im Westen nichts Neues' gehört neben Ernst Jüngers
'Stahlgewittern' und Barbusses 'Le feu' zu den bekanntesten
Schilderungen des Stellungskrieges im ersten Weltkrieg (1914 - 1918).
Als Geadnkenstütze: In aller Offenheit werden die Erlebnisse des jungen
Soldaten Paul Bäumer und seiner Freunde schonungslos brutal bzw.
wahrheitsgetreu geschildert. Der Roman ist in der Ichform geschrieben und in
verschiedene Abschnitte wie Schützengraben, Heimaturlaub oder Kameradschaft
gegliedert. Das Buch erscheint wie ein Tagebuch, in Wirklichkeit jedoch ist die
Figur des Paul Bäumer erfunden. Allerdings läßt Remarque seine eigenen
Kriegserlebnisse mit in das Buch einfließen und bringt reale Personen wie
Himmelstoß mit in seinen Roman ein. Allein der Schluß ist nicht tagebuchartig
geschrieben. Er beschränkt sich auf einen kurzen Bericht, der aussagt, daß Paul
Bäumer gefallen sei, der Krieg jedoch weitergehe und sein Tod keinerlei Einfluß
auf das Weltgeschehen habe. Dieses Ende steigert die Dramatik des Buches noch
einmal erheblich.
Das Erscheinen des Romans kurz nach dem Ersten Weltkrieg rief bei den Lesern
äußerst gegensätzliche Reaktionen hervor. Vielen Menschen half er die Schrecken
der Granaten und Nahkämpfe zu verarbeiten, andere leugneten die dunklen Seiten
des Krieges [falls es überhaupt eine helle geben sollte (Anmerkung des
Verfassers der Hausarbeit)] und griffen den Autor persönlich an.
Es gab einige ziemlich schwachsinnige Zeitungsartikel, die Remarque als
Deserteur, Kriegsuntauglichen und Juden beschimpft haben, und es wurde ihm
vorgeworfen, 'die deutschen Soldaten grausamer Handlungen zu beschuldigen,
deren sie niemals fähig gewesen wären - denn der deutsche Soldat war bekannt
für schmerzlosen Nahkampf und humanes Trommelfeuer (Kasper Hauser [d.i. Kurt
Tucholsky] in: die Weltbühne, Berlin, 11.06.1929)'
'Er beginnt damit, daß die Schüler von einem Lehrer, welcher selbst als
Drückeberger dargstellt wird, zur Meldung als Kriegsfreiwillige bewogen werden.
Bei der Ausbildung in der Kaserne ist fast nur von einem Unteroffizier die
Rede, der ein vollendeter Menschenschinder ist, andere Vorgesetzte, welche
durch ihr Beispiel Begeisterung bei den jungen Leuten wecken konnten, fehlen.
Bei sämtlichen Erlebnissen an der Front sind nur die schaurigsten Ereignisse
gemalt; der Frontsoldat wird als ein in seinen Gewohnheiten fast zum Tier
gewordenes, stumpfsinniges Wesen dargestellt, dem jeder Zug heldischen Geistes
und vaterländischer Gesinnung vollständig abgeht. Bei der Schilderung eines
Urlaubs wird in der Heimatgarnison nur ein Stabsoffizier beschrieben, der in
übertriebener Weise den übermüdet aus der Sommerschlacht zurückkommenden
Frontsoldaten schurigelt und ihm droht, er werde ihm die verfluchten
Frontmanieren schon austreiben. Schöne und erhebende Erlebnisse fehlen gänzlich
(Graf von Schlieffen in: Deutsches Adelsblatt, 16.03.1929).
Wenn man solche Artikel liest, kann man nachvollziehen, wie es zum Zweiten
Weltkrieg kommen konnte. Allerdings bringen diese Zeitungsausschnitte so
unglaubwürdige Argumente, daß den Schreibern dieser Texte so manch lange Nase
gewachsen sein muß. Die meisten ihrer Vorwürfe verwirft man sowieso, wenn man
das Buch gelesen hat; z.B.: Remarque stellt keineswegs alle Offiziere als
Schinder dar. Er lobt sogar die außerordentliche Tapferkeit eines
Kompanieführers, der sich selbstlos für seine Truppen opferte.
Es gab auch viele positive Rückmeldungen in Form von Leserbriefen, deren
Verfasser schrieben, daß ihnen der Roman sehr geholfen habe, ihre eigenen
Kriegserfahrungen zu verdauen.
Im Westen nichts Neues wird in den Briefen mit dem Denkmal des unbekannten
Soldaten verglichen. Zitat aus dem Anhang: 'Die fiktiven
Romanfiguren Remarques, insbesondere seine Haupthelden, lassen eine Fülle
autobiographischer Bezüge aufleuchten. Es ist eine besondere Technik Remarques,
Fiktion und Wirklichkeit das eigenen Erlebens so zu vermengen, daß eine neue
fiktive Realität entsteht, die aufgrund ihrer selbsterfahrenen
autobiogarphischen Anteile besonders überzeugend wirkt.'
PERSÖNLICHES URTEIL |
Im Westen nichts Neues
beeindruckt mich sehr. Ich finde die Schilderungen des Kriegselends äußerst
erschreckend. Im Themenkreis Grausamkeit und Blutrünstigkeit kann es dieses
Buch noch mit dem härtesten Horrorfilm aufnehmen, mit einer Ausnahme: Das, was in
diesem Buch geschildert wird, ist wirklich geschehen und geschieht mit
abgewandelten Spielregeln und perfektionierten Waffen auch heute noch. Während
in Splatterfilmen kranke Fantasien gestörter Regisseure gezeigt werden,
sind Handlung und Thematik in Remarques Roman auch jetzt noch realistisch und
zeitgemäß. 'Splatterfilme lassen ihre Zuschauer immer mehr gegen Gewalt
und deren Auswirkung abstumpfen. Dagegen trifft Remarques Schilderung die
Menschen, die sich auf sie einlassen, im Mark und sensibilisiert sie
hochgradig.' (Zitat meiner Mutter).
Im Zeitalter des Vietnamkrieges, des Golfkrieges, der kriegerischen
Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien, der Kriege in den
Nachfolgestaaten der Sowjetunion, in Afghanistan sollte dieses Buch bzw.
seine Verfilmung viel weiter verbreitet sein, als es jetzt schon der Fall ist.
Remaques Antikriegsroman ist
Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen