Das Buch behandelt das Zusammenleben von drei Männer mit einer bestimmten Frau,
Amanda. Über Amanda erfährt man in diesem Buch nie direkt etwas, sondern es
werden ihre Wesens- und Verhaltenszüge immer nur durch die Darstellungen der
drei Männer dargestellt, die jeder in seiner eigenen Weise und aus einem
anderen Verhältnis zu Amanda stehen über sie berichten.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Diese Teile stellen jeweils die
Darstellung der Hauptperson durch einen bestimmten Mann dar. Diese Teile heißen
( in Klammer ist jeweils der Name des Mannes aufgeführt, aus dessen Blickwinkel
die Charakterisierung stattfindet):
Die Scheidung
(Ludwig)
Die verlorene Geschichte
(Fritz)
Der Antrag
(Stanislaus)
Es handelt sich bei diesem ersten Teil des Buch um einen Brief von Ludwig an
seinen Anwalt, in dem er ihm das Zusammentreffen und auch das Zusammenleben mit
Amanda schildert, der ihm bei der Scheidung mit Amanda helfen soll. Ludwig ist Sportredakteur in einer
Zeitungsredaktion in der ehemaligen DDR. Er hat sich mit den Gegebenheiten in
diesem
politischen System, wie Bespitzelung, Einflußnahme des Staates auf alle
Lebensbereiche, Unfreiheit usw. abgefunden und mit ihnen arrangiert. Anfangs
empfindet er die Unfreiheit noch als störend und nimmt im Kleinen eine konträre
Meinung ein, die er aber auch schon zu diesem Zeitpunkt nicht nach außen hin
verteidigt oder hinter dieser steht, sobald er merkt, daß dieser Standpunkt ihn
einem Druck aussetzen könnte oder gar Unannehmlichkeiten bereiten könnte.
Später hat er sich dann völlig an das System angepaßt und spielt einmal sogar
mit dem Gedanken seine Frau für den Staatssicherheitsdienst zu bespitzeln,
nachdem er, durch die Staatspropaganda gefördert, einige Argumente, warum eine
derartige Staatskontrolle von Nöten sei, übernommen hat.
Ludwig lernt Amanda kennen als sich diese, die zu diesem Zeitpunkt
freischaffende Journalistin ist, sich für einen Posten in seiner Zeitung
bewirbt. Durch ihre, dem DDR Regime nicht immer positiv gegenüberstehenden
Meinungen wird sie nicht nur nicht angestellt, sondern man erklärt ihr, daß sie
für diese Zeitung auch nicht mehr als freischaffende Journalistin arbeiten
wird. Nach dieser Enttäuschung geht sie in die Cafeteria der Zeitung um dort
einen Kaffe zu trinken, wo sie auf Ludwig trifft, der sie dann auch anspricht.
Ludwig ist zwar kein Casanova, ist aber den Frauen nicht unbedingt abgeneigt,
und so verabreden sie sich, eines führt zum anderen und schließlich heiraten
sie und bekommen ein Kind.
Nach der Heirat scheint es einige Zeit eine perfekte kleinbürgerliche
Idylle/Harmonie zu werden, doch schon nach einiger Zeit beginnen sich die
Meinungsdifferenzen, die Ludwig zu Beginn als unwichtig und klein abtat,
zwischen den beiden, Amanda und Ludwig, immer größer zu werden. Amanda, die
sich nach der Heirat sich nicht mehr einmal mehr um eine Stelle bewirbt, beginnt sich und ihr Kind
immer stärker sich von Ludwig abzukapseln. Ludwig merkt, daß ihm seine Frau
immer fremder
wird. Er versucht eine Annäherung zu erreichen wird aber von Amanda
zurückgewiesen.
Amanda, die immer schon eine Einzelgängerin war, und auch nur eine einzige
Freundin hat, zu der sie nun immer stärkeren Kontakt aufbaut, beginnt ein Buch
zu schreiben, das sie aber ihren Mann niemals lesen läßt, wodurch sie sich noch
stärker von ihrem Mann, aber auch von der restlichen Welt abschottet. Durch
Schreiben dieses Buches, das eindeutig staatsfeindliche Tendenzen enthält,
bekommt Amanda Kontakt zu einer Frau, die nicht näher beschreiben ist, die
Kontakt zu einem westlichen Verlag herstellt, der dieses Buch drucken möchte.
Sowohl mit ihrem Buch als auch durch den Kontakt mit dieser Frau erregt Amanda
die Aufmerksamkeit des Staatssicherheitsdienstes der DDR, mit dem sie dann auch
Probleme bekommt.
Auf einer geheimen Autorenlesung, zu der
sie über die obengenannte Frau kommt, lernt Amanda den Buchautor Fritz kennen,
der mehrere auch international verlegte Bücher geschrieben hat und ihr mit seinen politischen und gesellschaftlichen
Ansichten, wegen denen auch einige seiner Bücher in der DDR verboten wurden,
sehr imponiert. Mit ihm fängt sie dann auch eine Beziehung an, wegen der, aber
auch wegen anderer Differenzen, sie sich dann von Ludwig scheiden läßt.
Ludwig, der diesen Brief schreibt, scheint in der Art und Weise, wie er über
Amanda schreibt, beleidigt und verletzt zu sein. Er schreibt in diesem Brief
das Scheitern der Ehe alleinig dem Fehlverhalten und der Eigensinnigkeit von
Amanda zu, die er deshalb auch alleinig dafür verantwortlich macht. Er stellt
sich in diesem Brief so zu sagen als 'Saubermann'
hin, was aber teils gekünstelt wirkt, wodurch man den Eindruck gewinnt, daß
diese Art und Weise der Darstellung nicht ganz der Realität entspricht.
Fritz ging und geht ganz anders auf die Beziehung mit Amanda ein. Er sieht die
Zeit, die er mit dieser jungen, schönen und faszinierenden Frau, die aber auch
ihre, und diesen seien nicht klein, Eigenheiten hat, verbrachte als eine
Bereicherung seines Lebens. Er blickt zurück auf eine Beziehung, die ihm sehr
viel Kraft gab und in der er viele schöne Momente erlebt, doch erwartete er
nicht wie Ludwig, daß alles immer gut sein müßte und so sah er die Tiefs der
Beziehung als einen Teil der zu jeder Beziehung dazugehört. Auch macht er keine
Schuldzuweisungen an jemanden, sondern er hat sich damit abgefunden, daß die
Beziehung vorbei ist, und betrachtet sie als einen schönen Teil seines Lebens,
der seine Hochs und Tiefs hatte, und erinnert sich mit Freude daran. Fritz
lernte Amanda auf einer geheimen Autorenlesung in einer Privatwohnung kennen.
Fritz zieht im Laufe der Beziehung, die er mit Amanda hat, mit ihr zusammen,
aber sie heiraten nicht. Durch das Zusammenleben mit Amanda lernt Fritz ganz
neue Seiten an Amanda kennen, die ihn zwar oft nicht erfreuen, er nimmt sie
aber als Seiten Amandas, als Seiten der Persönlichkeit, die er liebt, an.
Er hatte nach dem Ende der Beziehung begonnen auf Grundlage dieser Beziehung
einen Roman zu schreiben, der so lautet
seine wage Vermutung ,durch den Sohn Amandas in deren Auftrag gelöscht worden
war. Er schreibt jetzt eine zweite
Fassung dieses Romans, der schon seinem Ende zu gegangen war, und von dem er
meinte, er sei ihm wirklich gut gelungen.
In
diesem Teil des Buches kommen immer wieder Teile der zweiten Fassung des Romans
vor, die Fritz dann mit den tatsächlichen Gegebenheiten bzw. mit dem
ursprünglichen Roman vergleicht, auf diese Weise beschreibt er den Charakter
Amandas, und auch begründet, warum er welche Anderungen an der Wirklichkeit
vorgenommen hat. Durch diese Aufbauweise erreicht der Autor ein sehr breites
Spektrum wie er Fritz das Zusammensein mit Amanda schildern läßt, wodurch man
als Leser ein besseres Verständnis für die Beweggründe und Handlungsweisen,
aber auch die Ursachen für manche Charakterzüge, der handelnden Personen
erhält.
Er bietet ihr die Möglichkeit an ihr zu helfen, wenn sie sich in manchen
Bereichen ändern möchte, setzt sie aber keinem Druck aus oder versucht gar sie
zu zwingen. Fritz erscheint als ein von innen heraus gefestigter Charakter, der
Amanda in seiner Liebe annimmt und versucht mit ihr in der Beziehung glücklich
zu werden, der sein Ego zu ihren Gunsten zurücknimmt, aber auch genau weiß, wo
die Grenzen liegen, die nicht überschritten werden dürfen.
Stanislaus ist ein Reporter bei einem westdeutschen Rundfunksender. Er arbeitet
in Ostberlin und genießt durch seinen Beruf das Privileg die Grenze passieren
zu können. Durch eine Reportage lernte er Fritz, den Schriftsteller kennen,
woraus sich eine freundschaftliche Geschäftsbeziehung entwickelte. Stanislaus
half Fritz oft mit Besorgungen aus dem Westen, der im Gegenzug öfters seine
Kontakte spielen ließ und Stanilaus auf diese Weise oft zu guten Reportagen
verhalf.
Stanislaus steht im Gegensatz zu den ersten beiden Lebenspartnern Amandas noch
am Anfang der Beziehung zu ihr, und hat sich nicht schon hinter sich. Er beschreibt in seinem Tagebuch, aus dem das
gesamte Kapitel besteht, wie er die Zeit mit Amanda verlebt. Seine
Beschreibungen gleichen jenen sehr stark, wie sie seine beiden Vorgänger auch
von dieser Zeit gegeben haben, mit dem Unterschied, daß es für ihn etwas gerade
erlebtes, das ihn mit Hochgefühl erfüllt ist und er daher all das Erlebte
wesentlich detaillierter schildert als die anderen beiden es tut, die nur an schöne Erinnerungen zurückdenken.
Einmal sollte Stanislaus für Fritz eine
Seidenbluse besorgen, die dieser seiner Lebensgefährtin schenken wollte. Bei
der Überreichung des Geschenkes, das er leider zu spät ablieferte, lernte er
Amanda kennen, in die er sich sofort verliebte.
Stanislaus, der Fritz sehr schätzte, schaffte es mit einigen raffinierten
Versuchen einen Kontakt zu Amanda herzustellen, aus dem sich dann im Laufe der
Zeit eine Beziehung entwickelt.
Die Entwicklung der Beziehung gibt ihm den Eindruck die richtige Frau fürs
Leben gefunden zu haben und ihn daher optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Er beginnt mit Amanda Zukunftspläne zu schmieden Die Beziehung reift weiter bis
er nach einem Jahr Amanda einen Heiratsantrag stellt, die diese dann auch
annimmt. Am Ende des Buches stehen die beiden kurz davor als Ehrpaar in den
Westen zu ziehen und sich dort niederzulassen, da Stanislaus ein Frankfurt eine
Stelle angeboten bekommen hat.
Amanda die während des gesamten Buches nie direkt beschrieben wird, sondern
immer nur über die Aussagen ihrer Lebenspartner, ist eine schlanke, groß
gewachsene Frau mit graugrünen Augen. Amanda wird von ihrem Aussehen als eine
sehr attraktive Frau beschrieben. Amanda versteht sich mit ihrer Mutter, die
sich mit dem DDR-System arrangiert hat, seit langer Zeit nicht mehr. Amanda
wird als eine Frau mit sehr starken Mutterinstinkten beschrieben. Sie versucht
ihrem Kind alles zu ermöglichen und es zu beschützen. Diesen positiven
Charaktereigenschaften stehen aber auch einige negative Gegenüber. Amanda hat
ein Feingefühl die Schwächen andere Menschen zu erkennen und nützt diese eiskalt
aus, in dem sie sehr verletzende Außerungen von sich gibt. Auch sieht Amanda
sich selbst einschließlich ihrem Baby, das sie als einen Teil von sich sieht
immer allein und nie als Teil einer Gemeinschaft, was ihr früher große Probleme
im Beruf bereitete. Diese Charaktereigenschaft war auch der Grund, daß sie
keine feste Stelle in einer Zeitungsredaktion mehr bekam, da sie nicht im Team
arbeiten konnte. Amanda ist ein Mensch, der von seiner Umgebung Zeit, Geld,
Gefühle, usw. fordert/verlangt bzw. sich teilweise auch einfach nimmt, dabei
aber selbst kaum oder gar nichts gibt. Amanda, die sich mit dem herrschenden
System nicht arrangieren kann bzw. will, stellt eine emanzipierte Frau dar, mit
starkem Drang zur Selbstverwirklichung, die aber scheinbar völlig gefühlskalt
auf ihr Umwelt reagiert.
Jurek Becker wurde 1937 in Lodz geboren. Weltberühmt wurde Jurek Beckert mit
seinem ersten Roman Jakob der Lügner der
im Jahre 1969 erstmals erschienen ist. Sein künstlerisches Schaffen umfaßt
sowohl Romanen und Erzählung als auch Filmdrehbücher. Als Drehbuchautor für
Filme konnte er sich nie etablieren, jedoch feierte mit seiner Fernsehserie
'Liebling Kreuzberg', einer Anwaltsserie in der Schauspieler Manfred
Krug die Hauptrolle spielte, Triumphe.
Jurek Becker starb im Alter von 60 Jahren am 14. März 1997.
Das Buch war für mich am Anfang sehr schwer zu lesen, da der erste Teil in dem
Ludwig an seinen Anwalt schreibt nach einigen Seiten nichts Neues mehr bietet.
Ludwig beklagt sich wie gemein und hartherzig Amanda ist, daß sie an allem
schuld ist und wie arm er ist.
Der zweite Teil in dem Fritz über seine Beziehung mit Amanda schreibt ist sehr
viel interessanter und abwechslungsreicher. Durch die Art und Weise wie der
Autor die Darstellung des Geschehens vollbringt, schafft er es, daß man gern
und auch mit Interesse weiterliest. Dieser Teil ist jener, der mir persönlich am
besten gefallen hat.
Das Tagebuch Stanislaus ist insofern sehr interessant, als man durch die, von
den beiden vorher geschilderten Beziehungen, die beide am Anfang das gleiche
erlebten wie Stanislaus, der noch voller Liebe zu Amanda im siebten Himmel schwebt,
die Eintragungen liest und man automatisch Vergleiche zwischen den ersten
Erzählungen und dem unmittelbar Erlebten von Stanislaus zieht und es beginnt
sich im Kopf des Lesers die düstere Vorahnung breit zu machen, daß auch diese
Beziehung zu Amanda ein ähnliches Ende nehmen wird wie die ersten zwei.
Insgesamt kann man sagen, daß das Buch auf sehr eindrucksvolle Weise das Leben
in der DDR und die starke Einflußnahme des Staates auf das Leben seiner
Staatsbürger. Auch ist die Art und Weise sehr interessant, wie der Autor
mittels drei unterschiedlichen Erzählungen, die alle aus einem anderen
Blickwinkel geschrieben sind es schafft ein Charakterbild von Amanda zu
erschaffen.
Wenn mich jemand fragen würde, ob er diese Buch lesen soll, so würde ich ihm sagen,
er solle, wenn ihn die Thematik interessiert, dies sofort tun, würde ihm auch
gleich den Rat geben, der mir notwendig erscheint, da ich, so glaube ich
zumindest, das Buch noch im ersten Kapitel beendet hätte, hätte ich es nicht
lesen müssen, daß er sich durch die ersten 90 durchlesen muß, bis das Buch
interessant wird. Ab dieser Grenze wird das Buch wirklich interessant zu lesen
und ich habe es dann auch sehr gerne bis zum Schluß gelesen.
Alle drei Hauptpersonen kommen aus dem Kleinbürgertum. Der Autor zeichnet ein
sehr eindrucksvolles Bild vom 'gewöhnlichen' Leben und der
Lebenssituation in der DDR. Er beschreibt sehr sachlich und ohne Wertung die
Lebensumstände, die durch diese wertfreie Schilderung nicht etwa abgeschwächt,
sondern im Gegenteil noch viel erschreckender wirken. Die vielen kleinen
Unterschiede bzw. die Einflußnahmen des Staates, die von den Charakteren kaum
oder schon gar nicht mehr wahrgenommen
werden, wirken dadurch nur noch massiver. Auch die Ansiedelung im
Arbeitsbereich der Journalistik und ihres Umfeldes, die durch ihre
meinungsbildende Eigenschaft besonderen dem staatlichen Druck und auch einer
Zensur unterliegen, trägt wesentlich zur geradezu bildhaften Darstellung bei.
Jurek Beckert zeigt in diesem Buch sehr stark den Konflikt auf, der sich
einerseits zwischen dem Ziel, eine Einheitsklasse zu schaffen, wodurch die
Bürger in allen Bereichen gleichgestellt gewesen wären und sie so zu befreien,
und andererseits den tatsächlichen Lebensumständen, die kaum Freiheiten
enthielten, auf.
Auch wird die Gleichgültigkeit und Anpassung des Einzelnen, der sich durch
seine Bequemlichkeit und Obrigkeitshörigkeit (Parteihörigkeit) selbst lähmt, an das System kritisiert. Das
Fehlen der Bereitschaft persönliche Nachteile, die aus einen Widerstand, und
sei er nur geistig, resultieren könnten, um auf längere Sicht eine Verbesserung
für die gesamte Gesellschaft zu erreichen, wird angeprangert.
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