Der Prozeß
Franz Kafka
1. Franz Kafka
Franz Kafka wurde am 3.Juli 1883 in Prag geboren.
Besuch der Volksschule und ab 1893 des Altstädter Deutschen
Gymnasiums. Von seinen Lehrern als überdurchschnittlich eingeschätzt war er bei seinen Mitschülern eher ein Außenseiter.
Jus - Studium an der Deutschen Universität in Prag
(vorübergehend auch Germanistik und Kunstgeschichte). Nach acht Semestern Promotion zum Dr. jur.
Beschreibung eines Kampfes sowie einige kurze Stücke der späteren
Sammlung: Betrachtung, die im Oktober 1912 veröffentlicht wurde.
Tätigkeit in einer Prager Kanzlei und ab Oktober einjähriges gerichtliches Praktikum.
Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande. Im Oktober Eintritt in die "Assicurazioni Generali".
Dienstantritt bei der "Arbeiter - Unfall - Versicherungs - Anstalt", in der Kafka als "Aushilfsbeamter" begann, und über die Positionen des "Concipisten" (1910), "Vizesekretärs" (1913), "Amtsekretärs" (1920) und bis zum "Obersekretär" (1922) aufstieg und im gleichen Jahr pensioniert wurde.
Beginn des Tagebuchs.
Begegnung mit Felice Bauer. Versuch einer Beziehung, die aber scheitert. Jahr des literarischen Durchbruchs:
Kapitel 1-7 des Verschollenen, Das Urteil, Die Verwandlung.
Erstdruck der Erzählung, Der Heizer.
Ver- und Entlobung mit Felice Bauer.
Der Verschollene, Der Prozeß, In der Strafkolonie.
Fontane Preis, Blumenfeld, ein älterer Junggeselle.
Beginn der Landarzt-Erzählung, Die Brücke, Der Jäger Gracchus, Der Kübelreiter, Schakale und Araber, Der neue Advokat.
Fortsetzung der Landarzt-Erzählungen. Zweite Ver- und Entlobung mit Felice Bauer. Feststellstellung einer Tuberkuloseerkrankung. Aphorismen.
Brief an den Vater.
Erstes Leid.
Ein Hungerkünstler, Eine kleine Frau und Josefine, die Sängerin.
Kafka stirbt am 3. Juni an Tuberkulose wird am 11. Juni in Prag begraben.
Franz Kafka wurde am 3.Juli 1883 in Prag geboren. Sein Vater, der Großkaufmann Hermann Kafka, stammte aus dem tschechisch-jüdischen Provinzproletariat, seine Mutter, Julie aus einer deutsch-jüdischen Brauersfamilie. Von 1901 - 1906 studierte er an der deutschen Universität in Prag Jus und Germanistik. Nach einer kurzen Gerichtspraxis arbeitete er von 1908 - 1917 als Jurist für die Prager Unfallversicherungsanstalt. Ende 1917 erlitt Franz Kafka einen Blutsturz, was der Anfang seiner Tuberkuloseerkrankung war, an der er einige Jahre später, am 3. Juni 1924 starb.
Kafka war äußerlich ein fleißiger und beliebter Mensch, hatte jedoch nur wenig Freunde. Seine späteren Werke handeln meistens von Urteilen, Strafen und Prozessen, die er aber aus Skepsis abbrach und deren Vernichtung er testamentarisch anordnete. Sein Freund und Nachlaßverwalter Max Brod führte diesen Wunsch jedoch nicht aus und rettete so Franz Kafkas Werke.
2. Inhalt
Franz Kafkas "Prozeß" spielt in einer städtischen Umgebung, und es geht um einen Mann, der aus unbekanntem Grund verhaftet wird. Dieser Mann, der aufstrebende Bankangestellte Josef K., wird gleich zu Beginn des Buches aus der Bahn seines gewohnten Lebens geworfen, als zwei Wächter in sein Wohnhaus eindringen und ihn verhaften. Diese Verhaftung besteht jedoch lediglich daraus, daß er alle paar Wochen zu einer Untersuchung gehen muß. Das ist auch der Grund, warum er den Prozeß anfangs nicht ernst nimmt. K. wird aber immer mehr in seiner Lebensweise und Arbeit beeinträchtigt. Er sucht ständig, vor allem weibliche, Unterstützung nimmt sich sogar auf Drängen seiner Familie einen Anwalt. Doch die Untersuchung zieht sich hin und Josef K. fühlt sich von Dr. Huld nicht genügend vertreten. So kommt es dazu, daß er ihn schließlich, trotz zahlreicher Warnungen entläßt, und statt dessen zum Gerichtsmaler Titorelli geht, um etwas über das Gericht zu erfahren. K. steht immer öfter am Fenster um nachzudenken, anstatt zu arbeiten. Das führt dazu, daß ihm sein Konkurrent, der Vizepräsident der Bank, alle wichtigen Arbeiten abnimmt und er die weniger dringenden Aufträge erhält. Josef K. wird zum Beispiel in den Dom geschickt, um einem Kunden der Bank die Kunstdenkmäler zu zeigen. Statt dem Kunden trifft er dort jedoch den Gefängniskaplan, der ihm erklärt, daß das Gericht von seiner Schuld überzeugt ist. Das führt dazu, daß Josef K. schließlich in einen Steinbruch geführt wird und dort hingerichtet wird.
3. Interpretation
Ich glaube, daß gerade "Der Prozeß" ein Buch ist das sehr viele Deutungen zuläßt, und daß Franz Kafka dies auch beabsichtigt hat. Mögliche aus der Literatur bekannte Interpretationen sind.
a) Philosophische Interpretationen:
Jean Paul Sartre meint, daß K. ein Beispiel für uns Menschen ist, der in die "Welt geworfen" ist, ohne in ihr irgendeinen Sinn zu erkennen, weil sie überhaupt keinen hat, wie die Nihilisten meinen. Es ist auch kein Zufall, daß manche eine Ahnlichkeit von Kafka zu Dostoevskij oder Nietzsche sehen. Der Unterschied ist allerdings, daß Kafka keine Lösungen bieten kann.
b) Religiöse Interpretationen:
Der Prozeß Josef K.s wird als eine Gottsuche dargestellt, wobei K. nicht wie Jesus ans Kreuz genagelt sondern erstochen wird. Auffällig ist auch eine starke Beziehung zum Judentum. Man denke an die Gesetzgläubigkeit (Talmud), chassidische Elemente (wie zum Beispiel die Wundergläubigkeit, Verwendung von Parabeln wie die Türsteherszene).
c) Politische Interpretation:
Eduard Goldstücker sieht Kafkas Werk als eine Vorwegnahme des Kommunismus und anderer totalitärer Regime. K. befindet sich in der ausweglosen Situation eines Bürgers in einem bürokratischen Staat, der auch vor Folter und Mord nicht zurückschreckt. Die Ermordung K.s erinnert
an Mauthausen.
d) Psychologische Interpretation:
Es geht hier um den Vater - Sohn Konflikt. Das läßt sich daraus schließen, daß es keinen Vater gibt, sondern einen "Onkel". Es ist auch eine starke Neigung von K. zu erkennen, sich selbst zu bestrafen und - wie ich in dem Punkt "Schuld im Prozeß" im Detail nachweisen werde - ist es im Grunde genommen sein eigenes Gewissen, mit dem er sich herumschlägt und an dem er zugrunde geht. K. kann daher auch nicht flüchten oder sich richtig wehren und endet eigentlich an einem Selbstmord. Er kann daher auch die Zusammenhänge nur bruchstückhaft verstehen, da sie in seinem Unterbewußtsein begründet sind.
e) Autobiographische Interpretation:
Es könnte sein, daß Franz Kafka sehr dem Josef K. in seinem Buch "Der Prozeß" ähnelt. Das kann man an der Namensgleichheit erkennen, daran, daß beide Probleme mit Frauen haben, an ihrer Abwendung zu ihren Familien, an ihrem Alter (der Josef K. im Prozeß hat exakt das gleiche Alter wie Franz Kafka zur Zeit seiner Verfassung des Prozesses und vielem mehr.
f) Juristische Interpretation:
Der Prozeß ist eine präzise Darstellung der Zivil - und Strafprozeßordnung und legt den Finger auf die nach wie vor offene Wunde des Vorverfahrens. In diesem Prozeßstadium kann der Beschuldigte mangels Akteneinsicht schlecht einen Überblick über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe gewinnen. Kafka verbindet seine Kenntnisse der Prozeßordnungen mit den Erfahrungen als Angestellter bei der Arbeiter - Unfall - Versicherung.
4. Struktur des Werkes
Die Struktur des Werkes ist eher von einer schlichten Machart, es gibt keine Rückblenden, die Geschichte entwickelt sich chronologisch. In einer einfachen Sprache und in kurzen knappen Sätzen wird scheinbar objektiv ein Geschehen erzählt, daß im Grunde ein wirrer Alptraum ist. Man erlebt die Erzählung von der Sicht eines allwissenden Erzählers aus, der nicht ins Geschehen eingreift, man aber trotzdem Partei für K. und gegen das Gericht ergreift.
5. Charakter von Josef K.
Man erfährt relativ wenig Charaktereigenschaften von K., er widmet sein ganzes Leben der Arbeit, das geht soweit, daß er mit 30 immer noch Single ist, keine Kinder, aber Probleme mit Frauen hat, und sich vollkommen von seiner Familie abgewandt hat. Er hat keine Hobbys, er bleibt oft sehr lange in der Bank und hat keine Zeit für sonstige Aktivitäten. Das führt auch dazu, daß er kaum Freunde hat, dafür aber, bevor sein Prozeß beginnt eine Karriere vor sich hat, die aber der den plötzlichen Beginn der Untersuchungen gestoppt wird. Zusammenfassend kann man sagen, daß der Josef K. im Prozeß sehr dem Franz K. (Kafka) im wirklichen Leben ähnelt.
6. Schuld im Prozeß
Josef K. wird verhaftet und einer unbekannten Schuld angeklagt; ob diese Schuld überhaupt existiert ist bis zum Ende des Romans offen. Josef K. hört nicht auf zu beteuern, er sei vollkommen unschuldig, gleichzeitig aber versucht K. dennoch sich zu rechtfertigen, Schuldgefühle zu unterdrücken und Angste zu verleugnen.
Die Vertreter der Anklage bzw. des Gerichts behaupten das Gericht werde von der Schuld angezogen. Habe sich das Gericht einmal von der Schuld eines Angeklagten überzeugt, so sei es nicht mehr von dieser Überzeugung abzubringen; es gebe bei Gericht kein Vergessen. Der Gefängniskaplan erklärt auch Josef K. : " ich fürchte, es wird schlecht enden. Man hält dich für schuldig". Der Maler Titorelli erklärt, Freisprechungen gebe es nicht, sie seien nicht nachweisbar. K.s Kommentar dazu lautet: "Ein einziger Henker könnte das ganze Gericht ersetzen".
Titorelli, der Gerichtsmaler rät K. angesichts dieser Ausweglosigkeit schließlich zur "Verschleppung", zur endlosen Aufschiebung des Urteils, obwohl es eigentlich gar keine Alternative zu ihr gibt.
Allerdings gibt es dennoch eine Art Zielorientierung:
Das Urteil kommt nicht plötzlich, das Verfahren geht allmählich ins Urteil über - und das Urteil in die Strafe. Denn das Verfahren ist ja identisch mit der Strafe. K.s Tod kann man nämlich kaum als Strafe für eine bestimmte aber unerkannte Schuld sehen, er bedeutet entweder eine Art Liquidation, oder eine Art von vorzeitigem Freitod (K. hält sich für ihn bereit und ergibt sich resignativ in sein Schicksal).
K. ist zeitweilig der - weitgehend zutreffenden Meinung, daß man nicht nur unschuldig, sondern auch unwissend verurteilt wird. In der Tat bleibt die Anklageschrift dem Angeklagten und seinem Verteidiger unzugänglich.
Als K. einem Geschäftsfreund der Bank den Dom und andere Kunstdenkmäler zeigen will, trifft er auf den Gefängniskaplan, der ihn über den Schuldverdacht informiert. Auf die Frage , ob denn ein Mensch überhaupt schuldig sein könne, entgegnet der Kaplan: " so pflegen die Schuldigen zu reden".
7. Persönliche Meinung
Mir hat das Buch "Der Prozeß" von Franz Kafka sehr gut gefallen. Ich finde es ist Kafka gut gelungen ein, wenn auch recht kurzes, Werk abzuliefern. Etwas störend habe ich es jedoch empfunden, daß Kafka das Kapitel "Kaufmann Block - Kündigung des Advokaten nicht vollendet hat. Dennoch war es ein äußerst interessantes Buch, daß ich stimmungsvoll und auch spannend fand.
8. Verwendete Literatur
Franz Kafka, ein Schriftstellerleben Joachim Unsfeld
Der andere Prozeß, Kafkas Briefe an Felice Elias Canetti
Kafka und die Weltliteratur Bert Nagel
Kafka Werner Kraft
Das Schuldproblem bei Franz Kafka Öst. Franz Kafka-Gesellschaft
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