Arthur Schnitzler - Fräulein Else
Der Autor:
Arthur Schnitzler, geboren 1862 in Wien, war der Sohn des berühmten Kehlkopfspezialisten Professor Johann Schnitzler. Arthur studierte ebenfalls Medizin in Wien und promovierte 1885. Bis 1893 arbeitete er als Assistenzarzt in verschiedenen Wiener Krankenhäusern. Später wurde er praktischer Arzt, übte aber den ungeliebten Beruf kaum aus und widmete sich zunehmend literarischen Arbeiten und lebte als freier Schriftsteller in Wien. Durch seine ersten Publikationen lernte er 1890 Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann, Hermann Bahr kennen, mit denen er einen Literaturzirkel bildete, der als "Jung Wien" bekannt wurde.
Als Dramatiker und Erzähler ist er ein typischer Repräsentant des Wiener Impressionismus. Schnitzler entnahm die Themen seiner literarischen Arbeiten der sozialen und politischen Realität der österreichisch-ungarischen Monarchie. Psychologisch und mit Ironie stellte er die bürgerliche Wiener Gesellschaft dar, wie sie langsam an ihren inneren Widersprüchen zerbrach. In seinen Werken dreht sich alles um lieben, träumen und sterben. Er hat auch eine Vorliebe für die psychologische Durchleuchtung spielerischer erotischer Situationen (Liebelei, Verführung) die aufgrund der Vergänglichkeit ohne echte Gefühle dargestellt werden.
Schnitzler führte über 50 Jahre ein Tagebuch, welches 1981 veröffentlicht wurde.
1931 erlag er den Folgen einer Gehirnblutung.
Heute gilt Schnitzler als einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller der Jahrhundertwende. Durch seine literarische Arbeit weitete er mit Hilfe von Sigmund Freud das Wissen um die menschliche Psyche erheblich aus.
wichtige Werke:
Anatol
Reigen
Leutnant Gustel
Fräulein Else
Traumnovelle
zum Inhalt:
Das Geschehen läßt sich aufgrund indirekter Zeitangaben auf den 3. September 1896 datieren. Fräulein Else, die 19-jährige, eitle Tochter eines jüdischen Advokaten verbringt in San Martino, in den italienischen Dolomiten die Ferien. Die Erzählung beginnt mit Elses Rückkehr vom Tennisplatz. Da ihr ein Eilbrief von der Mutter angekündigt wurde, hat sie keine Lust mehr Tennis zu spielen. Sie macht sich nur noch Gedanken über die Nachricht. Vor Aufregung läuft sie in der Empfangshalle des Hotels auf und ab und fühlt sich beobachtet. Als ihr der Portier den Brief gibt, eilt sie sofort in ihr Zimmer und öffnet ihn. Der Brief enthält eine dringende Bitte: Elses Vater hat seit Jahren finanzielle Schwierigkeiten, aus denen er nur durch die wiederholte Unterstützung von Familienmitgliedern gerettet wurde. Nun steht er wegen Unterschlagung von Mündelgeldern vor dem Bankrott und der Inhaftierung, die nur durch die sofortige Zahlung von 30.000 Gulden verhindert werden kann. Else wird gebeten, diese Summe von einem ebenfalls in San Martino weilenden Geschäftsfreund ihres Vaters, dem Kunsthändler von Dorsday, zu leihen und innerhalb von zwei Tagen zu überweisen. Else war die finanzielle Lage ihres Vaters bekannt. Aber deswegen den Herrn Dorsday anpumpen? Auf alle Fälle macht sie sich fürs Dinner fertig und begibt sich in die Empfangshalle. Dort trifft sie auf Herrn Dorsday, mit dem sie nach anfänglichem Zögern, einen kleinen Spaziergang macht, sie erklärt ihm vorsichtig die väterliche Lage, und bittet ihn um Hilfe. Ihm war die Lage Elses Vaters bekannt und war bereit die 30.000 Gulden zu überweisen. Dorsday ist aber ein skrupelloser Geschäftsmann und knüpft an die Zahlung der Summe folgende Bedingung: "eine Viertelstunde dastehen zu dürfen in Andacht vor ihrer Schönheit; lediglich bekleidet mit dem Sternenlicht". Else ist vollkommen verstört, schockiert. Angewidert und empört über die elterliche Zumutung verschiebt sie ihre Entscheidung auf den Abend. Sie wird von vielen heftigen Gedanken geplagt, z.B. dass sie Dorsday erschießen lassen will oder ihr Vater soll sich umbringen oder wie schön es wäre tot zu sein. Else hasst den Herrn Dorsday und würde ihm am liebsten einen Streich spielen, aber sie weiß auch, dass ihr Vater ohne die Hilfe von Herrn Dorsday hinter Gitter muß. Nach vielen Gedanken der Verzweiflung kehrt sie wieder zum Hotel zurück. Das Dinner ist bereits vorbei. Ihr Cousin Paul und ihre Tante machten sich bereits Sorgen um Else. Während Else sich mit Paul in der Halle unterhält kommt der Portier mit einer neuen Nachricht von ihrer Mutter. Rasch eilt Else in ihr Zimmer und öffnet den Brief mit dem Inhalt, dass sich die erforderliche Summe von 30.000 auf 50.000 erhöht hat. Aber darauf kommt es auch nicht mehr an, meint Else. Während sie sich in ihrem Zimmer aufhält, denkt sie immer wieder an Veronal, ein Schlafmittel, welches sie vor dieser Nacht, entsprechend hoch dosiert, retten könnte. Und bevor sie sich unter die Leute begibt, richtet sie sich bereits ein Glas mit 10 Tabletten, aber sie würde es sowieso nicht nehmen, red
et sich Else ein. Sie verachtet den triebhaften Dorsday, will sich aber für ihren Vater aus Vaterliebe opfern. Else zieht sich aus, und ist sich zum ersten mal ihrem makellosen Körper bewußt, den sie nun verkaufen soll. Nur mit einem Mantel bekleidet begibt sie sich in die Hotelhalle, in der Hoffnung Herrn von Dorsday zu treffen.
LESEPROBE
Else fühlt sich von allen beobachtet und hat immer ihre Rettung das Veronal im Kopf. Als sie Herrn von Dorsday trifft, reißt sie lachend ihren Mantel auf, und bricht zusammen. Else wird auf ihr Zimmer gebracht und für verrückt gehalten, besonders von ihrer Tante. In einem unbeobachteten Augenblick greift Else zum Glas mit Veronal, bereut es aber schon kurz nachdem sie es ausgetrunken hat. Langsam schwebt Else ins Jenseits.
Der Raum der Erzählung war San Martino in den italienischen Dolomiten.
erzählte Zeit: einige Stunden
Erzählzeit: ca. 2 Stunden
Milieu: großbürgerliches Milieu
Figuren:
Else: eitel, kokett, vorurteilslos, labil, naiv, verzweifelt;
Dorsday: egoistisch, pervers, skrupellos;
Erzählsituation: innerer Monolog; Diese Novelle ist eines der ersten Beispiele eines konsequent durchgeführten inneren Monologs in der deutschen Literatur.
Aufbau: Die Novelle beginnt mit dem Warten auf den Brief, den vielen verschiedenen Gedankengängen und den sich ständig ändernden Ansichten des Fräulein Else, die im gesamten Buch zu erkennen sind. Soziale Probleme der damaligen Gesellschaft wurden nicht verarbeitet. Man erfährt nur, was im Kopf von Fräulein Else vorgeht. Wie in vielen von Schnitzlers Erzählungen steht auch hier die existentielle Krise eines Menschen im Mittelpunkt, welche am Ende in einem labilen, ungeklärten Zustand verbleibt. D.h. man erfährt nicht was aus ihrer Familie wird.
Sprachform: überwiegend Schriftsprache; kurze, einfache Sätze; wenige alte Aus-drücke und Formen;
Deutung: Elses Tod wird zum Symbol für die vernichtende Kraft der bürgerlichen Gesellschaft, an deren Werten Else zerbricht. Weiters hat Schnitzler Freuds Traumdeutungstheorie literarisch verarbeitet, d. h. er hat den fließenden Übergang vom Leben zum Tod zum Ausdruck gebracht.
Eigene Meinung:
Diese Novelle gefiel mir im Großen und Ganzen recht gut, jedoch die Gedankengänge von Fräulein Else waren oft viel zu lange, so dass manchmal Langeweile aufkam.
Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit und falls Sie noch Fragen haben werde ich versuchen Sie zu beantworten.
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