Grillpazer, Franz: Des Meeres und der Liebe Wellen. Reclam, 1994
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Inhaltsangabe
Zeit der Handlung ist die griechische Sagenzeit. Das Stück spielt im Tempel der Aphrodite zu Sestos, in und vor Heros Turm und in Leanders Hütte in Abydos.
Hero, die einem alten Priestergeschlecht entstammt, steht kurz vor der Priesterweihe. Ihre Entscheidung wurde dadurch bestärkt, dass sie sich, durch die Erfahrung mit ihren eigenen Eltern - der Vater hat ihre Mutter stets unterdrückt - schon längst zur Ehelosigkeit entschieden hat. Außerdem wurde sie von ihrem Oheim, dem Oberpriester, erzogen und ist nun der festen Meinung, dass sie in ihrem zukünftigen Asyl sicher sein werde vor den Anfechtungen der Welt.
Noch während des Vollzuges der Priesterweihe begegnet sie dem jungen Fischer Leander, der mit seinem Freund Naukleros von Abydos zum Fest gekommen ist. Diesem sind die Eltern gestorben und er ist nun schon des Längeren mit seinem Freund auf der Suche nach neuem Glück und neuer Freude.
Naukleros bemerkt sofort, dass Leander Gefallen an der jungen Priesterin Hero gefunden hat. Er versucht Leander zu bestärken und schließlich, schon nach der Priesterweihe, umwirbt Leander Hero im Tempelhain. Ihr ist das alles zwar unangenehm, sie erinnert sich an ihr Gelübde, aber irgendwie verwirrt sein Anblick sie auch, ohne dass sie sich zunächst ihre Gefühle erklären kann. Doch plötzlich taucht der Priester auf und verkündet, dass nun die Frist für Fremde abgelaufen sei sich im Tempelhain aufzuhalten. Er führt Hero zu einem Turm am Meer, wo sie zukünftig wohnen soll.
3. Aufzug:
Der Priester klärt Hero über ihre neuen Aufgaben und Pflichten auf. Danach wird sie im Turm alleingelassen und versinkt in Gedanken und Träume, die nur allzu schnell zu Leander zurückkehren. Doch glaubt sie sich ruhig und gefasst, als dieser plötzlich in ihrem Turmzimmer vor ihr steht. Er war von Abydos nach Sestos durchs Meer geschwommen, angelockt von Heros Licht, und ist zu ihrem Fenster hochgeklettert, alle Gefahren missachtend. Als der Tempelhüter vor der Tür gehört wird, liefert Hero Leander jedoch nicht aus, sondern versteckt ihn in ihrem Schlafgemach. Überwältigt von der Größe der Liebe Leanders beschließt sie, den Kontakt mit ihm nicht abzubrechen, sondern ihn am Abend des nächsten Tages wiederzutreffen. Als Zeichen ihrer Liebe küsst sie ihn flüchtig auf die Wange.
4. Aufzug:
Der Oberpriester, misstrauisch geworden durch den verräterischen Bericht des Tempelhüters über die geheimnisvolle Unruhe rund um den Turm in der letzten Nacht und über die Beobachtung, einen jungen Mann direkt neben Hero ins Meer springen und gen Abydos schwimmen gesehen zu haben, sorgt dafür, dass Hero den ganzen Tag zusammen mit Janthe, in der sie eine neue Freundin gefunden hat, beschäftigt ist und nicht ihrer offensichtlichen Müdigkeit nachgeben kann. Er schickt sie unter anderem einen Boten suchen, der ihr einen Brief der Eltern überbringen soll. Als sie am Abend auf der Bank vor dem Turm einschläft, löscht der Priester das Licht im Fenster, das Hero als Zeichen für Leander entzündet hatte. Leander kann von seinem Freund Naukleros in Abydos selbst mit Gewalt in seiner Hütte nicht zurückgehalten werden.
5. Aufzug:
Leander gerät in einen Sturm und wird als Leiche in Sestos angeschwemmt. So findet ihn Hero am Morgen. Indem der Priester versucht, den Vorfall zu vertuschen, hofft er, Hero wieder auf den für sie bestimmten Pfad zu führen. Als sie die Leiche Leanders gegen den Willen Heros vorzeitig wegtragen wollen, stirbt diese in den Armen von Janthe. Das Mädchen wirft Heros Ohm den Tod der beiden Liebenden vor und beschließt, ihr Amt als Dienerin zurückzulegen.
Janthe schließt das Stück mit einer Frage an Amor:
"Versprichst du viel, und hältst du also Wort?"(S.79)
Die verschiedenen Lebensweisen:
Hero: Am Anfang des Dramas ist sie fest entschlossen Priesterin zu werden. Sie lebt in Zurückgezogenheit und fühlt sich sicher vor den Anfechtungen der Welt. Sie denkt rational und ist der festen Überzeugung (durch die Erfahrungen mit ihren eigenen Eltern bestärkt), ihr Heil im Zölibat zu finden.
Erst als sie Leander kennenlernt, beginnt sie langsam an ihrem (früheren) Weltbild zu zweifeln. Sie steht nicht mehr über allen Dingen und sieht keinen Sinn mehr darin, sich ein Leben lang der Liebe zu entziehen. Sie ist jetzt gegen den Priester, ihren Oheim, eingestellt. Am Ende stirbt sie sogar wegen der Verzweiflung über Leanders Tod und ihrer unglücklichen Liebe.
Janthe: Sie ist ein Mensch, der das Leben genießen möchte. Sie muß unbedingt alles erleben und scheut vor nichts zurück. Am Ende wird sie eine gute Freundin von Hero, die nun auch begriffen hat, dass es darum geht, möglichst viel aus ihrem Leben zu machen und keine unnützen Gesetze zu dulden (= carpe diem [lat.] nutze den Tag).
Priester: Er lebt nach fixen Standpunkten und ist nur darauf bedacht, seine Aufgaben richtig durchzuführen. Es ist für ihn das wichtigste, dass das Zölibat und die Lossagung von der Liebe von allen Priesterinnen und Priestern fest eingehalten wird:
(zu Hero) 'Der Göttin Hain , der Priesterwohnung Nähe
Betritt kein Mann, kein Fremder ungestraft.
Entlaß ich euch, verdankt es meiner Huld.
Ein zweites Mal verfielt ihr dem Gesetz.' (S.32)
Außerdem lebt er für den Tempel und seine Aufgabe, den Tempel zu behüten. Er lässt sogar ein Vogelnest von einem Strauch entfernen, der sich nahe dem Tempel befindet:
'Kein Vogel baut beim Tempel hier sein Nest,
Nicht girren ungestraft im Hain die Tauben,
Die Rebe kriecht um Ulmen nicht hinan,
All was sich paart bleibt ferne diesem Hause,
Und jene dort [gemeint Hero] fügt heut sich gleichem Los.' (S.16)
Für ihn gibt es keine Menschlichkeit oder Gefühle, er gehorcht seinem Idealbild. <Gefühle können nicht existieren, weil sie sich nicht begründen lassen>, so seine Meinung.
Sein Vertrauen zu Hero verliert er an einem Tag -> er hat ihr nie wirklich vertraut.
Themen:
Heute noch aktuell:
- 'Verbotene' Liebe: Heute kann die verbotene Liebe zwischen Leander und Hero nur noch im übertragenen Sinn gesehen werden: Es kommt wohl kaum mehr vor, dass jemand mitten in der Nacht ein Meer durchschwimmt oder vergleichbare Gefahren auf sich nimmt. Trotzdem ist die unerlaubte Liebe immer noch ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft (Paparazzi):
Zwiespalt: Verhalten, wie es von der Öffentlichkeit gefordert wird
Sich von den Gefühlen leiten lassen.
- 'Bruderwirkung' zwischen Leander und Naukleros
Naukleros ist für Leander so etwas wie ein großer Bruder, der ihn beschützt und behütet. Er ist es auch, der versucht, Leander von seinem Vorhaben abzubringen, das Meer in tiefster Nacht ohne irgendeinen Anhaltspunkt zu durchschwimmen. Außerdem versucht er seinen Freund zu unterstützen, damit er so schnell wie möglich über den Tod seiner Eltern hinweg kommt.
- Zölibat:
Ist das Zölibat überhaupt nötig? Hätte man es nicht schon längst abschaffen sollen? Im Gegensatz zur katholischen Kirche könnte man die evangelische Kirche in diesem Punkt als etwas 'fortschrittlicher/moderner' sehen. Im Prinzip ist der Tod Leanders eine Folge des Zölibats. Der Priester stellt die Gottesliebe über die Menschenliebe. Um Hero als zölibatäre Priesterin zu erhalten, riskiert er Leanders Tod.
Soweit dürfte es nicht kommen, dass um eines Gesetzes Willen Liebe und Leben von Menschen zerstört werden. Denn Liebe und Leben sind wohl die wertvollsten Güter auf Erden.
- Außerdem kommt aus diesem Werk Franz Grillpazers deutlich hervor, dass es bitter bestraft wird, wenn man seine Gefühle zeigt. Auch jetzt ist es so, dass man nicht mehr für voll genommen wird, wenn man in z.B: Schule, Beruf, usw. seine Angste, Bedenken, offen auf den
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