DER MEDICUS - NOAH GORDON
Thema: Buchpräsentation "Der Medicus"
Unterrichtsfach: Deutsch
Lehrer: Herr Dahlke-Moyer
Schule: Karl Kübel Schule
Noah Gordon wurde 1926 in Worcester, Massachusetts, geboren. Nachdem er die Studien der Zeitungswissenschaft und der englischen Sprache abgeschlossen hatte, wandte er sich dem Journalismus zu. Während er als wissenschaftlicher Redakteur beim Bostoner Herald beschäftigt war, veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln und Erzählungen über Kliniken und Forschungslabore in führenden amerikanischen Blättern.
Sein erster Roman "Der Rabbi" verhalf ihm zum spontanen Durchbruch. Danach folgten "Die Klinik", "Der Medicus", "Der Schamane", "Die Erben des Medicus" und "Der Medicus von Saragossa". "Der Medicus" und "Der Schamane" waren vor allem im deutschsprachigen Raum ein großer Erfolg. Der Erfolgsroman "Der Medicus" erschien 1987 und wurde rund 2,5 Millionen mal verkauft. In diesem Buch, und allen die noch folgen sollten, arbeitet er seine Erkenntnisse über seine jüdischen Vorfahren und die Liebe zur Medizin ein. Die Medizin ist das Thema das ihn in all seinen Roman beschäftigt und vorkommt. Überdies gründete er die medizinische Fachzeitschrift "Psychiatric Opinion".
Noah Gordon hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau Lorraine auf einer Farm in den Berkshire Hills im westlichen Massachusetts. Sein neuester Bestseller 'Der Medicus von Saragossa' heißt im englischen Original 'The last Jew' und spielt im Spanien des späten fünfzehnten Jahrhunderts.
Weshalb der Orginaltitel in der Deutschen Verkaufversion nicht beibehalten wird ist leicht zu beantworten. Seine deutschen Verleger befürchteten, dass dieser Titel automatisch mit Konzentrationslagern und der Judenverfolgung des Nazi-Deutschlands in Verbindung gebracht werden würde. Nach einigem Nachdenken gab Noah Gordon seinen Verlegern Recht und so wurde ein eigener Titel verwendet.
Der Roman "Der Medicus" erzählt die Geschichte von Robert Jeremy Cole, einem Waisenjungen aus London, der Medicus werden will.
Wenn man dem Geschwätz der Leute glauben wollte, dann war das Jahr des Herrn 1021 in dem Agnes Cole zum sechsten Mal schwanger war, das Jahr des Satans. Verhängnisvolle Ereignisse und Naturkatastrophen kennzeichneten es. Schon im Vorherbst war die Ernte auf den Feldern von bitteren Frösten vernichtet worden, die sogar die Flüsse zum Gefrieren brachten. Es fielen so viele Niederschläge wie nie zuvor, und als das Tauwetter einsetzte, führte die Themse Hochwasser, welches Brücken und Häuser wegriss. Sternschnuppen fielen, deren Licht über gepeitschten Winterwolken flackerte, und ein Komet erschien am Himmel.
Agnes hatte ihrem älteren Sohn gesagt, er solle dem Gerede keine Beachtung schenken. Wenn er jedoch etwas Ungewöhnliches sehe oder höre, hatte sie besorgt hinzugefügt, müsse er ein Kreuz schlagen. Nathanael, Agnes Ehemann, war seit über vier Monaten ohne Verdienst und lebte von den schönen Stickarbeiten, die seine geschickte Frau herstellte.
Als sie frisch verheiratet waren, sind sie und Nathanael vor Liebe krank gewesen, und sie hatten sehr zuversichtlich in die Zukunft geblickt. Sein Plan war, als selbständiger Baumeister reich zu werden.
Er hatte sechs Jahre als Zimmermannslehrling und doppelt so lange als Geselle gearbeitet. Er hätte längst Anwärter zum Zimmermannsmeister sein können, was die Voraussetzung war, um selbständig zu werden. Aber um den Meister zu schaffen, brauchte man Energie und Zeiten des Wohlstands, er dagegen war zu niedergeschlagen, um es zu versuchen.
Ihr Leben kreiste weiterhin um die Handwerksgilde, doch nun ließ sie sogar die Londoner Zimmerrnannszunft im Stich, denn Nathanael meldete sich jeden Morgen im Zunfthaus, wo er nur erfuhr, dass es keine Arbeit gab. Wie viele andere entmutigte Männer suchte er Zuflucht bei einem Gebräu, das sie Pigment nannten: Einer der Zimmerleute steuerte Honig bei, ein anderer brachte ein paar Gewürze, und die Zunft hatte immer einen Krug Wein zur Verfügung.
Trotz Nathanaels schlechten Zeiten konnte ihn Agnes nicht meiden, dazu liebte sie die fleischlichen Wonnen zu sehr. Ihr Bauch war daher immer dick. Er machte ihr gleich wieder ein Kind, sobald eines geboren war, und immer, wenn der Zeitpunkt der Geburt näher kam, blieb er von zu Hause fort. Ihr Leben entsprach fast wörtlich den düsteren Prophezeiungen, die ihr Vater ausgesprochen hatte, als sie Rob bereits unter dem Herzen trug und den jungen Zimmermann heiratete. Dieser war nach Watford gekommen, um ihrem Nachbarn eine Scheune zu bauen.
Ihr Vater hatte ihre Schulbildung dafür verantwortlich gemacht, weil er meinte, dass Bildung einer Frau nur lüsternen Unsinn in den Kopf setzte.
Agnes Vater besaß ein kleines Anwesen, das ihm Aethelred von Wessex als Anerkennung für seinen militärischen Einsatz übereignet hatte. Er war der erste in der Familie Kemp gewesen, der Freisasse wurde. Walter Kemp hatte seine Tochter zur Schule geschickt in der Hoffnung, dass sie daraufhin einen Gutsbesitzer heiraten würde, denn für einen Eigentümer eines großen Gutes war es nützlich, eine Vertrauensperson zu haben, die lesen und rechnen konnte, und warum sollte dies nicht die eigene Ehefrau sein? Es hatte Kemp verbittert, als sie eine niedrige, Liebschaft unter ihrem Stand einging. Der arme Mann hatte sie jedoch nicht einmal enterben können. Als er starb, fiel sein kleiner Besitz wegen Außenstehender Abgaben an die Krone zurück.
Aber sein Ehrgeiz hatte ihr Leben bestimmt. Die fünf glücklichsten Jahre, an die Agnes sich erinnern konnte, waren diejenigen, in der sie als Kind die Klosterschule besuchen durfte. Die Nonnen hatten ihr Lesen und Schreiben beigebracht ebenso eine oberflächliche Kenntnis der lateinischen Sprache, in der der Katechismus abgefasst war. Sie hatten sie gelehrt, wie man Kleider zuschnitt, einen unsichtbaren Saum nähte und Goldstickereien anfertigte, die so elegant waren, dass sie in Frankreich, wo sie "englische Stickerei" genannt wurden, sehr begehrt waren.
Der "Unsinn", den sie von den Nonnen gelernt hatte, hielt jetzt ihre Familie am Leben.
Robert lebt mit seinen Eltern und vier Geschwistern in London. Die Familie ist arm und wird bald darauf auseinander gerissen, da Roberts Mutter bei der Geburt ihres sechsten Kindes und der Vater kurz darauf an einer schweren Krankheit sterben. Während Robert am Krankenbett seiner Mutter sitzt und ihr die Hände hält, spürt er, wie das Leben aus ihr weicht. Ahnlich ergeht es ihm kurz vor dem Tod seines Vaters. Robert ist entsetzt und erschüttert, da er die Gabe hat, den Tod vorauszusehen.
Als die Kinder an Pflegeeltern vermittelt werden, wird Robert von seinen Geschwistern getrennt, da sich andere nur dazu bereit erklären, seine jüngeren Geschwister aufzunehmen. Daraufhin ist Robert einsam und auf sich allein gestellt, zudem ahnt er, dass er seine Brüder und Schwestern nie mehr wieder sehen wird.
Als eines Tages ein Fremder in die Stadt kommt, ändert sich Roberts Leben. Dieser Mann erfährt von Roberts Schicksal und erklärt sich bereit, ihn auf seinen Reisen durch die Städte Englands mitzunehmen. Er ist ein Bader, das heißt, er verkauft den Bürgern nach einer kurzen Unterhaltungsshow Fläschchen mit geheimnisvoller Medizin und untersucht sie für Geld. Robert ist misstrauisch, erkennt aber, dass dies eine Möglichkeit ist, ein besseres Leben zu führen.
Der Bader zeigt Robert die Kunst der Zaubertricks, des Jonglierens und den Menschen die Fläschchen mit Medizin zu verkaufen. Im Laufe der Jahre erkennt Robert aber, dass es noch viele andere Wege gibt, Menschen zu heilen und erklärt, dass es sein Ziel ist, Medicus zu werden.
Auf seinen Reisen durch England erfährt er von einem großen jüdischen Lehrer der Medizin, der selber Medicus ist. Allerdings befindet sich dieser Mann in Persien und da Robert Christ ist, erlaubt ihm seine und die jüdische Religion nicht, dorthin zu reisen um bei dem Medicus in Lehre zu gehen. Nach dem Tod des Baders beschließt Robert, sich als Jude auszugeben und die jüdischen Sitten und Bräuche auf dem Weg nach Persien zu erlernen, um dort als echter Jude sein Studium beginnen zu können.
Roberts Reise nach Persien erweist sich als sehr lang und beschwerlich. Auf dem Weg über Frankreich nach Deutschland wird er von einem alten Mann begleitet. In Ungarn schließt er sich dann einer Karawane an um nicht ohne Schutz zu reisen. Während dieser Reise verliebt er sich in eine Schottin, deren Vater ihn aber nicht akzeptiert, weil er sich zu oft mit den jüdischen Mitreisenden abgibt. Robert lernt innerhalb der Karawane die Gebete, Kleidungsvorschriften und Sitten der Juden von einem jungen Mann, der ihm außerdem noch Parsi, die persische Sprache, beibringt.
Die nächste Etappe der Reise ist der Weg nach Konstantinopel. Hier kommen sich Robert und die Schottin Mary Cullen näher, was ihrem Vater aber noch immer missfällt, da er Robert für einen treulosen Christen hält. Mary und Robert halten ihre Beziehung also geheim, bis Marys Vater erkennt, dass seine Tochter Robert liebt und er dem Paar seinen Segen gibt. In Konstantinopel muss sich Robert entscheiden, ob er mit Mary ein Leben aufbauen will, oder weiter nach Isfahan, dem eigentlichen Ziel seiner Reise, ziehen will. Schließlich trennt er sich von Mary und reist alleine weiter, um Medizin zu studieren. Kurz vor seiner Abreise aus Konstantinopel, ändert Robert endgültig seine Identität. Aus dem Christ Robert Jeremy Cole wird der Jude Jesse ben Benjamin.
Den letzten Teil seiner Reise verbringt Robert mit drei jungen jüdischen Männern, die ihn über das schwarze Meer, durch die Wüste nach Isfahan begleiten.
In Isfahan angekommen macht sich Robert sofort auf den Weg zur Universität um sich dort als Student zu bewerben. Er wird aber abgewiesen und weil er sich wehrt, unter Arrest gestellt. Kurz darauf wird er freigelassen und bekommt vom König ein kleines Haus, ein Pferd und Kleidung zugewiesen, da der König von Roberts langer Reise und seinem Mut beeindruckt ist. Kurze Zeit später erhält er vom "Arzt aller Arzte", dem großen Medicus Abu Ali al Hussein Ibn Abdullah Ibn Sina, die Einladung, an der Universität zu studieren.
Robert beginnt also als Jesse ben Benjamin sein Studium und es erweist sich als großer Vorteil, dass er die persische Sprache erlernt hat. Er muss den Unterrichtsstunden folgen können, im nahe gelegenen Krankenhaus die Kranken pflegen und von anderen Arzten lernen. Die Arbeit bereitet Robert Freude und sein Ehrgeiz wächst immer weiter.
Ibn Sina, der Medicus, erkennt Roberts Mut und Ehrgeiz, sowie seine Zuneigung die er für die Kranken hat. Als in einer anderen Stadt die Beulenpest ausbricht, schickt er Robert und seine Freunde, Mirdin Askari und Karim Harun, dorthin. Es ist schwer für die Studenten, zu erkennen, dass man diese Seuche nicht heilen kann, sondern versuchen muss sie unter Kontrolle zu halten. In den Monaten ihrer Abwesenheit, sehen sie tausende Menschen sterben, bis schließlich auch Robert erkrankt aber wie durch ein Wunder überlebt.
Nach der Rückkehr nach Isfahan, hört Robert wieder etwas von seiner großen Liebe Mary, die ein paar Städte weiter lebt und deren Vater im Sterben liegt. Er reist zu ihr und holt sie zu sich nach Isfahan, nachdem ihr Vater begraben wurde. Mary versteht nicht, warum Robert sich als Jude ausgibt und es gefällt ihr gar nicht, bei ihm in der jüdischen Stadt zu leben.
Robert beendet sein Studium mit Auszeichnung und erreicht sein Ziel, Arzt zu werden. Mary wird von den Menschen in Isfahan nicht akzeptiert und Roberts bester Freund, Mirdin findet seine wahre Identität heraus. Ihre Freundschaft droht zu zerbrechen, vertieft sich allerdings, als Mirdin Robert verzeiht. Als Mary ihr erstes Kind erwartet, erhält Robert vom König den Befehl, mit der königlichen Armee nach Indien zu ziehen, um dort ein Elefantengehege zu überfallen. Mirdin und Karim begleiten Robert nach Indien, doch nur Robert und Karim kehren nach Isfahan zurück.
Nun arbeitet Robert tagsüber als Arzt und seziert nachts heimlich Leichen im Keller des Krankenhauses. Nicht nur, dass er damit eine Todsünde begeht, zu allem Überfluss glaubt Mary er würde fremdgehen. Doch als Mary zum zweiten Mal schwanger wird, ist die Ehekrise überwunden.
Roberts letzter Freund Karim, wird nachdem er mit der Frau Ibn Sinas erwischt wird, hingerichtet. Auch Ibn Sina stirbt kurz darauf an einer schweren Krankheit. Als dann auch noch der König bei einer Schlacht vor den Stadttoren stirbt, flieht Robert mit seiner Frau und seinen Kindern aus der Stadt.
Nach einer langen, harten Heimreise, lässt sich die Familie in London nieder. Mary fühlt sich in London nicht wohl und reist mit den Kindern nach Schottland. Robert will als Arzt in London bleiben, doch er wird von den Arztekollegen nicht akzeptiert und ein Mann, der ihn vor Jahren in Persien getroffen hat, erkennt ihn als den Juden Jesse ben Benjamin wieder. Robert wird angezeigt und zum Tode verurteilt, da er in den Augen der Kirche eine Todsünde begangen hat, weil er, "ein Jude", sich als Christ ausgibt. Robert beteuert, dass er Christ ist und erhält die Möglichkeit freizukommen, wenn er zwölf Menschen findet, die beschwören können, dass er wirklich ein Christ ist. Es findet sich allerdings nur einer, ein junger Mönch, der sich ihm als einer seiner Brüder vorstellt. Robert weiß, dass ihm dies nicht hilft und flieht aus London zu seiner Familie nach Schottland, wo er bis zu seinem Lebensende lebt.
Robert Jeremy Cole, der Rob genannt wird, ist am Anfang des Buches ein neunjähriger Junge, der für sein Alter sehr selbständig ist, da er sich oft um seine jüngeren Geschwister kümmern muss. Nach dem frühen Tod seiner Eltern kommt er zu dem Bader Henry Croft, bei dem sich sein Leben grundlegend ändert. Rob wächst bei ihm heran, und er lernt von ihm Kunststücke und erste Behandlungsmethoden für Kranke. Rob kann seine Hände sehr gut einsetzen, denn er hat nicht nur Geschick, sondern auch Kraft. Er ist wissensdurstig und eigentlich freundlich zu Fremden, aber wenn er Alkohol getrunken hat, was auf ihren Reisen nicht selten vorkommt, wird er aggressiv und streitsüchtig. Deshalb gerät er dann auch hin und wieder mit dem Bader aneinander. Doch diese Rangeleien werden sofort weniger, als Rob kaum noch alkoholische Getränke zu sich nimmt. Mit seiner Fähigkeit, die Lebenskraft eines Patienten durch seine Hände zu spüren, ist Rob dem Bader eine große Hilfe. Wenn dieser seinem Lehrling eine Aufgabe stellt, wie zum Beispiel ein Kunststück einzuüben, ist Rob fleißig und ehrgeizig bei der Sache und kann das Problem meistens leicht bewältigen. Rob kann sich gut mit neuen Situationen abfinden, und so gewöhnt er sich schnell an die plötzliche Einsamkeit, als der Bader stirbt. Im Allgemeinen hat Rob während dieser Zeit viel von ihm gelernt und ähnelt ihm in seinen Charakterzügen sehr. Da er gläubig ist, denkt Rob, Gott habe ihn dazu auserwählt, Medicus zu werden, und da er unbedingt studieren möchte, nimmt er sogar die Strapazen einer langen Reise in den Orient auf sich, um seinen Traum zu verwirklichen. Als er sich dazu auf den Weg macht, ist er schon ausgewachsen und ein intelligenter und muskulöser junger Mann, der hart arbeiten kann. Sein äußeres Erscheinungsbild ist für seine Verhältnisse sehr gepflegt. Sein wettergegerbtes Gesicht wirkt zwar durch seine gebrochene Nase grob, aber Rob ist ein Mann, der auch Gefühle hat und diese zeigen kann. Im Allgemeinen lebt er seine Wut und Probleme eher aus, als dass er sie in sich hineinfrisst. Als Rob Mary Cullen kennen lernt, spürt er zum ersten Mal Liebe zu einem jungen Mädchen, aber er weiß diese noch nicht zu schätzen, und so zieht er es vor, zu studieren, statt sie zu heiraten. Durch seine Lernbegeisterung und Intelligenz fällt es ihm leicht, die jüdischen Riten und Gebräuche auszuüben, die er sich bei anderen Juden aneignet. Rob ist sehr nachdenklich, also will er diese Religion auch über den Nutzen, den sie ihm bringt, hinaus, kennen lernen. Manchmal kommt er durch dieses Wechseln der Religion in Gewissenskonflikte, er kommt aber im Endeffekt damit zurecht. Während seiner Studienzeit beginnt Rob, wie ein Arzt zu denken und vorsichtig zu sein, denn er hat schnell gemerkt, dass ihn seine falsche Identität schnell sein Leben kosten kann, wenn er auffliegt. Da Rob eher ein Mensch ist, der die Gesellschaft anderer sucht, sehnt er sich zwar nach einer Familie, aber er möchte lieber erst sein Studium zu Ende bringen. Als er aber Mary Cullen zum zweiten Mal trifft, lässt er sich seine Chance nicht noch einmal entgehen und heiratet sie. Während sie in Isfahan leben, könnte Rob durch seine Intelligenz und sein Geschick im Umgang mit Leuten zu Reichtum und Macht kommen, er zieht es aber vor, weiterhin bescheiden im Judenviertel zu leben. Natürlich wollen Rob und Mary wieder unter Christen leben, aber sie kehren erst wieder nach England zurück, als Rob sein Studium vollendet hat. Dort hat er mehr Wissen als die meisten seiner Kollegen, und er ist auch stolz darauf, aber er ist deshalb nicht überheblich, sondern er achtet auch die anderen Arzte. Rob strebt auch in seiner Heimat nicht nach Macht oder nimmt seine Patienten aus, denn er ist Medicus, um zu heilen und der Menschheit zu dienen. Als er und seine Familie dann bei Marys Verwandten auf ihrem Gut in Schottland wohnen, pflegt und behandelt er diese, ohne Honorare zu verlangen. Er ist als Vater von vier Kindern unheimlich glücklich und liebt das einfache Leben, welches sie dort führen.
Henry Croft, fast allen nur als ,,der Bader' bekannt, beeinflusst Robs Kindheit und Jugend entscheidend. Er selbst hat als Kind Schlimmes erlebt, als seine Eltern von plündernden Barbaren ermordet wurden und er in ein Kloster kam, wo es ihm schlecht erging. Er ist dann von Gauklern aufgenommen worden, die ihn gerecht behandelt haben, und so gibt er Rob auch eine faire Chance, statt ihn auszunutzen. Sein äußeres Erscheinungsbild ist recht markant: Er ist sehr dick, aber auch groß, hat lange Haare, die damals einen freien Mann auszeichneten und einen Bart von derselben rötlichen Farbe wie sein Kopfhaar. Er ist wie Rob stark und geschickt, denn er kann die verschiedensten Kunststücke, vom Jonglieren mit fünf Bällen bis hin zu Zaubertricks. Er kann gut kochen, wenngleich er es liebt, bedient zu werden. Er ist zu fast allen Fremden freundlich und ist so in den meisten Dörfern beliebt, aber wenn er betrunken ist, wird auch er aggressiv und unberechenbar. Deshalb und wegen der strengen Gesetze muss er beim Verbreiten seiner selbst hergestellten Medizin, in die er manchmal uriniert, wenn er sie an Leute verkaufen will, die er nicht mag, und beim Behandeln vorsichtig sein, um nicht wegen der Hexerei angeklagt zu werden. Bei seiner Tätigkeit als Bader ist er sehr gewissenhaft und versucht, die Patienten so gut wie möglich zu pflegen und zu behandeln. Während des Sommers ziehen er und Rob von Ort zu Ort, so dass er kaum längeren Kontakt zu anderen Menschen hat. Er hat keine Frau und keine Familie mehr, und so sucht er öfters0Prostituierte auf, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Im Winter leben er und Rob in einem Haus auf dem Land, das ihm gehört, denn im Sommer verdient er genug Geld, um während der kalten Jahreszeit nicht arbeiten zu müssen. Er hat erstaunlich gut handwerkliche Fähigkeiten, die er im Winter immer wieder unter Beweis stellen muss, wenn das Haus Renovierungen nötig hat. Auch sein Geschick im Umgang mit Waffen wie Schwert und Dolch ist sehr groß, aber er zieht es im Allgemeinen vor, Konflikte friedlich zu lösen. Beim Ausdenken von neuen Kunststücken und Tricks ist er kreativ, und so gelingt es ihm und Rob immer wieder, die Leute bei ihren Vorstellungen in ihren Bann zu ziehen.
Mary Cullen ist die Tochter des schottischen Schafzüchters James Cullen und seiner Frau Jura. Als Marys Mutter stirbt, beschließt ihr Vater, nach Anatolien aufzubrechen, um dort Zuchtschafe zu kaufen und nach Schottland auf ihren Besitz zu bringen. Mary ist für eine Frau sehr groß, hat rote Haare und viele Sommersprossen. Trotz des Staubs und des Drecks, der auf einer langen Reise anfällt, ist sie auf ihr Außeres bedacht, sie pflegt sich und hält ihre Kleidung sauber, denn sie achtet immer auf Ordnung. Dennoch scheut sie auch harte Arbeit nicht, die sie bedingt durch das Leben auf ihrem Gut in Schottland gewohnt ist. Sie ist intelligent und hat eine Schulausbildung genossen, was zu dieser Zeit ungewöhnlich für eine Frau ist. So findet sie sich in fast allen Lebenslagen zurecht und ist sehr anpassungsfähig, was man aus ihrem Verhalten nach dem Tod ihrer Mutter und auf der Reise schließen kann. Wenngleich sie ein wenig spitzzüngig ist, kann sie doch liebenswürdig und nett zu anderen Menschen sein. Sie wurde von ihrem Vater streng erzogen, hilft ihm bei den täglichen Arbeiten während der Reise und bekocht ihn. Auf dem Weg nach Anatolien lernt sie Rob kennen, sie verspürt aber erst nach einer gewissen Zeit Liebe zu ihm. Deshalb ist sie auch sehr enttäuscht, als Rob es vorzieht Medizin zu studieren, statt sie zu heiraten. Doch sie trifft Rob schon bald wieder, denn in der Nähe von Isfahan wird ihr Vater krank, und als Rob davon erfährt, eilt er sofort zu ihr, kann aber ihren Vater nicht mehr retten. Marys Liebe zu Rob ist noch so stark wie am Anfang, und so heiratet sie ihn und lebt mit ihm in Isfahan. Sie gibt sich dort jedoch nicht als Jüdin aus, weil sie eine extrem gläubige Christin ist, wohnt aber mit Rob im Judenviertel, und so wird sie dort zunächst argwöhnisch betrachtet. Doch durch ihre Flexibilität kommt sie zurecht, kann sich auch etwas integrieren und in Mirdins Frau Fara findet sie sogar eine gute Freundin. Aber nur durch ihre riesige Liebe zu Rob kann Mary das Heimweh besiegen, denn sie möchte mit Menschen, die ihre Religion ausüben und ihre Sprache sprechen, zusammenleben. Schon Bald wird Mary von ihrem Ehemann schwanger, worüber sie glücklich ist, und bekommt einen gesunden Jungen, den sie Rob James nennen. Nur widerwillig lässt sie zu, dass er um ihrer Sicherheit wegen nach jüdischem Brauch beschnitten wird, denn er soll ihrer Meinung nach von Anfang an ein Christ sein. Mary kommt mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter in Isfahan gut zurecht, während Rob arbeiten geht. Weil sich der König Persiens über diesen ärgert und somit sein Leben in Gefahr ist, muss Mary mit dem Schah den Beischlaf ausüben, um ihn zu besänftigen und damit den Kopf ihres Mannes zu retten. Dies bereitet ihr große Probleme, denn sie hatte Rob ewige Treue geschworen und außerdem findet sie den persischen Herrscher abstoßend und ekelhaft. Als sie kurz danach feststellt, dass sie wieder schwanger ist, und nicht weiß, von wem das Kind ist, betrübt sie dies ebenfalls. Deshalb wird sie auch leicht reizbar und etwas depressiv während der Schwangerschaft, aber mit Robs seelischer Unterstützung kann sie diese Phase überwinden, und gebärt Tam, einen zweiten Jungen. Als sie und ihre Familie einige Zeit danach die Rückreise nach Europa antreten, ist Mary überglücklich, weil sie sich zwar in Persien zurechtfinden konnte, sich aber nie richtig mit dieser ihr fremden Mentalität, Kultur und Religion anfreundet hatte. Auch in England fühlt sie sich nicht heimisch. Eerst als sie und ihre Familie wieder in Schottland auf dem Besitz der Cullens leben, ist sie rundum zufrieden und glücklich und schenkt dort noch einem Mädchen, das sie Jura Agnes nennen, und einem Jungen, Carrik Lyon, das Leben.
Meiner Meinung nach ist ,,Der Medicus' von Noah Gordon ein sehr spannender und interessanter, aber auch realitätsnaher Roman. Der Autor vermittelt auf fesselnde Weise das harte Alltagsleben im Mittelalter: ,,Am Morgen, nachdem der Kleine seinen Brei bekommen hatte und die anderen Gerstenbrot gegessen und etwas getrunken hatten, säuberte Rob den Herd unter dem runden Rauchloch, durch das, wenn es regnete, Tropfen zischend ins Feuer fielen.'
Man kann sich sehr gut in das Buch hineinversetzen, so dass man sich beinahe wie die Hauptperson Rob Jeremy Cole fühlt, während man es liest. Mir gefallen die exakten Beschreibungen der Personen, wodurch man sich diese leichter vorstellen kann. Wie fast in allen Romanen sind die Hauptpersonen als charakterstarke und liebenswürdige Menschen dargestellt, die fast nur gute Absichten haben, was sie teilweise zu Identifikationsfiguren werden lässt. Des Weiteren finde ich es sehr positiv, wie Noah Gordon die drei vorkommenden Religionen, das Christentum, das Judentum und den Islam, näher beschreibt. Dadurch lernt man als Leser diese Religionen zur damaligen Zeit kennen, erfährt ihre Bräuche und Riten und kann so als Angehöriger einer Religion Vorurteile ablegen, was ich persönlich für sehr wichtig für die Verständigung zwischen den verschiedenen Kultur- und Religionskreisen halte. Der Autor scheut zudem keine Tabuthemen, wie zum Beispiel sexuelle Handlungen, die vielen schwarzen Seiten des Mittelalters, usw. Deshalb entsteht in diesem Buch zu keinem Zeitpunkt ein verfälschtes Bild dieser Epoche. Es ist wird zwar keine wahre Begebenheit beschrieben, aber die gesamte Handlung könnte sich damals so abgespielt haben.
Schon am Anfang des Romans werden die Lebensweise und die Landschaft Englands sehr genau geschildert. Als sich die Handlung im Nahen Osten abspielt, setzt sich diese Erzählweise eindrucksvoll fort. Jede wichtige Einzelheit in der Stadt und auf dem Land ist so dargestellt, dass man stets mitdenken kann, statt sich nur berieseln zu lassen. Die detaillierten Erzählungen über die Staatsformen in England und Persien, die Lebensgewohnheiten der Menschen aus den verschiedenen Religionen, die Kulturen, die Ernährung und die Freizeitbeschäftigungen haben einen starken Eindruck bei mir hinterlassen.
All dies wird zum Teil aus verschiedenen Perspektiven berichtet, wodurch die gegebenen Informationen vielseitiger werden. Ich finde des Weiteren interessant, wie die drei Religionen mit den Fortschritten der Medizin umgehen und wie Robert Jeremy Cole sich teilweise über ihre Gebote hinwegsetzt, um der Medizin zu dienen und sie voranzubringen. Er seziert beispielsweise Tote, um Erkenntnisse über die inneren Organe des Menschen zu gewinnen, obwohl dies in beiden Religionen strengstens untersagt ist.
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