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Heldenplatz - Theater,Realitatsbezug

"Heldenplatz"

- ein Theaterstück von

Thomas Bernhard


Aufgabe:

Theater => Realitätsbezug


Inhaltsverzeichnis:





Inhaltsangabe


Personen


Art des Theaterstückes


Bezug zur Realität

a)        allgemein

b)        1. Szene

c)        2. Szene




Inhaltsangabe:


50 Jahre nach den Jubelrufen, anlässlich des Einmarsches Hitlers auf dem Heldenplatz 1938, versammeln sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster und deren engsten Freunde nach dem Begräbnis von Professor Josef Schuster. Von Oxford auf seinen Lehrstuhl in Wien zurückgekehrt, gibt es für "den Professor" keinen anderen Ausweg als Selbstmord in der Nähe des Heldenplatzes, von welchem seine Frau ständig das Jubeln der Masse hört.

Politisch-moralisch-geistige Verhältnisse Österreichs werden im Familienverband diskutiert.

Nur durch die regelrechte Übertreibung der politischen Verhältnisse, gelang es Thomas Bernhard die Gegenwart zu ihrer Kenntlichkeit zu verhelfen, sodass dem Leser die Ohren geöffnet werden und das  Lachen vergeht.



Personen:


ROBERT SCHUSTER; PROFESSOR, Bruder des verstorbenen Professors Josef Schuster;

ANNA und

OLGA, Töchter,

LUKAS, Sohn,

HEDWIG, genannt Frau Professor, die Frau des Verstorbenen,

PROFESSOR LIEBIG, ein Kollege,

FRAU LIEBIG

HERR LANDAUER, ein Verehrer,

FRAU ZITTEL, die Wirtschafterin des Verstorbenen,

HERTA, sein Hausmädchen



3) Art des Theaterstückes:


Thomas Bernhards Hauptthema war stets die Beschädigung des einzelnen durch seine naturgegebene und gesellschaftliche Umgebung. Dieses naturalistische Theaterstück ist aufgebaut auf den Geschehnissen am Heldenplatz 1938, als Hitler am 15. März den anwesenden Wienern durch Jubelrufe den "Anschluss" Österreichs an Deutschland verkündet.

50 Jahre später, als sich die Familie Schuster im Kreise mit den engsten Freunden zusammensetzt werden Schuldige für den Selbstmord von Professor Josef Schuster gesucht.

In 3 Szenen wird die Schuld in der österreichischen Politik gesucht und diese wird aufs heftigste kritisiert, da sich die Verhältnisse, laut Professor Robert, in Österreich seit den letzten 50 Jahren verschlimmert haben.

Die Freundschaft Lukas` mit einer 2.klassigen Schauspielerin ist Anlass einer Diskussion über politische und gesellschaftliche Verhältnisse in Österreich. Unter anderem werden das Wiener Burgtheater, sowie das Theater in der Josefstadt, in ihrem Aufbau und deren Schauspieler kritisiert.



4) Bezug zur Realität:

a)    allgemein:


Rein geographisch gesehen, ist "Heldenplatz" die Spiegelung Österreichs.

Der Heldenplatz, der Volksgarten, Steinhof, Schalchham, Neuhaus,.. alles bedeutende Orte für das Stück selbst oder auch Thomas Bernhard.

Die historischen Hintergründe sind ohne Zweifel den österreichischen Geschichtsbüchern entnommen. Die dazu erfundene Geschichte, die Kritik an Österreichs debiler Mehrheit, den politisch aktiven Parteien (Sozialisten formt er um zu "ekelerregende Pseudosozialisten"[1]), entspricht Bernhards Erregung.














b)   1. Szene - Wohnung Professor Schuster, nahe Heldenplatz, dritter Stock


In der ersten Szene erzählt Frau Zittel, die Wirtschafterin des verstorbenen, dem naturgemäß stummen Hausmädchen Herta noch einmal beim Bügeln und Schuheputzen, was die längst weiß: des Professors Biographie. Ein Wiener Jude und Wissenschaftler, nach 1938 in die Emigration nach Oxford gegangen samt Familie. 1955 Rückkehr nach Wien, wegen der Musik. Wohnt dann  am Heldenplatz, wo Hitler einst Österreich heim ins Reich redete. Seine Frau, eine Essigfabrikbesitzerin, leidet unter der Wohnung, hört immer wieder des Führers Stimme und des Volkes Jubel, zieht sich zurück nach Steinhof, die nahe Wien gelegene Psychiatrie, ein für Bernhards Stücke schon klassisch gewordener Ort (siehe "Wittgensteins Neffe"- Stück von Thomas Bernhard). Vor der Entscheidung, wegen des sich verstärkenden Antisemitismus ein zweites Mal nach England zu emigrieren, hat sich der Professor aus dem Fenster auf den Heldenplatz gestürzt - ein Opfer noch nach 50 Jahren.


Die Emigration von Juden in andere, nicht besetzte Länder war im Zweiten Weltkrieg keine Seltenheit. So ist auch "der Professor" nach Oxford mit seiner Familie ausgewandert. Bernhard wollte den Antisemitismus heutzutage schildern, der keineswegs verschwunden ist, sonder stets aktuell ist. Was Bernhard hier darlegt ist vielleicht eine erfundene Geschichte, aber: mit wahrem historischen und geographischen Hintergrund.

Der Judenhass war und wird immer allgegenwärtig sein. Bernhard wollte nur die heutigen judenfeindlichen Verhältnisse demonstrieren, mit einer möglichen realen Handlung.



c)    2. Szene - Volksgarten


Professors Bruder Robert und seine beiden Töchter lassen sich bei der Rückkehr vom Begräbnis am Heldenplatz auf einer Bank nieder. Momentweise scheint die bedrückende Biographie von Wiener Juden nicht nur als ein Vorwand auf um loszuschimpfen. Aber merkwürdig rasch verliert Bernhard an solcher Eigenständigkeit, installiert Professor Robert - der eigentlich ein eher Sanfter, Zurückhaltender ist - als Double seines Bruder Josefs, des widerborstigen Grantlers, damit die Angriffslust gegen Österreich und Gott und die Welt losgehen kann.

"Vor achtunddreißig hatten sich die Wiener an die Juden gewöhnt gehabt aber jetzt nach dem Krieg gewöhnen sie sich nicht mehr an die Juden sie werden sich niemehr an die Juden gewöhnen Ich selbst wußte ja auch daß ich indem ich nach Wien gegangen bin in die Hölle gegangen bin"[2]. Dies ist ein typischer Ausruf von Professor Robert wie er die Gesellschaft und die Politik beschimpft.

Der Antisemitismus spielt in diesem Buch, sowie auch in der Realität eine sehr große Rolle, da Thomas Bernhard seit Gezeiten ein Gegner der heimlichen Nationalsozialisten in Österreich ist.

Mit "der Judenhaß ist die reinste die absolut unverfälschte Natur"[3] will Professor Robert die Scheinheiligkeit der österreichischen Bevölkerung hervorbringen, was auch Thomas Bernhards Meinung ist. "die Wirklichkeit ist so schlimm daß sie nicht beschrieben werden kann noch kein Schriftsteller hat die Wirklichkeit so beschrieben wie sie wirklich ist das ist das Fürchterliche" . Durch solche Textstellen will Bernhard uns klarmachen wie die Wirklichkeit ist. Vielleicht fühlte er sich berufen der heutigen Gesellschaft die Augen zu öffnen und ihr durch außenstehende Mittel wie dieses Buch, zu zeigen wie dieses scheinheilige Österreich wirklich ist. Durch solche Provokationen und Zitate wie "Am liebsten würden sie wenn sie ehrlich sind uns auch heute genauso wie vor fünfzig Jahren vergasen" , "Die Universitätslehrer in Österreich sind ja heute fast ohne Ausnahme Provinz" und "ich würde ersticken ohne die österreichischen Dreckblätter Sie ersparen sich Unsummen für Tabletten wenn sie sich schon in der Frühe gleich dem totalen Stumpfsinn der K r o n e n z e i t u n g und des K u r i e r ausliefern das bringt den Blutkreislauf schon in der Frühe in Raserei" wurde die österreichische Gesellschaft tatsächlich in Raserei versetzt. Sie wurde in Aufruhr versetzt und meiner Meinung nach ist es genau das was Thomas Bernhard mit diesem Theaterstück erreichen wollte, was ihm sichtlich sehr gut gelungen ist. Für ihn ist dieses Stück die pure Realität, eine kleine erfundene Geschichte bietet ihm den Vorwand, die Gesellschaft, die Politik und das Theater zu attackieren.

Die Gesellschaft fürchtet sich vor Thomas Bernhards "Heldenplatz", weil sie sich vor der Wirklichkeit fürchtet.








Aus "Heldenplatz", Seite 97, untere Hälfte

aus: "Heldenplatz", Szene 2, Seite 114, Mitte

aus: "Heldenplatz", Szene 2, Seite 114, oben

aus: "Heldenplatz", Szene 2, Seite 115, Mitte

aus: "Heldenplatz", Szene 2, Seite 115, unten

aus: "Heldenplatz", Szene 3, Seite 146, unten

aus: " Heldenplatz", Szene 3, Seite 123, Mitte






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