Die Handlung von Faust I.
Goethes Tragödie Faust I., welche 1808 veröffentlicht wurde, besteht aus einer dreiteiligen Eröffnung, der "Tragödie erster Teil", welche auch die "Gelehrtentragödie" genannt wird und der "Tragödie zweiter Teil", die auch die "Gretchentragödie" genannt wird. Diese Teile bestehen nochmals aus verschiedenen Kapiteln, in welche ich auch, aus übersichtlichen Gründen, den Hauptteil dieser Inhaltsangabe gliedern werde.
Der erste Prolog thematisiert das Verhältnis von Dichter und Werk: Goethe beschreibt die Wiederaufnahme seiner Dichtung und die Tatsache, nun für ein neues Publikum zu schreiben.
Im zweiten Prolog wird in Form einer Unterhaltung zu Theaterdirektor, Dichter und Schauspieler ("die lustige Person") dargestellt, welche unterschiedliche Ansprüche an das Drama gestellt werden. Der Direktor vertritt geschäftliche Interessen und teilt dabei auch die Ansicht des Schauspielers, dem es vorrangig um gute Unterhaltung geht. Im Gegenzug dazu beharrt der Dichter auf wahre Kunst, die auch der "Nachwelt" erhalten bleiben soll.
Als die Erzengel die Schöpfung Gottes preisen, entgegnet Mephistopheles, er sehe nur "wie sich die Menschen plagen" und beschuldigte den Herrn, die durch ihn verliehene Vernunft sei der Grund dafür. Auf den Verweis des Herrn auf Doktor Faust, der sich auf besondere Weise von der übrigen Menschheit unterscheidet, behauptet Mephistopheles, auch diesen verführen zu können. Der Herr geht darauf ein. Diese Vereinbarung bzw. Quasiwette bildet in ihrer einleitenden Funktion den Rahmen des Dramas.
Dem Monolog Fausts ist die große Gelehrtheit der Titelperson zu entnehmen, doch Faust erkennt, dass er das ersehnte "Weltverständnis" dadurch nicht erlangen konnte.
Er wendet sich der Magie zu, muss jedoch bei der Betrachtung der Zeichen des Makrokosmos feststellen, dass ihm diese menschliche Darstellung der Weltordnung nicht ausreicht. Auch bei der Beschwörung des Erdgeistes stösst Faust an seine Grenze der Welterkenntnis.
Wagner, der die Selbstgespräche des Doktors gehört hat, betritt den Raum. Er beginnt ein Gespräch über Redekunst und Erkenntnis. Mit seiner wissenschaftlich-trockenen und zudem aufdringlichen Art strapaziert er Fausts gespannte nerven, bis dieser ihn direkt zum Gehen auffordert.
Nachdem Wagner gegangen ist, nimmt Fausts Verzweiflung weiter zu. Er entdeckt Gift und ist willig, es zu nehmen, ob ihn nun "Sphären reiner Tätigkeit" oder aber das "Nichts" erwarten. Jedoch kommt es nicht soweit, denn die Osterglocken erklingen und Chorgesang setzt ein. Es ist nicht der Glaube, der Faust vor dem Selbstmord zurückhält, sondern die wachwerdende Erinnerung an seine Jugend.
Die Szene veranschaulicht die unbeschwerte Art des Volkes, das beim Osterspaziergang, teils sogar singend, dargestellt wird.
Auch Faust und Wagner geniessen den Frühling und den Anblick der vergnügten Menschen. Der Famulus beneidet den Doktor um die Anerkennung, die diesem durch das Volk zuteil wird. Doch Faust bedeutet sie wenig, denn er erinnert sich an eine Zeit der Hilflosigkeit der Medizin.
Im Laufe des Gesprächs wird abermals der Unterschied zwischen Wagners naiv-optimistischem Fortschrittsglauben und Fausts innerer Gespaltenheit und unstillbarer Sehnsucht, er nennt sie "innere Gespaltenheit", deutlich. Einerseits sehnt er sich nach weltlichen Freuden, nach Leben, andererseits träumt er von einem transzendenten Dasein. Wagner warnt Faust, böse Geister zu beschwören.
Gegen Abend fühlt sich der Doktor von einem schwarzen Pudel, der geheimnisvolle "Feuerstrudel" zieht, verfolgt. Doch Wagner bemerkt nichts Untypisches an dem Tier. Wie sich bald zeigen wird, handelt es sich bei dem Hund um eine Personifizierung von Mephisto.
Studierzimmer (I)
Wieder daheim geht Faust daran, seine Suche nach religiöser Offenbarung durch die Übersetzung des Johannesevangeliums fortzusetzen. Doch schon der erste Satz: "Im Anfang war das Feuer" bereitet ihm Schwierigkeiten. Er tauscht den Begriff "das Wort" zuerst mit "Sinn", dann mit "Kraft" und gibt sich schließlich mit "Tat" zufrieden.
Geheule und Gebelle machen den Übersetzer auf den mitgebrachten Hund aufmerksam, mit dem eine seltsame Verwandlung vor sich geht. Durch eine Zauberformel Fausts erscheint Mephisto gekleidet als Student, der sich selbst als "einen Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft" darstellt.
Faust erkennt die Chance, Mephisto festzuhalten, dem der Rückzug aus dem Zimmer durch ein sich dort befindliches Pentagramm verwehrt bleibt. Doch Mephisto geht (noch) keinen Pakt mit Faust ein, wie es dieser vorschlägt. Durch Geistergesang wird Faust in tiefen Schlaf versetzt, so dass Mephisto mit Hilfe einer Ratte, die den Drudenfuss benagt, fliehen kann.
Studierzimmer (II)
Als Mephisto in eleganter Kleidung zurückkommt, findet er Faust in einer selbstmörderischen Stimmung vor. Die Gelegenheit nutzend schlägt er einen Pakt vor.
Er, Mephistopheles, wird im Diesseits Faust dienen, wenn jener seinerseits dazu bereit wäre, den dienst für den anderen im Jenseits zu übernehmen. Doch Faust stellt die Bedingung, nur Mephistos Knecht zu werden, wenn Faust sagen wird: "Verweile doch! Du bist so schön!"
Nach der Besiegelung des Teufelspaktes mit Blut will Mephisto Faust die sinnlichen Freuden des Lebens zeigen und schlägt vor, zu vereisen. Während sich der Doktor umzieht, erscheint ein ratsuchender Schüler.
Mephisto, verkleidet als Faust, verwirrt den Schüler mit seinen Studienvorschlägen und Abraten von Studienfächern. Letztendlich propagiert er das Medizinstudium, indem er beschreibt, wie wenig Wissen es bedürfe und wie leicht es sei. Die Gunst der Frauen zu gewinnen.
Faust und Mephisto brechen nach dem Gehen des Schülers zur Reise auf, um "die kleine und die große Welt" zu sehen.
Zuerst kehren die zwei Reisegefährten in einem Leipziger Weinkeller ein. Hier betrinken sich derbe Männer aus dem Volk, singen und reizen sich gegenseitig. Mephisto verärgert sie, indem er nach ihrem Belieben Wein aus der Tischplatte zaubert, der sich erschreckenderweise in Feuer verwandelt. Faust scheint von dieser Szene nicht angetan, er möchte abreisen. Mephisto verschwindet mit ihm.
In der Hexenküche erfährt Faust, dass er einen verjüngenden Zaubertrank bekommen soll, was er zuerst ablehnt. Die Hexe, die den Trank zubereiten soll, ist noch nicht da.
Während Mephisto mit den Meerkatzen Unsinn veranstaltet, sieht Faust ein wunderschönes Frauenbild im Zauberspiegel.
Als die Hexe erscheint, erkennt sie ihren Meister Mephisto zunächst nicht und beschimpft ihn und die Meerkatzen. Nach ihrer Entschuldigung beeilt sie sich, den gewünschten Trank unter Zuhilfenahme des "Hexeneinmaleins" zuzubereiten. Nach der Einnahme des "Zaubersaftes" will Faust zurück zum Spiegel, doch Mephisto verspricht ihm "das Muster aller Frauen". Er fügt hinzu, dass Faut bald alle Frauen schön finden wird.
Faust erblickt Gretchen auf der Strasse und versucht, sie gleich für sich zu gewinnen. Sie lehnt seinen Annäherungsversuch jedoch ab. Hierauf wendet sich Faust zum ersten Mal an Mephisto, der ihm helfen soll, sie zu bekommen.
Mephisto muss seinen Befehlenden aber auf später vertrösten, denn die Unschuld und Gläubigkeit Gretchens machen ihm die Arbeit schwer. Faust bekommt aber das Angebot Mephistos, diesen Abend Gretchens Zimmer in ihrer Abwesenheit zu sehen. Mephisto will in der Zwischenzeit ein Geschenk für Gretchen beschaffen.
In ihrem Zimmer überlegt Gretchen, wer der Herr gewesen sein könnte, dem sie auf der Strasse begegnet ist. Faust geniesst nach ihrem Gehen die reine Atmosphäre des Zimmers und verliebt sich währenddessen immer mehr. Er will alleine sein. Nachdem Mephisto mit einem Schmuckkästchen zurückgekommen ist und es versteckt hat, gehen Faust und sein Diener. Gretchen gruselt es, als sie zurückkommt und sie singt die Ballade vom König in Thule, die von Treue bis in den Tod handelt. Vom entdeckten Schmuck ist sie begeistert.
Gretchen beschliesst mit ihrer Nachbarin Marthe, den Schmuck aus dem neuen Kästchen vor ihrer Mutter geheim zu halten. In diesem Augenblick kommt Mephisto und berichtet Marthe vom Tod ihres Ehemannes, der in Padua begraben liege. Marthe willigt ein, einen zweiten Zeugen (Faust) anzuhören, der den Tod des Handwerkers bestätigen soll. Während des Gesprächs macht Mephisto den Frauen geschickt Komplimente und bezeugt besonderes Interesse an Marthe.
Als Faust erfährt, dass er lügen soll, ist er empört. Mephisto aber führt ihm vor, dass er schon früher, als Gelehrter, Unwahres verbreitet hat. Ausserdem weist er Faust auf spätere Liebesschwüre hin. So gibt sich Faust geschlagen.
In Mathes Garten, während des vereinbarten Treffens erzählt Gretchen Faust von ihrer Familie. Ihr Vater und die Kleine Schwerster, um die sie sich gekümmert hat, sind tot, ihr Bruder ist Soldat. Gretchen berichtet von ihren Verpflichtungen im Haushalt, den sie mit ihrer Mutter führt. Faust und seine Angebetete gestehen sich ihre Liebe.
Währenddessen hat Mephisto grosse Mühe, Marthes Annäherungen durch geschicktes Vortäuschen von Ahnungslosigkeit auszuweichen.
Hier küssen sich Faust und Gretchen zum ersten Mal, doch schon drängt Mephisto zum Aufbruch. Gretchen überlegt sich, was Faust an ihr wohl finden könnte und schämt sich wegen ihrer Naivität.
Faust schwärmt wieder von der Natur, bis er sich an seine Begierden erinnert, die ihn einengen. Mephisto macht sich lustig +über ihn und erzählt von Gretchens Sehnsucht nach Faust. Dieser fühlt sich gegenüber Gretchen schuldig und hat Angst vor der Zukunft. Mephisto duldet diese Verzweiflung nicht.
Gretchen sitzt am Spinnrad und singt von ihrer unerfüllten Sehnsucht nach Faust.
Im Garten spricht Gretchen Faust auf etwas an, was ihr sehr wichtig ist: Die Religion. Faut glaubt, aus einem Gefühl heraus, nicht aber an die Dogmen des Christentums. Er betitelt Gott als "Allumfasser und Allerhalter", aber z.B. auch als "Glück" und "Liebe". Gretchen, die an der kirchlichen Lehrmeinung festhält, beunruhigt jenes zutiefst. Sie schildert zudem ein Unbehagen gegenüber Mephisto. Schliesslich kommt es soweit, dass Gretchen Schlaftropfen von Faust annimmt, die sie ihrer Mutter heimlich einflössen will, damit beide ungestört sein können. Mephisto hat die ganze zeit mitgehört und macht sich, nachdem Gretchen gegangen ist, über sie und ihr Verhältnis zur Religion lustig.
Schadenfroh erzählt Lieschen Gretchen den neuesten Klatsch über Bärbelchen: Diese wurde von ihrem Geliebten trotz eines erwarteten Kindes verlassen und wird dafür nun geächtet. Gretchen, die sich früher selbst an solchem Klatsch beteiligt hat, ahnt ihr eigenes Schicksal.
Gretchen hat niemanden, dem sie ihr Problem anvertrauen kann. Sie sucht Trost und Hilfe in einem Gebet zu Maria.
Valentin, Gretchens Bruder, hat von dem Tratsch über seine Schwester gehört. Er möchte seine Ehre durch die Tötung Fausts wiederherstellen. Vor dem Haus trifft er Faust in Begleitung von Mephisto, der, auf Gretchens Situation bezogen, ein äusserst zynisches Liebeslied singt. Valentin greift Faust und Mephisto an, wird jedoch durch Fausts Klinge, die von Mephisto gelenkt wird, tödlich verletzt. Faust und Mephisto müssen vor der durch den Lärm angelockten Menschenmasse flüchten. Unter ihnen sind auch Marthe und Gretchen, die von ihrem sterbenden Bruder beschimpft und verflucht wird.
Aus lauter Verzweiflung besucht Gretchen eine Totenmesse. Dort quält sie ein böser Geist mit Gedanken an den Tod ihrer Mutter, welchen sie durch das Schlafmittel verursachte, an ihre Schwangerschaft und die kalte Reaktion ihrer christlichen Mitmenschen. Das Thema der Messe ist das Jüngste Gericht, bei welchem jeder Mensch von seiner gerechten Strafe heimgesucht wird. Dies ist zuviel für Gretchen, die daraufhin ohnmächtig umfällt.
Mephisto nimmt Faust mit zur Walpurgisnacht, ein alljährliches Hexenfest mit wilden Tänzen und sexuellen Exzessen. Mephisto fühlt sich dort sehr wohl und auch Faust lässt sich von dem wilden Treiben anstecken. Doch letztendlich hat Faust eine Vision, in der er ein blasses Kind sieht, das zwar Gretchen gleicht, jedoch tote Augen hat und um den Hals eine rote Schnur trägt. Mephisto drängt Faust dazu, sich ein Theaterstück innerhalb der Walpurgisnacht anzusehen.
Das handlungslose Theater zeigt die goldene Hochzeit des Elfenkönigpaares. Es werden dabei verschiedene Themen der Kunst, Literatur, Philosophie und Politik angerissen.
Faust hat erfahren, dass Gretchen im Kerker sitzt und ist ausser sich vor Verzweiflung, Schmerz und Wut. Er beschuldigt Mephisto für das Geschehene, doch dieser bleibt ungerührt, was Faust nur noch mehr in Rage bringt. Faust befiehlt Mephisto, Gretchen zu retten, der sich dann widerstrebend mit Faust auf den Weg macht.
Die kürzeste Szene des Dramas zeigt, wie Faust und Mephisto auf dem Weg zu Gretchen an einer Hinrichtungsstätte vorbeireiten.
Faust dringt in Gretchens Kerker ein, die dort sitzt, weil sie ihr neugeborenes Kind ertränkt hat und nun auf ihre Hinrichtung wartet. Die letzten Ereignisse hatten sie so wahnsinnig gemacht, dass sie Faust zuerst für ihren Henker hält. Erst als er laut ihren Namen ruft, erkennt sie ihn und glaubt an eine Rettung. Doch als Faust sie nicht küssen kann, kann und will sie nicht mit ihm fliehen, sondern als Busse für ihre Taten sterben. Als dann auch noch Mephisto erscheint und zum Aufbruch drängt, übergibt sie sich endgültig dem Gericht Gottes. Als Mephisto meint, sie sei gerichtet, tönt eine Stimme von oben herab, die besagt, dass Gretchen gerettet sei.
Mephisto und Faust verschwinden, während ihnen von innen eine Stimme Fausts Namen nachruft.
Das Drama Faust spricht verschiedene Problem der damaligen Zeit kritisch an, hat aber durchaus auch noch aktuellen Bezug zu unserer heutigen Zeit.
Quellen:
J. W. von Goethe - Faust. Der Tragödie erster Teil. Ernst Klett Verlag Stuttgart. 1. Auflage 2000
Andrea Komp - Lektüre Durchblick. Band 300. Mentor Verlag München. 5. Auflage 2000
Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen