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Roman - Jostein Gaarder Sofies verden deutsche Ubersetzung

Jostein Gaarder 'Sofies verden'

deutsche Übersetzung


Der Roman 'Sofies Welt, über die Geschichte der Philosophie' ist 1991 erstmals in Norwegen erschienen und ist 1993 von Gabriele Haefs übersetzt und im deutschen Sprachraum veröffentlicht worden. Gaarders Roman rangierte monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten.


Sofie Amundsen, ein 14jähriges norwegisches Mädchen, ist die zentrale Figur der Geschichte. Eines Tages erhält sie nämlich über den Postweg die erste Lektion eines Philosophiekurses. Der unbekannte Lehrer heißt Alberto Knox und dieser möchte Sofie mit Hilfe dieses Kurses die lange und für die Menschheit bedeutungsvolle Geschichte der Philosophie erklären. Die ersten Kapitel schreibt er in Briefe, die er Sofie auf geheimnisvolle Weise zukommen läßt. Doch er verwendet auch einmal ein Video als Medium seines Unterrichtes. Als Sofie ihrem Lehrer nachspioniert, treffen sich die zwei schließlich an bestimmten Orten, um dort in Gesprächen (=dialektisch) den Stoff gemeinsam zu erarbeiten. Nicht nur Sofies Mutter, sondern auch ihrer Freundin Jorunn und den Lehrern fällt auf, daß Sofie sich verändert. Zusätzlich zu dem Kurs kommen noch seltsame Postkarten und Botschaften von einem UN-Oberst mit Namen Albert Knag dazu, die jener Mann aus dem Libanon seiner Tochter Hilde schickt. Doch jedesmal erhält Sofie die Vordatierten Glückwünsche für Hildes Geburtstag. Aus den Karten erfährt sie, daß Hilde praktisch die gleichen Merkmale wie sie selbst besitzt. Hilde ist am selben Tag geboren, ihre Väter haben den gleichen Beruf,



Die Rätsel enthüllen sich schließlich, als man merkt, daß Sofie und Alberto nur Figuren einer von Albert Knag erfundenen Geschichte sind. Albert möchte dieses Buch seiner Tochter Hilde zum Geschenk machen!

Auch Sofie und Alberto entschlüsseln das Geheimnis, als sie mit ihrem Kurs in die Neuzeit gekommen sind. Alberto stellt nämlich wegen der zahlreichen Ereignisse eine gewagte These auf. Er meint, daß sie alle nur erdachte Figuren in einer Geschichte seien. Diese Behauptung erweist sich letztendlich als richtig, denn Alberto und Sofie entkommen der Geschichte bei Sofies Geburtstagsfest und gelangen in die reale Welt. Dort leben sie neben anderen Gestalten aus der Literatur in einer unsichtbaren Dimension weiter.


Dem Autor dieses lehrreichen Buches ist es offensichtlich ein Anliegen, die Geschichte und die Inhalte der Philosophie seiner Leserschaft näherzubringen. Gaarder behandelt vor allem die gedankliche Weiterentwicklung der Gelehrten und die Einflüsse der jeweiligen geschichtlichen Hintergründe. Er bezieht sich auch ganz besonders auf die Auffassungsunterschiede von Ideen einzelner Philosophen einer Epoche und erzählt auch von Kritik, Bestätigung und Zweifeln. Der erzählende Lehrer Alberto verhält sich eigentlich immer objektiv und sachlich, läßt aber bei den forschenden Fragen seiner Schülerin immer wieder auch seine Ansichten einfließen. Ein Hauptziel des Buches ist es, den Menschen kritisches Denken und die Auseinandersetzung mit der Umwelt beizubringen. Im geschichtlichen Überblick über die Themen fällt auf, daß zunächst die Naturphilosophie (Physik, Mathematik) ein Hauptanliegen war. Dann widmeten sich die Weisen immer mehr den alltäglichen Dingen. Im Laufe der Zeit wechseln die Gebiete von Religion, über die Rolle der Frau, die technische Entwicklung und Politik bis zur Sexualität und der Evolution des Menschen. Diese Strömungen zeigen besonders gut auf, wo die Interessen der einzelnen Zeitabschnitte lagen.


Dieses Buch, das ja über den Wechsel der Weltbilder berichtet, ist schwierig in eine präzise Schublade eines Weltbildes zu schieben. Besser ist es da zu fragen, wo das Motiv des Autors liegt. Er vermittelt eine Vorstellung, daß es möglich sei, daß jeder Mensch philosophieren kann. Es sei demnach auch wichtig, daß man sich mit Hilfe von Fragen über die Welt Gedanken macht. So vermittelt Gaarder verschiedene, oft widersprüchliche Ansätze, wo man selber dann anknüpfen kann. Wie schon gesagt, es werden die Themen zumeist wertfrei und objektiv behandelt, was auf eine weltoffene, kosmopolitische Einstellung des Schriftstellers schließen läßt. Leider vermisse ich aber Kapitel über die Philosophie in anderen Großkulturen außerhalb unseres europäischen Kulturkreises. Doch das würde sicherlich den Rahmen des Buches sprengen.

Sofies Philosophieleher verwendet einige Methoden und Medien für seinen Unterricht. Schreibt er zunächst seitenweise Briefe, redet er dann öfter mit Sofie am Telefon oder persönlich in seiner Wohnung oder einem zum Thema passenden Ort. Schlußendlich hält er auch eine Rede an Sofies Geburtstagsfest. Doch die Methode der Dialektik herrscht vor. Das ist jene Art zu unterrichten, bei der der Lehrer mit seinen Schülern die Themen und Probleme gemeinsam behandelt und dazu eine bestmögliche Lösung sucht und findet. Auf keinem Fall möchte der Lehrer aber den Schüler zu seiner Ansicht überreden, sondern bietet logische Möglichkeiten an. In dem Buch kommt es auch zu einem Wechsel der erzählenden Personen. Grundsätzlich spricht ein Erzähler, doch mischen sich Sofie und Hilde als Kommentatoren und natürlich Alberto als Lehrer ein.


Klarerweise ist eine sprachliche Untersuchung bei Übersetzungen generell schwierig, da man ja nicht vollständig auf das sprachliche Feingefühl des Schreibers schließen kann.

Jedenfalls kann man aber sagen, daß Gaarder die verschiedenen Erzählperspektiven nach charakteristischen Stilen ordnet. Sofie und Hilde sprechen in einer für Jugendliche passenden Sprache. Sofie stellt bohrende Fragen und beginnt aus ihrer Sicht heraus zu philosophieren an. Alberto kommuniziert mit Sofie in einer sehr vertrauten, fast freundschaftlichen Weise, doch sobald er über die Philosophie zu sprechen beginnt, verfällt er in einen sachlichen, ja fast lehrertypischen Tonfall, bringt aber auch oft sehr anschauliche Beispiel in den Unterricht ein. Hilde kommentiert auch, vergleichbar mit Sofie, oft das Gelesene (=Gelernte). Sofies Mutter spielt auch im sprachlichen Ausdruck die Rolle eines einsichtigen, aber besorgten Elternteils.

Beispiele: Sofies Fragen, wie 'Erklären!' oder 'Wie meinst du das?' oder 'Was glaubst denn du?', unterbrechen immer wieder Albertos Vortrag. Um Albertos Redestil zu skizzieren, müßte man wohl ein ganzes Kapitel zitieren. Doch ein Beispiel sei hier an dieser Stelle gegeben: 'falls (und ach! was für ein falls!) wir uns irgendeinen warmen kleinen Teich vorstellen könnten, indem alle Arten von ammoniak- und phosphorhaltigen Salzen, Licht, Wärme, Elektrizität und so weiter vorhanden wären, und daß sich darin chemisch eine Proteinverbindung bildete, die noch kompliziertere Veränderungen durchmachen könnte'; Hildes philosophische Fragen: 'Ob sie gerne in Norwegen erwachen möchte, ohne zu wissen, wo genau und wann? Im Mittelalter zum Beispiel - oder in einer Steinzeitgesellschaft vor 10.000 Jahren?'; Sofies philosophische Überlegungen: 'Sofie mußte an Kierkegaard denken, der gesagt hatte, das unverbindliche 'Geschwätz' sei das wichtigste Kennzeichen der Menge. Ob all diese Menschen im ästhetischen Stadium lebten? Oder gab es auch etwas, das für sie existentiell wichtig war?'


Sofie Amundsen ist gerade in diesem Alter, wo man beginnt, sich intensiv mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen beginnt. Genau hier hakt ja der Kurs zeitgerecht ein. Sofie ist eine sehr offene, spontane und kämpferische Persönlichkeit. Sie ist sehr interessiert an der Rolle der Frauen im Laufe der Geschichte. Sie gibt auch deutlich ihre Abneigung gegenüber einzelnen philosophischen Gedanken kund. Sie ist auch praktisch orientiert, weil sie alles Gelernte auch sofort im wirklichen Leben anwendet.

Alberto Knox ist da Ideal eines klassischen Philosophen. Er lehrt seine Schülerin Sofie nach antikem Vorbild und ist sehr daran interessiert, bei Sofie die philosophische Ader zu treffen. Man erfährt eigentlich nichts Näheres über seine Person und seine Vergangenheit, nur soviel, daß er offensichtlich ungebunden lebt und sein Dasein sich eher in der Schwebe befindet.

Hilde Knag kann man als Parallelfigur von Sofie in der realen Welt betrachten. Sie ist mit denselben Attributen ausgestattet und verhält sich auch ganz ähnlich wie Sofie. Auch sie findet Gefallen an dem außergewöhnlichen Philosophiebuch ihres Vaters, obwohl sie mit Sofie und Alberto Mitleid hat.


Mir persönlich hat das Buch im Nachhinein ganz gut gefallen. Es ist bestimmt kein Meisterwerk in Anbetracht der dürftigen Sprache und der an den Haaren herbeigezogenen Rahmenhandlung. Aber falls man etwas über die vielfältigen philosophischen Strömungen erfahren möchte, so ist dieses Buch bestens dafür geeignet. Es wäre ansich für Jugendliche ab 14 Jahren konzipiert, was aber sich nicht bestätigt, da der Leser im Laufe des Lesens der langen Geschichte Ausdauer und Geduld zeigen muß!






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