Stefan Zweig: SCHACHNOVELLE. S. Fischer Verlag AB, 1969
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1.) Inhaltsangabe:
Die Geschichte spielt 1941 zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und prangert die Brutalität des faschistischen Regimes an und entlarvt die nationalsozialistischen Terrormethoden.
Der Erzähler befindet sich direkt vor der Abfahrt eines Passagierdampfers von New York nach Buenos Aires. Er wird von seinem Freund darauf aufmerksam gemacht, dass sich der große Schachweltmeister Centovic ebenfalls an Bord des Schiffes befindet. Sein Freund berichtet ihm weiters, dass Herr Centovic zwar eine berühmte Schachgröße ist, seine Welt sich allerdings auf ein Schachfeld von 64 Feldern und 32 Figuren reduziert. Er sei, wie man unter vorgehaltener Hand spricht, ein minderbemitteltes Kind gewesen und kaum im Stande gewesen, einen richtigen Satz auszusprechen. Oft sei er einfach nur teilnahmslos dagesessen und habe dem Pfarrer, seinem Erzieher, beim Schachspielen mit einem Freund zugesehen. Als er einmal die Chance bekommen habe, gegen einen Gendarmeriewachtmeister, der beim Pfarrer zu Besuch gewesen war, eine angefangene Partie fertigzuspielen, habe Mirko zum Erstaunen des Gastes bejaht. Mirko habe durch das bloße Zusehen die Kunst des Schachspielens so gut erlernt, dass er sofort im Stande gewesen sei, den Gendarmeriewachtmeister zu schlagen. Nach ein paar Anläufen soll es auch kein Problem mehr für ihn gewesen sein, selbst den besten Spieler der ganzen Umgebung zu schlagen. Mit achtzehn Jahren war er bereits ungarischer Meister und mit zwanzig eroberte er die Weltmeisterschaft.
Auf diesen Bericht seines Freundes hin wird der an sich an Schach nicht besonders interessierte Erzähler von Neugierde gepackt. Er beschließt, an Bord des Schiffes mit Centovic Bekanntschaft zu machen. Dieser Versuch entpuppt sich allerdings als äußerst schwierig. An Bord lernt er einige neue Freunde kennen, unter ihnen befindet sich auch der schottischer Tiefbauingenieur namens McConnor, und mit ihm zusammen gelingt es ihm schließlich, Centovic gegen ein Honorar zu einer Partie zu bewegen. Diese geht erwartungsgemäß verloren. Als die zweite Partie auch schon verloren scheint, mischt sich ein Unbekannter plötzlich in das Spiel ein und durch Vordenken von mehreren Zügen gelingt es ihm noch ein Unentschieden herauszuholen. Auf die Frage der Erzählers hin, woher er seine so guten Schachkenntnisse besitze, gibt er folgende Antwort:
Er war für mehrere Monate von den Nazis in ein Hotelzimmer eingesperrt und wurde nur bei Verhören in einen anderen Raum gebracht:
' niemand kann schildern, kann messen, kann veranschaulichen, nicht einem andern, nicht sich selbst, wie lange eine Zeit im Raumlosen, im Zeitlosen währt, und keinem kann man erklären, wie es einen zerfrißt und zerstört, dieses Nichts und Nichts und Nichts um einen, [] immer das Schweigen, [] immer dieselben Gedanken, die im Nichts um das eine kreisen, bis man irre wird.' (S. 54f.)
Die Nazis wollten so durch geschickte Verhöre alle Namen der für sie gefährlichen Gegner aus ihm herausquetschen. Zu seiner Rettung gelang es ihm aber, vor einem Verhör ein Schachbuch zu stehlen. Die anfängliche Enttäuschung, nur ein Schachbuch gestohlen zu haben, schlägt dann aber in eine Schachsucht um. Emsig macht er sich daran, alle Partien der Schachmeister auswendig zu lernen und ist bald darauf im Stande, sie alle auswendig im Kopf nachzuspielen. Er verfällt durch diese einzige Ablenkung von der Realität allerdings in eine Art Schachfieber. Zuletzt wird er sogar verrückt und schlussendlich freigelassen.
Der Erzähler bittet ihn, doch am nächsten Tag eine Partie gegen Centovic zu bestreiten um unter seine Vergangenheit endgültig einen Schlußstrich zu ziehen. Dr. B. willigt ein und gewinnt die erste Partie auch. Die zweite muss er aber abbrechen, da er - Centovic lässt sich absichtlich immer länger Zeit- immer unruhiger und unbeherrschter wird und beinahe wieder in ein Schachfieber verfällt. Der Erzähler schließt:
'Nur ich wußte, warum dieser Mann nie mehr ein Schachbrett berühren würde,' (S. 95)
2.) Problematik und Thematik:
Die Erzählung ist um den Zweiten Weltkrieg herum aufgebaut. Auf der einen Seite wird die Brutalität des faschistischen Systems dieses Krieges dargestellt, verkörpert in der Person das Herrn Centovic, auf der anderen Seite steht Dr. B., der bewusst Widerstand leistet gegen das System, das keine Ausreißer und Widersacher zulässt. Dr. B. verkörpert überdies hinaus den menschlichen, sensiblen Typen. Herr Centovic hingegen versucht 'Ungeschickt und geradezu schamlos plump [] zum Gaudium und zum Arger seiner Fachkollegen aus seiner Begabung und seinem Ruhm mit einer kleinlichen und sogar oft ordinären Habgier herauszuholen, was an Geld herauszuholen [ist].' (S. 16)
Die Darstellungen der Hauprfiguren lässt folgende Charakterzüge erkennen:
Mirko Centovic |
Dr. B. |
die nationalsozialistische Gesinnung |
Die abendländische Kultur |
ungebildet |
gebildet, intelligent |
stumpfes, bäuerliches Erscheinungsbild |
organisiert |
geldgierig, arrogant |
bescheiden, freundlich |
verbissen |
locker |
einseitige Qualität (roboterhaft) |
umsichtig |
diktatorisch |
leise, sensibel, stottrig |
kühl |
einfühlsam; unruhig |
(alle Adjektiva wurden der Novelle entnommen)
Stellt man diese beiden Personen in eine Beziehung so erhält man, wie beim Schachspiel, eine Schwarz - Weiß Gruppierung, wobei Schwarz symbolisch für das Negative (Herr Centovic) steht, Weiß symbolisiert das Positive (Dr. B.).
Für Dr. B. stellte das Schachspiel einst während seiner Gestapohaft die Rettung in der Not dar. Rasch erlernte er alle Regeln und Künste dieses königlichen Spieles. Schach wurde für ihn zu einer wunderbaren Waffe gegen die erdrückende Monotonie des Raumes und der Zeit. (vgl. S. 64) 'das Schachspiel besitzt den wunderbaren Vorzug, durch Bannung der geistigen Energien auf ein engbegrenztes Feld selbst bei anstrengendster Denkleistung das Gehirn nicht zu erschlaffen, sondern eher seine Agilität und Spannkraft zu schärfen.' (S. 64) Leider, da Schach ja seine einzige Ablenkung von der Realität war, verfiel Dr. B. in ein Schachfieber. Und jetzt, da er schon wieder einige Monate frei ist, will er nichts mehr vom Schach wissen. Er schwört sich, nie ein Schachbrett anzurühren. Zu groß ist seine Angst, neuerlich in ein Schachfieber zu verfallen.
Erst durch das Zusehen bei der Schachpartie Centovic gegen McConnor und seine Freude entsinnt er sich, dass die Chiffren, mit denen er sich während seiner Exerzitien immer beholfen hat, doch nur Ersatz gewesen sind und Symbol für richtige, hölzerne Schachfiguren. (vgl. S. 80) Er merkt, dass ihn das Schachspiel doch noch immer nach all den Geschehnissen in seinen Bann zieht und fasziniert. Auf das Bitten und Betteln des Chronisten hin lässt sich Dr. B. letztlich doch zu einer Schachpartie allein gegen Herrn Centovic überreden, doch er bemüht sich gleich, keine großen Erwartungen unter den begeisterten Zuschauern zu wecken: ', erwarten sie wirklich nicht zu viel. [] ich zweifle jetzt immer mehr daran, ob jene [] Partien, die ich gespielt habe, tatsächlich regelrechte Schachpartien waren und nicht bloß eine Art Traumschach, ein Fieberschach, ein Fieberspiel, in dem wie immer im Traum Zwischenstufen übersprungen wurden.' (S. 81)
Als Herr Centovic nach der ersten Partie, die Dr. B. klar gewinnt, anfragt, ob noch eine Partie gewünscht ist, bejaht Dr. B. sofort. Der Chronist sieht das Funkelnde, Fieberhafte in seinen Augen und macht sich ernsthafte Gedanken, ob es für Dr. B. nicht gescheiter wäre, es bei dieser einen Partie bewenden zu lassen. Schon in der Endphase des ersten Spiels wird der krasse Gegensatz, die vollkommene Unterschiedlichkeit der beiden Spieler klar: Dr. B., der locker und unbefangen spielt und wohl auch um Etliches schneller kombiniert als sein Gegenüber und auf der anderen Seite Herr Centovic, der stumme, schwerfällige Spieler: 'Nachdenken schien bei ihm eine geradezu physische Anstrengung, die alle seine Organe zu äußerster Konzentration nötigte.' (S. 83)
Dr. B. ist der bessere Kombinierer, der seine nächsten Züge und vor allem die seines Gegners mit nur einem Blick flink erfassen kann; sein Gegner ist Hr. Centovic, der Kühle, der sich diesen Vorteil gegenüber Dr. B. eiskalt zu Nutze macht. Er erkennt, dass Dr. B. immer nervöser und ungehaltener wird, je länger das Spiel dauert und je länger er sich bei seinen Zügen Zeit lässt.
Letztlich hat er mit seiner Methode Erfolg- Sensibilität und Intelligenz unterliegen also Brutalität und primitiver Arroganz. Dr. B. verabschiedet sich mit aller Höflichkeit und bittet um Verzeihung für die Blamage. Er verbeugt sich und geht, auf die gleiche bescheidene und geheimnisvolle Weise, auf die er anfangs erschienen war.
Der Autor:
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und studierte an der Wiener Universität Philosophie, Romanistik und Germanistik. 1935 wanderte er aus Furcht vor den Nazis (er war Jude) nach England und danach nach Brasilien aus. Er unternahm viele Reisen, die ihn durch Europa, Indien und Nordafrika aber auch nach Nord- und Südamerika führten. Durch das viele Reisen versuchte er seine Angst und Depressionen (wegen der Flucht aus Österreich) loszuwerden. Genau das Reisen hat zu seiner geistigen und vor allem künstlerischen Entwicklung beigetragen.
Zweig gilt als einer der letzten großen Realisten der deutschsprachigen Literatur. Unter seinen von der Psychoanalyse geprägten Erzählungen ragt die Schachnovelle (1941) heraus. Berühmt wurden auch sein Werk Sternstunden der Menschheit (1927), wo Zweig die Leistungen von Menschen an historischen Wendepunkten ins Rampenlicht hebt, und seine Spätwerk Marie Antoinette (1932), das vom Vorabend der Französischen Revolution berichtet.
Die Schachnovelle erschien erst nach seinem Freitod (1942 - er hat sich vergiftet) im Jahr 1949. Sie gehört zu seinen schwierigeren Werken.
Aufbau der Erzählung:
Den zeitlichen Rahmen für die Erzählung bildet eine Schiffsreise von New York nach Buenos Aires im Jahre 1941 zur Zeit des Zweiten Weltkrieges:
Rahmenhandlung: |
Der Erzähler befindet sich an Bord eines Schiffes: Er vermittelt den beiden Schachgrößen Dr. B. und Herr Centovic eine Partie. Die Schachpartie dieser so unterschiedlichen Charaktere ist der krönende Abschluss dieser 'unerhörten Begebenheit' (Zitat Goethe). |
Die Vergangenheit des Herrn Centovic: |
Er wird als slawisches Waisenkind vom Pfarrer aufgezogen und wächst zu einer der Schachgrößen auf. Geistig ist er etwas zurückgeblieben. |
Die Vergangenheit des Dr. B. |
Dr. B. war für etliche Monate in Österreich von den Nationalsozialisten in Einzelhaft genommen worden und durfte sein Zimmer nur bei Verhören verlassen. Es gelingt ihm, vor einem Verhör ein Schachbuch stehlen. Er bringt sich das Schachspiel selbst bei, verfällt allerdings in eine Art Schachfieber und wird aus diesem Grund schließlich freigelassen |
Schiffsreise |
20 Seiten Hr. Centovic |
50 Seiten Dr. B |
10 Seiten Schachkampf |
Antritt der Schiffsreise des Erzählers |
Der Autor stellt Hr. Centovic während seiner Jugend und seine charakteristischen Wesensmerkmale dar (knapp 20 S.) |
Dr. B. und seiner Vergangenheit gehören gut 50 Seiten der Novelle |
Die letzten 10 Seiten sind dem großen Schachkampf gewidmet. |
Persönliche Einschätzung
Mir persönlich gefällt diese Novelle von Stefan Zweig besonders gut. Die Erzählung ist vom Anfang bis zum Ende spannend zu lesen. Besonders gefallen hat mir die Geschichte des Dr. B. . Man kann sich richtig gut in ihn hineinversetzen. Stefan Zweig besitzt eine besondere Gabe zu erzählen. Seine Schilderungen, was für eine Paradoxie es bedeutet, gegen sich selbst Schach zu spielen, sind an Spannung kaum noch zu übertreffen:
'Das Attraktive des Schachs beruht doch im Grunde einzig darin, daß sich seine Strategie in zwei verschiedenen Gehirnen verschieden entwickelt, daß in diesem geistigen Kriege Schwarz die jeweiligen Manöver von Weiß nicht kennt und ständig zu erraten und zu durchkreuzen sucht, während seinerseits wiederum Weiß die geheimen Absichten von Schwarz zu überholen und parieren strebt. Bildeten nun Schwarz und Weiß ein und dieselbe Person, so ergäbe sich der widersinnige Zustand, daß ein und dasselbe Gehirn gleichzeitig etwas wissen und doch nicht wissen sollte, daß es als Partner Weiß funktionierend, auf Kommando völlig vergessen könnte, was es eine Minute vorher als Partner Schwarz gewollt und beabsichtigt. Ein solches Doppeldenken setzt eigentlich eine vollkommene Spaltung des Bewußtseins voraus, ein beliebiges Auf- und Abblendenkönnen der Gehirnfunktion wie bei einem mechanischen Apparat; gegen sich selbst spielen zu wollen, bedeutet also im Schach eine solche Paradoxie, wie über seinen eigenen Schatten zu springen.' (S. 66 f.)
Anhand dieser Zeilen sieht man schon, was für ein außergewöhnlicher Erzähler Stefan Zweig ist. Es gelingt ihm, einem auf mehreren Seiten diese Absurdität des Schachspielens gegen sich selbst spannen und packend zu vermitteln.
Ich denke, dass das Schiff, das auf dem Atlantik treibt, eine symbolische Bedeutung hat. Es ist das Bindeglied zwischen Europa und Amerika. Der Kampf Hitlers, der den größten Teil Europas unterjocht hat, gegen Europa wird sozusagen stellvertretend für den Krieg auf dem Schiff ausgetragen.
Jetzt möchte ich noch ein wenig auf die verschiedenen Charaktere eingehen, die in diesem Buch aufeinandertreffen und sich im Schachspiel begegnen:
Die Personen:
Stefan Zweig hebt aus einer großen anonymen Menge der Passagiere nur drei Personen hervor. Um sie herum gruppieren sich 'Statisten' ohne größere Bedeutung; selbst der Erzähler, mit dem sich Stefan Zweig wohl größten Teils identifiziert, wird zum Statisten: Zweig war ebenfalls, wie der Erzähler, immer bestrebt, an allem Außergewöhnlichen teilzunehmen. Außerdem wird er als guter und vertrauenerweckender Freund und Zuhörer dargestellt.
Die erste der drei Personen ist McConnor, ein schottischer Tiefbauingenieur, der in Amerika zu beträchtlichem Reichtum gekommen ist. Er wir schon am Anfang der Novelle mit eindeutig negativen Merkmalen eingeführt, auch die Beschreibung seines Aussehens [' ein stämmiger Mensch mit starken, fast quadratisch harten Kinnbacken,'(S. 23)] lässt sofort erkennen, was für eine Abneigung Zweig gegen diese Sorte von Menschen hat. Auch werden seine Sprache und sein Verhalten als grob, direkt und unqualifiziert dargestellt. McConnor scheint sich für den Boss zu halten, der bezahlt und deshalb auch bestimmt was geschieht. Während sich der Chronist auch für den Menschen Dr. B. und seine Geschichte interessiert, ist Dr. B. für McConnor völlig gleichgültig. Er ist einfach sensationsgeil, es ist für ihn eine Genugtuung, hier einen richtigen Weltmeister Schachspielen zu sehen. Für ihn gibt es nur den Erfolg, Emotionen oder menschliche Schicksale haben für ihn keinen Stellenwert.
Herr Centovic, geboren als Sohn eines südslawischen Donauschiffers, wird nach dessen Tod als Waisenkind vom Dorfpfarrer aufgezogen. Trotz aller Bemühungen gelingt es dem Pfarrer weder, ihm Allgemeinbildung zu verschaffen, noch gelingt es ihm, dem kleinen Mirko das fehlerlose Schreiben beizubringen. Erst durch einen Zufall entdeckt der Pfarrer seine ungewöhnliche Schachbegabung. Es gelingt Centovic eine steile Karriere zu starten und bereits mit 20 Jahren ist er Schachweltmeister. Zweig schildert ihn zwar als einen ungewöhnlich begabten Schachprofi, doch schildert er auch seine sonstige Weltanschauung. Herr Centovic hat sein ganzes Leben damit verbracht, dem Schachspiel all seine Gedanken zu widmen. Ihm bleibt jeder Zugang zu eigentlichen Welt verschlossen. So wie für McConnor gibt es für den Materialisten Centovic nur den Erfolg, die persönlichen Schicksale und Tragödien von anderen Menschen lassen ihn kalt.
Dr. B. ist das genaue Gegenteil von Herrn Centovic. Einst besaß er eine unauffällige Anwalts-praxis, die in Wirklichkeit auf die Rechts- und Vermögensberatung großer Klöster ausgerichtet war. Doch als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde seine Geschäfte immer gefährlicher. Schließlich wurde er von einem NS-Spion entlarvt, von der Gestapo festgenommen und in Isolierhaft gesteckt. So wollten ihn die Nazis ohne körperliche Gewaltanwendung und mit geschickten Verhören zu einem Geständnis zwingen, in dem er alle, die für sie politisch gefährlichen Gegner, verraten sollte. Nur durch ein gestohlenes Schachbuch konnte er sich für eine Zeitlang vor dem Wahnsinnigwerden retten. Da er, gefangengenommen in Einzelhaft in einem weitgehend leeren Raum, keinen Zugang mehr zur Realität fand, war das Schach das einzige, was ihn am Leben hielt. Doch schon bald beherrschte er alle im Buch festgehaltenen Partien auswendig und begann, gegen sich selber imaginäres Schach zu spielen. Das brachte jedoch zwangsläufig eine Bewusstseinsspaltung mit sich, und barg ebenfalls die Gefahr des Wahnsinnigwerdens. Sein ganzes Leben baute sich nur noch um das Schachspiel herum auf, sogar seine Träume wurden vom Schach beherrscht.
Als er nun wieder frei ist aus seiner langen Haft, gelingt es ihm schließlich doch noch, unter seine Erfahrungen mit dem Schach und seinen Vergangenheit, einen Schlußstrich zu ziehen. Er muß seine Partie aufgeben, um sich vor der Gefahr, neuerlich in ein Schachfieber zu verfallen, zu schützen. Plötzlich entsinnt er sich, dass er nur durch den Abbruch der Partie den Weg in die Freiheit finden kann. 'Er verbeugte sich und ging, in der gleichen bescheidenen und geheimnisvollen Weise, mit der er zuerst erschienen.' (S. 94f.)
Ich halte alle drei Personen für glaubhaft und gut dargestellt. In diesem Sinne kann ich das Buch all denen bestens weiterempfehlen, die es noch nicht gelesen haben. Und denen, die es bereits gelesen haben, rate ich, es noch einmal zu lesen. Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre eines jeden gehören.
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