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Der Fremde von Albert Camus

Der Fremde

von Albert Camus


Camus wurde am 7.November 1913 in Mondovi in Algerien geboren und studierte Philosophie an der Universität von Algier. Nach einer Tuberkulose-Erkrankung mußte er sein Studium jedoch abbrechen. Dies war ein prägendes Erlebnis und hat sein Interesse für philosophische Fragen verstärkt. Danach arbeitete Camus als Journalist und Regisseur. Er schreib zahlreiche Beiträge für anarchistische Zeitungen.

1957 erhielt Camus den Nobelpreis für Literatur. Er befaßt sich in allen seinen Werken mit der Grundfrage der menschlichen Existenz. Seine Philosophie des Absurden steht der Philosophie des Existentialismus nahe. Er gehört mit Jean Paul Sartre zu den bedeutendsten philosophischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.

Am 4. Januar 1960 kam er bei einem Autounfall in Frankreich ums Leben.


Quelle: Encarta 98


Der Fremde (1942)                            Roman



Der Mythos des Sisyphos (1942)      Ein Versuch über das Absurde

Das Mißverständnis (1944)

Die Pest (1947)           Roman

Die Gerechten (1949)

Der Mensch in d. Revolte (1951)      Essay

Der Belagerungszustand (1948)

Der Fall (1956)

Das Exil und das Reich (1957)

Der glückliche Tod (1971)                wurde posthum veröffentlicht

Der erste Mensch                              wurde posthum veröffentlicht


Ein Fremder ist jemand, der einem völlig unbekannt ist, der aus einem anderen Ort kommt oder aus einer anderen Gegend stammt. Meursault verhält sich in seiner Stadt wie ein Fremder. Er ist ein Einzelgänger, der sich von der Gesellschaft zurückzieht, fleißig seine Arbeit macht und nur antwortet, wenn er gefragt wird.

Der einst verworfene Roman "Der glückliche Tod" kann nur sehr begrenzt als Vorstufe zu dem späteren Meisterwerk verstanden werden. Die Hauptperson des Romans "Der glückliche Tod" trägt den Namen Mersault. Mersault setzt sich zusammen aus den Wörtern "mer" (=Meer) und "soleil" (=Sonne). Die Veränderung des Namens des "Fremden" in Meursault bedeutet nicht nur eine Verwischung der Spuren, sondern auch eine Klangverschiebung von "mer" zu "meurs" (=stirb).

So verrät uns der Titel in Verbindung mit dem Namen der Hauptperson etwas über die Vorlieben der Hauptperson und das Ende des Romans.


(teilweise übernommen vom Nachwort Helmut Scheffels über den Roman "Der Fremde")


Der Roman setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Der erste Teil beschäftigt sich hauptsächlich mit der Gleichgültigkeit die Meursault gegenüber seinem Leben und dem anderer hat. Seine Einstellung gegenüber dem Leben vermittelt er dem Leser durch seine Aussage: "Alle gesunden Menschen wünschen mehr oder weniger den Tod derer, die sie lieben!"

Camus beginnt seinen Roman mit einem Satz, der den Leser vermuten läßt, daß die Hauptperson ein Kind ist,  nämlich mit dem Satz: "Heute ist Mama gestorben." Meursaults kindliches beziehungsweise krankhaftes Denken ist das zentrale Thema. Es wird gezeigt, daß intelligente und geisteskranke Menschen sich nur sehr wenig voneinander unterscheiden. Obwohl nie erwähnt wird, daß Meursault geisteskrank ist, weiß der Leser, daß er nicht normal ist. Dadurch, daß er nicht fähig ist sich zu verteidigen wird er vom Täter zum Opfer (Rollentausch).

Ein weiteres Thema, das sich ständig im Laufe der Handlung bemerkbar macht, ist das Wetter. Durch das Wetter werden die einzelnen Handlungen verdeutlicht.


Der Erzähler ist die Hauptperson selbst. Im ersten Teil des "Fremden" erscheinen die beschriebenen Szenen und Bilder als Aneinanderreihung ohne logische oder sinngebende Verknüpfung.

Der Ich-Erzähler nimmt alles gleich wichtig oder auch gleich unwichtig. Er hat keinen Überblick über die Ereignisse, an denen er beteiligt ist. Gerade dadurch wirkt das Erzählte aus ganz unmittelbarer Nähe gesehen.

Camus läßt den Gedanken des Erzählers freien Lauf. Ist im einen Moment noch die Rede von Maria, steht im nächsten Moment und ganz unerwartet irgendein Mann im Mittelpunkt, der nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat.

Kurz vor der Mordszene verändert sich der nüchterne Erzählton, steigert sich die Sprache und erscheinen Metaphern, die die Schlichtheit und Banalität des Alltäglichen in einen Erlebnisbereich erheben.


Und diesmal zog der Araber, ohne aufzustehen, sein Messer und ließ es in der Sonne spielen. Licht sprang aus dem Stahl, und es war wie eine lange, funkelnde Klinge, die mich an der Stirn traf. Im selben Augenblick rann mir der Schweiß, der sich in meinen Brauen gesammelt hatte, auf die Lider und bedeckte sie mit einem lauen, dichten Schleier.

Meine Augen waren hinter diesem Vorhang aus Tränen und Salz geblendet. Ich fühlte nur noch die Zymbeln der Sonne auf meiner Stirn und undeutlich das leuchtende Schwert, das dem Messer vor mir entsprang. Dieses glühende Schwert wühlte in meinen Wimpern und bohrte sich in meine schmerzenden Augen. Da geriet alles ins Wanken. Vom Meer kam ein starker, glühender Hauch. Mir war, als öffnete sich der Himmel in seiner ganzen Weite, um Feuer regnen zu lassen. Ich war ganz und gar gespannt, und meine Hand umkrallte den Revolver. Der Hahn löste sich, ich berührte den Kolben, und mit hartem, betäubendem Krachen nahm alles seinen Anfang. Ich schüttelte Schweiß und Sonne ab. Ich begriff, daß ich das Gleichgewicht des Tages, das ungewöhnliche Schweigen eines Strandes zerstört hatte, an dem ich glücklich gewesen war. Dann schoß ich noch viermal auf einen leblosen Körper, in den die Kugeln eindrangen, ohne daß man es sah. Und es waren gleichsam vier kurze Schläge an das Tor des Unheils."


Camus verwendet eine bildhafte Sprache, die es erleichtert den rasch aufeinanderfolgenden Geschehnissen zu folgen. Ein häufig auftretendes stilistisches Merkmal sind Vergleiche und besonders im zweiten Teil die Metaphern. (Dazu ein Beispiel auf Seite 100, kurz bevor das Urteil bekannt gemacht wurde: Dann hörte ich eine dumpfe Stimme im Saal etwas vorlesen. Als die Klingel wieder rasselte und die Tür zur Anklagebank aufging, türmte sich die Stille des Saales vor mir auf) Ein weiteres stilistisches auffallendes Merkmal sind die unüblichen Beiwörter: mein Herz füllte sich mit vergifteter Freude, empfänglich für die zärtliche Gleichgültigkeit, Camus ist ein Meister der Sprache, er kann mit einem einzigen kurzen Satz das ganze Vorher­gegangene zusammenfassen oder sogar aufheben. "Aus all diesen Steinen tropft ein Schmerz."


Meursault, die Haupgestalt dieses Romans, ist ein junger Mann, der fleißig, unermüdlich und treu seiner Firma dient. Er hat seinen Vater nie gekannt und seine Mutter ist erst kürzlich verschieden. Er hatte eine Zeitlang in Paris gelebt, wo er studierte, mußte sein Studium aber abbrechen. Meursault ist ein seltsamer Mensch, verschwiegen und verschlossen. Er ist unfähig und erklärt sich auch ausdrücklich für unfähig, mehr zu sagen, als er im Augenblick zu sagen hat, daß er niemals mehr mitteilen kann, als er unmittelbar empfindet, daß er nichts hinzufügen will, selbst wenn ihm das Schaden einbringt. Er geht mit einer Teilnahmslosigkeit durchs Leben, ohne Ehrgeiz und ohne Empfindung. Er legt keinen wert auf Freundschaft, er ist ein Einzelgänger, doch trotzdem wird er von allen geliebt.

Teilweise denkt er so absurd, daß es dem Leser schwer fällt sich mit ihm zu identifizieren.  Da heißt es etwa, als Meursault vom Begräbnis zurückkam und den Tod seiner Mutter in einem Gespräch mit Maria erwähnte: "Ich sagte ihr, Mama ist tot. Ich wollte ihr eigentlich sagen, daß ich nichts dafür könnte, aber dann habe ich doch nichts gesagt, weil mir einfiel, daß ich das schon meinem Chef gegenüber geäußert hatte."

Einerseits verhält er sich wie ein Kind, und andererseits ist er doch schon erwachsen.

Auf neue Situationen ist er gerne vorbereitet, denn es mangelt ihm an Spontaneität und Phantasie. Doch trotzdem weiß er immer einen Rat für andere, wenn diese mit einem Problem konfrontiert werden.

Während der elf Monate, die Meursault im Gefängnis verbringt, vollzieht sich jedoch eine entscheidende Wandlung . So wichtig auch weiterhin für ihn die unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmungen sind, der wechselnde Himmel oder die Gerüche der Jahreszeiten; - sie sind zwangsläufig äußerst reduziert, er ist gezwungen, über sein bisheriges Leben nachzudenken und Abstand zu gewinnen.


1231 Wörter






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