Maarten ´t Hart
Das Wüten der ganzen Welt
Der Autor:
geboren 1944 in Maassluis (Holland) als Sohn eines Totengräbers
studierte von 1962-1968 Biologie an der Rijks Universität Leiden, wo er von 1970 bis 1987 Dozent für Ethnologie war und 1978 promovierte
lebt heute als freier Autor mit seiner Frau in einem alten Schulhaus bei Warmond, mitten in den Poldern
1971 veröffentlichte er als Martin Hart seinen ersten Roman
1997 erschien sein Roman Das Wüten der ganzen Welt, der mittlerweile in der 6. Auflage vorliegt und demnächst verfilmt wird
weiter Werke: Die Netzflickerin, Die schwarzen Vögel, Bach und ich
Inhalt des Romans:
Prolog:
Unmittelbar nach der Kapitulation Hollands versuchen drei jüdische Ehepaare vergeblich, in einem Heringskutter nach England vor den in einem U-Boot auftauchenden Nazis zu fliehen. Die Flüchtlinge dürfen von Bord, ehe der Kutter versenkt wird.
Eigentliche Handlung:
Alexander Goudveyl, Sohn eines überaus geizigen Lumpenhändlers, wächst in einer
niederländischen Kleinstadt, genannt Hoofd, auf. Mit acht Jahren entdeckt er im
Lagerhaus seines Vaters einen Blüthner-Flügel und ein Buch zum Erlernen des
Klavierspiels. Die Musik wird seine Welt. Immer wieder muss Alexander
Hänseleien von Klassenkameraden und Jungen im Dorf erdulden, seine Familie und
er sind im Dorf nicht beliebt. Doch die Musik hilft ihm, seine Leiden zu
ertragen. Am 22. Dezember 1956 kommt es
jedoch zu einer entscheidenden Wende in seinem Leben. Es ist der Tag des
"Kreuzzuges", wie ihn die gläubigen Dorfbewohner nennen, an dem sie versuchen
wollen, die konfessionslosen Mitbürger zu einer Glaubensrichtung zu bewegen.
Während Goudveyl am Klavier im Lagerhaus des Vaters den Gesang der Gläubigen
begleitet, wird in seinem Rücken der Polizist Vroombout erschossen. Alexander
hat zu Vroombout eine besondere Beziehung, weil dieser zum einen gegen Geld
seine pädophilen Bedürfnisse an ihm ausleben wollte, zum anderen bot er ihm
Schutz vor den brutalen Klassenkameraden. Über diese Dinge darf jedoch in dem frommen
Dorf nicht gesprochen werden. Der Mord bleibt ungeklärt, die Polizei findet
keine Spur, die auf den möglichen Mörder hinweisen könnte. Von nun an verlebt
Alexander ein Leben in Angst und Schrecken vor dem Mörder, da er der einzige
ist, der den Mörder gesehen hat, wenn auch nur seine Umrisse.
Dreißig Jahre später erinnert sich der inzwischen erfolgreiche Komponist
Goudveyl an seine dumpfe Kindheit und Jugend im Hoofd, und an jenes
geheimnisvolle Verbrechen, das den Verlauf seinen Lebens mehr als alles andere
bestimmte. Die Suche nach dem Mörder wird zur Besessenheit, allein die Kenntnis
des Motivs verspricht Erlösung. Schließlich kommt Alexander dem Mörder nach
jahrelanger Suche doch noch auf die Spur, das Rätsel löst sich kompliziert auf,
denn der Mörder ist Alexanders leiblicher Vater, der damals mit auf dem
Fischkutter nach England fliehen wollte.
Das Ende bleibt zwar eigentlich offen, denn der Vater gibt nicht zu, dass er der Mörder war, und Alexander verrät ihm auch nicht, dass er sein Sohn ist, doch Hart lässt den Leser die Lösung ahnen, zumindest deutet alles darauf hin.
Die Person Alexander Goudveyl:
leidet als Kind unter den Hänseleien der Klassenkameraden, sucht Zuflucht bei Vroombout
verbringt seine Kindheit/ Jugend sehr zurückgezogen, das einzige, was für ihn zählt, ist seine Musik
leidet unter der Wahnvorstellung, dass Gott ihn töten will, was auf eine Bibelstelle zurückgeht, verbindet damit die Angst vor dem Mörder
("Unterwegs aber, da wo er übernachtete, trat ihm der Herr entgegen und suchte ihn zu töten" Exodus 4, Vers 24)
gibt nie auf, auch wenn die Polizei die Ermittlungen längst eingestellt hat, versucht immer wieder, den Fall zu lösen
findet sich selbst und seinen Ursprung durch das Lösen des Mordfalles
Motive:
die Musik: sie untermalt das Geschehen, gibt Goudveyl immer wieder Hoffnung und Auftrieb, "vertont" die Sprache
die Bibelstelle: sie taucht immer wieder auf, wenn Alexander Angst hat bzw. sich bedroht sieht; sie spiegelt die innere Verfassung wieder
Die Sprache:
Fachsprache, vor allem bezüglich der Musik, aber auch bez. der Astronomie
Übernahme von fremdsprachigen Wörtern in der Originalausgabe (deutsche und englische Begriffe) bzw. Übernahme holländischer Begriffe in der deutschen Ausgabe
Erzählsprache ist gehoben, was die auf die Bildung des Erzählers schließen lässt, direkte Rede ist umgangssprachlich
Erzählperspektive:
Prolog: Erzähler in der dritten Person, nahezu allwissend, objektiv
Eigentliche Handlung: Ich-Erzähler, der Leser dringt sowohl in die Gedanken- als auch in die Gefühlswelt der Hauptperson vor
Endfazit: HAMMERBUCH, unbedingt mal lesen!!! Superspannend und wunderschön geschrieben!!!!
Kleiner Auszug: "() Solange sich das Weltall ausdehnt, bleibt jeder Augenblick in einem Menschenleben bestehen, denn irgendein Fleckchen im Weltall ist genauso viele Lichtjahre von diesem Augenblick entfernt. Wenn du an jenem Fleckchen wärst und durch ein Fernglas zur Erde schauen könntest, würdest du dich selbst dort stehen sehen - am offenen Fenster, in der Sonne, für immer an den einen Punkt der Zeit festgenagelt, der niemals verlorengehen wird."
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