Das Parfüm (Die Geschichte eines Mörders)
Ein Roman von Patrick Süßkind
(Interpretationsarbeit)
Autor: Patrick Süßkind
Titel: Das Parfüm (Die Geschichte eines Mörders)
Erscheinungsort: Zürich
Erscheinungsjahr: 1985
Verlag: Diogenes
Der Hauptfigur des Romans ist Jean - Baptiste Grenouille, ein häßlicher Mensch ohne eigenem Körpergeruch. Ihm gelingt es durch Destillation von frischen Mädchenleichen einen Duft zu kreieren, der die Menschen dazu bringt ihn zu lieben, von der Hinrichtung freizusprechen und ihn letztendlich aufzufressen.
Jean - Baptiste Grenouille, ein Scheusal das sich nur aus Bosheit zum Leben entscheidet, wächst im 18. Jahrhundert in Paris auf und hat die ungewöhnliche Gabe Tausende von Gerüchen unterscheiden zu können. Er beginnt Parfümeur zu lernen und wird Geselle, zieht sich aber nach der Gesellenprüfung für einige Zeit in eine Höhle vor der Menschheit zurück. Als er zurückkommt beginnt er seine Versuche Leichen junger Mädchen zu destillieren.
Er stellt so ein Parfüm her, das so unbeschreiblich gut
riecht, daß ihn alle Menschen zu lieben beginnen und sogar seine Hinrichtung
als Massenmörder verhindern. Ein anderer wird gehenkt und er geht nach Paris,
wo er, nachdem er sich mit dem Parfüm übergossen hatte von dem
Friedhofsgesindel aufgefressen wird.
Patrick Süßkind wurde an 26.03.1949 in Ambach am Starnberger See geboren. Dadurch wuchs er in einer totalen Aufbauzeit auf. Er erlebte die Wirren der Nachkriegszeit und die damit verbundenen Veränderungen der Denkweisen.
Von der biographischen Situation des Autors ist leider nichts bekannt, da Patrick Süßkind sehr zurückgezogen lebt und selbst zu Preisverleihungen nicht erscheint.
"Das Parfüm" ist ein Roman der grundsätzlich einmal an einen Krimi, und somit an eine leichte Lektüre erinnert. Doch je länger man liest, desto deutlicher werden die Eigenheiten der Hauptfigur und es entwickelt sich eine komplexe und tiefgründige Geschichte. Und mit jeder Seite wird man weiter in die beklemmende damalige Zeit gestoßen.
Ich glaube der Autor wollte den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn darstellen und das Unverständnis bzw. die Brutalität mit der die Umwelt auf beide Extreme reagiert.
Außerdem spricht Süßkind etwas verdeckt aber doch offensichtlich das Streben nach Macht und Herrschaft an. Denn Grenouille faßt schon im ersten Teil des Buches den Entschluß "größter Parfümeur aller Zeiten" zu werden.
Das Werk beschreibt den Lebenslauf eines Außenseiters mit außergewöhnlichen Begabungen. Die Hauptfigur wird in seinem ganzen Leben niemals wegen seiner Persönlichkeit geliebt und hat keine Freunde. Gegen Ende kann Jean - Baptiste die Menschen allein aufgrund des Parfüms dazu bringen ihn zu beachten.
Der Roman spiegelt perfekt die Suche der heutigen Menschheit nach Perfektion wider.
Außerdem taucht unweigerlich die Frage nach der Schuld auf. Wer ist Schuld, daß Jean - Baptiste Grenouille zum Massenmörder wird? Ist es das soziale Umfeld oder ist es eine reine genetische Veranlagung? Wäre er auch zum Massenmörder geworden wenn er bei einer liebevollen Mutter aufgewachsen wäre? Er hat nie gelernt was gut und böse ist - kann man ihn dadurch überhaupt verurteilen?
Die Geschichte ist im 18. Jahrhundert zwischen Aufklärung und Absolutismus angesiedelt. Besonders beleuchtet wird die Kluft zwischen den ganz Armen, bei den Jean - Baptiste seine Kindheit verbringt, und den Bürgern der Mittelschicht zu denen zB sein Meister gehört. Die einen werden verurteilt und die anderen haben die Macht zu urteilen.
Patrick Süßkind verwendet sehr viele Adjektive, da er Gerüche und andere Sinneseindrücke eindrucksvoll beschreibt und ausbaut. Die Sätze sind komplex und verschachtelt aber leicht verständlich.
Im Gesamten schafft der ganze Roman eine distanzierte, kühle und nüchterne Atmosphäre, die perfekt zur abweisenden Persönlichkeit der Hauptfigur paßt.
Dieser Roman, der auch verfilmt wurde, war der größte Erfolg von Patrick Süßkind.
Mit diesem Werk spricht er ein breites Publikum an, da er einen unkonventionellen Antihelden als Hauptfigur auserkoren hat.
Doch vor allem aber jene, die auch bereit sind sich mit dem Buch auseinander zu setzten, und es öfter zu lesen werden auf immer neue, interessante Details stoßen und auch den tieferen Sinn besser verstehen.
Ich persönlich bin von diesem Werk stark beeindruckt, da es ein oft gebrachtes Thema neu beleuchtet. Außerdem ist es mitreißend und faszinierend geschrieben. Und Patrick Süßkind gelingt es, daß man für die - eigentlich unsympathische - Hauptfigur zuerst Mitleid und dann Sympathie empfindet.
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